Operation Prosperity Guardian
Operation Prosperity Guardian | |||||||||
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Teil von: Krieg in Israel und Gaza 2023 und Militärintervention im Jemen seit 2015 | |||||||||
Datum | seit 18. Dezember 2023 | ||||||||
Ort | Rotes Meer, Golf von Aden | ||||||||
Ausgang | Offen | ||||||||
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Operation Prosperity Guardian (deutsch „Operation Wohlstandswächter“) ist eine multinationale Koalition, angeführt durch die USA, die im Dezember 2023 als Reaktion auf Angriffe der Huthi-Rebellen auf die Schifffahrt im Roten Meer beim Bab al-Mandab ins Leben gerufen wurde. Die kurz vor Weihnachten präsentierte Operation lief mit Schwierigkeiten an, da Frankreich, Spanien und Italien ihre Kriegsschiffe nicht unter US-Kommando stellen wollten.
Hintergrund
Die Wasserstraßen vom und zum Roten Meer sind wichtige Schifffahrts-Engpässe für die Weltwirtschaft, die das Mittelmeer mit dem Indischen Ozean und den Suezkanal mit dem Horn von Afrika verbinden.[1] Nach Beginn des Krieges in Israel und Gaza im Jahre 2023 wurden im Golf von Aden mehrere zivile Container- und Frachtschiffe von Huthi-Truppen angegriffen und entführt. Die Angriffe veranlassten mehrere große Reedereien, den Suezkanal nicht mehr zu befahren und zeitaufwendige Umwege in Kauf zu nehmen.[2]
Der Verteidigungsminister der Vereinigten Staaten, Lloyd Austin, verkündete daraufhin die Gründung einer internationalen maritimen Sicherheitsinitiative, deren Ziel es sei, Bedrohungen durch Huthi-Truppen gegen den internationalen Seehandel nach wochenlangen Angriffen auf Handelsschiffe entgegenzuwirken. In einer Stellungnahme erklärte Austin, „die jüngste Eskalation rücksichtsloser Huthi-Angriffe aus dem Jemen“ sei „eine Bedrohung des freien Handels“, gefährde „unschuldige Seeleute“ und verstoße „gegen internationales Recht“.[3]
Völkerrechtliche Rechtfertigung
Das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen vom 10. Dezember 1982 gibt den für Tätigkeiten in den Ozeanen, einschließlich der Bekämpfung rechtswidriger Tätigkeiten auf See, anwendbaren rechtlichen Rahmen vor. Danach haben die Mitgliedstaaten das Recht, ihre Schiffe gegen Angriffe, einschließlich solcher, die die Rechte und Freiheiten der Schifffahrt untergraben, zu verteidigen.[4] Ziel der Operation Prosperity Guardian ist demnach der Schutz der Schifffahrtsfreiheit, indem das Bündnis Angriffe der jemenitischen Huthi-Rebellen auf Schiffe im Roten Meer – etwa mit ballistischen Raketen und Drohnen – abwehren soll.[5]
Umfang
Die USA gründeten am 19. Dezember 2023 die Operation Prosperity Guardian. Neben den USA beteiligen sich, nach Angaben aus dem US-Verteidigungsministerium, Bahrain, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada, die Niederlande, Norwegen und die Seychellen. Durch die stärkere Kooperation zwischen den Seestreitkräften solle der Schutz von Handelsschiffen verbessert werden.[6] Nach US-Angaben haben stand 22. Dezember 2023 insgesamt mehr als 20 Länder zugestimmt, sich an der Koalition zu beteiligen, wobei einige nicht öffentlich genannt wurden.[7]
Die Combined Task Force 153 unter der Leitung der Combined Maritime Forces wird die Operation steuern,[8] zu der derzeit die HMS Diamond, HMS Lancaster, HMS Chiddingfold, HMS Middleton, HMS Bangor und die RFA Cardigan Bay gehören,[9] dazu drei US-Zerstörer und eine griechische Fregatte.[10][11] Beteiligt sein könnten die US-Zerstörer USS Carney und USS Mason, die bereits zuvor Drohnen im Roten Meer abgefangen hatten und angegriffenen Schiffen zu Hilfe gekommen waren.[12][13]
Die Niederlande prüfen derzeit, ob sie zur Unterstützung der Operation Schiffe in das Gebiet schicken werden, planen jedoch momentan nur die Entsendung von zwei Stabsoffizieren.[9] Auch Norwegen plant die Entsendung von bis zu zehn Stabsoffizieren, das Land wird jedoch keine Schiffe entsenden.[9] Kanada hat beschlossen, drei Stabsoffiziere im Rahmen der Operation Artemis einzusetzen.[14] Australien plant, 11 Militärangehörige zu schicken.[15] Einen US-Antrag auf Entsendung eines Kriegsschiffes lehnten diese jedoch ab.[16] Dänemark plant, einen Offizier für die Operation bereitzustellen.[17] Die Seychellen entsenden weder Schiffe noch Personal und beschränken ihre Beteiligung auf die „Bereitstellung und den Empfang von Informationen“.[18]
Vertreter des Pentagons bezeichneten das Bündnis als Antwort auf ein internationales Problem, demnach würde die Huthi-Miliz die Wirtschaft von Nationen der ganzen Welt gefährden. Die Operation müsse sich allerdings nicht nur auf Schiffe begrenzen.[19]
Am 12. Januar griffen die Vereinigten Staaten gemeinsam mit dem Vereinigten Königreich und weiterer Verbündeter Stellungen der Huthi im Jemen aus der Luft und vom Wasser aus an.[20]
Führung
Das Operation Headquarters als Hauptquartier auf der militärstrategischen Ebene befindet sich in Bahrain, Operation Commander ist ein amerikanischer Admiral.
