Berzona (Valle Onsernone)
Berzona | ||
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Staat: | Schweiz | |
Kanton: | Tessin (TI) | |
Bezirk: | Bezirk Locarno | |
Kreis: | Kreis Onsernone | |
Gemeinde: | Onsernone | |
Postleitzahl: | 6661 | |
Koordinaten: | 694515 / 117759 | |
Höhe: | 764 m ü. M. | |
Fläche: | 5,24 km² | |
Einwohner: | 48 (31. Dezember 2000)[1] | |
Einwohnerdichte: | 9 Einw. pro km² | |
Website: | www.onsernone.ch | |
Berzona (Valle Onsernone)
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Karte | ||
Berzona ist eine Ortschaft in der Gemeinde Onsernone im Schweizer Kanton Tessin. Bis nach der Jahrtausendwende bildete sie eine eigene politische Gemeinde.
Im ebenfalls im Kanton Tessin gelegenen Verzascatal gibt es einen weiteren Ort namens Berzona, der zur dortigen ehemaligen Gemeinde Vogorno gehört.
Geografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Berzona liegt auf 764 m ü. M. im Onsernonetal, an der Strasse Locarno-Comologno am linken Ufer des Flusses Isorno; 4 km nordwestlich von Cavigliano und 12 km westnordwestlich von Locarno in einer von Kastanienwäldern umgebenen Hangmulde. Berzona selbst besteht aus dem Unterdorf Seghelina und dem autofreien Oberdorf. Beide Ortsteile werden ganzjährig bewohnt, jedoch lebt der grösste Teil im Unterdorf.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Dorf findet sich als Berzona 1265 erstmals erwähnt. Seit dem Mittelalter gehörte es mit den Weilern Seghelina, Isalei und Lavello zur alten Talgemeinde Onsernone und bildete eine Unterpfarrei des Dekanats Onsernone. 1411–1412 leistete Berzona nach dem Zug der Schweizer ins Ossolatal dem savoyardischen Hauptmann Pierre de Chevron den Treueid.[2][3]
Die Kirche San Defendente (mit den Kapellen St. Maria von 1682 und St. Maria Lauretana von 1766) wurde 1777 zur Pfarrkirche erhoben. Berzona als eigenständige Gemeinde entstand mit der Kantonsgründung 1803. Von 2001 bis 2015 bildete Berzona zusammen mit Loco und Auressio die Gemeinde Isorno. Diese wiederum wurde 2016 in die Gemeinde Onsernone eingemeindet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Dorf im Zuge der Abwanderung und mit dem damit verbundenen Verkauf von Immobilien an Auswärtige zum Aufenthaltsort bekannter Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur, so z. B. Alfred Andersch, Golo Mann und Max Frisch. Letzterer erwarb 1964 hier ein Haus und lebte bis 1984 in Berzona, dann kehrte er nach Zürich zurück. Auch später hielt er sich immer wieder in Berzona auf. Seine Erzählung Der Mensch erscheint im Holozän spielt in Berzona. Darin unternimmt der 73-jährige Protagonist eine Wanderung vom Valle Onsernone über Sella und den Passo della Garina bis nach Aurigeno im benachbarten Valle Maggia. Frisch war Ehrenbürger von Berzona.
Nachdem Ackerbau und Weidewirtschaft nahezu verschwunden waren und sich die Abwanderung verlangsamt hatte, fanden die Erwerbstätigen von Berzona Ende des 20. Jahrhunderts vor allem als Wegpendler in Locarno und Umgebung Arbeit.
Bevölkerung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bevölkerungsentwicklung | ||||||||||||
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Jahr | 1795[4] | 1808[4] | 1850[5] | 1860[5] | 1870[5] | 1888[5] | 1900[5] | 1950[5] | 1960[5] | 1970[5] | 1980[5] | 1990[5] |
Einwohner | 306 | 286 | 235 | 260 | 223 | 191 | 151 | 84 | 79 | 74 | 61 | 58 |
Bilder
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Berzona, Historisches Luftbild von Werner Friedli (Fotograf) (1963)
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Der Friedhof von Berzona mit den Grabsteinen von Alfred und Gisela Andersch in der rechten Bildhälfte
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Typisches Steinhaus in Berzona
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Oratorio del Matro, der „Madonna delle Grazie“ geweiht, erbaut 1682
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Pfarrkirche San Defendente
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Der Weiler Sella, oberhalb von Berzona, 1016 m ü. M.
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Passo della Garina, 1076 m ü. M.
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Gedenktafel für Max Frisch auf dem Friedhof
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Dorfbild ist im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS) als schützenswertes Ortsbild der Schweiz von nationaler Bedeutung eingestuft.[6]
- Pfarrkirche San Defendente (1564), der frei stehende Glockenturm wurde 1676 errichtet, mit Gemälde aus dem 17. Jahrhundert, das den heiligen Carlo Borromeo meditierend, über dem toten Körper Christi, darstellt[7][8]
- Pfarrhaus (1713)[7][8]
- Casa Notaris: ein komplexes bürgerliches Gebäude, dessen älterer Teil aus dem Jahre 1589 stammt. Hauptcharakteristik ist die Bogenhalle und der Laubengang[7][8]
- Oratorium del Matro: diese Kapelle wurde im 17. Jahrhundert erbaut und der Madonna delle Grazie geweiht[7][8]
- Oratorium della Madonna di Loreto: die Kapelle liegt in der Nähe von Seghelina und wurde 1767 von der Familie Lucchini aus Berzona erbaut[7][8]
- II sentiero del signor Geiser: die Erzählung von Max Frisch Der Mensch erscheint im Holozän spielt in Berzona, und der Protagonist Geiser geht den Wanderweg entlang, der von Berzona über den Colmo-Berg zum Garina-Pass führt.
