Bulgarische Luftstreitkräfte

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Bulgarischen Luftstreitkräfte
Военновъздушни сили на България

Aufstellung 16. Oktober 1912
Staat Bulgarien Bulgarien
Typ Teilstreitkraft (Luftstreitkräfte)
Führung
Befehlshaber der Luftstreitkräfte Generalmajor Tsanko Ivanov Stoykov
Insignien
Flugzeugkokarde

Die Bulgarischen Luftstreitkräfte (bulgarisch Военновъздушни сили на България, Woennowasduschni sili na Balgarija) sind ein 6.500 Personen starker Teil der bulgarischen Streitkräfte. Das Hauptquartier befindet sich in Graf Ignatievo. Kommandeur ist seit 2016 Generalmajor Zanko Iwanow Stojkow. Die Bulgarischen Luftstreitkräfte sind eine der ältesten Luftstreitkräfte weltweit.

Geschichte

Die Anfänge

Simeon Petroff in seiner Bleriot XI, 1912
Bulgarisches Flugzeug DAR-10

Die Geschichte der bulgarischen Luftstreitkräfte geht zurück auf das Jahr 1892 in Plowdiw, als zwei bulgarische Offiziere zum ersten Mal mit dem französischen Ballonfahrer Eugène Godard mit dessen Ballon La France aufstiegen. Begeistert von der Ballonfahrt, begründeten die bulgarischen Streitkräfte am 20. April 1906 eine Ballonabteilung. Sie sandten aus dieser zwei Offiziere zur Ausbildung nach Russland. Anfangs hatte sie nur einen alten sphärischen Ballon aus Frankreich, aber später initiierten sie – mit russischen Materialien – den Bau eines eigenen Ballons mit dem Namen Sofia-1, welcher erstmals Anfang 1912 abhob. Der Ballon, die von Frankreich gekauften Flugzeuge Bleriot und vier deutsche Albatros F-2 (Nachbauten der Farman III) waren die ersten Fluggeräte beim Aufbau der bulgarischen Luftstreitkräfte.

Balkankriege

Am 15. Oktober 1912 bekamen die bulgarische Luftstreitkräfte die Aufgabe, eine Spionagemission gegen die osmanische Armee durchzuführen. Sie sollten Information über die Anzahl und die Position sammeln. Während der Mission am 16. Oktober, die mit den Albatros F-2 Maschinen durchgeführt wurde, bombardierten die bulgarische Piloten Radul Milkow und Prodan Taraktschiew den Bahnhof von Karaağaç.[1] Bei der Belagerung von Edirne setzten die bulgarischen Streitkräfte 1913 zum ersten Mal in der Kriegsgeschichte Flugzeuge zur strategischen Bombardierung ein.

Erster Weltkrieg (1914–1918)

Das Zarentum Bulgarien trat am 4. Oktober 1915 auf der Seite der Mittelmächte in den Ersten Weltkrieg ein.

Zweiter Weltkrieg

Dislozierung der bulgarischen Luftstreitkräfte im August 1944

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs umfasste die Luftflotte 374 Maschinen in verschiedenen Ausführungen. Darüber hinaus wurden Aufträge über 10 Jagdflugzeuge Messerschmitt Bf 109E-4, 11 Bomber Dornier Do 17M, 6 Leichtflugzeuge Messerschmitt Bf 108, 24 Schulflugzeuge Arado Ar 96B-2 und 14 Schulflugzeuge Bücker Bü 131 erteilt. Bulgarien setzte auch Maschinen aus von Deutschland besetzten Staaten ein, so die tschechoslowakische Avia B-135 und die französische Dewoitine D.520.

Bulgarien trat den Achsenmächten am 1. März 1941 bei. Am 6. April 1941 erfolgte der jugoslawische Luftangriff auf Kjustendil bei dem 68 Menschen getötet und 90 verletzt wurden. Es folgte Luftangriffe der britischen Royal Air Force von Griechenland aus auf Ziele in Bulgarien.

Bulgarien verließ die „Achse“, als die Rote Armee im Norden näherrückte und am 9. September 1944 die bulgarische Regierung stürzte. Bulgarien kämpfte an der Seite der Alliierten bis 1945 weiter.

Kalter Krieg und Warschauer Pakt

Flugzeugkokarde von 1948 bis 1992

Im Kalten Krieg war Bulgarien ein Satellitenstaat der Sowjetunion. Im September 1947 wurde ein sowjetisch-bulgarisches Militärabkommen unterzeichnet. 1950 erhielt es von der Sowjetunion 28 neue Jagdflugzeuge vom Typ Jak-9 und Jak-11 sowie 20 Jak-23. 1955 wurde Bulgarien Mitglied im Warschauer Pakt.

