Bird (2024)

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Film
Titel Bird
Produktionsland Vereinigtes Königreich, USA, Frankreich, Deutschland
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 2024
Länge 119 Minuten
Stab
Regie Andrea Arnold
Drehbuch Andrea Arnold
Produktion Lee Groombridge, Juliette Howell, Tessa Ross
Kamera Robbie Ryan
Schnitt Joe Bini
Besetzung
  • Nykiya Adams: Bailey
  • Jason Buda: Hunter
  • Barry Keoghan: Bug
  • Franz Rogowski: Bird
  • James Nelson-Joyce: Skate
  • Rhys Yates: Beck
  • Joanne Matthews: Debs
  • Jasmine Jobson: Peyton
  • Frankie Box: Kayleigh

Bird ist ein Filmdrama von Andrea Arnold. In den Hauptrollen des Coming-of-Age-Films sind die Nachwuchsschauspielerin Nykiya Adams und Barry Keoghan als Tochter und Vater und in der Titelrolle Franz Rogowski zu sehen. Der Film feierte im Mai 2024 bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes seine Premiere. Der Kinostart in den USA und im Vereinigten Königreich ist im November 2024 geplant, in Deutschland im Januar 2025.

Handlung

Bailey und die anderen Mitglieder ihrer Patchwork-Familie leben in Gravesend

Die 12-jährige Bailey lebt mit ihrem etwas älterer Halbbruder Hunter und ihrem Vater Bug zusammen mit einer Reihe weiterer Menschen in einem besetzten Haus in der Hafenstadt Gravesend im Norden von Kent unweit von London. Bug ist arbeitslos, und seine neuste Geschäftsidee ist der Verkauf eines halluzinogenen Schleims, den er aus einer importierten Kröte namens „the“ gewinnt.

Baileys Mutter Peyton und ihre drei jüngeren Schwestern wohnen am anderen Ende der Stadt. Peytons neuer Partner heißt Skate und neigt zu Gewaltausbrüchen. Bug hat sich vor kurzem mit seiner Freundin Kayleigh verlobt und verbringt nicht viel Zeit mit seinen Kindern. Daher sucht Bailey anderswo nach Aufmerksamkeit und Abenteuer. Das Mädchen ist sich in Bezug auf ihre Geschlechtsidentität unsicher, trägt kurze Haare und androgyne Kleidung.

Als Bailey in den Mooren unterwegs ist, trifft sie einen freundlichen Vagabunden namens Bird, der mit deutschem Akzent redet und mit einem Rock und einem Second-Hand-Pullover bekleidet ist. Er erklärt ihr, auf der Suche nach seinem Vater in die Gegend gekommen zu sein. Bird wird für Bailey zu einem Freund, den sie so dringend gebraucht hat. Ihr Vater Bug, der selbst fast noch ein Kind war, als er sie bekam, hat sich eher wie ein Freund als wie ein Vater verhalten, war für sie keine Autoritätsperson und hat nie wirklich Verantwortung für seine Kinder übernommen. Dennoch hat er sein Bestes gegeben, für ihr Wohlergehen zu sorgen.[1][2][3][4]

Produktion

Regie und Drehbuch

Regie führte die Britin Andrea Arnold, die auch das Drehbuch schrieb. Die für ihren Kurzfilm Wespen mit dem Oscar ausgezeichnete Arnold ist besonders für ihre Spielfilme Red Road, Fish Tank und American Honey bekannt.[5] In ihrem letzten Film, dem Dokumentarfilm Cow, zeichnete Arnold ein Porträt zweier Kühe, die in einem Milchviehbetrieb leben.[4]

Arnold stammt selbst aus Kent und wuchs in einer Sozialsiedlung auf. Sie ist das älteste von vier Geschwistern, und ihre Mutter war erst 16 Jahre alt, als sie ihr erstes Kind bekam. Sie verbrachte viel Zeit draußen auf den Straßen, zog sich quasi selbst groß und musste früh Verantwortung für ihre kleineren Geschwister übernehmen.[5]

Besetzung und Dreharbeiten

Franz Rogowski spielt Baileys neuen Freund Bird und Barry Keoghan ihren Vater Bug
Franz Rogowski spielt Baileys neuen Freund Bird und Barry Keoghan ihren Vater Bug
Franz Rogowski spielt Baileys neuen Freund Bird und Barry Keoghan ihren Vater Bug

Barry Keoghan spielt in der Hauptrolle Bug und Franz Rogowski in der Titelrolle Bird.[6][7][8] Nykiya Adams und Jason Buda sind in den Rollen der Halbgeschwister Bailey und Hunter zu sehen.[9] Jasmine Jobson spielt Baileys Mutter Peyton und James Nelson-Joyce deren neuen Partner Skate.[1] Frankie Box ist in der Rolle von Bugs Verlobter Kayleigh zu sehen.[9]

Die Dreharbeiten fanden ab Juni 2023 in Gravesend, Dartford, Ashford und Bean, Kent im Süden Englands statt.[10][11][12][13] Weitere Aufnahmen entstanden im Juli 2023 auf der Isle of Sheppey.[14] Als Kameramann fungierte Robbie Ryan, mit dem Arnold die meisten ihrer bisherigen Filme drehte.

