Obatzter

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. April 2017 um 22:01 Uhr durch Zlonewoof (Diskussion | Beiträge) (Das EU Dokument zeigt den 16.6.2015, nicht den 26.6.2015 als Datum der Registrierung.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Obatzter
Obatzter in einem Regensburger Biergarten

Obatzter, auch Obatzda oder Obazda („Angebatzter, Angedrückter, Vermischter“, in der Schweiz auch als Gmanschter bekannt) ist eine pikante bayerische Käsezubereitung, die als Zwischenmahlzeit (zur Brotzeit) serviert wird. In Franken heißt sie Gerupfter oder Angemachter.

Geschichte

Der ursprüngliche Obatzte war eine Verwertung von alten Käseresten, insbesondere von Camembert, Brie oder anderen Weichkäsen. Um ihn wieder schmackhaft zu machen, wurde der reife bis überreife Käse mit Butter vermischt und Gewürz zugegeben, hauptsächlich Paprika sowie häufig noch Kümmel oder Zwiebel. Aus dieser traditionellen Variante hat sich eine Vielfalt von Rezepten entwickelt.

Bekannt wurde Obatzter in den 1920er-Jahren, als ihn die Wirtin Katharina Eisenreich ihren Gästen im Weihenstephaner Bräustüberl in Freising servierte.[1] Seither gilt folgendes Rezept als das verbreitetste: Reifer Camembert wird mit schaumig gerührter Butter, sehr fein gehackten Zwiebeln, evtl. etwas Salz, Pfeffer, viel Rosenpaprika, Kümmel und etwas Weißbier zu einer Creme verarbeitet. Für die kräftigeren Varianten nimmt man Limburger oder Romadur, die milderen Varianten entstehen durch Zugabe von Quark oder Frischkäse. In Altbayern wird der Rezeptur auch gerne Bier, in Franken Wein zugefügt.

Zubereitung

In Bayern gehört Obatzter zu den klassischen Biergarten-Gerichten. Camembert oder andere Weichkäse werden mit Butter, Rahm oder Quark so lange zerdrückt, bis eine streichfähige Masse entsteht. Diese wird mit frischem Schnittlauch bestreut und mit Roggenbrot oder Brezen, Radieschen oder in Spiralen geschnittenem Radi (Rettich) serviert.

Obatzter sollte am Tag der Zubereitung gegessen werden, da die Zwiebeln sonst einen bitteren Geschmack entwickeln. Alternativ können die Zwiebeln in Ringe geschnitten auch erst kurz vor dem Servieren auf dem Obatzten angerichtet werden. In anderer Variante werden die Zwiebeln vorher leicht angedünstet, dadurch hält sich der Obatzte länger und schmeckt milder.

Seit den 1980er Jahren stellen verschiedene Molkereien den Obatzten auch auf industriellem Weg her. So werden beispielsweise Varianten wie feurig, mit Röstzwiebeln oder mit Bier angeboten.[2]

Vergleichbare, nichtbayerische Rezepturen

Dem Obatzten ähnelnde Käsezubereitungen gibt es auch in anderen Regionen. In Hessen wird der Hessesche ähnlich mit Limburger, Mainzer oder Harzer Käse zubereitet. Im Raum Frankfurt am Main werden Camembert, Frischkäse, Zwiebeln und Paprikapulver zum Sachsenhäuser Schneegestöber (auch Frankfurter Schneegestöber) vermischt.[3] In der österreichischen, mitteldeutschen und slowakischen Küche gibt es eine vergleichbare Käsecreme, den Liptauer. In Rheinland-Pfalz ist der Spundekäs vergleichbar, wenn auch ohne Camembert hergestellt.

Geschützte Bezeichnung

Seit 16. Juni 2015 ist die Bezeichnung Obazda bzw. Obatzter in der Liste der geschützten geographischen Angaben der EU-Kommission registriert.[4]

Wiktionary: Obatzter – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Quellen

  1. Landesvereinigung der Bayerischen Milchwirtschaft: Obazda (Memento vom 12. Februar 2013 im Webarchiv archive.today) auf der Internetseite spezialitätenland-bayern.de der Marketingagentur des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.
  2. Homepage der Käserei Alpenhain (aufgerufen am 2. Dezember 2016)
  3. Isolde Bacher u. a.: Frankfurt am Main; Baedeker-Allianz-Reiseführer, Baedeker, Ostfildern 2006, ISBN 978-3-8297-1116-6, S. 73.
  4. Obazda / Obatzter Dossier-Nummer DE/PGI/0005/01069