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BDSM

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Das Halsband ist neben dem Ring der O und dem Emblem ein gebräuchliches Symbol des BDSM

BDSM ist ein Kunstbegriff und die korrekte Bezeichnung für eine verwandte Gruppe sexueller Vorlieben, die oft ungenauer als Sadomasochismus (SM, auch Sado-Maso) bezeichnet werden.

Die Buchstaben BDSM stehen für die subsumierten Aspekte

  • B & D Bondage and Discipline (Fesselung und Disziplin)
  • D & S Domination and Submission (Beherrschung und Unterwerfung)
  • S & M Sadism and Masochism (Sadismus und Masochismus)

Dieses Modell zur Differenzierung dreier Aspekte des BDSM ist heute gebräuchlich, stellt aber lediglich den Versuch einer phänomenologischen Trennung dar. In der individuellen Ausprägung sexueller Vorlieben überschneiden sich die hier getrennten Aspekte häufig.

BDSM-Praxis

Der Kern der BDSM-Praxis ist, dass zwischen den Partnern keine Gleichheit, sondern ein Machtgefälle herrscht, in das sich beide freiwillig begeben haben. Der "devote" Partner gibt einen bestimmten Teil seiner Selbstkontrolle auf und übergibt sie dem anderen (Power Exchange). Jener dominante Partner wiederum lässt sein Gegenüber körperliche Schmerzen, Erniedrigung oder Hilflosigkeit spüren. Sowohl der dominante wie auch der devote Teilnehmer erzielen daraus einen Lustgewinn.

BDSM-Handlungen finden während einer festen Zeitspanne meist in Form eines erotischen Rollenspieles statt. Viele der innerhalb von BDSM ausgeübten Praktiken würden ohne den Zusammenhang zur speziellen sexuellen Vorliebe als unangenehm, peinlich oder schmerzhaft empfunden werden. Daher wird das BDSM-Spiel prinzipiell von mündigen Partnern freiwillig und unter gegenseitigem Einverständnis in einem sicheren Maße praktiziert.

Dieses Grundprinzip wird mit der englischen Bezeichnung „safe, sane and consensual“ ausgedrückt. Dies bedeutet soviel wie „sicher, mit klarem Verstand und in gegenseitigem Einverständnis“. Einige Anhänger des BDSM bevorzugen einen etwas anderen Verhaltenskodex mit der englischen Bezeichnung RACK (Risk aware consensual Kink) was etwa soviel bedeutet wie risikobewusstes einvernehmliches sexuelles Handeln und wollen damit die Eigenverantwortung beider Partner stärker betonen. Durch das Befolgen dieser Prinzipien unterscheidet sich das Handeln von Vergehen oder Verbrechen gegen die sexuelle Selbstbestimmung.

Um jederzeit das gegenseitige Einverständnis sicherzustellen, wird besonders zwischen unbekannten Partnern in aller Regel neben einem vorherigen Gespräch über die Wünsche und Grenzen der Beteiligten auch ein Sicherheitswort „Safeword“ vereinbart, durch dessen Nennung die Handlung zu jeder Zeit unverzüglich angehalten oder abgebrochen werden kann.

Aspekte der BDSM-Praxis

Bondage/Discipline

Bondage und Discipline sind zwei Bereiche des BDSM die miteinander nicht zwingend zu tun haben, jedoch auch gemeinsam vorkommen können.

Bondage
Als Hogtie bezeichnet man eine Variante des Bondage, bei der Hände und Füße auf dem Rücken zusammengebunden werden.

Der englische Begriff Bondage („Fesselung“) bezeichnet Praktiken der Fesselung in sexuellem Kontext zur Erregung und Steigerung sexueller Lust. Bondage ist eine sehr beliebte Spielart aus dem großen Variationsbereich von BDSM. Studien in den USA kamen zum Ergebnis, dass etwa die Hälfte aller Männer und viele Frauen Bondagespiele für erotisch halten.

Bondage im engeren Sinn meint das Fesseln des Partners durch das Zusammenbinden der Gliedmaßen, z. B. durch die Verwendung von Handschellen, oder auch das Festbinden des Partners an Gegenständen. Auch das Spreizen der Gliedmaßen kann durch Bondage erreicht werden, z. B. durch Fesseln an ein Andreaskreuz.

Eine besondere Form des Bondage ist das Aufhängen des gefesselten Partners, das sogenannte Suspension-Bondage.