Nr. | Land | Dienstgrad | Name | Beginn der Berufung |
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1. | Vereinigte Staaten | Konteradmiral | Charles Cooper II |
Reaktionen
Laut dem Huthi-Sprecher Mohammed Abdulsalam werden die Huthis ihre Haltung zum Krieg im Gazastreifen trotz der Koalition nicht ändern. Das Bündnis sei „im Wesentlichen unnötig“. Denn alle an den Jemen grenzenden Gewässer seien sicher. Eine Ausnahme gelte für israelische Schiffe oder Schiffe, die Israel ansteuerten, wegen dessen „ungerechtfertigten aggressiven Krieges gegen Palästina“.[21] Bereits am 22. Dezember demonstrierten in Sanaa tausende gegen die US-geführte Koalition, und bekräftigen ihre Unterstützung für Palästina.[22]
Obwohl von den Vereinigten Staaten als Teil der Koalition benannt, erklärte das französische Verteidigungsministerium, seine Kriegsschiffe würden „unter französischem Kommando bleiben“.[17] Auch das italienische Verteidigungsministerium, welches die italienische Fregatte Virginio Fasan in der Gegend stationiert hat, erklärte, dass das Kriegsschiff nicht Teil von Prosperity Guardian sei.[17][23] Das spanische Verteidigungsministerium erklärte, es werde sich nur an Operationen unter NATO- oder EU-Koordinierung beteiligen.[17] Gleichzeitig legte Spanien ein Veto gegen jeglichen EU-Beitrag zur Operation Prosperity Guardian ein, sollte dieser über die Ressourcen der EU-geführten Operation Atalanta bereitgestellt werden.[24]
Mögliche Beteiligung Deutschlands
Nach Angaben des deutschen Verteidigungsministers Boris Pistorius wird eine Beteiligung Deutschlands an der Mission geprüft. Grünen-Fraktionsvize Agnieszka Brugger zeigte sich grundsätzlich offen dafür. Laut ihr soll Deutschland „angesichts der immensen Risiken auch für die zivile Schifffahrt auf keinen Fall reflexartig ablehnen“.[6] Laut der SPD-Vorsitzenden Saskia Esken ist die Allianz wichtig, auch für Deutschlands Handelsbeziehungen. Die Bundeswehr habe aber klare Restriktionen, an welchen Mandaten sie sich beteiligen könne. Es würde sich um einen Auslandseinsatz der Bundeswehr handeln, der bisher nicht durch ein Mandat der Vereinten Nationen oder des Deutschen Bundestages gestützt sei.[25]
Ab dem 1. Februar 2024 soll die Fregatte Hessen an einem Einsatz im Roten Meer zur Sicherung des Handelsschiffverkehrs gegen jemenitische Huthi-Kämpfer teilnehmen. Der Einsatz soll im Rahmen einer EU-Mission erfolgen, die die Operation Prosperity Guardian unterstützen und am 19. Februar bei einem Treffen der EU-Außenminister verabschiedet werden soll. Die EU-Schiffe sollen vor allem die Lage beobachten, aber auch einzelne Schiffe begleiten und zur Not mit Waffengewalt eingreifen, um Raketen und Drohnen abzuwehren.[26] Die neue EU-Mission, die laut EAD-Plänen bis Ende Februar einsatzbereit sein soll, wird zunächst auf ein Jahr befristet. Für den Einsatz ist weiterhin ein Mandat des Deutschen Bundestags notwendig.[27]
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ BP pauses all Red Sea shipments after rebel attacks. 18. Dezember 2023 (bbc.com [abgerufen am 23. Dezember 2023]).
- ↑ Transitzeiten: Reedereien Maersk, Hapag-Lloyd, MSC und CMA CGM meiden nach Angriffen Rotes Meer. In: logistik-heute.de. Abgerufen am 23. Dezember 2023.
