MOS Technology SID

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Ein 6581er SID-Chip auf einem C64-Mainboard

Der MOS Technology SID (Sound Interface Device) ist ein programmierbarer 3-stimmiger Soundchip, der hauptsächlich in den Heimcomputern C64 und C128 von Commodore in den 1980er Jahren zum Einsatz kam.

Er gilt als bester Soundchip der 8-Bit-Ära. Vom Byte Magazin wurde er 1995 in einer Liste der 20 wichtigsten Chips der Computergeschichte aufgeführt. Entwickelt wurde der SID von Bob Yannes, der später die Firma Ensoniq gründete. Der SID ist mitverantwortlich für die typischen polyphonen Sounds, die das Homecomputerzeitalter charakterisieren.

Technische Eigenschaften

  • Hybridchip, teilweise digital, teilweise analog
  • 3 unabhängige Stimmen (Oszillatoren)
  • 4 teilweise kombinierbare digitale Wellenformen pro Stimme (Dreieck, Sägezahn, Rechteck mit einstellbarer Pulsbreite, Weißes Rauschen)
  • Grundfrequenzen von 0 bis 4 kHz
  • Hohe Auflösung der Grundfrequenz von 16 Bit
  • 3 kombinierbare analoge Filter (Tiefpass, Hochpass, Bandpass oder Kerbfilter mit einer 11-bittigen Grenzfrequenz und variabler Resonanz mit 4 Bit Auflösung, je Stimme einzeln zuschaltbar, 2-Pol Filter)
  • je Stimme einstellbare digitale Hüllkurve (ADSR)
  • Gemeinsame Lautstärkeregelung für alle Stimmen in 16 Stufen
  • Je Stimme einzeln einschaltbare digitale Synchronisation der Stimme mit der jeweils nächsten
  • Je Stimme einzeln einschaltbare digitale Ringmodulation von Dreieckswellen mit der jeweils nächsten Stimme
  • Stimme 3 am Ausgang unterdrückbar
  • eine externe analoge Stimme zumischbar und filterbar
  • 2 einfache A/D-Wandler

Vom SID gibt es drei Versionen, den älteren 6581 und die neueren HMOS-II Versionen 8580 und 6582. Der 8580 zeichnet sich vor allem durch klareren Klang mit weniger Störgeräuschen aus, jedoch funktioniert die oft auf dem 6581 verwendete Methode der Wiedergabe von 4Bit-Samples via Lautstärkeregister hier nicht mehr. Ein weiterer Unterschied besteht bei den Filtern. Während die Eigenschaften des Filters beim 8580 weitgehend den Spezifikationen entsprechen, weist der Filter des 6581 starke Nichtlinearitäten auf, die auch von Chip zu Chip stark variieren können. Der 6581 wurde in 5 verschiedenen Revisionen hergestellt. Der 6582 wurde nie in einem C64 oder C128 verkauft, aber teilweise als Ersatz für defekte 8580 verwendet, da er, wie der 8580, mit 9 V Spannung läuft im Gegensatz zum älteren 6581, der 12 V benötigt.

Aufgrund der hohen Popularität des C64 entstanden sehr viele Kompositionen für den SID, die heute zu den Klassikern der Computermusik gehören. Um diese Musik auch auf heutigen Computern abspielen zu können, entstand das SID-Dateiformat. Player für dieses Format gibt es für praktisch alle Plattformen (Win 95, Win 3.1, Linux, MS-DOS, Mac OS, AmigaOS, Atari Falcon, BeOS, OS/2 usw.). Bei diesen handelt es sich üblicherweise um einen Emulator des Prozessors und des Soundchips des C64. Wegen des halb-analogen Aufbaus des SID wurde eine exakte Emulation des Klangbildes bisher noch nicht erreicht. Deshalb gibt es auch einige Hardware-Synthesizer mit echten SID-Chips zur Klangerzeugung. Da der Chip seit Jahrzehnten nicht mehr hergestellt wird, haben findige Bastler einen hardwarebasierenden Emulator des SID auf der Basis eines Atmel AVR gebaut, genannt SwinSID. In der Nano-Version ist dieser nicht größer als ein normales SID-Gehäuse.[1]

Siehe auch

Literatur

  • Brian Bagnall: Volkscomputer - Aufstieg und Fall des Computer Pioniers Commodore. Hrsg.: Winnie Forster, Boris Kretzinger. Gameplan, Utting am Ammersee 2011, ISBN 978-3-00-023848-2 (en_US: On the Edge: the Spectacular Rise and Fall of Commodore. Übersetzt von Winnie Forster, Boris Kretzinger).
Commons: MOS Technology SID – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. [1] SwinSID Webpräsenz