Eine weitere Sonderform ist das japanische Bondage oder Shibari, bei dem nicht nur die Immobilisation des Partners, sondern auch die Ästhetik der Fesselung im Vordergrund steht.

Eine wichtige, und (sicherheits-)technisch anspruchsvolle Form ist das "Mumifizieren" (engl: "mummification"). Hierbei wird der Gefesselte weit- bis weitestgehend komplett eingepackt (also einschliesslich Kopf), z. B. mit Hilfe von (Klebe-)Bändern, Verpackungsfolie und ähnlichem. Eine Variante dessen ist auch die Verwendung von so genannten Fessel-Säcken.

Im weiteren Sinne gehören auch Spiele mit Knebeln in den Bereich Bondage.

Discipline

Unter Discipline versteht man im Bereich des BDSM häufig die Disziplinierung des Partners durch Schläge mit der Hand oder verschiedenen Gegenständen, aus deren Zufügung oder Empfangen der erotische Lustgewinn entspringt. Allerdings variiert die Intensität der Schläge hierbei starkt. Praktiken sind der Flagellantismus oder auch des Spanking-Fetischismus, im weitesten Sinne auch das erotische Spanking.

Eine Kombination mit Praktiken aus dem Bereich von Bondage ist häufig, aber nicht zwingend. Die Abgrenzung vom Sadomasochismus manchmal schwierig. Neben Schlägen kommen gelegentlich auch andere Arten von Körperstrafen zum Einsatz, z. B. beim Figging.

Fälschlich, aber häufig, wird der Begriff Discipline auch gebraucht, um Erziehungsspiele aus dem Bereich Domination und Submission zu beschreiben. Eine Vermischung beider Bereiche kommt sicher ebenfalls häufig vor, der eindeutige Schwerpunkt in der Bedeutung von Discipline sind aber Schläge.

Eine andere Bedeutung/Deutung der Discipline ist die (Selbst-)Disziplin und das Bewußtsein der Verantwortung im Umgang mit dem Partner und die Respektierung seiner Rolle (auf beiden Seiten) sowie die Beachtung der Grundsätze der Sicherheit und des Einverständnisses.

Domination und Submission

Das Begriffspaar Domination und Submission kommt aus dem Englischen und bedeutet Herrschaft, Dominanz und Unterwerfung, Unterordnung. Man bezeichnet damit eine Abhängigkeit zwischen Partnern, die in diesem Sinne bewusst angenommen und verfolgt wird.

Die Variationsbreite der individuellen Ausprägungen ist dabei groß. Von vielen BDSM-Anhängern wird Domination und Submission eher als die psychische Komponente des BDSM angesehen und findet ihren Ausdruck zum Beispiel im Besonderen durch das Tragen eines Halsbandes oder das Anbringen individueller Tätowierungen um die Unterwerfung gegenüber dem Partner zu demonstrieren. Auch die sexuelle Zurückweisung des Partners kann Teil von Domination und Submission sein (siehe auch Cuckold).

Domination und Submission wird beispielsweise in Erziehungsspielen erlebt, bei denen der dominante Partner dem devoten bestimmte Verhaltensweisen abverlangt. Sonderformen dieser Erziehungsspiele sind das Petplay, wobei der devote Partner die Rolle eines Tieres (oft eines Hundes oder Pferdes) einnimmt und das Ageplay bei dem der devote Partner die Rolle eines Jüngeren spielt (z. B. in der Vorstellung des Verhältnisses Lehrer/Schüler).

Die bekannteste (und wohl klischeebehaftetste) Form von Domination und Submission ist die von Herrschaft und Sklaventum. Dies kann für die kurze Dauer eines „Spiels“ ansonsten gleichberechtigter Partner geschehen, aber auch permanent in den Alltag integriert werden („24/7“) und reicht bei wenigen Partnerschaften bis hin zur tatsächlich völligen Unterwerfung eines Partners im Sinne des Total Power Exchange. Ausgleichende Elemente für Beherrschung und Unterwerfung sind dabei Fürsorge und Hingabe, die sich jeweils ergänzen und stabile Beziehungen ermöglichen.

Sadomasochismus

Mit Sadomasochismus wird oft im Gegensatz zu Domination und Submission die eher physische Seite von BDSM. Konkret sind hier alle Praktiken einzuordnen, deren Zweck das Zufügen oder Empfinden von Schmerzen ist.

