Niederdeutsche Sprache

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Niederdeutsch

Gesprochen in

Deutschland, Niederlande, Dänemark,[1] Russland, Kasachstan, Kirgisistan, Kanada, Vereinigte Staaten, Mexiko, Belize, Brasilien, Bolivien und Paraguay
Sprecher ca. 10 Millionen mindestens Passivsprecher, von diesen ca. 1–2 Millionen Muttersprachler bzw. gute Kenntnisse
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in Deutschland Deutschland[2]
Brasilien Brasilien (Pomerano ist offizielle Co-Amtssprache in Teilen des Landes)[3]
Anerkannte Minderheiten-/
Regionalsprache in
Deutschland Deutschland
Niederlande Niederlande
Sprachcodes
ISO 639-1

ISO 639-2

nds

ISO 639-3

nds
Ostfriesisch auch: frs
Westfälisch auch: wep

Niederdeutsche Dialekte in Deutschland seit 1945 (Auszug aus: Deutsche Dialekte). Darin ist mit „17 = Märkisches Platt“ das Platt in der „Grafschaft Mark“ gemeint.

Als nieder- oder plattdeutsche Sprache wird eine hauptsächlich im Norden Deutschlands (vgl. West- und Ostniederdeutsch) verbreitete westgermanische Sprache bezeichnet, die auch in den angrenzenden Regionen sowie im Osten der Niederlande beheimatet ist.

Das Niederdeutsche besteht aus einer Vielzahl unterschiedlicher Dialektformen und hat sich aus dem Altsächsischen entwickelt. Die Linguistik zählte ursprünglich auch die niederländischen Dialekte zum Niederdeutschen und begründete dies mit der Stammbaumtheorie. Das Niederdeutsche (als deutscher Dialekt bzw. als deutsche Dialektgruppe gewertet, obgleich es eine eigenständige westgermanische Sprache darstellt) bildet zusammen mit den hochdeutschen und niederländischen Dialekten ein kontinentalwestgermanisches Dialektkontinuum.

Die niederdeutschen Dialekte weisen Ähnlichkeiten mit dem Englischen und dem Friesischen auf, die auf der gemeinsamen Herkunft dieser Sprachen beruhen. Wie bei Mittel- und Oberdeutsch lässt sich der Begriff Niederdeutsch geografisch herleiten: Das Niederdeutsche bezeichnet Sprachformen, die in den „niederen“ (nördlichen) Regionen Deutschlands beheimatet sind.

Name und Status

Eigenbezeichnungen, Schreibungen und Aussprachen

Die übliche moderne Eigenbezeichnung ist Plattdüütsch, Plattdütsch, Plattdütsk, Plautdietsch und ähnlich, also „Plattdeutsch“. Der Ausdruck Platt bezieht sich nicht ausschließlich auf das Niederdeutsche, sondern wird auch im Westmitteldeutschen und in den Niederlanden gebraucht und bedeutet dort schlicht „Dialekt, gewöhnliche Umgangssprache“.[4]

Die Schreibung Plattdüütsch[5] nach Saß, der eine Rechtschreibung mit Blick auf Konventionen und Dialekte Niedersachsens und Schleswig-Holsteins formulierte, ist heute am weitesten verbreitet, weil diese Gebiete die größte Einwohner- und damit Sprecherzahl aufweisen. Im Ostniederdeutschen, das – möglicherweise durch die fehlende geographische Nähe zum Niederländischen – kaum Vokalverdopplung in der Schrift zeigt, ist die Schreibung Plattdütsch mit derselben Aussprache in Gebrauch.[6]

In Gebieten mit ursprünglich ostfriesischer Bevölkerung ist Plattdütsk üblich.[7] Bis heute wird in einigen Gebieten sk statt sch geschrieben. Daher kann die Aussprache von Plattdütsk variieren von [ˈplʌtdyːtʃ] über [ˈplʌtdyːtʃk] bis zur getrennten Aussprache von s und k als [ˈplʌtdyːtsk].

Die dem Niederpreußischen entsprungenen mennonitischen bzw. osteuropäischen und panamerikanischen Dialekte bezeichnen sich als Plautdietsch,[8] da in diesen Sprachvarianten kurzes altniederdeutsches /a/ unter bestimmten Bedingungen zu /au/ diphthongiert wurde.

Daneben wird auch Nedderdütsch, -düütsch, -dütsk, -düütsk verwendet, in den Niederlanden Nedersaksisch. Allerdings bezieht sich der deutsche Ausdruck Niedersächsisch im engeren Sinne nur auf die westlichen niederdeutschen Mundarten, die direkt auf das Altsächsische zurückgeführt werden und dem Ostniederdeutschen gegenübergestellt werden, das auch durch das Niederfränkische in der Zeit der Deutschen Ostsiedlung beeinflusst wurde. In ähnlicher Weise ist im Englischen Low Saxon als Synonym für Low German gebräuchlich, im engeren Sinne jedoch wiederum nur für die in den Niederlanden, Niedersachsen und Schleswig-Holstein gesprochenen Dialekte.

Geschichte der Bezeichnung

Aus der altniederdeutschen Zeit ist kein einheimischer Name für die altniederdeutsche Sprache belegt. In lateinischen Texten findet man den Ausdruck lingua Saxonica („sächsische Sprache“).[9] In der mittelniederdeutschen Zeit wurde das Niederdeutsche von seinen Sprechern oft düdesch oder to düde genannt, besonders als Abgrenzung gegenüber fremden Sprachen und gegenüber dem Lateinischen. So gab es in manchen norddeutschen Städten im 15. Jahrhundert die düdeschen schrifscholen im Gegensatz zu den gelehrten Lateinschulen.[9] Wenn man die eigene Sprache gegenüber dem Hochdeutschen oder dem Niederländischen abgrenzen wollte, konnte man Ausdrücke wie unse düdesch, sassesch düdesch oder moderlike sprake verwenden. Im 15. und 16. Jahrhundert waren Ausdrücke mit sassesch am gebräuchlichsten, vor allem sassesch oder sassesche sprake, später auch mit verdeutlichender Vorsilbe als nedder-sassesch. Seit dem 16. Jahrhundert findet man auch die Bezeichnungen nedderdüdesch und nedderlendesch.[9]

Im 17. Jahrhundert kommt die Bezeichnung Plattdeutsch auf, die im Folgenden sassesch usw. verdrängt und zum allgemeinen Namen für das Niederdeutsche wird. Dieser neue Name für das Niederdeutsche kommt aus dem Niederländischen. Der früheste Beleg befindet sich in einem Neuen Testament, das 1524 in Delft gedruckt wurde. In Titel und Vorwort heißt es, das Buch sei in goede platten duytsche verfasst, also in guter klarer Volkssprache (im Gegensatz zur weniger gut verständlichen Gelehrtensprache). Das niederländische Adjektiv plat „flach, eben“ bedeutet dabei nicht „unberührt von der hochdeutschen Lautverschiebung“ oder „vom flachen Lande“, sondern „klar, deutlich, jedermann verständlich“[9] im Sinn von „unverstellt, unbehindert“.[10][11]

Das Niederländische wurde teils noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts als „niederdeutsche Sprache“ (Nederduitsche Taal) bezeichnet, die niederländische reformierte Kirche hieß bis Mitte des 20. Jahrhunderts noch offiziell „Niederdeutsche reformierte Kirche“ (Nederduitsch Hervormde/Gereformeerde Kerk). Ein unabhängiger Zweig dieser protestantischen Kirche in Südafrika heißt bis auf den heutigen Tag offiziell Nederduitsch Hervormde Kerk van Afrika (siehe auch Niederländisch (Name)). Im heutigen Sprachgebrauch ist Niederdeutsch eher der Fachausdruck, während Plattdeutsch der volkstümlichere Ausdruck ist.[12]

Zur Stellung des Niederdeutschen

Der Status des Niederdeutschen ist in der Sprachwissenschaft umstritten. Es gibt eher historisch begründete Einschätzungen und solche, die mehr der jüngeren linguistischen Entwicklung Rechnung tragen wollen. Für eine Kategorisierung als Dialekt spricht das gegenwärtige formale Inventar sowie dessen funktionale Beschränkung in Folge eines gravierenden Sprachwandels, den Ulf-Thomas Lesle, Jan Goossens, Willy Sanders und Dieter Stellmacher beschreiben.[13] Demgegenüber steht die Selbsteinschätzung vieler Sprecher, die Niederdeutsch nach wie vor als eigenständige Sprache ansehen.[14] Das Niederdeutsche hat einen eigenständigen Wortschatz und eine Grammatik, die von der hochdeutschen erheblich abweicht. Anknüpfungspunkte zu diesen abweichenden Elementen finden sich im Niederländischen und Englischen. Niederdeutsch selbst teilt sich wiederum in verschiedene Dialekte auf.

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurden im Zuge eines Medienwechsels von der Mündlichkeit zur Schrift die plattdeutschen Dialekte als Literatursprache eingesetzt, so von Fritz Reuter, Klaus Groth und anderen. Thomas Mann verwendete in seinen Buddenbrooks das Plattdeutsche seiner Heimatstadt Lübeck nicht allein, um die Sprechweise der sogenannten kleinen Leute zu kennzeichnen. Tatsächlich war das lübische Niederdeutsch im Mittelalter lingua franca der Hanse gewesen, so dass sich wohl noch im 19. Jahrhundert ein Abglanz von Hochsprachlichkeit in den großbürgerlichen Kaufmannsfamilien bewahrt haben konnte. Anhand des Romans von Thomas Mann oder auch von Uwe Johnsons Romantetralogie Jahrestage kann man die Entwicklung des Niederdeutschen als gesprochene Sprache gut nachvollziehen. Als Reflex dieser Verschriftlichung und Literarisierung des Niederdeutschen hat sich eine niederdeutsche Philologie innerhalb der deutschen Philologie herausgebildet.

Nach Heinz Kloss handelt es sich beim Niederdeutschen heute um eine scheindialektisierte Abstandsprache, also – wegen der historischen Autonomie der Sprachentwicklung und der weiterhin genügend großen Unähnlichkeit zum Hochdeutschen – zwar um eine eigene Sprache, die aber trotzdem heute als deutscher Dialekt angesehen wird, da die standardsprachlichen Funktionen nun von der Dachsprache Hochdeutsch übernommen werden (Scheindialekt).[15] Die Auffassung, dass die Unähnlichkeit zwischen Niederdeutsch und Hochdeutsch genügend groß sei, um das Niederdeutsche als eigene Sprache (oder Abstandsprache) zu betrachten, ist jedoch in der Sprachwissenschaft nicht unbestritten. So hält Ulrich Ammon das Niederdeutsche für einen „Grenzfall der Ähnlichkeit, bei dem sich aufgrund der bisherigen, lediglich intuitiven Handhabung des Ähnlichkeitskriteriums nicht jeder Kenner der Sachlage gleich entscheidet“, erachtet jedoch wegen der Überdachung durch das Hochdeutsche und wegen der Selbsteinschätzung der Sprechenden eine Zuordnung des Niederdeutschen als Dialekt der deutschen Sprache für gerechtfertigt.[16]

Hochdeutsch-niederdeutsches Ortsschild in Aurich (niederdeutsch Auerk)

Das Niederdeutsche ist im Rahmen der Sprachencharta des Europarats in den Niederlanden (dort als Nedersaksisch) und in Deutschland offiziell anerkannt und geschützt. In Deutschland sind die diesbezüglichen Regelungen 1999 in Kraft getreten. In einigen bundesdeutschen Ländern gibt es gesetzliche Regelungen gegen die Diskriminierung des Niederdeutschen. So sind in Schleswig-Holstein die Behörden verpflichtet, Anfragen und Anträge auf Plattdeutsch zu bearbeiten, und berechtigt, auch auf Plattdeutsch zu beantworten. Der Bundesgerichtshof hat festgestellt, dass auch Patent- und Gebrauchsmusteranmeldungen beim Deutschen Patent- und Markenamt in München auf Plattdeutsch eingereicht werden können, sie werden allerdings als „nicht in deutscher Sprache abgefasst“ angesehen, bedürfen also einer Übersetzung.[17] Im Gegensatz zu der – wesentlich auf die Spezialnorm des § 4a GebrMG (parallel dazu § 35 PatG) gestützten – Rechtsauffassung des Bundesgerichtshofs in dieser Entscheidung gehen andere Juristen und Gerichte aber davon aus, dass der Begriff deutsche Sprache sowohl die hochdeutsche als auch die niederdeutsche Sprache einschließt; nach dieser Rechtsauffassung, die auch in Schleswig-Holstein vertreten wird, ist neben Hochdeutsch auch Niederdeutsch als Teil des Deutschen eine Amtssprache in Deutschland.[18] In der Freien und Hansestadt Hamburg gilt Plattdeutsch neben Hochdeutsch als faktische Amtssprache, weswegen Anträge, die in niederdeutscher Sprache in die Hamburgische Bürgerschaft, dem Landesparlament, eingebracht wurden,[19] auch auf Plattdeutsch im Plenum beraten werden.[20]

Schulfach

In Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern ist Niederdeutsch ein Schulfach im Wahlpflichtbereich. Hamburg war 2010 das erste Bundesland, das Niederdeutsch als reguläres Fach einführte, 2014 folgte Schleswig-Holstein, 2016 Mecklenburg-Vorpommern. Seit 2017 ist Niederdeutsch ein von der Kultusministerkonferenz anerkanntes mündliches und schriftliches Prüfungsfach im Abitur. Mecklenburg-Vorpommern ist bisher das einzige Land, das entsprechenden Unterricht in der Sekundarstufe II einrichtet.

Anzahl der Sprecher

In Deutschland

Die Anzahl an Niederdeutsch-Sprechern in Deutschland wird auf vier bis fünf Millionen geschätzt. Das Institut für niederdeutsche Sprache nannte 2009 2,6 Millionen Sprecher oder 14 Prozent der Bevölkerung in Norddeutschland, die „gut oder sehr gut Platt“ sprechen, sodass das Niederdeutsche „ohne Zweifel gefährdet“ sei.[21] Jan Wirrer beschreibt 1998 dagegen die Situation des Niederdeutschen zur Jahrtausendwende als hochgradig moribund.[22] Den Anteil derjenigen, die „mäßig“ gut Niederdeutsch sprechen, beziffert Möller in der zitierten Untersuchung auf 23 Prozent oder ca. 4,3 Millionen. Der Anteil erhöht sich um die rund 200.000 Plautdietsch-Sprecher in Deutschland. Passive Sprachkenntnis der niederdeutschen Sprache besitzen bis zu 17 Millionen Deutsche: Nach der bereits erwähnten Studie des Instituts für niederdeutsche Sprache sind es 75 Prozent der Bevölkerung im Sprachgebiet der niederdeutschen Sprache.[23]

Außerhalb Deutschlands

In den Niederlanden sprechen nach einer Erhebung aus dem Jahre 2003 rund 1,5 Millionen Menschen die dortigen Dialekte der niederdeutschen Sprache. In Dänemark spricht nur ein Bruchteil der deutschen Minderheit (ca. 20.000) Nordschleswigsch (oder Nordschleswiger Platt), einen Dialekt des Schleswigschen. Hinzu kommen weitere rund 300.000 Sprecher des Plautdietschen weltweit außerhalb Deutschlands, rund 300.000 Pommerschsprechende in Brasilien und eine unbekannte Anzahl von Niederdeutsch-Sprechern in weiteren Gebieten weltweit (unter anderem in den USA und Kanada bzw. Steinbach in Manitoba).