Von 1957 bis 1963 wurden Fliegerkräfte von der Sowjetunion mit den damals modernen Jagdflugzeugen vom Typ MiG-19 und Abfangjägern MiG-21 ausgestattet. Sie bildeten die Südflanke gegenüber den NATO-Staaten Griechenland und Türkei. Ab 1973 erfolgte die Ausrüstung mit Kampfflugzeugen vom Typ MiG-23

Bulgarien war das neben der Sowjetunion einzige Land des Warschauer Vertrages, das die MiG-25 einsetzte. Genutzt wurden 3 Aufklärungsmaschinen MiG-25RBT und eine Schulversion MiG-25RU. Nach dem Ende des Kalten Krieges wurden sie mit Russland u. a. gegen MiG-21bis getauscht.

1988 bis 1989 erhielten die Luftstreitkräfte 21 Jagdbomber Su-22M4/UM-3 und 40 Erdkampfflugzeuge Su-25K/KUB.

Am 1. Juli 1991 löste sich der Warschauer Pakt auf.

NATO-Mitglied

Die Jagdbombereinheit mit Su-22 auf dem Luftwaffenstützpunkt Besmer wurde im Februar 2004 aufgelöst. Seit dem 29. März 2004 gehört Bulgarien zur NATO und erhielt umfangreiche Militärhilfe von den Vereinigten Staaten.

Siehe auch Militärbasen der Vereinigten Staaten in Bulgarien.

Organisation

Bulgarische Luftstreitkräfte (Bulgarien)
Bulgarische Luftstreitkräfte (Bulgarien)
Graf Ignatiewo/Mariza
Dolna Mitropolija
Sofia
Besmer
Plowdiv
Haupteinsatzbasen

Die wichtigsten Stützpunkte sind die folgenden Haupteinsatzbasen:

Ausrüstung

Von den Bulgarischen Luftstreitkräften wurden Ende 2013 die in der folgenden Tabelle angegebenen Luftfahrzeuge eingesetzt:

Luftfahrzeuge Foto Herkunft Verwendung Version Aktiv bestellt Anmerkungen
Kampfflugzeuge
MiG-21 Sowjetunion Sowjetunion MiG-21bis 3 Lieferung der ersten Version MiG-21F-13 ab 1964. Stationiert in Graf Ignatiewo (3. Jagdfliegerbasis), außer Dienst und in Reservestatus gestellt.
MiG-29 Sowjetunion Sowjetunion Mehrzweckkampfflugzeug, doppelsitzige Kampfflugzeuge MiG-29А, MiG-29UB 16 (+ 4 Reserve)[2] Ab Juni 1989 Indienststellung von 18 MiG-29A und 4 MiG-29UB
Su-25 Sowjetunion Sowjetunion Erdkampfflugzeug Su-25K, Su-25UBK 14 Ab 1986 Anschaffung von 36 Su-25K und 4 Su-25UBK. Stationiert bei Besmer (22. Schlachtfliegerbasis)
Transportflugzeuge
PC-12 Schweiz Schweiz VIP-Transport 1
An-30 Sowjetunion Sowjetunion 1
An-26 Sowjetunion Sowjetunion 2
An-2 Sowjetunion Sowjetunion 1
C-27J Italien Italien Spartan 3
Schulflugzeuge
L-39 Tschechoslowakei Tschechoslowakei Strahltrainer L-39ZA 6
PC-9 Schweiz Schweiz Schulflugzeug 6
Hubschrauber
AS 332 Frankreich Frankreich Transporthubschrauber AS 532 12
Mi-24 Sowjetunion Sowjetunion Kampfhubschrauber Mi-24 6
Mi-8 Sowjetunion Sowjetunion Transporthubschrauber Mi-8MT, Mi-17 4
Bell 206 Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Schulungshubschrauber Bell 206B 6

Im Rahmen des Strategic Airlift Capability-Programms werden von Bulgarien und den anderen Teilnehmerstaaten zudem drei C-17 Globemaster III betrieben, die für den militärischen strategischen Lufttransport genutzt werden können.

Siehe auch

Commons: Bulgarische Luftstreitkräfte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Borislavov I., Kirilov R.: Die bulgarische Flugzeuge, Bd.I: Von Bleriot bis Messerschmitt. Litera Prima, Sofia, 1996 (bulgarisch)
  2. Holger Müller, Stefan Büttner: Bulgarien sucht Ersatz für MiG-29. In: Fliegerrevue Nr. 03/2015, S. 23