Discipline (siehe oben) weist sadomasochistische Züge auf. Im Gegensatz zur Discipline spielen Schläge bei Sadomasochisten aber eine eher untergeordnete Rolle und es gibt eine Vielzahl anderer Praktiken, die verwendet werden um Schmerzen zu erzeugen. Vergleichsweise selten wird Sadomasochismus eigenständig praktiziert, eine Vermischung mit anderen Aspekten von BDSM ist häufig.

Der Begriff Sadomasochismus wurde im Jahr 1913 von Isidor Isaak Sadger geprägt und bezeichnete lange, was heute unter BDSM verstanden wird. Dennoch gilt Sadomasochismus nach ICD-10 als „Störung der Sexualpräferenz“ (Schlüssel F65.5), die dort wie folgt beschrieben wird: Es werden sexuelle Aktivitäten mit Zufügung von Schmerzen, Erniedrigung oder Fesseln bevorzugt. Wenn die betroffene Person diese Art der Stimulation erleidet, handelt es sich um Masochismus; wenn sie sie jemand anderem zufügt, um Sadismus. Oft empfindet die betroffene Person sowohl bei masochistischen als auch sadistischen Aktivitäten sexuelle Erregung. (Quelle: ICD-10-GM Version 2005)

Auslebung

Spielbeziehungen

Viele Anhänger des BDSM betrachten die Ausübung von BDSM in ihrer Sexualität als erotisches Rollenspiel und sprechen in diesem Zusammenhang daher auch von Spiel und "spielen". Die Durchführung eines solchen Spieles bezeichnet man als "Session" und bezogen auf den Inhalt und die Umstände des Spiels spricht man von Scene (englisch für Szene, gemeint auch Inszenierung).

Analog dazu spricht man auch von Spielbeziehungen und meint damit zweierlei: Zum einen bezeichnet man mit diesem Begriff gewöhnliche gleichberechtigte Partnerschaften, in denen BDSM Teil oder Vorspiel der Sexualität ist. Bestehen mehrere Partnerschaften mit intensiven emotionalen Bindungen über eine Zeit hinweg, so kann eine Überschneidung mit der Praxis der Polyamorie bestehen. Es können mit dem Begriff Spielbeziehungen aber auch Partnerschaften gemeint sein, die ausschließlich gelegentliches gemeinsames Ausleben bestimmter sexueller Fantasien zum Ziel haben und in denen sonst kein weiteres partnerschaftliches Verhältnis besteht.

Außererotischer BDSM

Im Gegensatz zu solchen Spielbeziehungen stehen partnerschaftliche Verhältnisse, die besonders auch über den erotischen Bereich hinaus klar von Vorstellungen aus dem Bereich BDSM bestimmt sind, innerhalb derer die beteiligten Partner ständig ein entsprechendes (Macht-)Verhältnis zueinander pflegen und entsprechende Aspekte des BDSM gemeinsam zu ihrem Lebensstil machen - womit man BDSM nicht mehr als rein sexuelles Phänomen bezeichnen kann. Man spricht dann von 24/7-Beziehungen, hergeleitet von 24 Stunden täglich, 7 Tage in der Woche.

Professionelle Dienstleistungen

Eine Domina bietet sexuelle Dienstleistungen aus dem Bereich BDSM entgeltlich an. Viele Dominas verstehen sich dennoch nicht als Prostituierte, da es häufig nicht zum Geschlechtsverkehr zwischen Domina und Kunden kommt. Die männliche Entsprechung der Domina, vorwiegend im Umfeld männlicher Homosexueller, heißt Sado oder auch Dominus.

Einordnung und Vorkommen

Früher wurden viele der innerhalb von BDSM gelebten Praktiken dem Sadismus oder dem Masochismus zugerechnet und im Sinne einer Triebstörung (Paraphilie) seitens der Psychiatrie als krankhaft eingeschätzt. Erst mit dem Erscheinen des DSM IV im Jahr 1994 wurden Diagnosekriterien veröffentlicht, nach denen BDSM eindeutig nicht mehr als Störung der Sexualpräferenz angesehen wird.