- ↑ Michael Callahan, Haley Britzkey: Austin announces US-led security operation focusing on Red Sea, Gulf of Aden after Houthi attacks on commercial shipping. In: CNN. 18. Dezember 2023, abgerufen am 19. Dezember 2023 (englisch).
- ↑ Resolution 2722 (2024), verabschiedet auf der 9527. Sitzung des Sicherheitsrats am 10. Januar 2024. Vereinte Nationen, abgerufen am 13. Januar 2024.
- ↑ Was macht die „Operation Prosperity Guardian“ im Roten Meer? Kurier, 19. Dezember 2023.
- ↑ a b „Operation Prosperity Guardian“: USA bilden Militärkoalition gegen Angriffe im Roten Meer. In: Der Tagesspiegel Online. Abgerufen am 19. Dezember 2023.
- ↑ Phil Stewart: More than 20 countries now part of US-led Red Sea coalition, Pentagon says. In: Reuters. 21. Dezember 2023, abgerufen am 22. Dezember 2023 (englisch).
- ↑ Statement from Secretary of Defense Lloyd J. Austin III on Ensuring Freedom of Navigation. Abgerufen am 22. Dezember 2023 (amerikanisches Englisch).
- ↑ a b c Megan Eckstein, Andrew Chuter, Rudy Ruitenberg: US unveils international force to defend Red Sea. Here’s what we know. 19. Dezember 2023, abgerufen am 22. Dezember 2023 (englisch).
- ↑ HMS Diamond joins new international task force to protect shipping in the Red Sea. Abgerufen am 22. Dezember 2023 (englisch).
- ↑ Dendias: Greece will dispatch frigate to Red Sea | eKathimerini.com. 21. Dezember 2023, abgerufen am 22. Dezember 2023 (englisch).
- ↑ Pentagon announces new international mission to counter attacks on commercial vessels in Red Sea. 18. Dezember 2023, abgerufen am 22. Dezember 2023 (englisch).
- ↑ Besondere Bewaffnung: Kriegsschiff USS Mason überrascht Gegner mit Star-Wars-Kanonen. 15. Dezember 2023, abgerufen am 23. Dezember 2023.
- ↑ Canada sending 3 staff officers to support U.S.-led Operation Prosperity Guardian. 19. Dezember 2023, abgerufen am 22. Dezember 2023 (englisch).
- ↑ Australia to send military personnel to help protect Red Sea shipping but no warship. 21. Dezember 2023, abgerufen am 22. Dezember 2023 (englisch).
- ↑ Daniel Hurst: Red Sea crisis: why the Albanese government said no to the United States’ warship request. In: The Guardian. 20. Dezember 2023, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 22. Dezember 2023]).
- ↑ a b c d What is U.S.-led Red Sea coalition and which countries are backing it? In: Reuters. 22. Dezember 2023, abgerufen am 23. Dezember 2023 (englisch).
- ↑ Seychelles' participation in "Operation Prosperity Guardian" is only information exchange. Abgerufen am 22. Dezember 2023.
- ↑ Huthi-Angriffe im Roten Meer: Mehr als 20 Länder beteiligen sich an Allianz. In: tagesschau. Abgerufen am 22. Dezember 2023.
- ↑ Jemen: USA und Großbritannien greifen Huthi-Ziele an. In: Der Spiegel. 12. Januar 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 12. Januar 2024]).
- ↑ Nidal Al-Mughrabi, Bassam Masoud: Israel pounds Gaza, Houthis vow more Red Sea attacks. In: Reuters. 19. Dezember 2023, abgerufen am 19. Dezember 2023 (englisch).
- ↑ Million march people gathered in Al-Sabeen Square for “Coalition to Protect Israeli Ships Do Not Intimidate Us”. In: SABA. 22. Dezember 2023, abgerufen am 22. Dezember 2023 (englisch).
- ↑ Angelo Amante, Alvise Armellini: Italian navy to send frigate to boost Red Sea security. In: Reuters. 19. Dezember 2023, abgerufen am 22. Dezember 2023 (englisch).
- ↑ España no participará en la misión internacional en el mar Rojo. In: ElDiario.es. 22. Dezember 2023, abgerufen am 23. Dezember 2023 (spanisch).
- ↑ Rotes Meer – Grünen-Fraktionsvize: Beteiligung an Schutzmission gegen Huthi prüfen. In: Deutschlandfunk. Abgerufen am 19. Dezember 2023.
- ↑ Huthi-Angriffe: Deutschland schickt eine Fregatte ins Rote Meer - WELT. 13. Januar 2024, abgerufen am 13. Januar 2024.
- ↑ n-tv NACHRICHTEN: Deutschland schickt Kampfschiff ins Rote Meer. Abgerufen am 13. Januar 2024.
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