Sprachgeschichte

5. bis 11. Jahrhundert

Tafel an der Teufelsplastik in Gettorf (Schleswig-Holstein) mit einem Text zur niederdeutschen Legende vom Düvelstein

Als Niederdeutsch werden heute allgemein jene deutschen Dialekte bezeichnet, die sich sprachgeografisch nördlich der Benrather Linie befinden und die sich bis 1945 auch auf die Gebiete Pommerns und größtenteils auf Ostpreußen konzentrierten.[24]

Durch die Völkerwanderung breiteten sich die Sachsen – und damit auch ihre Sprache – von der Nordseeküste aus nach Süden, Südwesten sowie nach England aus. Die auf dem Kontinent verbliebenen Sachsen wurden von Beda Venerabilis als „Altsachsen“ bezeichnet; mit dieser Bezeichnung verbindet sich der Name „altsächsisch“ für die älteste Stufe desNiederdeutschen.Das Altsächsischebreitete sich über ein Gebiet aus, das die heutigen Regionen Holstein (ohne Ostholstein), Stormarn, Niedersachsen, Magdeburger Börde, Harz, Westfalen und die östlichen Niederlande umfasste. Im Wendland (Wenden wurden die Slawen von den Sachsen genannt) gab es noch jahrhundertelang ein slawisch-sächsisches Mischgebiet. An der Besiedlung des ostelbischen Koloniallandes waren, neben den Altsachsen, auch zahlreiche Siedler beteiligt, die aus den heutigen Niederlanden stammten.[25]

Die angelsächsischen Dialekte und das Altenglische weisen starke Übereinstimmungen mit dem Altniederdeutschen (Altsächsisch) auf, da die germanische Bevölkerung Großbritanniens ursprünglich im heutigen Norddeutschland beheimatet war. Aufgrund des starken Einflusses der von den dänischen und norwegischen Wikingern eingebrachten altnordischen Sprachelemente sowie der späteren französischen Sprachüberlagerung und der Erosion der englischen Grammatik während des Mittelalters haben sich diese Gemeinsamkeiten stark verringert, auch wenn die Verwandtschaft noch deutlich sichtbar ist. So hat das Englische seinen westgermanischen Grundcharakter nie verloren.

11. bis 17. Jahrhundert

Mit Beginn der Ostsiedlung (Ostkolonisation) breitete sich die altniederdeutsche, seit etwa 1225 mittelniederdeutsche Sprache weiter nach Osten aus. Neue, große Sprachlandschaften entstanden: Mecklenburgisch, Pommersch, Südmärkisch (Brandenburgisch), Niederpreußisch (nicht zu verwechseln mit der baltischen altpreußischen Sprache) und das Niederdeutsche in den Städten und auf den Gutshöfen im Baltikum und in Skandinavien. Außerdem verzeichnete das Mittelniederdeutsche Gebietsgewinne in Schleswig, wo es das Dänische und Nordfriesische nach Norden drängte, und in Ostfriesland, wo es das Ostfriesische verdrängte. So löste es im südlichen Schleswig das Angeldänische und das Eiderstedter Friesisch ab.

All diese neuen niederdeutschenSprachgebietesind sogenannte Kolonisationsschreibsprachen oder Kolonisationsmundarten, die einige Besonderheiten in der Grammatik und im Wortschatz aufweisen. So lautet der Einheitsplural der Verben noch heute in den Dialekten des Altlandes (des bereits in altsächsischer Zeit niederdeutschen Sprachgebiets) lautgesetzmäßig -(e)t. So heißt es anstelle des hochdeutschen wir machen, ihr macht, sie machen im Westniederdeutschen: wi maakt, ji maakt, se maakt. Im Ostniederdeutschen, im Schleswiger Platt und im ostfriesischen Niederdeutsch lautet das wiederum einheitliche Pluralmorphem hingegen -en, also wi maken, ji maken, se maken.

Titelblatt von Der Keyserliken Stadt Lübeck Christlike Ordeninge, der Kirchenordnung von Lübeck, 1531

In mittelniederdeutscher Zeit (ungefähr 1200–1600) entwickelte sich das Niederdeutsche zu einer bedeutenden Schriftsprache, die neben dem Lateinischen in Urkunden und Gesetzestexten verwendet werden konnte. Das Lübecker Niederdeutsch war die Verkehrssprache der Hanse (siehe Hansesprache) und lange Zeit die lingua franca des Nord- und Ostseeraumes. In der mittelniederdeutschen Schriftsprache liegen zahllose, bis in die Neuzeit hinein verfasste schriftliche Dokumente, Bücher und Urkunden vor. Eine große Bedeutung kam daneben theologischen Schriften zu. Ende des 15. Jahrhunderts existierten bereits mehrere Bibelübersetzungen in niederdeutscher Sprache (Kölner Bibel, Lübecker Bibel).

Die Bedeutung des Niederdeutschen als Schriftsprache nahm jedoch im 16. Jahrhundert ab. In der Reformationszeit stieg die Zahl der niederdeutschen Drucke anfangs an: So ist etwa die von Johannes Bugenhagen verfasste Lübecker Kirchenordnung auf Niederdeutsch geschrieben. Von Bugenhagen stammt auch eine niederdeutsche Fassung der Luther-Bibel.[26] Daran wird zweierlei sichtbar: einerseits die große Bedeutung des Niederdeutschen als Verkehrssprache für den gesamten norddeutschen Raum, so dass eine eigene Bibelübersetzung dafür notwendig erachtet wurde, andererseits die im Wesentlichen bereits erfolgte Unterordnung des Niederdeutschen unter das Hochdeutsche. Denn das Vorbild, die luthersche Bibelübersetzung, setzte sich selbst in Norddeutschland gegen die „bugenhagensche Konkurrenz“ durch. Die von Lübeck dominierte Hanse hatte damals ihre Blütezeit schon überschritten.

Zwischen 1345 und 1358 entstand mit der Hanse ein politisch-wirtschaftlich motiviertes Bündnis, das von den norddeutschen Städten getragen wurde und dem auf dessen Zenit etwa zweihundert Städte, südwärts von Köln, Göttingen, Halberstadt bis Breslau, angehörten und dass ausländische Kontore in London, Brügge, Bergen und Nowgorod besaß. Führendes Zentrum bildete die Stadt Lübeck, deren Rechtstexte bis weit in den Osten ausstrahlten.[27]

In den nordgermanischsprachigen Ländern Dänemark, Norwegen und (mit Einschränkungen) Schweden stellte Niederdeutsch zur Zeit der Hanse eine wichtige Verkehrs- und Handelssprache dar, die auch an den Königshöfen gesprochen wurde. Diese Funktion, Sprache der Oberschicht zu sein, verlor es im 17. Jahrhundert an das Hochdeutsche.[28]

Um 1500 bestand im damaligen Deutschland die Gefahr, dass es sprachlich in zwei eigenständige Blöcke, dem nieder- und dem hochdeutschen Sprachgebiet mit zwei eigenständigen Schriftsprachen zerfiele. Das Niederdeutsche Lübecks hatte im Ersteren Vorbildcharakter und der sprachliche Gegensatz zwischen „oberlendisch“ und „niderlendisch“ war seit dem 13. Jahrhundert bezeugt.[29]

Infolge der Einführung des Hochdeutschen schlossen sich ab 1600 immer mehr norddeutsche Städte diesem an: Der formelle Sprachwechsel von Nieder- zu Hochdeutsch war beispielsweise in Berlin bereits Mitte des 16. Jahrhunderts vollzogen worden und bis ins 17. Jahrhundert war die Stadt und deren Umland durch eine niederdeutsch/hochdeutsche Zweisprachigkeit geprägt: Das Märkische der Stadt war zudem obersächsisch beeinflusst worden, wogegen das von den Berliner gesprochene Hochdeutsch mit niederdeutschen Elementen durchsetzt war.[30]

Durch den hochdeutschen Buchdruck wurde Niederdeutsch etwa ab der Mitte des 16. Jahrhunderts an vom Hochdeutschen als Schreib- und Drucksprache abgelöst, ein Prozess, der bis etwa Ende des 17. Jahrhunderts anhielt. Niederdeutsch wurde letztendlich nur noch gesprochen, erlitt dadurch eine allmähliche Redialektalisierung und wurde nicht mehr offiziell verwendet. Vielmehr wurde es ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts als „Plattdeutsch“ sozial stigmatisiert. Ist der schrittweise Wechsel von Mittelniederdeutsch zu ostmitteldeutschem Frühneuhochdeutsch (15./16. Jahrhundert) noch als Bilingualismus („Zweisprachigkeit“) zu werten, so galt im 17. und 18. Jahrhundert das Verhältnis zwischen Nieder- und Hochdeutsch soziallinguistisch als Diglossie. Hochdeutsch galt in bei den Niederdeutschen bis ins 19. Jahrhundert als sogenannte Berufssprache, die für öffentliche und überregionale Tätigkeiten verwendet wurde. Es galt damals eine ausgesprochene Männersprache.[31]

Die Vermischung von Nieder- und Hochdeutsch führte unter anderem auch zur Ausbildung des Missingschen, einer ausgesprochenen Mischsprache.

17. bis 19. Jahrhundert

1669 fand der letzte dokumentierte, und damit offizielle, Hansetag statt, der das Ende der Hanse als Städtebund einleitete. Nach dessen Niedergang begann der „Sprachenkampf“ zwischen dem Niederdeutschen, dass analog zum regional auftretenden Neuhochdeutschen Martin Luthers, Neuniederdeutsch [32] genannt wurde. Aufgrund des Schreibsprachenwechsels der norddeutschen Städte (und ihrer Kanzleien) zum Hochdeutschen fand, wie Heinz Kloss es formulierte, eine sogenannte Scheindialektisierung statt, in der das Niederdeutsche vielfach nur noch als gesprochene Sprachform existierte und dieses (in den Augen seiner Sprecher) als „Dialekt des Deutschen“ definierte.[33] Der Niedergang der Hanse verhinderte also, dass es in Deutschland zwei verschiedene Schriftsprachen existierten.[29]

Dem Sprachwechsel kam zudem entgegen, dass im Mittelniederdeutschen keine höfische Dichtung existierte, da das norddeutsche Fürstentum und der norddeutsche Adel diesbezüglich bereits vor 1650 stark nach „Oberdeutschland“, das heißt, nach dem hochdeutschen Sprachgebiet ausgerichtet waren.[34] Martin Luther selbst war ein Liebhaber des Niederdeutschen und bemüht, für seine Reformation auch niederdeutschsprachige Priester nach Norddeutschland zu schicken. Er scheiterte jedoch daran, dass es zu wenige von diesen gab, auf die er hätte zurückgreifen können. So oblag es vor allem Priestern aus dem mittel- und oberdeutschen Raum, die Reformation in Norddeutschland voranzutreiben, was dazu führte, dass in den norddeutschen Kirchen die Predigt nun auf Hochdeutsch gehalten wurde, was zahlreiche Beschwerden der betroffenen Gemeinden nach sich zog.[35] Denn bereits ab 1546 wurde in den lutherischen Gemeinden begonnen, die wenigen niederdeutschsprachigen Bibelübersetzungen durch hochdeutschsprachige zu ersetzen. Darüber hinaus erfolgte in den Jahren zwischen 1570 und 1642 in den Städten Paderborn, Braunschweig, Soest, Brandenburg an der Havel, Stettin und Flensburg die Ersetzung der niederdeutschen Schulsprache durch die hochdeutsche. Aber auch in auf den Kanzeln nahm das Hochdeutsche, wie bereits kurz angeführt, immer größeren Raum ein. So häuften sich beispielsweise in Mecklenburg ab 1535 die Beschwerden zahlreicher Gemeinden, dass die niederdeutschsprachigen Kirchenbesucher der hochdeutschen Predigt nicht folgen könnten – ein Zustand, der dort bis ins 19. Jahrhundert Bestand hatte.[36]

„Im Laufe des 16. und 17. Jh. setzte sich von Köln und Münster her zunächst teilweise das Hochdeutsche gegen das Niederdeutsche als Schriftsprache durch. Im territorialen Einflußbereich der spanischen Niederlande und der niederländischen reformierten Kirche (auch durch Glaubensflüchtlinge) sowie der Handelsbeziehungen der Niederlande zur deutschen Nord- und Ostseeküste, trat im 17. und frühen 18. Jh. in diesen Übergangsgebieten, auch in Ostfriesland, eine obrigkeitlich und kirchlich geförderte schriftsprachliche Niederlandisierung ein, teilweise kommerziell auch in den Hafenstädten Emden, Bremen, Hamburg und, durch wirtschaftlich bediengte Auswanderung, auch im westlichen Holsteinischen. (…) Im deutsch-niederländischen Grenzbereich wird ein grundsätzlicher sprachenpolitischer Unterschied zwischen der Epoche der Territorialstaaten und der Epoche der Nationalstaaten deutlich: Im 18. Jh. herrschte noch viel Liberalität beim Neben- und Übereinander verschiedener Sprachen. Bei Fortdauer niederdeutscher Grundsprache im mündlichen Verkehr der Allgemeinheit wurden die Schriftsprachen Hochdeutsch und Niederländisch je nach Empfänger(kreis) und Sachdomäne abwechselnd verwendet, selbst noch unter preußischer Herrschaft (ab 1713) im oberen Gelderland, wobei auch beide Kirchen das Niederländische gegen preußische Verhochdeutschung in Gottesdienst und Schule stützten.“

Peter von Polenz: „Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart“, Band III 19. und 20. Jahrhundert, S. 121

Die Verdrängung des Niederdeutschen als eigenständige Literatur- und Verkehrssprache des Nordens waren zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert noch nicht nationalistisch motiviert, sondern lediglich religiös (lutherisch-protestantisch) motiviert. Die Zurückdrängung des Niederdeutschen erfolgte zeitgleich mit der Zurückdrängung des ihm verwandten Niederländischen in den westlichen Gebietsteilen des preußischen Staates, die dort seit der napoleonischen Zeit verfolgt wurde.[37] Seine Ersetzung durch das Deutsche erfolgte ab dem 17. Jahrhundert rigoros durch kirchliche Institutionen, denen auch der Schulbetrieb oblag: So sind Zeugnisse aus dem Jahr 1611 bekannt, in denen unter anderem festgestellt wurde, dass auf Rügen zu jener Zeit niemand Hochdeutsch verstünde. In Osterfeld bei Husum wurde 1678 der dortige Küster abgesetzt, weil er nur im Gottesdienst nur plattdeutsch singen konnte oder wollte und 1750 beklagte der Theologe Johannes David Michaelis, dass es in Göttingen Bauern gäbe, die der hochdeutschen Predigt nicht folgen könnten und deshalb erwägten, das Niederdeutsche wieder als Kirchen- und Gesetzessprache wiedereinzuführen.[38]

Dabei hatte das gesprochene Hochdeutsche im niederdeutschen Sprachgebiet des frühen 16. Jahrhunderts eine gewisse Exklusivität besessen: Im Bereich der westfälischen Dialekte hatte der Schriftsprachenwechsel um 1650 im Großen und Ganzen stattgefunden und in der zweiten Phase (1580/90–1620) hatte sich das Hochdeutsche in der Schule und Kirche, im privaten Schriftverkehr sowie bei den westfälischen Juristen und Jesuiten bereits im 17. Jahrhundert in „medialer Diglossie“ auch als hochdeutsche Sprechsprache etabliert. Das westfälische Niederdeutsch blieb nur noch auf die sozialen Unterschichten, auf das Familienleben und auf die Frauen beschränkt.[39]

In Ostfriesland, Lingen, Tecklenburg, Geldern, Kleve und Rees, die nahe der deutsch-niederländischen Sprachgrenze lagen, begann ebenfalls ein ähnlich verlaufender Verdrängungsprozess. Doch vor der Übernahme des Hochdeutschen hatte sich dort, vor allem durch die zahlreichen reformierten Kirchengemeinden, das Niederländische als Kultursprache durchgesetzt. Dabei tendierten in Kleve die Katholiken zur flämisch-brabantischen Varietät, indes sich die Reformierten eher am Sprachgebrauch der benachbarten Ostniederlande orientierten. Vor allem Preußen setzte ab 1815 durch, dass das Niederländische (und damit verbunden die niederdeutschen Dialekte) durch das Hochdeutsche verdrängt wurde. Unterstützt wurde es dabei durch die lutherische Kirche.[40]

19. Jahrhundert bis heute

Der deutsche Frühnationalismus berief sich ursprünglich auf einen kulturell geprägten Nationalismus,[41] der sich im Laufe der napoleonischen Befreiungskriege politisierte; im Umkehrschluss der französischen Auffassung, dass ein Staat, der aus vielen Nationalitäten bestehend, nur eine offizielle Sprache benötigte, verband die damalige deutschsprachige Bildungselite diese Formel mit der Abstammung und deklarierte, dass eine Sprache ein Volk ausmache, was auch in einem gemeinsamen Staat leben müsse.[42]

In Folge des Wiener Kongresses konnte Preußen im damaligen Deutschland seine westlichen Gebiete mit dem ostelbischen Kernland vereinen, als ihm in Wien Westfalen und das gesamte Rheinland zugesprochen wurde.[43]

War Preußen jedoch lange Zeit durch Sprachtoleranz geprägt, so änderte es seine diesbezügliche Haltung ab 1815, indem es in seinem Staatsgebiet nur eine offizielle Sprache, in diesem Falle, das Hochdeutsche akzeptierte und begann, dieses konsequent durchzusetzen. Ein Ereignis, was vor allem in seinen niederdeutschsprachigen Gebietsteilen massive Folgen hatte. Zum preußischen Bestreben eine einheitliche Staatssprache zu haben, trat noch die fast gleichzeitig eintretende Industrialisierung und Urbanisierung, die den Gebrauch des Niederdeutschen zugunsten des Hochdeutschen immer mehr einschränkte. Durch den Zuzug fremdsprachiger Preußen insbesondere der späteren Ruhrpolen ins Ruhrgebiet stellte Hochdeutsch nun die einzige Verständigungssprache zwischen diesen und den Einheimischen dar.