Die Diagnose Sadismus oder Masochismus darf hinsichtlich der sexuell motivierten Ausprägung dieser Störungen nur noch gestellt werden, wenn der Betroffene anders als durch die Ausübung sadistischer oder masochistischer Praktiken keine sexuelle Befriedigung erlangen kann, oder seine eigene sadistisch oder masochistisch geprägte Sexualpräferenz selbst ablehnt und sich in seinen Lebensumständen eingeschränkt fühlt oder anderweitig darunter leidet. Eine Überlagerung von sexuellen Präferenzstörungen und der Ausübung von BDSM-Praktiken kommt jedoch vor.

BDSM wird von allen Schichten der Gesellschaft praktiziert und kommt sowohl bei heterosexuellen als auch bei homosexuellen Männern, Frauen und Transgendern vor. Der Frauenanteil liegt merklich höher als bei den meisten anderen ehemals als Paraphilie eingeordneten Verhaltensweisen. Die Schätzungen über den Anteil sexueller Vorlieben aus dem Bereich BDSM in der Bevölkerung reichen von 5 bis 25 %, je nach der Art der Fragestellung. Repräsentative Erhebungen belegten bei heterosexuellen Personen ein Vorkommen bei etwa 3 Prozent, bei homosexuellen Personen um 15 Prozent (mit einer klaren starken Präferenz um 3 Prozent).

Durch eine gesteigerte Medienberichterstattung seit ungefähr Mitte der 1990er Jahre sind einige Elemente des BDSM popularisiert worden – sowohl schwarze Lederbekleidung als auch sexuelle Spiele wie Fesseln und Dominanz-Rollenspiele. Nicht selten sind Anhänger des BDSM in der "Gothic"-Szene zu finden.

Szene, Subkultur und Öffentlichkeit

Es existiert eine BDSM-Szene, in der gleichgesinnte Menschen sich Menschen über BDSM-relevante Themen und Probleme austauschen können. Diese Szene hat den Charakter einer Subkultur, da BDSM von der Gesellschaft und den Medien meist als "bizarr", "pervers" oder "krank" betrachtet wird. Das dominierende Bild des BDSM in der Gesellschaft wird durch zahlreiche Vorurteile, Stereotypisierungen und Klischees beeinflusst. Von daher verbergen viele Menschen ihre Neigung vor der Gesellschaft, da sie Unverständnis und Ausgrenzung fürchten.

Keine Seltenheit sind Missverständisse, die daraus resultieren, dass "Vanillas" nicht wie BDSMler zwischen dem wirklichen Leben und dem Praktizieren von BDSM unterscheiden. So geht man z.B. davon aus, dass Menschen die sich im BDSM masochistisch zeigen, im sonstigen Leben jederlei körperlichen Schmerz und Erniedrigung erregend finden würden.

Von der BDSM-Praxis kennen die meisten nur das Erkaufen sadomasochistischer Dienstleistungen von Dominas für männliche Kunden, weswegen daraus viele Klischees entspringen. So gehen viele davon aus, beim BDSM würde die Frau grundsätzlich den Mann dominieren, was jedoch nicht zwingend der Fall ist; ebenso wird BDSM häufig auf körperlichen Schmerz meist grober Natur reduziert, ohne den vielen Spielweisen gerecht zu werden. Neben dem Klischee der schwingenden Peitsche stellt man sich Sadomasochisten häufig in Lederklamotten vor, teilweise wird die Sado-Maso-Szene mit der Fetischszene gleichgesetzt.

Als ein Problem der oberflächlichen Betrachtung ergibt sich zumeist, dass man im BDSM nur die Ausübung psychischer und physischer Gewalt sieht, während Gefühle zwischen den Partnern für viele nicht vorstellbar sind.

Begrifflichkeit und Sprache

In der Szene existiert ein spezifisches Vokabular, welches sich oft erst mit einigen Erläuterungen erschließt.

Grundsätzlich nennt man BDSM-praktizierende Menschen "BDSMler" oder "Sadomasochisten". Man unterscheidet gewöhnlich zwischen einem aktiven und einem passiven Partner und bezeichnet den aktiven Parter normalerweise als Top, den passiven als Bottom. Die Bezeichnung Sklave oder Sklavin wird in der Regel nur innerhalb bestimmter Vorstellungen aus dem Bereich Domination und Submission gebraucht. Ebenfalls vorwiegend im Bereich Domination und Submission werden analog zu den Begriffen Top und Bottom die Begriffe Dom und Sub gebraucht. Personen, die sowohl aus der aktiven, wie auch aus der passiven Rolle Lustgewinn ziehen, bezeichnet man als Switch.

