Nimue

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Nimue ist eine bedeutende Gestalt der walisischen und bretonischen Sagenwelt, insbesondere der Artussage. Sie taucht unter verschiedenen Namen auf, darunter Viviane, Elaine, Niniane, Nivian, Nyneve, Nimueh oder auch Herrin vom See, Dame vom See, Hüterin der Quelle, Königin des Wassers oder Dame vom Brunnen. Nimue ist die Hüterin des Sees, aus welchem Artus das Schwert Excalibur erhielt, sie gilt als Ziehmutter Lancelots und auch als Lehrerin oder Geliebte des Zauberers Merlin.[1]

Ursprünge

Die Herrin vom See ist eine nicht eindeutig bestimmbare Gestalt, die in verschiedenen Formen in der Artussage in Erscheinung tritt. Gelehrte sehen ihre Ursprünge in einer Verschmelzung von vorchristlichen Traditionen aus gallischen, griechischen, römischen und insbesondere keltischen Mythen.[2] Das Motiv des Wassers, Sees oder der Quelle wird häufig mit mythischen, weiblichen Urformen in Verbindung gebracht.[2] Es wird angemerkt, dass der Name „Viviane“ möglicherweise von der römischen Göttin des Waldes und des Wassers übernommen wurde.[3] Weiterhin erscheint als möglich, dass die „Herrin vom See“ und Morgan le Fay derselben Quelle oder Tradition entspringen. Die erste Erwähnung von Avalon, einer magischen Insel in besagtem See, die oft mit der Herrin vom See und Morgan le Fay in Verbindung gebracht wird, geschieht in Geoffrey of Monmouth's Historia Regum Britanniae; Geoffrey sagt aus, dass auf Avalon das Schwert Excalibur geschmiedet und Artus nach seinem Kampf mit Mordred dort geheilt wurde.

Ihr erstes Erscheinen hat Nimue nicht in Form eines Wassergeistes oder einer magischen Gestalt, sondern einer sterblichen Frau. In der Suite Du Merlin erscheint sie als "Nivaine die Jägerin". Sie ist hier eine 15-jährige, wilde und listige Persönlichkeit, die in der Erzählung oft mit Diana, der römischen Göttin der Jagd, verglichen wird. In der Geschichte ist Merlin in Nivaine verliebt und erbaut ihr am See der Diana ein Haus, das für jeden, der nicht in diesem lebt, unsichtbar ist. Merlin erzählte Nivaine, wie die Göttin Diana ihren Geliebten, Faunus tötete. Diese Erzählung ließ Merlins eigenes Ende durch Nivaine vorausahnen.

Die Herrin vom See wird in anderen Geschichten, wie Chrétien de Troyes' Le Chevalier de la charrette in eher vertrauter und mystischer Art erwähnt. In der Geschichte von Lancelot wird sie als Fee des Wassers beschrieben, die ihn großzieht und einen Ring zur Verteidigung gegen magische Kräfte gibt. Ihr Leben mit Lancelot wird in der deutschen Erzählung Lanzelet von Ulrich von Zatzikhoven beschrieben und in der Sage der Gralssuche von Lancelot weiter ausgeführt.[4] Die Herrin vom See zieht hier Lancelot auf, nachdem dessen Vater Ban getötet wurde. Es wird angenommen, dass diese drei Werke einer verlorenen Überlieferung entspringen, die am besten in Ulrichs Version enthalten ist.

Die Herrin vom See weist Ähnlichkeiten mit der Nereide Thetis aus der griechischen Mythologie auf. Wie die Herrin vom See ist Thetis ein Wassergeist, die den größten Krieger ihrer Zeit, Achilles, aufzieht. Thetis' Mann ist Peleus, während die Herrin vom See in manchen Erzählungen den Ritter Pelleas als Geliebten hat. Thetis nutzt Magie, um ihren Sohn unverwundbar zu machen, und gibt ihm einen von Hephaistos geschmiedeten Schild und Panzer. Lancelot erhält einen Ring, der ihn vor Magie schützt, und übergibt das magische Schwert Excalibur an König Artus. Der griechische Mythos hat daher möglicherweise die Artussage mit inspiriert oder beeinflusst. Das Ilias-Epos, in dem Thetis vorkommt, war sowohl im Römischen Reich bekannt, welches für Jahrhunderte Großbritannien hielt, als auch den mittelalterlichen Gelehrten, welche die keltischen Mythen und Überlieferungen niederschrieben.

Die Erscheinung der Herrin vom See als Geist des Wassers findet sich auch in der Gestalt der Melusine wieder.

Siehe auch

Commons: Lady of the Lake – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. S. E. Holbrook: Nymue, the Chief Lady of the Lake, in Malory's Le Morte Darthur. In: Speculum. Vol. 53, Nr. 4, October 1978, ISSN 0038-7134, S. 761–777.
  2. a b W. A. Nitze: The Fountain Defended. In: Modern Philology. Vol. 7, Nr. 2, October 1909, ISSN 0026-8232, S. 145–164, online.
  3. Luciana Percovich: Europe's First Roots. Female Cosmogonies Before the Arrival of the IndoEuropean Peoples. In: Feminist Theology. Vol. 13, Nr. 1, 2004, ISSN 0966-7350, S. 26–39.
  4. Helen Cooper: Fairy Monarchs, Fairy Mistresses: „I Am of Ane Other Countree“. In: Helen Cooper: The English romance in time. Transforming motifs from Geoffrey of Monmouth to the death of Shakespeare. Oxford University Press, Oxford u. a. 2004, ISBN 0-19-924886-9, S. 173–217.

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