Die Germanistik teilt Niederdeutsch heute allgemein den deutschen Dialekten zu und begründet dieses mit den Folgen der zweiten (hochdeutschen) Lautverschiebung: So sei das Niederdeutsche (oder Norddeutsche) von dieser nicht betroffen worden. Doch würden im engeren Sinne die ihm zugeordneten Dialekte aus der weiteren Betrachtung ausgeklammert, seien sie erst auf dem Weg, deutsche Dialekte zu werden.[44] Doch ist die Zuordnung des Niederdeutschen zum Deutschen (im Sinne der National- und Standardsprache) linguistisch betrachtet nicht gerecht, handelt es sich bei diesem weiterhin um eine eigenständige germanische Sprache.[45]

Im 19. Jahrhundert entdeckte die junge Germanistikdas Niederdeutsche wieder und beanspruchte dieses als ihr Forschungsobjekt, zumal Heimatdichter und Regionalautoren wie der Holsteiner Klaus Groth oder der Mecklenburger Fritz Reuter begannen, ihre Geschichten in den jeweiligen Heimatdialekt zu verfassen. Es entstanden darauf hin Diskussionen, wie das Niederdeutsche zu schreiben sei. Solle man bezüglich der Orthografie dem Niederländischen oder dem Hochdeutschen folgen? Oder solle man die Orthografie des Mittelniederdeutschen wiederbeleben? Man einigte sich erst 1919 in den Lübecker Richtlinien auf eine an das Hochdeutsche basierte Orthografie des Niederdeutschen, der 1935 eine neuniederdeutsche Rechtschreibung folgte.[45]

Die Bürokratisierung des gesellschaftlichen Lebens, die allgemeine Pflicht zum Besuch der in der Fremdsprache Hochdeutsch gehaltenen Schulen und nicht zuletzt seit Mitte des 20. Jahrhunderts der Einfluss der ausschließlich hochdeutschen Massenmedien förderten und festigten endgültig den Übergang der Bevölkerungsmehrheit zum Hochdeutschen als Gemeinschaftssprache.

In einem langen Prozess wurde das Niederdeutsche aus Kirche, Schule, Politik, Literatur und Wissenschaft verdrängt, ab dem 20. Jahrhundert auch aus den meisten Familien. Aber auch massive Zuwanderungen von Menschen aus anderen Dialekträumen nach dem Zweiten Weltkrieg haben zur Erosion der Sprache in den vergangenen 50 Jahren beigetragen.

Es gilt als unumstritten, dass Niederdeutsch einen großen Anteil an der Ausbildung der modernen deutschen Standardsprache hatte. Bereits im Hochmittelalter drangen, neben niederländischen, niederdeutsche Worte und Redewendungen ins damalige Deutsch ein. Vor allem zur Zeit der Hanse war der Einfluss auf die mittelhochdeutschen Dialekte am größten. Auch als internationale Seefahrer- und Handelssprache besaß Niederdeutsch seinen Rang gegenüber anderen Sprachen.[46]

Grenzen des Niederdeutschen

Historisches Sprachgebiet

Die nieder- und hochdeutschen Dialekte in ihrer historischen Verbreitung und die verschiedenen Einteilungsmöglichkeiten in die drei Hauptgruppen (Animation)

Das historische Sprachgebiet des Niederdeutschen erstreckte sich von der Nordseeküste bis nach Estland und umfasste nach einer inzwischen überholten Einteilung auch das Niederländische. Wegen der Vertreibung der deutschen Bevölkerung im und nach dem Zweiten Weltkrieg ist die niederdeutsche Sprache in den heute zu Polen und Russland gehörigen Gebieten weitgehend ausgestorben. Das auf friesisch-niederdeutsche Varietäten zurückgehende Plautdietsch der Russlandmennoniten hat sich hingegen von der Ukraine her in verschiedene Gegenden der Welt verbreitet und wird heute beispielsweise in den USA, in Mexiko, in Brasilien oder in Kasachstan gesprochen.

Heutiges Sprachgebiet und dessen allgemeine Abgrenzung

Niederdeutsch im heutigen Sinne umfasst die norddeutschen Dialekte Niedersächsisch (Westniederdeutsch) und Ostniederdeutsch. Als Südgrenze gilt entweder die Benrather Linie (maken/machen-Isoglosse) oder die ein wenig nördlicher gelegene Uerdinger Linie (ik/ich-Isoglosse). Die letzte umfassende Erhebung von 1984 zum Sprachstand des Niederdeutschen wies für die damalige Bundesrepublik Deutschland rund acht Millionen Sprecher der Regionalsprache aus. Für das Jahr 2006 waren maximal fünf bis acht Millionen Sprecher anzunehmen. Allerdings ist spätestens seit den 1960er Jahren ein massiver Rückgang der aktiven Sprecher zu konstatieren. Untersuchungen im Emsland und in der Grafschaft Bentheim haben ergeben, dass in den letzten beiden Jahrzehnten die Zahl der aktiven Sprecher unter den Kindern massiv gesunken ist und die aktive Beherrschung in den vergangenen Jahren bis auf verschwindend kleine Reste quasi erloschen ist.[47] Das Niederdeutsche hat sich vor allem in der Nähe der Nordseeküste als Nähesprache erhalten, insbesondere in Ostfriesland, im Elbe-Weser-Dreieck und in Dithmarschen.[48]

Die Varietäten im Nordosten der Niederlande gehören historisch gesehen zum Niederdeutschen. Linguisten kategorisieren sie als niedersächsische Varietäten in den Niederlanden, insofern als niederländische Dialekte. Das Niederländische als Dachsprache hat inzwischen einen erheblichen Einfluss auf die Aussprache der Varietäten, genauso wie umgekehrt die hochdeutsche Dachsprache auf die niederdeutschen Varietäten in Norddeutschland.[49]

Zuordnung des Niederländischen

Gebräuchliche Eigenbezeichnungen für das damalige Niederländische waren diets, duuts oder nederduitsch. Erst im 19. Jahrhundert wurde Letzteres in den Niederlanden ersetzt durch nederlandsch; als definierendes Ereignis für diesen Bedeutungswechsel kann die im Januar 1816 beschlossene Umbenennung der Niederländisch-reformierten Kirche von Nederduits Gereformeerde Kerk in Nederlands Hervormde Kerk betrachtet werden.

Das Neuniederländische begann nun, alle Dialekte in seinem Geltungsbereich zu beeinflussen und zu überlagern. Diese Überlagerung erfolgte jedoch in unterschiedlichen Graden. Heute gelten die niederländischen Dialekte in West- und Ostflandern noch am reinsten, und diese weichen stärker von der Hochsprache ab als beispielsweise die niedersächsischen Dialekte der Ostniederlande.

In vielen alten Sprachkarten des 19. Jahrhunderts[50], aber auch in zahlreichen Dialektkarten nach dem Zweiten Weltkrieg[51], erscheint das niederländische Sprachgebiet jedoch weiterhin dialektal als Teil des deutschen Sprachgebietes. (Zur Problematik der am deutschen Niederrhein gesprochenen Dialekte wird im nächsten Abschnitt hingewiesen.)

Hat diese Zuordnung eine traditionelle Berechtigung oder ist sie ein Zeichen deutsch(nationaler) Überheblichkeit? Um diese Frage zu klären, ist es vonnöten, einen Blick auf die Wortgeschichte „deutsch“, „niederdeutsch“ und „niederländisch“ zu werfen.

„Deutsch“ gilt als besonders vielschichtiger Begriff, und deutschsprachige Philologen waren bis in die jüngste Zeit bemüht, diese Vielseitigkeit aus dem Weg zu räumen. Ursprünglich bezeichnete es die germanische Volkssprache im Gegensatz zum Latein und es vergingen Jahrhunderte, bis es seine heutige Bedeutung bekam. Zur Zeit der Germanen existierten weder „deutsch“ noch „niederländisch“, sondern eine Reihe von mehr oder weniger verwandten Idiomen, welche heute unter dem Begriff „Westgermanisch“ summiert werden. Von diesem ausgehend haben sich allmählich zwei Sprachen herausgebildet, die heute als Deutsch und Niederländisch bekannt sind. Es besteht aus linguistischer Hinsicht kein Zweifel, dass das Deutsche das Ergebnis einer legitimen und logischen Weiterentwicklung sei, von der sich dann das Niederländische „abgespaltet“ habe.[52]

Wenn auch die Vorstellung bei den Deutschsprachigen weiterlebt, dass Niederländisch eine Art „verderbtes Plattdeutsch“ sei, waren diese im Mittelalter weit entfernt, die ihnen so eng verwandte Sprache zu verachten. Im Gegenteil, bei ihnen genoss Niederländisch einen hohen Stellenwert, hatten sie ja bewusst vieles aus diesem entlehnt. Viele der französischen Lehnworte, die das Deutsche heute besitzt, kamen im Mittelalter über die mittelniederländische Vermittlung ins Deutsche. Aber Wörter wie ors „Pferd, Ross“ oder wapen „Waffe“, später in der Bedeutung „Wappen“, waren wie ridder „Ritter“ waren rein niederländischen Ursprungs. Aber im Zeitalter des aufkommenden Sprachnationalismus fragte Johann Gottfried Herder, wie man klassische Werke wie Homer ins „Holländische“ übersetzen könne, ohne diesen zu entstellen? Auch August Wilhelm Schlegel, damals Hauslehrer in Amsterdam, bekannte 1791, dass es ihm unmöglich sei, ein holländisches Buch nur in die Hände zu nehmen und dieses bis zum Ende zu lesen.[53][54]

Das niederländische Nationalgefühl verstärkend trat die historische Tatsache, dass der Einfluss des Deutschen vor den Toren des niederländischen Sprachraumes de facto endete. Niemals wäre das Hochdeutsche nach Flandern, Brabant, Holland oder ins Gelderland gelangt und hätte sich dort durchzusetzen vermochte.[55] Obgleich, wie Werner König feststellte, es Zeugnisse gäbe, dass das Niederländische sich noch bis ins 17. Jahrhundert als deutsch empfunden habe.[56]

1772 etwa stellte ein aufmerksamer deutschsprachiger Zeitgenosse fest, dass die holländische Sprache seinen Landsleuten weniger kleinlich, gemein und ekelhaft vorkäme, wenn sie weniger mit der deutschen Sprache verwandt wäre. Er habe nur wenig verstanden und die Sprache käme ihm vor, als wenn Deutsch vom niedrigsten Pöbel gesprochen werden würde. Das war gleichzeitig ein heftiger Seitenschlag auf das im damaligen Deutschland gesprochene Niederdeutsch, das im Vielem stark dem Niederländischen ähnelt.[57]

„Wer plattdeutsch versteht und hochdeutsch spricht oder schreibt, dem erscheint die holländische Sprache, wie tüchtig und ehrenfest sie auch ist, immer so gewiß komisch.“

Franz Dingelstedt, zitiert nach: Pierre Brachin: „Die niederländische Sprache. Eine Übersicht“, S. 172

Was dieser Zeitzeuge jedoch vergaß, ist die Tatsache, dass die Grafschaft Flandern niemals offiziell zum Heiligen Römischen Reich gehört hat und dass das übrige niederländischsprachige Gebiet diesem immer nur in ganz loser Verbindung gestanden hatte. Daher ist es eine unsinnige Behauptung, dass Flandern und die Niederlande „frühere deutsche Gebiete“ seien, die sich „unrechtmäßig abgesondert“ hätten. Aber es hält sich auch heute noch unter zahlreichen Linguisten die These, dass das Niederländische zwar heute eine selbstständige Sprache, aber früher ein Teil des Deutschen gewesen sei.[58]

Aber Niederländisch besaß im 19. Jahrhundert noch seine Bewunderer. So Jakob Grimm etwa, der 1824 schrieb, dass Nieder- und Hochdeutsche (also die Niederländer und Niederdeutschen sowie die Mittel- und Oberdeutschen) ihre Sprachen nicht als Gegensätze, sondern vielmehr als zwei „Entfaltungen eines Stammes“ betrachten sollten. Ähnlich wie Grimm dachte auch August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, der sich intensiv mit dem Niederländischen, insbesondere mit dem Mittelniederländischen beschäftigte.[59] Eines seiner Besonderheiten stellt zudem dar, dass es zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert in den emswestfälischen Gebieten Gronau, Steinfurt, Bentheim und Lingen offizielle Sprache wurde: Diese hatten Mitte des 15. Jahrhunderts ihre mittelniederdeutschen Kanzleisprachen zugunsten des Neuhochdeutschen aufgegeben hatten, und übernahmen nun Ende des 17. Jahrhunderts das Neuniederländische, das sie in weiten Teilen ihrer Gebiete als offizielle Sprache führten.[60] Dieser Schriftsprachenwechsel war zumeist herrschaftlich begründet, da die vorgenannten Gebiete zeitweise von Niederländern regiert wurden. Im Wesentlichen war dort das Niederländische bis etwa 1810 vorherrschend und es wurde erst unter der Regentschaft Napoleons durch das Französischeund Hochdeutsche ersetzt.

In sprachhistorischer Hinsicht kann das Niederländische auf eine längere Sprachtradition als das Deutsche zurückblicken. Dass das Niederländische vielfach noch von den Deutschen als Variante des Niederdeutschen angesehen wird, beruht auf die numerische Ungleichheit zwischen diesem und Deutsch.[52] Doch gilt heute linguistisch als gesichert, dass beide Sprachen Schwesternsprachen sind: Während Deutsch aus den Dialekten des ober- und mitteldeutschen Sprachraumes gebildet wurde, leitet sich Niederländisch von den Dialekten des Nordwestens ab. Auch haben sich die hochdeutschen Dialekte infolge der zweiten Lautverschiebung von den übrigen kontintalwestgermanischen Sprachen (Altniederländisch und Altsächsisch) abgespalten und nicht umgekehrt.[61]

Das Niederländische ist also eine der germanischen Sprachen, der Sprachen des westgermanischen Zweiges, aus dem auch das Englische, Friesische und Deutsche hervorgegangen ist.[62] Es ist im Wesentlichen die Sprache der Salier, das Niederfränkische, aus dem das heutige Niederländische hervorging.[63] Dabei haben sächsische und friesische Idiome die Bildung einer niederländischen Nationalsprache spürbar beeinflusst.[64]

Es ist ein Kennzeichen pluralistischer Sprachen, dass Sprachgrenzen nicht unbedingt mit Staatsgrenzen zusammenfallen müssen. So spricht man Französisch in der Wallonie und Deutsch in Österreich. Doch ist es eine Eigenart der Niederländischsprachigen, ihre Sprache entweder als „Holländisch“ oder als „Flämisch“ zu bezeichnen, obgleich in den Niederlanden und in Belgien die offizielle Bezeichnung „Niederländisch“ für die jeweilige Amtssprache der Niederländer und der Flamen ist.[65]

Bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts war nederduitsch „niederdeutsch“, der den Oberbegriff duitsch „deutsch“ nahezu verdrängte, der Sammelname und Eigenbezeichnung der niederländischen Dialekte. Zu nederduitsch trat ab 1482 auch der Begriff nederlantsch „niederländisch“ auf, der sich nach und nach durchsetzte. Es war wohl der Wunsch der Niederländischsprachigen des römisch-deutschen Reiches, sich von den Deutschen abzugrenzen.[65] Doch amtlich wurde die Bezeichnung Niederländisch erst mit der Schaffung des Königreiches der Vereinigten Niederlande (1815–1830/39).[56]

Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges schieden sowohl die Niederlande als auch die Schweiz aus dem bisherigen Reichsverband aus. Indes die Deutschschweizer an der weiteren deutschen Sprachgeschichte teilnahmen, schieden die Niederländer aus dieser aus. Sie hatten ihre Sprache, das Niederländische, zur stadtbürgerlichen Literatur- und Nationalsprache entwickelt, die zunächst in Flandern und Brabant galt. Infolge des Unabhängigkeitskampfes verlagerte sich der nationalsprachliche Einfluss auf das Holländische.[66]

Die Niederländer hatten es nicht nötig, das Hochdeutsche als National- und Literatursprache anzunehmen, da sie mit dem Niederländischen ihre eigene hatten. Das unterschied sie von den Niederdeutschen, die ihre Schriftsprache mit dem Niedergang der Hanse verloren hatten.[67]

Zur Phase der Vielsprachigkeit im römisch-deutschen Reich, die sich zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert ausbreitete (offizielle Sprachen des Reiches waren Latein und Deutsch), gehörte auch die Verwendung des Niederländischen in der Schifffahrt und im Handel. Dieses besaß zudem im Nordwesten Deutschlands den Rang einer Bildungs- und Verkehrssprache.[68]

In seiner Frühphase, dem Altniederländischen, ist Niederländisch nur bruchstückhaft überliefert. Reich jedoch sind die Belege aus der Zeit des Mittelniederländischen,[69] das Werner König dem deutschen Sprachraum[70] zuschlägt. Ursprungssprache des Niederländischen, und der ihm zugeteilten niederfränkischen Dialekte, bildete das Altfränkische, indes sich die benachbarten niedersächsischen Dialekte vom Altsächsischen ableiten. Ihre Gemeinsamkeit ist das Fehlen der zweiten Lautverschiebung, weshalb beide, Niederländisch und Niederdeutsch, auf einer Sprachstufe stehen, die sich überwiegend vom Nordseegermanischen ableitet und der hochdeutschen Sprachstufe gegenüber steht. Aber auch mit den nordgermanischen Sprachen ist es letztendlich verbunden, da auch in ihnen die zweite Lautverschiebung fehlt. Sie teilen also Gemeinsamkeiten, die sich aus dem Gemeingermanischen ableiten lassen. Auf die unterschiedliche Herkunft gehen eine Reihe phonetischer, lexikalischer und grammatischer Unterschiede zurück, darunter etwa im Niederländischen die Bildung des Partizips Perfekt mit ge- oder die Konjugationsendungen.

Im Mittelalter, ab etwa 1000, nannten sich alle westgermanischen Sprachen, die politisch im römisch-deutschen Reich organisiert waren, schlicht duitsk „deutsch“. Die Eigen-Zuordnung leitete sich aus der Tatsache ab, dass die germanischsprachigen Sprecher ihrer nichtromanischen Eigenart bewusst waren. Sie sonderten sich als „Deutsche“ (bezogen auf die germanische Sprache) von den Reichsromanen und Slawen ab, und verstanden unter dem Begriff „deutsch“ schlicht allgemein verständlich, volkssprachlich.[71] Darüber hinaus waren die einzelnen Dialekte dieser Sprachen untereinander in einem Kontinuum verbunden, zudem auch das Altenglische bis 1066 gehörte, da zu dieser Zeit noch in (loser) Verbindung mit dem Altniederdeutschen stand.

Im Hochmittelalter und der frühen Neuzeit bildeten sich im Raum der als „niederen Lande“ bezeichneten Gebiete des heutigen Belgiens, der Niederlande und Norddeutschlands zwei bedeutende Schrift- und Urkundensprachen heraus. Im Gebiet Belgiens und der Niederlande, aber auch des benachbarten Niederrheins waren dies das Mittelniederländische, welches durch die auf der Dordrechter Synode 1618 beschlossene und 1637 erstmals veröffentlichte niederländische Bibelübersetzung Verbreitung fand. Das bedeutete, dass in den Kleve, Geldern, Jülich und dem Bergischen Land (weitläufig als „Niederrhein“ zusammengefasst) das Mittelniederdeutsche keinen Eingang fand. Vielmehr verwendete diese niederrheinische Region ein vom Mittelniederdeutschen beeinflusstes Mittelniederländisch, welches Arend Mihm 1992 als Rhein-Maasländisch bezeichnen wird. Zudem bestand zwischen dem Rhein-Maasländischen und dem Ijsselländischen, d. h. mit den niedersächsischen Dialekten der Ostniederlande und Westfalens, ein enges Dialekt- und Schreibsprachenkontinuum, was im 19. Jahrhundert in der Mutmaßung endete, dass die dort gesprochenen Formen „deutschniederländisch“ seien, da sie über deutsche und niederländische Eigenschaften verfügten.

Die Germanistik und die Nederlandistik wiesen bereits in ihrer Frühzeit nach, dass das Mittelniederdeutsche in Nordwestdeutschland, insbesondere im Niederstift Münster, stark vom Mittelniederländischen geprägt war. Der niederländische Einfluss nahm im Oberstift Münster merklich ab und endete an den Grenzen zum Bistum Paderborn. Ebenfalls unter starkem Einfluss des Mittelniederländischen stand zu jener Zeit das Altfriesische im heutigen Westfriesland, das nun völlig von diesem überlagert wurde.

Zuordnung des Niederrheinischen

Das meiste, was schon im vorherigen Artikelabschnitt abgehandelt wurde, trifft auch auf die niederfränkischen Dialekte am Niederrhein zu, die heute vielfach nur unter der Bezeichnung Niederrheinisch summiert werden. Das heißt, sie sind, gleich den meisten niederländischen Dialekte, salfränkischer und nicht altsächsischer Herkunft. Aus Grund der sprachhistorischen Tatsache, dass das Niederrheinische wie die plattdeutschen Dialekte in der einstigen Mark Brandenburg, in Niedersachsen, Westfalen oder in Schleswig-Holstein die zweite Lautverschiebung nicht durchführte, wurde es im späten 19. Jahrhundert von der jungen Germanistik, aber auch von der gleichzeitig begründeten Niederlandistik, zum „Niederdeutschen“ gerechnet. Diese, auch mit der Stammbaumtheorie begründete, Zuordnung hielt sich bis etwa Anfang der 1980er Jahre. Das heißt, bis zur Herausgabe der vom Germanisten Peter Wiesinger entworfenen Karte „Deutsche Dialekte – Historische Verbreitung“, die auch (von Jost Gippert weiter bearbeitet) im Metzler – Lexikon Sprache (3. Auflage, S. 769) verwendet wird, wurden die niederdeutschen Dialekte (einschließlich der niederrheinischen) südlich der gesamten Benrather Linie von den hochdeutschen Dialekten geschieden. Seit Wiesinger setzt es sich jedoch allmählich in der Germanistik durch, die Grenze zwischen Niederdeutsch und dem Hochdeutschen (nun einschließlich dem Niederfränkisch-Niederrheinischen) an der sogenannten Westfälischen Linie beginnen zu lassen, die bei Hilchenbach auf die Benrather Linie trifft und mit dieser in östlicher Richtung verläuft.

Aber für den Sprachträger des Niederrheinischen ist diese wissenschaftliche Zuordnung nicht von Belang: Er bezeichnet seinen Dialekt wie bisher als Platt, Plattdeutsch und/oder Niederdeutsch. Auch die Fehrs-Gilde, die sich für den Erhalt der niederdeutschen Sprache als solche einsetzt, rechnet zwar das eigentliche Niederrheinische noch zum Niederdeutschen, setzt aber ihre Tätigkeiten ausschließlich nur im niedersächsischen Raum fort, ohne jedoch das Niedersächsische in den Niederlanden mit einzuschließen.[72]

Niederrheinisch oder Niederfränkisch hat (wie weiter westlich die niederländische, einschließlich flämischenSprache) eine niederfränkische Grundlage, während die übrigen genannten Mundarten eine sächsische Grundlange haben.“

Fehrs-Gilde (Hrsg.): „SASS. Plattdeutsche Grammatik“, Wachholtz Verlag Neumünster, 2., verbesserte Auflage 2011, ISBN 978-3-529-03200-4, Kapitel „Große Mundartgruppen“, S. 28

Dass das Niederrheinische durchaus einen Übergangscharakter hat, zeigen seine südlichen Dialekte, die, gleich den südöstlichen niederländischen Dialekte (Limburgisch), zahlreiche mitteldeutsch-ripuarische Gemeinsamkeiten aufweisen, die sie mit dem Mitteldeutschen verbinden.

Sie befinden sich allesamt zwischen der Benrather und der Uerdinger Linie, die im 15./16. Jahrhundert als sprachliche Ausgleichslinie entstand und Folge der sogenannten Kölner Expansion war. Das bedeutet, dass in den südlichen niederrheinischen Dialekten maken „machen“ vorherrscht, doch in der 1. Person Singular „ich“ anstelle des zu erwartenden ik oder ek die scheinbar lautverschobenen Formen ech und ich verwendet werden, die vielerorts auch als /eʃ/ oder /əʃ/ bzw. als /iʃ/ gesprochen werden. Die Einschränkung „scheinbar“, mit dem vorheriges über das Personalpronomen 1. Person Singular eingeleitet wurde, ist sprachhistorisch berechtigt, da die in den südlichen Dialekten des Niederrheinischen vorkommenden „lautverschobenen Formen“ im Grunde keine darstellen. Sie sind kein Ergebnis der hochdeutschen Lautverschiebung, sondern das Ergebnis sprachlicher Anpassung infolge der Kölner Expansion, d. h., eine Übernahme südlicher Formen durch die jeweiligen Sprecher.[73]

Im Hochmittelalter und der frühen Neuzeit, d. h. zwischen dem 13. und 17. Jahrhundert, war es am Niederrhein üblich, dass dort Dokumente und Verträge in der jeweiligen Ortsmundart wie dem jülischen Platt, dem geldrischen Platt oder dem kleverischen Platt, also auf Kleverländisch, verfasst wurden. Diese Stadt- oder Ortsdialekte, die eine Fortsetzung der mittelniederländischen Schrifttradition darstellten,[74] standen zudem in einem engen Schreibsprachen- und Dialektkontinuum mit den angrenzenden Dialekten des Niedersächsischen wie dem Westmünsterländischen oder dem Emswestfälischen, sodass die einzelnen Schriftstücke nur anhand weniger regionaler Besonderheiten dem jeweiligen Sprachgebiet (Niederfränkisch oder Niedersächsisch) zuzuordnen waren.

„Unnötig zu bemerken, daß der Niederrhein im späten Mittelalter nicht durch eine ‚Sprach‘-Grenze zerschnitten wurde. Die Frage nach dem ‚Niederländischen am Niederrhein‘ läßt sich für diesen Zeitraum eigentlich gar nicht stellen, weil es im 14. Jahrhundert weder eine niederländische noch eine deutsche Hochsprache existierte. Die niederrheinische Varietät fügt sich vielmehr ein in ‚ein Kontinuum miteinander verwandter regionaler Schreibsprachen‘. So ist auch eine eindeutige Bestimmung der Grenze zwischen niederfränkischen und niedersächsischen Dialekten dieser Übergangszone nicht möglich. Bestenfalls lassen sie sich als ‚Mischsprachen‘ charaktersieren, die jeweils Elemente des Mittelniederländischen (MNL), Mittelniederdeutschen (MND) und z. T. auch des Mittelhochdeutschen (MHD) in unterschiedlicher Verteilung enthalten.“

Brigitte Sternberg: „Frühe niederrheinische Urkunden am klevischen Hof“, in: Helga Bister-Broosen (Hrsg.): „Niederländisch am Niederrhein“, S. 57

Aufgrund dieser Tatsache, dass diese Schriftdokumente sowohl „niederländische“ (= niederrheinische) als auch „(nieder)deutsche“ (= niedersächsische) Elemente enthielten, wurden die jeweiligen Sprachregionen von ihnen als „deutschniederländisch“ zusammengefasst und die dort vorherrschende Sprachform als „Deutschniederländisch“ summiert.

Im 17. und 18. Jahrhundert setzte sich am Niederrhein immer mehr das Neuniederländische als Kultursprache (sogenannte Niederländische Expansion) durch, wobei hier vor allem der römisch-katholisch geprägte linksrheinische Landesteil betroffen war, indes die protestantischen Minderheiten, die vor allem rechtsrheinisch anzutreffen waren, überwiegend das Neuhochdeutsche verwendeten. Vor allem galt das damalige Herzogtum Kleve ausgesprochen zweisprachig. Nach der Schrift sprechen taten damals nur wenige und schränkte sich auf Pastoren und Priester sowie Verwaltungsbeamte und auf das Bildungsbürgertum. Das einfache Volk sprach weiterhin Platt, und wenn es schriftlich gebildet war, verwendete es überwiegend das Niederländische, dass seinem Heimatdialekt näher stand als das Deutsche.[75]

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte es sich allgemein durch, dass ehemals „deutschniederländisch“ genannte Gebiet als Nord- und Südniederfränkisch zu bezeichnen, sofern es das Rhein-Maas-Delta und den Niederrhein betraf. Die Niederlandistik begann mit den Begriffen Niederrheinisch (wenn es die niederfränkischen Sprachgebiete des Niederrheins betraf) und Ostniederländisch (für die niedersächsischen Dialekte der Ostniederlande) zu arbeiten. Man war sich vonseiten der Germanistik beispielsweise uneinig, ob und wie man das Niederrheinische zum Niederdeutschen rechnen könne und viele Germanisten klammerten seine Behandlung deswegen bewusst aus.

Um die mittelalterlichen Schreibsprachen des Rhein-Maas-Deltas und des Niederrheins sowie des angrenzenden Westfälischen einheitlich (und wertefrei) in der Germanistik bearbeiten zu können, etablierte der Germanist Arend Mihm zum einen den Begriff Rhein-Maasländisch, der das Niederfränkische im deutsch-niederländischen Grenzgebiet umfasste, und zum anderen den Begriff Ijsselländisch, der analog zum Niederfränkischen das Niedersächsische im deutsch-niederländischen Grenzraum, umfasste. Denn er hatte, wie viele seiner Kollegen inzwischen auch, erkannt, dass ein direktes Einordnen des Niederrheinischen ins Niederdeutsche sich aus sprachhistorischen und -typologischen Gründen verbietet.[76] Die traditionelle Zuordnung des Niederrheinischen ins Niederdeutsche findet sich daher zumeist nur noch in der sekundär-wissenschaftlichen Literatur wieder.

Gliederung des Niederdeutschen

Dialekte in Deutschland

Die niederdeutschen Dialekte werden herkömmlich wie folgt gegliedert:[77]

Die dialektale Einteilung der niedersächsischen (Niederdeutsch ohne Niederfränkisch) Mundarten nach 1945[78]

Diese Einteilung basiert allerdings in erster Linie auf geographischen (westliche und östliche Hälfte) und historischen (primäres und sekundäres Siedlungsgebiet) Kriterien, aber fast gar nicht auf sprachlichen (Ausnahme: Pluralendung des Verbs im Präsens). In linguistischer, also in lautlicher und grammatischer Hinsicht, bilden das westniederdeutsche Nordniedersächsische und das ostniederdeutsche Mecklenburgisch-Vorpommersche eine recht geschlossene Einheit, der eine ebenfalls recht geschlossene Einheit des West- und Ostfälischen gegenübersteht; umgekehrt haben das westniederdeutsche Westfälische und das ebenfalls westniederdeutsche Nordniedersächsische wenig gemeinsam. Eher als von einer Ost-West-Gliederung wäre daher von einer Nord-Süd-Gliederung der niederdeutschen Dialekte zu sprechen, durch die Nordniedersächsisch und Mecklenburgisch-Vorpommersch zum Nordniederdeutschen und Westfälisch und Ostfälisch zum Südniederdeutschem zusammenzufassen wären. Das stark niederrheinisch-niederländisch beeinflusste Märkisch wird seinerseits teils dem Nord- und teils dem Südniederdeutschen zugeordnet.[79]

In den größeren Städten in Norddeutschland gibt es neben den älteren niederdeutschen Stadtdialekten auch hochdeutsche Stadtdialekte, wie das hamburgische Hochdeutsch oder das Ruhrdeutsch, die sich im 19. und frühen 20. Jahrhundert in der städtischen Oberschicht entwickelt und durchgesetzt haben und nicht zum Niederdeutschen zählen. Sie besitzen allenfalls ein niederdeutsches Substrat, das durch seine Sprachlehre, Wortschatz, Satzbau oder Lautung auf einige Elemente dieser Stadtdialekte eingewirkt hat.

Dialekt in Dänemark

Im dänischen Nordschleswig existiert das Nordschleswiger Platt, ein Unterdialekt des Schleswigschen.

Dialekte in den Niederlanden

Die Dialekte in den Niederlanden sind der niederfränkische, niedersächsische und westfriesische Sprachzweig. Über diesen Sprachzweigen hinweg steht die niederländische Dachsprache mit ihrer eigenständigen Sprachtradition. Alle drei Sprachzweige auf niederländischem Territorium werden daher auch als niederländische Dialekte bezeichnet. Die niedersächsischen Dialekte in den Niederlanden gliedern sich folgendermaßen:

Weitere Länder

Im Ausland gibt es folgende niederdeutsche Dialekte:

Mischsprachen aus Hochdeutsch und Plattdeutsch

Teilweise auch mit Sprachelementen weiterer Sprachen sind das Missingsch und das Petuh gebildet. Das Kollumerpompsters mit starkem Einfluss durch die westfriesische Sprache wird allgemein als niedersächsischer Dialekt eingestuft.

Aus dem Plattdeutschen hervorgegangen sind u. a.

Historische Phonologie

Die Zweite Lautverschiebung

Das Hochdeutsche entstand noch vor dem Mittelalter auf komplizierten Wegen durch die zweite oder hochdeutsche Lautverschiebung. Da diese in allen anderen germanischen Sprachen nicht stattfand, ähneln viele Wörter der niederdeutschen Sprache den niederländischen, englischen, friesischen, schwedischen, norwegischen, isländischen und dänischen Wörtern von derselben Wortwurzel, z. B.:

Niederdeutsch Niederländisch Englisch Saterfriesisch Nordfriesisch Schwedisch Norwegisch Isländisch Deutsch
Water water water Woater weeder (Fering/Öömrang) vatten vann vatn Wasser
Vad(d)er vader father Foar Faader (Sölring) far far faðir Vater
Pann(e) pan pan Ponne poon (Fering/Öömrang) panna panne panna Pfanne
Solt zout salt Soalt saalt (Fering/Öömrang) salt salt salt Salz
Melk melk milk Molk moolk (Fering/Öömrang) mjölk melk mjólk Milch
Kopp kop cup[80] Kop kop (Fering/Öömrang) kopp kopp Kopf

In einigen westniederdeutschen Dialekten wird das g ebenso wie im Niederländischen (nicht Flämischen) als stimmloses ch ​[⁠x⁠]​ gesprochen (für die stimmhafte Variante dieses Phonems ​[⁠ɣ⁠]​ wird ǧ geschrieben), im Westfälischen als stimmhaftes ch.

Niederdeutsche Konsonanten ↔ hochdeutsche Konsonanten

k ↔ ch:

  • nd. nl. ik ↔ hdt. ich
  • nd. kaken, koken, nl. koken ↔ hdt. kochen
  • nd. nl. maken, engl. make ↔ hdt. machen

d ↔ t:

  • nd. nl. dag, engl. day ↔ hdt. Tag

jedoch d ↔ d (wo im Engl. th):

  • nd. dat, Doorn, nl. dat, doorn (engl. that, thorn) ↔ hdt. das, Dorn

t ↔ s:

  • nd. nl. dat, wat, eten, engl. that, what, eat ↔ hdt. das, was, essen

t ↔ z:

  • nd. Tied, Timmer, nl. tijd, mdartl. timmer, engl. tide, timber ↔ hdt. Zeit, Zimmer

t ↔ tz:

  • nd. sitten, nl. zitten, engl. sit ↔ hdt. sitzen

p ↔ f:

  • nd. slapen, slopen, nl. slapen, engl. sleep ↔ hdt. schlafen
  • nd. Schipp, nl. schip, engl. ship ↔ hdt. Schiff

p ↔ pf:

  • nd. Peper, nl. peper, engl. pepper ↔ hdt. Pfeffer

v, w, f ↔ b:

  • nd. Wief, Wiewer, nl. wijf, wijven, engl. wife, wives ↔ hdt. Weib, Weiber
  • nd. leev, leewer, nl. frühengl. lief ↔ hdt. lieb, lieber

Weitere Unterschiede zum Hochdeutschen

Es gibt weitere Unterschiede zwischen dem Hoch- und dem Niederdeutschen, die nicht aus der Zweiten Lautverschiebung resultieren. Diese treten nicht in allen niederdeutschen Dialekten auf. So wird s vor Konsonanten im Westniederdeutschen [s] ausgesprochen. Hingegen herrscht in den ostniederdeutschen Dialekten (mit Ausnahme des Mecklenburg-Schwerinerischen) die Aussprache [ʃ] (sch) vor, wie sie auch im Hochdeutschen üblich ist. Im Gegensatz zum Hochdeutschen ist die Schreibweise im Niederdeutschen allerdings beiderseits der Elbe vornehmlich die mit bloßem s.

sl ↔ schl:

  • westnd. slapen ↔ hdt. schlafen

sm ↔ schm:

  • westnd. smeren, Smeer ↔ hdt. schmieren, Schmiere

sp ↔ schp:

  • westnd. spitz, spiss ↔ ostnd. und hdt. spitz („schpitz“ ausgesprochen)

st ↔ scht:

  • westnd. Steen ↔ hdt. Stein („Schtein“ ausgesprochen)

sw ↔ schw:

  • westnd. Swien ↔ hdt. Schwein

Rechtschreibung

Das Niederdeutsche hat keine einheitliche oder verbindliche Rechtschreibung. Sprachwissenschaftler benutzen eine phonetische Transkription, also eine Schreibung, die die Laute wiedergibt. Aufgrund der Verwendung des Internationalen Phonetischen Alphabets sind diese Texte für Laien schwer lesbar.

Eine gebräuchliche Rechtschreibung für niederdeutsche Texte in Deutschland ist die Rechtschreibregelung von Johannes Saß (Kleines plattdeutsches Wörterbuch. Nebst Regeln für die plattdeutsche Rechtschreibung, Hamburg 1972). Sie lehnt sich an die hochdeutsche Rechtschreibung an und macht Abweichungen kenntlich. Diese Rechtschreibung ist weder verbindlich noch geografisch umfassend und lässt eine Variabilität zu. Sie gilt primär für die nordniedersächsischen Dialekte. Für das Westfälische mit seinen Diphthongen ist sie ungeeignet.[81]

Für die ostniederdeutschen Dialekte gibt es kein schriftliches Regelwerk, das übliche Schreibweisen zusammenfasst. Es existiert eine nicht kodifizierte Konvention, die im 19. Jahrhundert aufkam und die auch von der modernen mecklenburgisch-vorpommerschen Lexikographie verwendet wird. Sie unterscheidet sich von den Regeln Saß’ durch fehlende Vokalverdopplung, fehlenden Digraph ‹ie› für langes /i:/ sowie einige Sonderzeichen (Æ/æ bzw. Œ/œ, Å/å, Ę/ę), die für Laute stehen, die im niedersächsischen Raum teilweise nicht mehr verwendet werden.

Grammatik

Niederdeutsch ist keine standardisierte Sprache, sondern eine Regionalsprache mit zum Teil sehr unterschiedlichen Dialekten. Eine umfassende grammatische Beschreibung des Niederdeutschen ist daher schwierig. Die folgende Darstellung basiert teilweise auf einer Kurzgrammatik von Wolfgang Lindow und orientiert sich vermutlich weitgehend an den Verhältnissen im Nordniedersächsischen.[82] Zu beachten ist, dass das g im Auslaut (je nach dem vorangehenden Vokal) als Ach-Laut (x) bzw. Ich-Laut (ç) gesprochen wird. Diese auch heute noch bei norddeutschen Sprechern des Hochdeutschen gebräuchliche Aussprache war ursprünglich eine Folge der Auslautverhärtung ((ɣx bzw. ç)). Die niederdeutsche Lautung hat sich daneben in der Aussprache der Endung -ig im Bühnendeutsch erhalten.

Genera

Substantive haben (wie im Hochdeutschen) drei Geschlechter: männlich (maskulin, m.), weiblich (feminin, f.) und sächlich (neutrum, n.):

  • de Mann („der Mann“; Akkusativ: den Mann)
  • de Fru („die Frau“; Akkusativ: de Fru)
  • dat Kind („das Kind“; Akkusativ: dat Kind)

Das Geschlecht der Substantive ist bei manchen Wörtern nicht eindeutig festgelegt. Es stimmt auch nicht unbedingt mit dem Geschlecht des entsprechenden hochdeutschen Wortes überein:

  • de/dat Band („der Bindfaden“): m. oder n.
  • de Disstel („die Distel“): m. oder f.
  • de/dat Schiet („der Dreck, Schmutz“): m., f. oder n.
  • dat Liev („der Körper, Leib“): n.
  • dat Been („der Knochen“; eng. bone): n.
  • de Been („das Bein“; eng. leg): m.

In der Flexion ist im Vergleich zum Hochdeutschen häufig eine Vereinfachung des Formeninventars festzustellen. Jedoch finden sich vom Mittelalter bis zur Moderne Beispiele für das Vorhandensein aller Fälle mit ähnlicher Verwendung von Präpositionen und Artikeln wie in der deutschen Grammatik.[83][84]

Dativ und Akkusativ (Objektiv)

Man spricht beim Niederdeutschen oft von einem Subjektfall (dem Nominativ) und einem Objektfall (dem Dativ und Akkusativ). Der Dativ scheint mit dem Akkusativ zusammenzufallen und der Genitiv wird durch eine präpositionale Verbindung umschrieben (Beispiel: mien Vadder sien Huus – „meines Vaters Haus“). Ein tatsächlicher Dativ findet sich allerdings noch in einigen Dialekten (Westfälisch) und bei andern Dialekten in Relikten, da der Dativ-Artikel ’n in Kontraktionen in fast allen Dialekten vorherrscht.

Dabei tritt heute als ausgeschriebener Artikel für Dativ und Akkusativ nur den für männliche Substantive auf. Der weibliche und der sächliche Artikel bleiben unverändert. Im Gegensatz zum Hochdeutschen wird der ursprüngliche mittelniederdeutsche Akkusativartikel den in vielen Dialekten kurz gesprochen und findet sich daher auch als dän oder denn geschrieben.[85]

Genitiv

Der Genitiv wird mit angehängtem -(e)s und dem Artikel des gebildet. Mit dem neuzeitlichen Niedergang des Niederdeutschen ist er nahezu ausgestorben. Nur in bestimmten Konstruktionen, vor allem in Tageszeitangaben, findet er sich noch.

  • Tüügs maken – „des Zeuges machen“ (als Umschreibung für Dummheiten; von Tüg „Zeug“)
  • eens Dags – „eines Tages“
  • ’s Morrns – „des Morgens“
  • ’s Nachts – „des Nachts“

Das Verkürzen des des zu ’s ist dabei allgemein üblich. Heute wird der Genitiv jedoch zumeist durch eine Dativkonstruktion und das Possessivpronomen bzw. durch „von“ wie im Englischen und Französischen ersetzt, also in der Form den Fischer siene Fru oder als de Fru vun den Fischer. In älterer Zeit fanden sich noch Doppelformen aus Konstruktion und Genitiv in der Art von Des Fischer sien Fru.[86]

Plural

Den Plural bilden die Substantive auf unterschiedliche Weise:

Muster Singular Plural Deutsch z. B. Süd-Niederfrankisch (Limburgisch)
Umlautung des Stammvokals dat Huus de Hüüs das Haus, die Häuser öt Huus, de Huuser
Verlängerung des Stammvokals* de Dag de Daag(/e/n) der Tag, die Tage de Daag, de Daag
Endung -(e)n de Disch de Dischen der Tisch, die Tische de Dösch (Taofel), de Dösche
Endung -er dat Kleed de Kleder das Kleid, die Kleider öt Kleed, de Klèjjer
Endung -er mit Umlaut dat Book de Böker das Buch, die Bücher öt Book, de Böök
Endung -s de Arm de Arms der Arm, die Arme de Ärm, de Ärm
Keine Änderung de Fisch de Fisch der Fisch, die Fische de Fösch/Vösch, de Fösch(e)/Vösch(e)
unregelmäßig de Mann de Mannslüd (traditionell auch de Manns) die Männer de Mann, de Männer/Mannslüj/Män

(*) Überrest früherer Mehrsilbigkeit

Viele der Beispiele entstanden erst in späterer Zeit und entsprechen nicht dem Stand des Mittelniederdeutschen. So führt hüs eigentlich ein stummes E. (mnd. hüse), ebenso die Pluralendung -er(e). Ebenfalls fanden Wechsel der Klassen statt. „Kleid“ etwa existierte lange Zeit parallel in den Formen klede und kledere, wobei letzteres zuerst seltener war und später ob der Ähnlichkeit zum Hochdeutschen siegte. Auch die Pluralendung -s gewann erst in späterer Zeit an Boden, als Singular- und Pluralformen durch die Apokope des pluralen -e ununterscheidbar wurden (ebenso in -er(e)/-er(e)s). Das -e als Pluralendung kommt in den nordniedersächsischen Dialekten eigentlich nicht mehr vor und ist anderen Ableitungen gewichen bzw. abgefallen.