Zur Unterscheidung von dominanten und devoten Personen werden üblicherweise die Namen (Pseudonyme, Nicknames) in großen (für dominant) und kleinen (für submissiv) Anfangsbuchstaben geschrieben. Dadurch wird symbolisch der dominante Part hervorgehoben und der submissive, devote unter den dominanten gestellt. Dies gilt besonders für die Kommunikation im Internet.

Rechtslage

Deutschland

Mit gegenseitigem Einverständnis sind partnerschaftlich ausgeübte Praktiken aus dem Bereich BDSM in Deutschland im Regelfall nicht strafbar.

Im Rahmen von Handlungen aus dem Bereich BDSM können folgende Straftatbestände relevant werden:

Für die Verwirklichung des Tatbestands der Nötigung muss die Anwendung von Gewalt oder die Drohung mit einem „empfindlichen Übel“ gegeben sein, im Falle der Sexuellen Nötigung die Drohung mit einer Gefährdung für Leib und Leben. Sofern die Fortdauer der Handlung durch den Gebrauch eines Safewords unverzüglich beendet werden kann, sind beide Tatbestände nicht zu verwirklichen.

Ähnliches gilt für den Tatbestand des Sexuellen Missbrauchs widerstandsunfähiger Personen. Danach ist zu bestrafen, wer unter Ausnutzung der Widerstandsunfähigkeit sexuelle Handlungen an einem anderen vornimmt. Solange der nötige Widerstand, die Fortdauer der Handlung zu unterbrechen durch den Gebrauch des Safewords aufgebracht werden kann, ist der Tatbestand nicht zu verwirklichen, da eine wirkliche Widerstandslosigkeit ja nicht besteht.

Eine Beleidigung kann gemäß § 194 StGB nur auf Antrag des Beleidigten verfolgt werden.

Eine Freiheitsberaubung ist verwirklicht, wenn das Opfer gemäß objektiver Betrachtung in der Freiheit der Wahl seines Aufenthaltsortes eingeschränkt wird.

Nach § 228 StGB handelt derjenige, der eine Körperverletzung mit Einwilligung der verletzten Person vornimmt, nur dann rechtswidrig, wenn die Tat trotz der Einwilligung gegen die guten Sitten verstößt. Am 26. Mai 2004 hat der Bundesgerichtshof entschieden, dass sadomasochistisch motivierte Körperverletzungen nicht an sich sittenwidrig sind, und damit § 228 StGB gilt. Allerdings ist das Urteil über die Sittenwidrigkeit im Einzelfall abhängig vom Grad der Rechtsgutverletzung, mit anderen Worten von den drohenden gesundheitlichen Folgen der Körperverletzung. Die Grenze zur Sittenwidrigkeit ist laut BGH auf jeden Fall überschritten, wenn „bei vorausschauender objektiver Betrachtung aller maßgeblichen Umstände der Einwilligende durch die Körperverletzungshandlung in konkrete Todesgefahr gebracht wird.“ In dem Grundsatzurteil hob der BGH ein Urteil des Landgerichts Kassel auf, in dem ein Mann, der seine Partnerin auf deren Wunsch gewürgt und dabei unwillentlich erwürgt hatte, wegen fahrlässiger Tötung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden war. Eine Verurteilung wegen Körperverletzung mit Todesfolge hatte das Landgericht abgelehnt, da die Tat seiner Auffassung nach mit Einwilligung des Opfers geschehen sei.

Österreich

In Österreich könnten sadomasochistische Praktiken als Körperverletzung geahndet werden, da die Einwilligung seitens des Opfers wahrscheinlich durch die Sittenwidrigkeit des Aktes ausgehebelt wird. Rechtssicherheit besteht nicht, da es kaum Präzedenzfälle gibt.

Schweiz

Die sexuelle Mündigkeit beginnt in der Schweiz mit 16 Jahren, was auch für BDSM-Spiele gilt. Selbst Kinder (d. h. unter-16-jährige) machen sich nicht strafbar, sofern der Altersunterschied zwischen den Beteiligten unter drei Jahre liegt. Gewisse Praktiken erfordern jedoch die Einwilligung zur leichten Körperverletzung und sind deshalb erst ab 18 Jahren erlaubt.