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten](Sortierung nach Geburtsjahr)
- Familie Schira aus dem Onsernonetal, in Loco und später auch in Berzona[9]
- Giovanni Schira (* 1818 in Berzona; † 1886 ebenda), Unternehmer, Gründer einer Strohflechterei in Carouge, die später ins Onsernonetal verlegt wurde, Tessiner Grossrat und Gemeindepräsident von Loco[10]
- Giacomo Schira (* 1827 in Berzona; † 1901 in Loco), Unternehmer, Gründer einer Strohflechterei in Berzona und Loco, Besitzer eines Lebensmittelladens mit Bäckerei und Gasthaus sowie Posthalter und Fuhrhalter der eidgenössischen Pferdepost[11][12]
- Pietro Maroggini (* 1864 in Berzona; † 1926 in Menton), Architekt in Nizza, Menton und Cap Martin[13]
- Jan Tschichold (1902–1974), Kalligraf, Typograf, Plakatgestalter, Autor und Lehrer
- Golo Mann (1909–1994), Historiker und Schriftsteller. Sein ehemaliges Haus, das er 1961 als Ferienhaus bauen liess, steht oberhalb des Ortes hinter einer Kapelle an einer Waldlichtung.
- Max Frisch (1911–1991), Schweizer Schriftsteller und Architekt
- Auf dem Friedhof begraben sind die deutsche Malerin, Graphikerin und Kollagekünstlerin Gisela Andersch (1913–1987) und deren Mann,
- der deutsche Schriftsteller Alfred Andersch (1914–1980)
- Christoph von Schwerin (* 1933 in Prenzlau; † 1996 in Paris), Literaturwissenschaftler, Publizist, Lektor und Übersetzer[14]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Guglielmo Buetti: Note Storiche Religiose delle Chiese e Parrocchie della Pieve di Locarno, (1902), e della Verzasca, Gambarogno, Valle Maggia e Ascona (1906). 2. Auflage, Pedrazzini Edizioni, Locarno 1969.
- Vasco Gamboni: Berzona. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 18. Januar 2017.
- Simona Martinoli u. a: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, ISBN 978-88-7713-482-0, S. 224.
- Museo Onsernonese (Hrsg.): Max Frisch Berzona. Limmat Verlag, Zürich 2011, ISBN 978-3-85791-693-9.
- Charles Suter u. a.: Max Frisch, Berzona. 4 Bände, Limmat, Zürich 2012 DNB 1033854190.
- Celestino Trezzini: Berzona. In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 2: Beringen – Bion. Attinger, Neuenburg 1924, S. 207 (Digitalisat).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Webauftritt der Gemeinde Onsernone
- Amt für Statistik des Kantons Tessin: Onsernone (italienisch)
- Onsernone-Berzona: Kulturgüterinventar des Kantons Tessin
- Max Frisch in Berzona in „Die Zeit“
- Catalogo ASTI, Berzona auf www3.ti.ch/DECS/dcsu/ac/asti/cff (abgerufen am 10. Dezember 2017)
- Bundesinventar ISOS: Berzona (italienisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Historisches Lexikon der Schweiz https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/002088/2017-01-18/
- ↑ Vasco Gamboni: Berzona. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 18. Januar 2017.
- ↑ Berzona auf biblio.unibe.ch/digibern/hist_bibliog_lexikon_schweiz (abgerufen am 21. Juni 2017).
- ↑ a b Vasco Gamboni: Berzona. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 18. Januar 2017.
- ↑ a b c d e f g h i j Daten der Eidgenössischen Volkszählungen ab 1850 nach Gemeinden. (XLSX (Anhang); 10 MB) Bundesamt für Statistik, Neuchâtel, 12. Juli 2024, abgerufen am 7. Oktober 2024.
- ↑ Liste der Ortsbilder von nationaler Bedeutung ( vom 10. Juli 2018 im Internet Archive), Verzeichnis auf der Website des Bundesamts für Kultur (BAK), abgerufen am 10. Januar 2018.
- ↑ a b c d e Simona Martinoli u. a.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, ISBN 978-88-7713-482-0, S. 224.
- ↑ a b c d e Elfi Rüsch: Distretto di Locarno IV. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Bern 2013, ISBN 978-3-03797-084-3, S. 322–336.
- ↑ Daniela Pauli Falconi: Schira. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 20. August 2013, abgerufen am 26. September 2020.
- ↑ Celestino Trezzini: Giovanni Schira. In Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 6, S. 189 (PDF Digitalisat, abgerufen am 23. Oktober 2017)
- ↑ Celestino Trezzini: Giacomo Schira. In Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 6, S. 189 (PDF Digitalisat, abgerufen am 23. Oktober 2017)
- ↑ Daniela Pauli Falconi: Schira. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 20. August 2013, abgerufen am 26. September 2020.
- ↑ Celestino Trezzini: Pietro Maroggini. In Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz. S. 109, 110 (PDF Digitalisat, abgerufen am 23. Oktober 2017)
- ↑ Christoph von Schwerin auf portal.dnb.de (abgerufen am: 17. September 2016.)