Pronomen

Auch bei den Pronomen gibt es teilweise nur einen Subjektfall (den Nominativ) und einen Objektfall (den Dativ und Akkusativ).

  • Die Personalpronomen („ich, du, er, sie, es“ etc.) ähneln zum Teil dem Hochdeutschen, allerdings hat die dritte Person Singular maskulin eine andere Wurzel (he statt er). Die in westlichen Teilen Südwestfalens gebräuchlichen Pronomen (j)it bzw. ink (2. Pers. Pl. Nom. bzw. Akk.)[87] leiten sich aus den altsächsischen Dualformen „git“ (ihr beide) und „ink“ (euch beiden) ab.[88]
Numerus Person Genus Nominativ Objektiv Objektiv (Ostfriesland) Objektiv (Ostfalen)
Singular 1.   ik/ick (ek/eck) mi mi mik/mick (mek/meck)
2.   du di di dik/dick (dek/deck)
3. Maskulinum he(i) em hum ö(h)ne
Femininum se(i) ehr hör se(i)
Neutrum dat/et dat/et dat et
Plural 1.   wi u(n)s uns üsch
2.   ji, (j)it (südwestf.)[87] ju, juch,[89][90] (verschriftlicht auch als jug),[91] ji, ink (südwestf.)[87] jo jehre
3.   se jem/jüm/ehr/se(i) hör
  • Das Reflexivpronomen (der 3. Person) ist sik/sick (ostfriesisch sük).
  • Die Possessivpronomen („mein, dein, sein, ihr“ etc.) unterscheiden Singular und Plural, abhängig davon, ob das Besessene in der Einzahl oder Mehrzahl vorhanden ist. Dies ist auch im Hochdeutschen so („mein, meine“). Bei den Akkusativformen mit einfachem Besitz stehen die Formen mit der Endung -en für das männliche Geschlecht, die Formen ohne -en für das weibliche bzw. das sächliche Geschlecht.
Numerus Person Genus Nominativ (Besitz einfach) Akkusativ (Besitz einfach) Nominativ (Besitz mehrfach) Akkusativ (Besitz mehrfach)
Singular 1.   mien mien(en) mien mien
2.   dien dien(en) dien dien
3. Maskulinum sien sien(en) sien sien
Femininum ehr ehr(en) ehr ehr
Plural 1.   u(n)s u(n)s(en) u(n)s u(n)s
2.   ju(un), jug(e/n)[91] ju(un), jug(e/n) juun juun
3.   (jem-)ehr (jem-)ehr(en) (jem-)ehr (jem-)ehr
  • Bei den Demonstrativpronomen („dieser, diese, dieses“ etc.) unterscheiden sich maskuline und feminine Formen im Nominativ Singular kaum. Der Plural ist für alle Geschlechter gleich.
Numerus Genus Nominativ Akkusativ
Singular Maskulinum de / disse/düsse den / dissen/düssen
Femininum de / disse/düsse de / disse/düsse
Neutrum dat / dit/düt dat / dit/düt
Plural   de / disse/düsse de / disse/düsse

Adjektiv

Adjektive, Artikel und Pronomina, die sich auf ein Substantiv beziehen, richten sich in ihrer Form nach dem Geschlecht des Substantivs. Dies bezeichnet man auch als Kongruenz. Die Flexion der Adjektive ist im niederdeutschen Sprachgebiet nicht einheitlich. Es treten unterschiedliche Formen auf, die auch nicht eindeutig regional gegliedert werden können. Bei allen drei Geschlechtern kann das Adjektiv ohne Endung gebraucht werden (de lütt Mann, de lütt Fru, dat lütt Kind). Den Gebrauch mit Endungen kann man den folgenden Beispielen entnehmen:

Genus Nominativ Objektiv
Männlich bestimmt de starke Mann den starken Mann
unbestimmt en starken Mann enen starken Mann
Weiblich bestimmt de smucke Deern de smucke Deern
unbestimmt en(e) smucke Deern en(e) smucke Deern
Sächlich bestimmt dat wide Land dat wide Land
unbestimmt en wid(es)/wid(et) Land en wid(es)/wid(et) Land

Die Steigerung der Adjektive erfolgt durch die Endungen -er und -st(e). Der Superlativ mit „am“ („am besten“) wurde früher ausgedrückt mit up’t („up’t best“), heute vielfach auch mit an’n.

Zahlwort

Grundzahlen:

  • 1: een/ein
  • 2: twee/twei
  • 3: dree/drei
  • 4: veer
  • 5: fief
  • 6: söss/sess/soss
  • 7: söben/söven
  • 8: acht
  • 9: negen
  • 10: teihn
  • 11: ölben/ölven/olben/elm
  • 12: twölf/twolf/twalm
  • 13: dörteihn/darteihn
  • 14: veerteihn
  • 15: föffteihn/foffteihn/fiefteihn
  • 16: sössteihn/sossteihn/sessteihn
  • 17: söbenteihn
  • 18: achteihn
  • 19: negenteihn/nee’ntein
  • 20: twintig/twinnich
  • 30: dörtig/dartig
  • 40: veertig
  • 50: föfftig/fieftig
  • 60: sösstig/sosstig/sesstig
  • 70: söbentig/söventig
  • 80: achtig/tachentig
  • 90: negentig
  • 100: hundert/hunnert/hünnert
  • 1000: dusend

Ordnungszahlen:

  • 1.: de eerst(e)
  • 2.: de tweet(e)
  • 3.: de drüdde, drütt(e), dard(e) (ostfriesisch)
  • 4.: de veert(e)
  • 5.: de föfft(e), de fiefte
Klock op Platt
Uhrschlag auf Plattdeutsch in Ostenfeld bei Husum

Die noch höheren Zahlwörter sind die international üblichen: Million, Milliard usw. Zusammengesetzte Zahlwörter werden wie im Hochdeutschen gebildet: 27 = söbenuntwintig, 1845 = eendusend achthunnert fiefunveertig (als Jahreszahl: achteihnhunnert…).

Verb

Konjugation
Das plattdeutsche Verb kennt die zwei grundlegenden Zeiten des Präsens und des Präteritums sowie die Modi des Indikativs und des Imperativs.

Viele, aber nicht alle,[92][93] plattdeutschen Dialekte haben eine Einheitsendung für die Plural-Personen. Diese lautet westlich der Elbe -t, östlich der Elbe und in Ostfriesland -(e)n. Das gleiche Phänomen findet sich auch anhand der Eiderlinie in Schleswig-Holstein, sodass die Einheitsendung in Schleswig -(e)n ist, während in Holstein -t verwendet wird.

Es existiert nur ein Partizip, das Partizip Perfekt (auch als „Partizip II“ bezeichnet).

Für das Partizip Präsens (oder „Partizip I“) verwendet man eine Verlaufsform, wie sie auch im Niederländischen und umgangssprachlich im Deutschen vorkommt (Rheinische Verlaufsform).

Plattdeutsch: Ik bün an’t maken.
Niederländisch: Ik ben aan het maken.
Umgangssprachliches Deutsch: Ich bin am machen.
Standardhochdeutsch: Ich mache gerade.
Deutsch mit Partizip I: Ich bin machend.
Englisch: I’m making.

Vergangenheit
Das Perfekt und Plusquamperfekt wird – ähnlich wie im Deutschen – mit dem Hilfsverb hebben gebildet.

Futur
Das Futur wird zum Teil – anders als im Deutschen und ähnlich wie im Schwedischen und Englischen – mit dem Hilfsverb sölen/schölen/zullen/sallen/schælen… (verwandt, aber nicht bedeutungsidentisch mit dem Deutschen „sollen“) gebildet.

Ik schall na School gahn kann sowohl „Ich werde zur Schule gehen“ als auch „Ich soll zur Schule gehen“ bedeuten. Tatsächlich bevorzugt das Niederdeutsche aber – wie auch das gesprochene Hochdeutsche – reines Präsens zur Bezeichnung des Futurs („Ik gah mörgen na School to.“)

Zum Teil wird das Futur wie im Hochdeutschen mit dem Verb waarn (= „werden“). gebildet: Ik waar morgen to School gahn („Ich werde morgen zur Schule gehen“). Beide Möglichkeiten sind gleichwertig verwendbar. In mittelniederdeutschen Texten, etwa der niederdeutschen Übersetzung des Narrenschiffs, findet sich auch, wie im Englischen und Norwegischen, das Futur mit vil.

Vorsilbe ge-

Das Präfix ge- findet sich im Niederländischen und Preußischen sowie (reduziert auf e-) im Ostfälischen, aber nicht im Ostfriesischen, Nordniedersächsischen und Mecklenburgischen.

  • nnds. kööpt, ostf. ekofft (vgl. dän. købt, ndl. gekocht, dt. gekauft)
  • nnds. slapen, ostf. eslapen (vgl. engl. slept, ndl. geslapen, dt. geschlafen)

Die Ursache dieses Unterschiedes ist nicht eindeutig geklärt. Im Altsächsischen wurde das Partizip Präteritum von nicht zusammengesetzten Verben – wie auch im Althochdeutschen – mit dem Präfix gi- gebildet (mittelhochdeutsch und neuhochdeutsch ge-), die alle auf urgermanisches *ᵹi- zurückgehen. Im Angelsächsischen wurde es gewöhnlich mit dem Präfix ge- bzw. ᵹe- (abhängig von der normalisierten Orthographie), altangelsächsisch ᵹi-, gebildet, aber daneben gibt es auch Formen ohne Vorsilbe.[94][95][96][97]

Generell ist zu beobachten, dass es im nördlichen Sprachraum eine über das Partizip hinausgehende Abneigung gegen das Präfix ge- gibt. So wird bereits in älteren Quellen ein Geschlechterbuch Slechtbook genannt. Mit dem hochdeutschen Verb „gehören“ korrespondiert das niederdeutsche hören/heurn und – präziser – tohören/toheurn. He heurt de vun de Geest to = „Er gehört zu denen von der Geest“.

Syntax

Der Satzbau des Niederdeutschen ist großteils gleich dem des Hochdeutschen, auch, weil dieser die ursprüngliche Syntax mehr und mehr verdrängt(e). Doch kann man auch heute nicht von einer Identität sprechen.

Zum Beispiel sind Sätze wie: Ik mag dat nich, gahn rut bi Regen (hochdt. wörtlich: „Ich mag es nicht, gehen hinaus bei Regen“) normal, da die Wörter z. T. andere Fälle und Formen regieren als die deutschen. In diesem Fall gilt das etwa für das Wort mögen, welches einen Infinitiv ohne to (zu) erfordert.[98]

Semantik: Einfluss auf das Hochdeutsche

Das Niederdeutsche nimmt gegenüber dem Hochdeutschen die Stellung einer Substratsprache ein. In Norddeutschland sind unzählige niederdeutsche Wörter im allgemeinen Sprachgebrauch zu finden, manche werden sogar in der hochdeutschen Standardsprache verwendet.

  • aus der Fachsprache der Seefahrt stammen unter anderem:
    • Achterdeck (von achter, niederdeutsch für „hinter, hinten“)
    • Bug
    • Heck
    • Kiel
    • Lotse
    • Planke
    • Rah(e)
    • Reling
    • Steven
    • ein-, ausscheren (ursprünglich von Schiffen) bzw. einscheren (von einem Tau)
    • schlingern
    • wriggen (mittels eines Ruders kreisende Bewegungen zum Vorwärtsbewegen des Bootes vollführen)
  • in die deutsche Standardsprache eingegangen sind unter anderem:
    • Bernstein
    • Fliese (Kachel)
    • Laken (Leintuch)
    • Lappen (Lumpen)
    • Mettwurst (niederdeutsch Mett = Fleisch, speziell gehacktes Schweinefleisch)
    • Möwe
    • Spuk (Geistererscheinung)
    • Ufer (anstelle von hochdeutsch Gestade)
    • Hafen (anstelle von hochdeutsch Lände)
    • Ware (anstelle von hochdeutsch Kaufmannsgut)
    • knabbern
    • kneifen (jüngere verhochdeutschte Form des niederdeutschen kniepen)
    • schmuggeln
    • verrotten (verfaulen)
    • wringen (ringen)
    • binnen (innerhalb; vgl. binnen … Minuten; Binnenschifffahrt)
    • echt (ursprünglich niederdeutsch für „gesetzmäßig“)
    • sacht (sanft)
  • beschränkt auf die norddeutsche Umgangssprache sind unter anderem:
    • Dustern (Dunkelheit)
    • Puschen (Hausschuhe)
    • Schmacht (Entzugserscheinungen bei Rauchern, von smacht, niederdeutsch für „Hunger“)
    • schnacken (reden, bereden)
    • dröge (trocken)
    • Trecker (Traktor)
    • luschern (schauen, gucken)
    • sutsche (sachte, locker, entspannt)
    • Feudel (Wischlappen für den Boden, hiervon abgeleitet: feudeln)
    • dun (betrunken, berauscht)
    • schmöken ([Tabak] rauchen, vgl. „schmauchen“)
  • in die allgemeine Umgangssprache eingegangen sind unter anderem:
    • hapern (fehlen, nicht vorangehen)
    • schlabbern (geräuschvoll auflecken; [sich] schlenkernd bewegen)
    • pinkeln, pissen (urinieren)
    • schrubben (fegen, kräftig reibend reinigen)
    • klamm (klamme Finger, nasskalt)

Pragmatik: Aspekte der Verwendung

Einstellungen zum Niederdeutschen

Das Niederdeutsche hat den Ruf, eine gemütlich-heimelige Sprache zu sein. Dieter Stellmacher verweist auf das Beispiel eines Bremer Bundestagsabgeordneten, der zwar nicht fließend Niederdeutsch spricht, aber in Reden und Gesprächen gern niederdeutsche Sätze und Redewendungen einfließen lässt. Damit wolle der Abgeordnete (nach eigener Aussage) eine bessere Stimmung und eine nähere Verbindung zu seinen Zuhörern und Gesprächspartnern herstellen.

Vereinzelt ist auch in den Landtagen der norddeutschen Bundesländer niederdeutsch gesprochen worden, besonders bei Themen, die die niederdeutsche Sprache betreffen. Dies führte dann zu einer heiteren und versöhnlichen Stimmung unter den Parlamentariern. Allerdings zeigt dies auch, dass das Niederdeutsche gerne für weniger wichtige Themen verwendet wird.

Auch in der niederdeutschen Literatur und im plattdeutschen Theater (etwa im Hamburger Ohnsorg-Theater) erwartet das Publikum eher heitere und leichte Themen, obwohl es auch „ernste“ Literatur und Problemstücke auf Niederdeutsch gibt. Wo die niederdeutsche Literatur und Dramatik nicht nur oberflächlich unterhaltend ist, sondern „seriöser“ sein möchte, wird sie eher unwillig zur Kenntnis genommen. Dies kann damit begründet werden, dass das Niederdeutsche in seiner Anwendung lange Zeit auf private Themen, auf nicht-öffentliche Bereiche und auf die Lebenswelt der „kleinen Leute“ beschränkt war.[99]

Verwendung in der EDV

Einige Software wurde nach der Jahrtausendwende ins Plattdeutsche übersetzt. Jedoch beschränken sich die Übersetzungen dabei auf das Nordniedersächsische. Die Desktop-Oberfläche KDE für Unixsysteme, für das Betriebssystem Linux und Derivate gibt es seit einiger Zeit auch mit Sprachpaketen in niederdeutscher Sprache. Die Übersetzungen der Desktop-Oberfläche Gnome für Linux in die niederdeutsche Sprache haben im August 2009 begonnen. Damit einher gehen aktuelle Übersetzungen systemeigener Dialoge der Betriebssysteme Ubuntu und Fedora. Besonders Ubuntu Linux mit dem GNOME Desktop ist bereits gut in Plattdeutsch unterstützt.[100][101] Auch ein Brennprogramm, und zwar „Brann-Stuuv 7“, ist in niederdeutscher Sprache erhältlich.[102]

Liste niederdeutscher Dichter, Schriftsteller und Liedtexter

Siehe auch Listen niederdeutsch schreibender Autoren:

Siehe auch

Literatur

Allgemeines

  • Gerhard Cordes, Dieter Möhn (Hrsg.): Handbuch zur niederdeutschen Sprach- und Literaturwissenschaft. (NSL.) Erich Schmidt Verlag, Berlin 1983, ISBN 3-503-01645-7.
  • William Foerste: Geschichte der niederdeutschen Mundarten. In: Wolfgang Stammler (Hrsg.): Deutsche Philologie im Aufriss. 1. Band. 2. Auflage, Erich Schmidt Verlag, Berlin 1957, Sp. 1730–1898.
  • Jan Goossens (Hrsg.): Niederdeutsch. Band 1: Sprache. 2. Auflage. Wachholtz Verlag, Neumünster 1983, ISBN 3-529-04510-1.
  • Klaas Heeroma: Niederländisch und Niederdeutsch. 3. Auflage. Bonn 1976 (Nachbarn 2).
  • Friedrich Ernst Peters: Formelhaftigkeit, ein Wesenszug des Plattdeutschen. Westphal, Wolfshagen-Scharbeutz 1939.[103]
  • Friedrich Ernst Peters: Anmerkungen zur Frage des Plattdeutschen. In: F. E. Peters: Heine Steenhagen wöll ju dat wiesen! Die Geschichte eines Ehrgeizigen. Husum-Verlag, Husum 2012; Online: Potsdam, Universitätsverlag Potsdam, 2012.[104]
  • Willy Sanders: Sachsensprache, Hansesprache, Plattdeutsch. Sprachgeschichtliche Grundzüge des Niederdeutschen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1982, ISBN 3-525-01213-6 (Sammlung Vandenhoeck).
  • Dieter Stellmacher: Niederdeutsche Sprache. 2. Auflage. Weidler, Berlin 2000, ISBN 3-89693-326-4 (Germanistische Lehrbuchsammlung 26).

Wortschatz

  • Johannes Sass: Der neue Sass – Plattdeutsches Wörterbuch – Plattdeutsch – Hochdeutsch, Hochdeutsch – Plattdeutsch. 6. Auflage, Wachholtz Verlag, Neumünster 2011, ISBN 978-3-529-03000-0.

Grammatik

  • Martin Durrell: Westphalian and Eastphalian. In: Charles V. J. Russ (Hrsg.): The Dialects of Modern German. A Linguistic Survey. Routledge, London 1990, ISBN 0-415-00308-3, S. 59–90.
  • Reinhard H. Goltz, Alastair G. H. Walker: North Saxon. In: Charles V. J. Russ (Hrsg.): The Dialects of Modern German. A Linguistic Survey. Routledge, London 1990, ISBN 0-415-00308-3, S. 31–58.
  • R[udolf] E. Keller: Westphalian: Mönsterlänsk Platt. In: German Dialects. Phonology & Morphology, with selected texts. Manchester University Press, Manchester 1961, S. 299–338.
  • R[udolf] E. Keller: North Saxon: Lower Elbe. In: German Dialects. Phonology & Morphology, with selected texts. Manchester University Press, Manchester 1961, S. 339–381.
  • Wolfgang Lindow u. a.: Niederdeutsche Grammatik. (= Schriften des Instituts für Niederdeutsche Sprache. Reihe Dokumentation 20). Verlag Schuster, Leer 1998, ISBN 3-7963-0332-3.
  • Helmut Schönfeld: East Low German. In: Charles V. J. Russ (Hrsg.): The Dialects of Modern German. A Linguistic Survey. Routledge, London 1990, ISBN 0-415-00308-3, S. 91–135.
  • Heinrich Thies: Plattdeutsche Grammatik. Formen und Funktionen. A–Z. (= Kiek mal rin – zum Nachschlagen). 2. Auflage. Wachholtz Verlag, Neumünster 2011, ISBN 978-3-529-03200-4.

Literatur

  • Heinrich Karl Adolf Krüger: Geschichte der niederdeutschen oder plattdeutschen Literatur vom Heliand bis zur Gegenwart. Stiller, Schwerin 1913.
  • Wolfgang Stammler: Geschichte der niederdeutschen Literatur. Von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Teubner, Leipzig 1920.
  • Claus Schuppenhauer: Plattdeutsche Klassiker 1850–1950. Wege zur niederdeutschen Literatur. (= Schriften des Instituts für Niederdeutsche Sprache. Reihe Dokumentation 7). Verlag Schuster, Leer 1982, ISBN 3-7963-0209-2.