Großbritannien

Das britische Strafrecht kennt keine Einwilligung in Körperverletzung, entsprechende Handlungen sind auch einvernehmlich unter Erwachsenen illegal, diese Rechtslage wird auch durchgesetzt. Dies führt zu der etwas skurrilen Situation, dass Großbritannien und insbesondere London als Weltzentrum der eng verwandten Fetischismus-Szene gelten, es aber für die BDSM-Szene fast ausschließlich private und keine mit der deutschen „Playparty“-Szene vergleichbaren Veranstaltungen gibt. Dieser Umstand wird z. B. in dem Film „Preaching to the Perverted“ (1997) komödiantisch gelungen aufs Korn genommen.

BDSM in Kultur und Medien

Belletristik

In der Literatur ist vor allem Sadomasochismus ein Dauerbrenner und hat einige Klassiker hervor gebracht, z. B. Die Geschichte der O von Anne Declos (unter dem Pseudonym Pauline Réage), Justine von Marquis de Sade, Venus im Pelz von Leopold von Sacher-Masoch oder die Cult Comics von Eric Stanton, in Anspielungen auch im King Ping Meh. Als Kuriosum zu erwähnen ist Marthas Brief an Leopold Bloom in Ulysses von James Joyce. Auch in Elf Minuten von Paulo Coelho wird das Thema angeschnitten. Eine sadomasochistische Autobiografie ist Dezemberkind von Leander Sukov (2005).

Siehe auch: Sadomasochistische Literatur

Sachbücher

  • Kathrin Passig und Ira Strübel: Die Wahl der Qual. Rowohlt-Verlag 2004, ISBN 3499616920 (Ein eher informatives Buch, das für Leute geeignet ist, die sich erstmalig mit der Thematik auseinander setzen wollen. Es ist auch geeignet, wenn man nicht weiß, was man von Sadomasochisten halten soll)
  • Matthias T. J. Grimme: Das SM-Handbuch. Charon-Verlag 2002, ISBN 3931406016 (Ein eher technisches Handbuch mit Schwerpunkten bei der Erklärung von Praktiken und Sicherheitshinweisen)
  • Thomas A. Wetzstein, Linda Steinmetz, Christa Reis: Sadomasochismus, Szenen und Rituale. Rowohlt TB-Verlag 1993, ISBN 3499196328 (Wissenschaftlicher Versuch, sich dem Thema SM zu nähern)
  • Arne Hoffmann: Lexikon des Sadomasochismus von Arne Hoffmann. Schwarzkopf & Schwarzkopf 2004, ISBN 3896022903. (400-seitiges alphabetisches Nachschlagewerk)
  • Sadomasochisten und ihre Subkulturen. A.Spengler, Campus-Verlag, Frankfurt 1979
  • William A. Granzig (Vorwort), u. a.: Screw the Roses, Send Me the Thorns: The Romance and Sexual Sorcery of Sadomasochism. Mystic Rose Books 1995, ISBN 0964596008 (Ein reichbebildertes und umfangreiches Handbuch mit Schwerpunkten bei der Erklärung von Praktiken und Sicherheitshinweisen)
  • Jay Wiseman: SM 101: A Realistic Introduction. Greenery Press (CA)1998, ISBN 0963976389 (umfangreiches Nachschlagewerk inklusive einiger Schwerpunkte wie „BDSM als Lebensstil“ und „BDSM in der Schwangerschaft“)
  • Dossie Easton, Janet W. Hardy: The New Topping Book. Greenery Press (CA) 2002, ISBN 1890159360 (Praktische und theoretische Einführung für Tops mit Schwerpunkt auf psychologischen Aspekten, praktischen und technischen Fragen, sowie detaillierten Tips zur Partnersuche)
  • Dossie Easton, Janet W. Hardy: The New Bottoming Book. Greenery Press (CA) 1998, ISBN 1890159352 (Praktische und theoretische Einführung für Bottoms mit Schwerpunkt auf psychologischen Aspekten, praktischen und technischen Fragen, sowie detaillierten Tips zur Partnersuche)
  • Gini Graham Scott: Dominanz und Demut Knaur 1994 (deutsche Ausgabe), ISBN 3426770962 (soziologische Studie der amerikanischen SM Szene)

Magazine

Filme

Siehe auch

Gute deutschsprachige, nicht-kommerzielle Webseiten zum Thema: