Benjamin List

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Benjamin List 2018 bei Leibniz-Preis-Verleihung

Benjamin „Ben“ List[1] (* 11. Januar 1968 in Frankfurt am Main) ist ein deutscher Chemiker und Direktor der Abteilung für homogene Katalyse am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr.[2] 2021 wurde ihm und David MacMillan für ihre unabhängig voneinander durchgeführten Arbeiten zur asymmetrischen Organokatalyse der Nobelpreis für Chemie zuerkannt.[3][4][5][6]

Familie

Benjamin List entstammt einer großbürgerlichen Frankfurter Familie. Er ist ein Urenkel des Nephrologen Franz Volhard und ein Ururenkel des Chemikers Jacob Volhard.[7][8] Er ist ein Neffe der deutschen Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard, die 1995 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin bekam. Sie ist die Schwester seiner Mutter.[9]

Benjamin „Ben“ List ist verheiratet und hat zwei Söhne. Mit seiner Familie überlebte er den Tsunami vom 26. Dezember 2004 in Khao Lak in Thailand.[7]

Leben

Das Studium der Chemie an der Freien Universität Berlin schloss List 1993 mit Diplom ab. Die Promotion erfolgte 1997 an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main bei Johann Mulzer mit dem Thema Synthese eines Vitamin-B12-Semicorrins.[10] Auf einen Postdoc-Aufenthalt am Scripps Research Institute in La Jolla, Vereinigte Staaten, mit Arbeiten über katalytische Antikörper folgte von 1999 bis 2003 seine Berufung als Assistant Professor am Scripps Research Institute in La Jolla im Department für molekulare Biologie. Im Jahr 2003 wurde er zunächst Arbeitsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung, an dem er im Juli 2005 Direktor wurde.

Wirken

L-Prolin ist eine Aminosäure, die in der asymmetrischen Organokatalyse bei Aldolreaktionen eingesetzt werden kann

Er gilt als einer der Begründer der asymmetrischen Organokatalyse, die ohne potentiell gesundheits- und umweltschädliche sowie teure Metallverbindungen auskommt. Im Gegensatz zur Enzymkatalyse werden dabei kleine organische Moleküle eingesetzt. Insbesondere entdeckte er die Möglichkeit, die Aminosäure Prolin, und damit eine natürlich vorkommende organische Substanz, als effizienten Katalysator für die Herstellung von optisch aktiven Produkten bei Reaktionen wie der Aldolreaktion einzusetzen. Er fand auch neue Methoden der textilorganischen Katalyse, bei der lösliche organische Katalysatoren und Textilien gebunden werden (zum Beispiel für die lokale Wasserversorgung in abgelegenen Gebieten), und der asymmetrischen Katalyse (speziell Asymmetric Counteranion-Directed Catalysis, ACDC). Asymmetrische Organokatalyse ist besonders wichtig bei bioaktiven organischen Verbindungen, bei denen die Chiralität der Moleküle entscheidend ist, etwa bei der Medikamentenherstellung.

2005 bis 2014 war er Sprecher des DFG-Schwerpunktprogramms 1179 Organokatalyse.

Seit 2015 ist er Chefherausgeber von Synlett, bei der er schon 2011 Herausgeber war. Seit 2005 ist er außerdem einer der Herausgeber von Synfacts.

Seit 2018 ist List einer von 15 Forschungsleitenden des Institute for Chemical Reaction Design and Discovery an der Hokkaido University in Sapporo, Japan.[11]

Ehrungen und Auszeichnungen

List erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen. Unter anderem ehrte ihn die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) im Jahr 2003 mit dem Carl-Duisberg-Gedächtnispreis.[12] Weiterhin erhielt er im Jahr 2004 das Dozentenstipendium des Fonds der Chemischen Industrie. Im Jahr 2012 erhielt er den mit 75.000 Euro dotierten Otto-Bayer-Preis, 2013 den Ruhrpreis für Kunst und Wissenschaft. Für 2016 wurde ihm ein Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis zugesprochen. Er hielt 2019 einen Plenarvortrag auf dem GDCh-Wissenschaftsforum Chemie (Very Strong and Confined Chiral Acids: Universal Catalysts for Asymmetric Synthesis?).

List war im Jahr 2005 Gastprofessor an der Gakushūin-Universität, Tokio, Japan, und im Jahr 2008 an der Sungkyunkwan-Universität in der Republik Korea. Seit 2004 ist er Honorarprofessor an der Universität zu Köln (Institut für Organische Chemie). 2018 wurde er zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt.

Im Jahr 2021 wurde ihm „für die Entwicklung der asymmetrischen Organokatalyse“ gemeinsam mit David MacMillan der Nobelpreis für Chemie zuerkannt.[13] Benjamin List ist mit Karl Ziegler damit der zweite Nobelpreisträger für Chemie am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim a. d. Ruhr.

Schriften

Literatur

Einzelnachweise

  1. Max-Planck-Gesellschaft: Vita. Max-Planck-Gesellschaft, abgerufen am 8. Oktober 2021.
  2. Homepage der Arbeitsgruppe von Benjamin List am MPI für Kohlenforschung
  3. The Royal Swedish Academy of Sciences: Press release: The Nobel Prize in Chemistry 2021. In: The Nobel Price. The Nobel Price Foundation, 6. Oktober 2021, abgerufen am 8. Oktober 2021 (englisch).
  4. Chemie-Nobelpreis an Deutschen und US-Forscher. In: Deutsches Ärzteblatt online (aerzteblatt.de) vom 6. Oktober 2021. Quelle dpa.
  5. An Deutschen und US-Forscher – Chemie-Nobelpreis für Beschleunigung von Reaktionen. In: Ärzte-Zeitung online, 6. Oktober 2021.
  6. Manfred Lindinger: Die Natur als Vorbild – Chemie-Nobelpreis für die organische Katalyse. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung für Deutschland, Nummer 233 vom 7. Oktober 2021, S. 11. und Joachim Müller-Jung: Respektlos zum Nobelpreis., S. 10 (nicht auf Seite 8, wie es auf Seite 1 in einer Kurzmeldung heißt).
  7. a b Eine Perspektive fürs Leben. Max-Planck-Gesellschaft, abgerufen am 6. Oktober 2021.
  8. List, Benjamin. Max-Planck-Gesellschaft, 23. September 2021, abgerufen am 6. Oktober 2021.
  9. Nobelpreis für Nüsslein-Volhards Neffen. In: tagblatt.de. 6. Oktober 2021 (tagblatt.de [abgerufen am 6. Oktober 2021]).
  10. Informationen zu und akademischer Stammbaum von Benjamin List bei academictree.org, abgerufen am 26. Mai 2018.
  11. Mitarbeiter-Seite. Hokkaido University, 7. Oktober 2021, abgerufen am 8. Oktober 2021.
  12. Carl-Duisberg-Gedächtnispreis. Gesellschaft Deutscher Chemiker, 10. Mai 2021, abgerufen am 6. Oktober 2021.
  13. The Nobel Prize in Chemistry 2021. Nobelstiftung, abgerufen am 6. Oktober 2021 (amerikanisches Englisch).