Sprachsituation

  • Birte Arendt: Niederdeutschdiskurse: Spracheinstellungen im Kontext von Laien, Printmedien und Politik. (= Philologische Studien und Quellen. H. 224). E. Schmidt, Berlin 2010, ISBN 978-3-503-12223-3.
  • Hans Joachim Gernentz: Niederdeutsch – gestern und heute. Beiträge zur Sprachsituation in den Nordbezirken der Deutschen Demokratischen Republik in Geschichte und Gegenwart. (= Hinstorff-Bökerie. Niederdeutsche Literatur. 11). 2. Auflage. Hinstorff, Rostock 1980, ZDB-ID 1166820-9.
  • Ulf-Thomas Lesle: Plattdeutsch zwischen gestern und morgen: Geschichtsbeschleunigung und die Suche nach der identitas. In: Robert Peters, Horst P. Pütz, Ulrich Weber (Hrsg.): Vulpis Adolatio. Festschrift für Hubertus Menke zum 60. Geburtstag. Heidelberg 2001, S. 429–449.
  • Ulf-Thomas Lesle: Das Eigene und das Fremde: ‚Der Fall des Niederdeutschen‘ – Beispiel eines Identitätsdiskurses. In: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte. Jg. 66, H. 1, 2014, S. 32–55.
  • Ulf-Thomas Lesle: Identitätsprojekt Niederdeutsch. Die Definition von Sprache als Politikum. In: Robert Langhanke (Hrsg.): Sprache, Literatur, Raum. Festschrift für Willy Diercks. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2015, ISBN 978-3-89534-867-9, S. 693–741.
  • Hubertus Menke: Een’ Spraak is man bloots een Dialekt, de sik to Wehr setten kann. Nachlese zur Diskussion um die Europäische Sprachenschutzcharta. In: Ursula Föllner (Hrsg.): Niederdeutsch. Sprache und Literatur der Region. (= Literatur – Sprache – Region. 5). Lang, Frankfurt am Main u. a. 2001, ISBN 3-631-37194-2, S. 9–33.
  • Hubertus Menke: Niederdeutsch: Eigenständige Sprache oder Varietät einer Sprache? In: Nina Hartel, Barbara Meurer, Eva Schmitsdorf (Hrsg.): Lingua Germanica. Studien zur deutschen Philologie. Jochen Splett zum 60. Geburtstag. Waxmann, Münster u. a. 1998, ISBN 3-89325-632-6, S. 171–184.
  • Bernd Robben: Der Schwund der plattdeutschen Sprache in der Region Emsland/Grafschaft Bentheim – Zwei Untersuchungen von 1990 und 2011. In: Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte (Hrsg.): Emsländische Geschichte 18. Haselünne 2011, S. 101–138.
  • Bernd und Eva Robben: Mundartgebrauch im Emsland – Eine regionale Schüler- und Elternbefragung (1990). In: Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte (Hrsg.): Emsländische Geschichte 18. Haselünne 2011, S. 62–99.
  • Fritz Specht: Plattdeutsch. (= Was nicht im Wörterbuch steht. Band IV). Piper Verlag, München 1934
Commons: Niederdeutsche Sprache – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Niederdeutsch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Plattdeutsch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. In Nordschleswig das Nordschleswiger Platt
  2. Unterschiedliche Rechtsauffassungen, ob Niederdeutsch in Deutschland insgesamt Amtssprache ist – siehe dazu Amtssprache in Deutschland; zumindest aber in Schleswig-Holstein.
  3. Einzelnachweise bei Pomerano (Artikel in der Niederdeutschen Wikipedia)
  4. Siehe Atlas zur deutschen Alltagssprache (AdA) In: uni-augsburg.de.
  5. Marianne Kloock, Ingo Viechelmann: Uns plattdüütsch Spraakbook op hooch- un nedderdüütsch. Verlag Buske, Hamburg 1996, ISBN 3-87548-134-8.
  6. Plattdütsch Leiderbauk för Schaul un Hus. Rutgeb’n von’n Plattdütschen Lands-Verband Meckelborg. H. Burmeister, Rostock.
  7. Elke Brückmann: Ostfriesisches Wörterbuch Plattdeutsch/Hochdeutsch. Ostfreesk Woordenbook Plattdütsk/Hoogdütsk. Leer 1992.
  8. Isaias McCaffery: Wi leahre Plautdietsch: A Beginner’s Guide to Mennonite Low German. Mennonite Heritage Museum, Goessel. 2008.
  9. a b c d Willy Sanders: Sachsensprache, Hansesprache, Plattdeutsch: sprachgeschichtliche Grundzüge des Niederdeutschen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1982, ISBN 3-525-01213-6, S. 24–27.
  10. „Zonder voorbehoud, beperking of uitzondering.“ In: Woordenboek der Nederlandsche Taal. s. v. plat III B II 3.
  11. Boris Paraschkewow: Wörter und Namen gleicher Herkunft und Struktur. Lexikon Etymologischer Dubletten Im Deutschen. 2004, ISBN 3-11-017469-3, S. 269.
  12. Dieter Stellmacher: Niederdeutsche Sprache. 2. Auflage. Weidler, Berlin 2000, ISBN 3-89693-326-4, S. 11.
  13. Ulf-Thomas Lesle: Identitätsprojekt Niederdeutsch: Die Definition von Sprache als Politikum. In: Robert Langhanke (Hrsg.): Sprache, Literatur, Raum: Fs. für Willy Diercks. Bielefeld 2015, ISBN 978-3-89534-867-9, S. 702–709. Jan Goossens: Niederdeutsche Sprache: Versuch einer Definition. In: Jan Goossens (Hrsg.): Niederdeutsch: Sprache und Literatur. Karl Wachholtz, 2. Auflage, Neumünster 1983, S. 27; Willy Sanders: Sachsensprache, Hansesprache, Plattdeutsch: sprachgeschichtliche Grundzüge des Niederdeutschen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1982, ISBN 3-525-01213-6, S. 32 f.; Dieter Stellmacher: Niederdeutsche Sprache. 2. Auflage. Weidler, Berlin 2000, ISBN 3-89693-326-4, S. 92.
  14. Hubertus Menke: Een’ Spraak is man bloots een Dialekt, de sik to Wehr setten kann. Nachlese zur Diskussion um die Europäische Sprachenschutzcharta. In: Ursula Föllner (Hrsg.): Niederdeutsch. Sprache und Literatur der Region. Frankfurt am Main u. a. 2001, S. 27 f.; Hubertus Menke: Niederdeutsch: Eigenständige Sprache oder Varietät einer Sprache? In: Nina Hartel, Barbara Meurer, Eva Schmitsdorf (Hrsg.): Lingua Germanica. Studien zur deutschen Philologie. Jochen Splett zum 60. Geburtstag. Berlin u. a. 1998, S. 183.
  15. Heinz Kloss: Abstandsprachen und Ausbausprachen. In: Joachim Göschel u. a. (Hrsg.): Zur Theorie des Dialekts. Wiesbaden 1976 (ZDL Beih. N. F., Nr. 16), S. 303, 305; sowie Heinz Kloss: Die Entwicklung neuer germanischer Kultursprachen seit 1800. (= Sprache der Gegenwart, 37). Zweite Auflage. Düsseldorf 1978, S. 67–70, 181–198.
  16. Ulrich Ammon: Was ist ein deutscher Dialekt? In: Klaus Mattheier, Peter Wiesinger (Hrsg.): Dialektologie des Deutschen. Forschungsstand und Entwicklungstendenzen. (= Germanistische Linguistik. 147). Niemeyer, Tübingen 1994, S. 369–384, hier S. 376 f.
  17. BGHZ 153, 1 – Läägeünnerloage. Abgerufen am 17. Februar 2012.
  18. Umsetzung der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen in Schleswig-Holstein – Sprachenchartabericht 2007. (PDF; 693 kB) Drucksache 16/1400. Schleswig-Holsteinischer Landtag – 16. Wahlperiode, März 2007, abgerufen am 17. Februar 2012. S. 62, Fußnote 16.
  19. (Antrag) Geiht üm: Schiller op plattdüütsch. (PDF) Drucksache 18/7833 der Abgeordneten Karen Koop, Bernd Reinert, Bernd Capeletti, Elke Thomas, Hanna Gienow und Alexander-Martin Sardina. Hamburgische Bürgerschaft – 18. Wahlperiode, 23. Januar 2008, abgerufen am 19. März 2018.
  20. Plenarprotokoll der Debatte zum Antrag Drucksache 18/7833 (Seiten 5309B-5312D). (PDF) Drucksache 18/99. Hamburgische Bürgerschaft – 18. Wahlperiode, 7. Februar 2008, abgerufen am 4. Dezember 2015.
  21. Heute in Bremen. „Ohne Zweifel gefährdet“. Frerk Möller im Interview, taz, 21. Februar 2009.
  22. Jan Wirrer: Zum Status des Niederdeutschen. In: Zeitschrift für Germanistische Linguistik. 26, 1998, S. 309. Zit. nach Birte Arendt: Niederdeutschdiskurse. Spracheinstellungen im Kontext von Laien, Printmedien und Politik. 2010, S. 14.
  23. Bundesministerium des Inneren: Nationale Minderheiten/Minderheiten- und Regionalsprachen in Deutschland. Dritte Auflage. 2015, S. 52 f.
  24. Claus Jürgen Hutterer: Die germanischen Sprachen. Ihre Geschichte in Grundzügen, Akadémiai Kiadó Budapest 1975, Lizenzausgabe C.H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung 1975, ISBN 3-406-05292-4, S. 287
  25. Claus Jürgen Hutterer: Die germanischen Sprachen. Ihre Geschichte in Grundzügen, Akadémiai Kiadó Budapest 1975, Lizenzausgabe C.H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung 1975, ISBN 3-406-05292-4, S. 288
  26. Johannes Bugenhagen: Biblia: dat ys de gantze Hillige Schrifft, Düdesch: Vpt nye thogerichtet, vnde mit vlite corrigert. Hans Lufft, Wittenberg 1541.
  27. Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Mittelalter zur Gegenwart, Band I „Einführung – Grundbegriffe – 14. bis 16. Jahrhundert“, 2., überarbeitete und ergänzte Auflage, Walter de Gruyter 2000, S. 109
  28. Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart, Bd. II „17. und 18. Jahrhundert“, Verlag Walter de Gruyter 2013, ISBN 978-3-11-031454-0, S. 81
  29. a b Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Mittelalter zur Gegenwart, Band I „Einführung – Grundbegriffe – 14. bis 16. Jahrhundert“, 2., überarbeitete und ergänzte Auflage, Walter de Gruyter 2000, S. 160
  30. Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart, Bd. II „17. und 18. Jahrhundert“, Verlag Walter de Gruyter 2013, ISBN 978-3-11-031454-0, S. 230
  31. Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart, Bd. II „17. und 18. Jahrhundert“, Verlag Walter de Gruyter 2013, ISBN 978-3-11-031454-0, S. 234–235
  32. Claus Jürgen Hutterer: Die germanischen Sprachen. Ihre Geschichte in Grundzügen, Akadémiai Kiadó Budapest 1975, Lizenzausgabe C.H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung 1975, ISBN 3-406-05292-4, S. 290
  33. Heinz Kloss: Die Entwicklung neuer germanischer Kultursprachen seit 1800, 2., erweiterte Auflage, Pädagogischer Verlag Schwann Düsseldorf 1978, ISBN 3-590-15637-6, S. 68
  34. Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Mittelalter zur Gegenwart, Band I „Einführung – Grundbegriffe – 14. bis 16. Jahrhundert“, 2., überarbeitete und ergänzte Auflage, Walter de Gruyter 2000, S. 90
  35. Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Mittelalter zur Gegenwart, Band I „Einführung – Grundbegriffe – 14. bis 16. Jahrhundert“, 2., überarbeitete und ergänzte Auflage, Walter de Gruyter 2000, S. 266
  36. Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Mittelalter zur Gegenwart, Band I „Einführung – Grundbegriffe – 14. bis 16. Jahrhundert“, 2., überarbeitete und ergänzte Auflage, Walter de Gruyter 2000, S. 268
  37. Peter von Polenz: „Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart“, Band III 19. und 20. Jahrhundert, S. 210–211
  38. Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart, Bd. II „17. und 18. Jahrhundert“, Verlag Walter de Gruyter 2013, ISBN 978-3-11-031454-0, S. 239
  39. Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart, Bd. II „17. und 18. Jahrhundert“, Verlag Walter de Gruyter 2013, ISBN 978-3-11-031454-0, S. 239–240
  40. Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart, Bd. II „17. und 18. Jahrhundert“, Verlag Walter de Gruyter 2013, ISBN 978-3-11-031454-0, S. 240
  41. Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart, Bd. III „19. und20. Jahrhundert“, Verlag Walter de Gruyter 1999, ISBN 3-11-014344-5, S. 11
  42. Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart, Bd. III „19. und20. Jahrhundert“, Verlag Walter de Gruyter 1999, ISBN 3-11-014344-5, S. 110
  43. Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart, Bd. III „19. und20. Jahrhundert“, Verlag Walter de Gruyter 1999, ISBN 3-11-014344-5, S. 12
  44. Claus Jürgen Hutterer: Die germanischen Sprachen. Ihre Geschichte in Grundzügen, Akadémiai Kiadó Budapest 1975, Lizenzausgabe C.H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung 1975, ISBN 3-406-05292-4, S. 370
  45. a b Claus Jürgen Hutterer: Die germanischen Sprachen. Ihre Geschichte in Grundzügen, Akadémiai Kiadó Budapest 1975, Lizenzausgabe C.H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung 1975, ISBN 3-406-05292-4, S. 294
  46. Claus Jürgen Hutterer: Die germanischen Sprachen. Ihre Geschichte in Grundzügen, Akadémiai Kiadó Budapest 1975, Lizenzausgabe C.H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung 1975, ISBN 3-406-05292-4, S. 299–300
  47. Bernd Robben: Der Schwund der plattdeutschen Sprache in der Region Emsland/Grafschaft Bentheim – Zwei Untersuchungen von 1990 und 2011. In: Emsländische Geschichte. 19. Hrsg. von der Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte, Haselünne 2011, ISBN 978-3-9814041-3-5, S. 101–138.
  48. Claudia Wich-Reif: Deutschland. In: Franz Lebsanft, Monika Wingender (Hrsg.): Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen. Ein Handbuch zur Sprachpolitik des Europarats. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2012, Abschnitt 2.3.1: Niederdeutsch, S. 45–50.
  49. Jan Goossens: Niederdeutsche Sprache: Versuch einer Definition. In: Jan Goossens (Hrsg.): Niederdeutsch: Sprache und Literatur. Karl Wachholtz, Neumünster 1973, S. 9–27, 20 f.
  50. „Karte der deutschen Mundarten“, in: K.A. Brockhaus' Geographisch-artistische Anstalt Leipzig 1894, abgerufen am 11. November 2018
  51. „Deutsche Mundarten der Gegenwart“, in: Amoiltedesco, abgerufen am 11. November 2018
  52. a b Pierre Brachin: Die niederländische Sprache. Eine Übersicht, Helmut Buske Verlag Hamburg 1987, ISBN 3-87118-837-9, S. 174
  53. Pierre Brachin: Die niederländische Sprache. Eine Übersicht, Helmut Buske Verlag Hamburg 1987, ISBN 3-87118-837-9, S. 168–169
  54. Stephen Barbour, Patrick Stevenson: Variation im Deutschen: Soziolinguistische Perspektiven, S. 10–11
  55. Pierre Brachin: Die niederländische Sprache. Eine Übersicht, Helmut Buske Verlag Hamburg 1987, ISBN 3-87118-837-9, S. 176
  56. a b Werner König: dtv-Atlas zur deutschen Sprache, Deutscher Taschenbuch Verlag 1978, 9. Auflage 1992, S. 103
  57. Pierre Brachin: Die niederländische Sprache. Eine Übersicht, Helmut Buske Verlag Hamburg 1987, ISBN 3-87118-837-9, S. 171
  58. Pierre Brachin: Die niederländische Sprache. Eine Übersicht, Helmut Buske Verlag Hamburg 1987, ISBN 3-87118-837-9, S. 172–173
  59. Pierre Brachin: Die niederländische Sprache. Eine Übersicht, Helmut Buske Verlag Hamburg 1987, ISBN 3-87118-837-9, S. 169–170
  60. Ludger Kremer: Das Niederländische in Deutschland. Aspekte seiner Verbreitung und Beschreibung, in: Helga Bister-Broosen: (Hrsg.): Niederländisch am Niederrhein, Peter Lang Europäischer Verlag der Wissenschaften 1988, ISBN 3-631-32578-9, S. 26
  61. Pierre Brachin: Die niederländische Sprache. Eine Übersicht, Helmut Buske Verlag Hamburg 1987, ISBN 3-87118-837-9, S. 175
  62. Pierre Brachin: Die niederländische Sprache. Eine Übersicht, Helmut Buske Verlag Hamburg 1987, ISBN 3-87118-837-9, S. 17
  63. Pierre Brachin: Die niederländische Sprache. Eine Übersicht, Helmut Buske Verlag Hamburg 1987, ISBN 3-87118-837-9, S. 21
  64. Pierre Brachin: Die niederländische Sprache. Eine Übersicht, Helmut Buske Verlag Hamburg 1987, ISBN 3-87118-837-9, S. 22
  65. a b Pierre Brachin: Die niederländische Sprache. Eine Übersicht, Helmut Buske Verlag Hamburg 1987, ISBN 3-87118-837-9, S. 15
  66. Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart, Bd. II „17. und 18. Jahrhundert“, Verlag Walter de Gruyter 2013, ISBN 978-3-11-031454-0, S. 5
  67. Pierre Brachin: Die niederländische Sprache. Eine Übersicht, Helmut Buske Verlag Hamburg 1987, ISBN 3-87118-837-9, S. 177
  68. Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart, Bd. II „17. und 18. Jahrhundert“, Verlag Walter de Gruyter 2013, ISBN 978-3-11-031454-0, S. 55 und 67
  69. Pierre Brachin: Die niederländische Sprache. Eine Übersicht, Helmut Buske Verlag Hamburg 1987, ISBN 3-87118-837-9, S. 18
  70. Werner König: dtv-Atlas Deutsche Sprache, 16., durchgesehene und korrigierte Auflage Dezember 2007, Deutscher Taschenbuch Verlag, ISBN 978-3-423-03025-0, S. 74 (Darstellungskarte „Die Ausdehnung des deutschen Sprachgebietes bis 1880“) und S. 76 (Grafik „Sprachliche Schichten im Hoch- und Spätmittelalter“)
  71. Werner König: dtv-Atlas Deutsche Sprache, 16., durchgesehene und korrigierte Auflage Dezember 2007, Deutscher Taschenbuch Verlag, ISBN 978-3-423-03025-0, S. 59 „Das Wort deutsch“
  72. Fehrs-Gilde (Hrsg.): SASS. Plattdeutsche Grammatik, Kapitel „Große Mundartgruppen“, abgerufen am 11. November 2018
  73. Jan Goossens: Sprachatlas des nördlichen Rheinlands und südöstlichen Niederlands. „Fränkischer Sprachatlas“, Zweite Lieferung Textband, S. 16
  74. Ludger Kremer: Das Niederländische in Deutschland. Aspekte seiner Verbreitung und Beschreibung, in: Helga Bister-Broosen (Hrsg.): „Niederländisch am Niederrhein“, S. 26
  75. Helga Bister-Broosen: Einleitung – Niederländisch am Niederrhein: früher und jetzt, in: Helga Bister-Broosen: (Hrsg.): Niederländisch am Niederrhein, Peter Lang Europäischer Verlag der Wissenschaften 1988, ISBN 3-631-32578-9, S. 14
  76. Willy Sanders: Sachsensprache, Hansesprache, Plattdeutsch: sprachgeschichtliche Grundzüge des Niederdeutschen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1982, ISBN 3-525-01213-6, S. 74–75.
  77. Dieter Stellmacher: Niederdeutsche Sprache. 2. Auflage. Weidler, Berlin 2000, ISBN 3-89693-326-4, S. 108.
  78. Das Schleswigsch wird allerdings entgegen der Zeichnung auch im Sprachgebiet der nordfriesischen Sprache und als Nordschleswiger Platt auch in Nordschleswig (Dänemark) gesprochen und reicht zudem bis nach Kiel.
  79. Grundlegend hierzu sind: Ingrid Schröder: Niederdeutsch in der Gegenwart. Sprachgebiet – Grammatisches – Binnendifferenzierung. In: Dieter Stellmacher (Hrsg.): Niederdeutsche Sprache und Literatur der Gegenwart. Hildesheim/Zürich/New York 2004 (Germanistische Linguistik 175–176), S. 35–97; sowie Peter Wiesinger: Die Einteilung der deutschen Dialekte. In: Werner Besch, Ulrich Knoop, Wolfgang Putschke, Herbert Ernst Wiegand (Hrsg.): Dialektologie. Ein Handbuch zur deutschen und allgemeinen Dialektforschung. 2. Hbd., Berlin/ New York 1983, S. 807–900 (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 1.2), bes, S. 828 f.; ferner ganz allgemein Wolfgang Lindow u. a.: Niederdeutsche Grammatik. (= Schriften des Instituts für Niederdeutsche Sprache. Reihe Dokumentation, Nr. 20). Leer 1998, S. 18. – Strukturalistische Darstellungen des Lautsystems, die auf eine Nord-Süd-Gliederung hinauslaufen, geben etwa Baldur Panzer, Wolf Thümmel: Die Einteilung der niederdeutschen Mundarten auf Grund der strukturellen Entwicklung des Vokalismus. (= Linguistische Reihe, 7). München 1971, zusammenfassend S. 165 ff.; sowie Peter Wiesinger: Phonologische Vokalsysteme deutscher Dialekte. Ein synchronischer und diachronischer Überblick. In: Dialektologie. (wie oben), S. 1042–1076, bes, S. 1062 ff.; zur Bestätigung der Nord-Süd-Gliederung mithilfe der Arealtypologie siehe Alfred Lameli: Strukturen im Sprachraum. Analysen zur arealtypologischen Komplexität der Dialekte in Deutschland. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2013 (Linguistik – Impulse und Tendenzen 54), S. 147–148, 182–198 und bes. 214–225. Für das Mittelniederdeutsche vgl. sodann Agathe Lasch: Mittelniederdeutsche Grammatik. (= Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte IX). Halle (Saale) 1914. (Zweite Auflage. Tübingen 1974, S. 12 ff.) wo ebenfalls die Nord-Süd-Gliederung in den Vordergrund tritt.
  80. Das englische Wort cup hat dieselbe Wortwurzel wie niederdeutsch Kopp/hochdeutsch Kopf. Im Deutschen hat sich jedoch die ursprüngliche Bedeutung ‘Trinkgefäss’ verschoben zur neuen Bedeutung ‘Haupt’, vgl. Vorlage:DWDS
  81. Willy Sanders: Sachsensprache, Hansesprache, Plattdeutsch: sprachgeschichtliche Grundzüge des Niederdeutschen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1982, ISBN 3-525-01213-6, S. 185–187.
  82. Wolfgang Lindow: Plattdeutsches Wörterbuch. Schuster, Leer 1984, ISBN 3-7963-0215-7, S. 253–257.
  83. Demeudige Bidde Des Garlefeschen Beers An den Försten van Brönsewiek un Lüneborg – Uth dem Latienschen Taur Lust in de platdüsche sprake versettet. Gardelegen 1651
  84. Ernst Moritz Arndt: Dom büst du då. In: Mährchen und Jugenderinnerungen. Zweiter Theil. Verlag G. Reimer, Berlin 1843.
  85. Manfred Brümmer: De Mallbüdel. Tennemann, 2009.
  86. Agathe Lasch: Mittelniederdeutsche Grammatik. Verlag Max Niemeyer, Halle an der Saale 1914, § 401
  87. a b c Vgl. Kartenmaterial auf regionalsprache.de
  88. Friedrich Holthausen: Altsächsisches Wörterbuch. In: Niederdeutsche Studien. Band 1. 1967; koeblergerhard.de.
  89. Bei Ulrich Jahn: Dei Fischer un syne Fruu. In: Volksmärchen aus Pommern und Rügen. l, Norden/Leipzig 1891, auf Wikisource.
  90. Bei Wolfgang Rieck: Stephan Jantzen, 17. Dezember 1873, „Jungs hollt juch fast“.
  91. a b Mecklenburgisches Wörterbuch. Band 3, Neumünster 1961, Sp. 1106, so bei Fritz Reuter, Beispiele auf Wikisource: Ut de Franzosentid, Eine alte Kinderfrau, Ik weit einen Eikbom.
  92. Julius Wiggers: Grammatik der plattdeutschen Sprache. In Grundlage der Mecklenburgisch-Vorpommerschen Mundart. Hamburg, 1858, S. 54 f.
  93. Alfred v. d. Velde: Zu Fritz Reuter! Praktische Anleitung zum Verständniß des Plattdeutschen an der Hand des ersten Kapitels des Fritz Reuter’schen Romanes: „Ut mine Stromtid“. Leipzig, 1881, S. 17–18.
  94. Johan Hendrik Gallée: Altsächsische Grammatik. Zweite völlig umgearbeitete Auflage. Band VI der Reihe Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte, herausgegeben von Wilhelm Braune. Halle 1910, S. 246 f. und 250.
  95. Joseph Wright: An Old High-German primer with grammar, notes, and glossary. Oxford, 1888, S. 63.
  96. Eduard Sievers: Angelsächsische Grammatik. Dritte Auflage. Band III. der Reihe Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte, herausgegeben von Wilhelm Braune. Halle, 1921, S. 198.
  97. Joseph Wright, Elizabeth Mary Wright: Old English grammar. 1908, S. 247.
  98. Wiggers: Grammatik der plattdeutschen Sprache. § 52,2.
  99. Dieter Stellmacher: Niederdeutsch: Formen und Forschungen. Max Niemeyer Verlag, Tübingen 1981, ISBN 3-484-10415-5, S. 22–25, 132 f.
  100. https://fedoraproject.org/wiki/L10N/Teams/LowGerman
  101. pro-linux.de.
  102. Kurios: Ashampoo veröffentlicht CD-Brennprogramm auf Plattdeutsch. In: computerbild.de, Abgerufen am 22. November 2015.
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