Veröffentlichung

Die Premiere des Films erfolgte am 16. Mai 2024 bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes, wo er im Wettbewerb um die Goldene Palme konkurrierte.[15] Im Vorfeld sicherte sich der Streamingdienst Mubi die Rechte für das Vereinigte Königreich und Irland für den Film.[16] Ende August, Anfang September 2024 erfolgten Vorstellungen beim Telluride Film Festival.[17][18] Im September 2024 wird Bird beim Toronto International Film Festival vorgestellt.[19] Ebenfalls im September 2024 wird er beim San Sebastian International Film Festival und bei der Filmkunstmesse Leipzig vorgestellt.[20][21] Ende September, Anfang Oktober 2024 wird er beim Vancouver International Film Festival gezeigt.[22] Die Deutschlandpremiere soll am 2. Oktober 2024 beim Filmfest Hamburg erfolgen.[23] Im weiteren Verlauf des Monats wird Bird beim London Film Festival gezeigt.[24] Am 8. November 2024 soll der Film in den USA und im Vereinigten Königreich in die Kinos kommen. In die deutschen Kinos wird Bird von MFA+ gebracht.[25] Am 9. Januar 2025 soll der Film in die deutschen Kinos kommen.[26]

Rezeption

Kritiken

Von den bei Rotten Tomatoes aufgeführten Kritiken sind 73 Prozent positiv.[27] Bei Metacritic erhielt der Film einen Metascore von 69 von 100 möglichen Punkten.[28]

Michael Meyns schreibt in seiner Kritik für Filmstarts, Andrea Arnold gelinge es in Bird hervorragend, das Leben in diesen prekären Familienverhältnissen darzustellen. Es scheine, ihr gehe es in dem Film diesmal ganz besonders darum, die Schönheit in einer Situation zu finden, die auf den ersten Blick alles andere als anziehend wirkt. Mit seinem markanten Gesicht, seinem leichten Lispeln und seiner ganz eigenen Art passe Franz Rogowski perfekt in die Rolle des merkwürdigen Außenseiters Bird, der wie ein Wesen aus einer anderen Welt wirke, einerseits real, andererseits enigmatisch und möglicherweise nur in Bailys Einbildung existierend. Allerdings sei die Geschichte am Ende doch ein wenig zu nah an Arnolds persönlichen Erinnerungen, und so würden die einzelnen Elemente diesmal nicht ganz zusammenfinden.[5]

Michael Gasch schreibt in seiner Kritik für uncut.at, die Optik des Films erinnere an das Sozialdrama-Kino Ken Loachs, der zuletzt mit The Old Oak ebenfalls die gesellschaftlichen Spannungen unter die Lupe nahm. Auch Regisseurin Andrea Arnold nehme sich einer maximal authentischen Darstellung an und gebe erneut ihren Schauspielern völlige Kontrolle, wie es schon in früheren Werken der Fall war. Dies erzeuge nicht nur einen hohen Grad an Authentizität, womit die Stimmung zwischen Hilflosigkeit und Wut gefühlvoll festgehalten wird, sondern auch ein Gefühl, selbst Teil dieser Welt zu sein, treffe jedoch nur auf die ersten zwei Drittel des Films zu, da es gegen Ende hin eine überraschende Wendung gibt, wenn sich zu den Coming-of-Age- und Sozialdrama-Elementen Magischer Realismus als dritte Komponente hinzugesellt. Narrativ kämen komplexe Themen wie Verantwortung, menschliche Entfaltung und die Zeichnung, wie Traumata entstehen, hinzu, die alles abrunden. Ach Gasch bemerkt, das Bird nicht frei von Kritik sei, da manche Figuren stellenweise zu wenig Zeit eingeräumt bekämen.[29]

Eines „der Juwele dieses Wettbewerbs“ in Cannes 2024 nennt Maria Wiesner in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung das Werk Andrea Arnolds. „Sobald ein Filmfestival seine Halbzeit erreicht, entstehen zwischen unterschiedlichsten Werken Querverbindungen – und besonders starke Szenen tauchen nach Tagen im Gedächtnis auf. Wenn Nykiya Adams ihr Gesicht in die gefiederten Arme eines Mannes mit gelben Adleraugen vergräbt, Halt sucht und Freundschaft findet – dann ist das so ein Moment.“ Ihn schenke Arnold in Bird. Sie wage nicht nur stofflich, sondern auch formal viel. Ihre Augenhöhe mit den Figuren verhindere Herablassung und lote Menschlichkeit bis zum Grund hin aus: „Oft heftig, schrecklich, schön und sehr wahr.“[30]

Auszeichnungen

Bird befindet sich in der Vorauswahl zum Europäischen Filmpreis 2024.[31] Im Folgenden eine Auswahl von Nominierungen und Auszeichnungen.

Internationale Filmfestspiele von Cannes 2024

San Sebastian International Film Festival 2024

  • Nominierung in der Sektion Perlak[20]
Commons: Bird – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Ryan Lattanzio: 'Bird' Review: Barry Keoghan and Franz Rogowski Shine in Andrea Arnold’s Strangest Movie Yet. In: indiewire.com, 16. Mai 2024.
  2. Bird. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 24. August 2024.
  3. Leslie Felperin: 'Bird' Review: Andrea Arnold Switches Up Her Playbook With a Warmhearted Fable Starring Barry Keoghan and Franz Rogowski. In: The Hollywood Reporter, 16. Mai 2024.
  4. a b Stephanie Zacharek: Andrea Arnold’s Bird Brings a Touch of Magic Realism to the Anxiety of Adolescence. In: time.com, 17. Mai 2024.
  5. a b c Michael Meyns: Bird. In: Filmstarts. Abgerufen am 17. Mai 2024.
  6. https://twitter.com/IndieWire/status/1742919762148278689
  7. Jeff Sneider: Exclusive: Barry Keoghan to Star in Andrea Arnold’s Next Film 'BirdÄ' After Exiting 'Gladiator 2'. In: abovetheline.com, 18. Mai 2023.
  8. Justin Kroll: Barry Keoghan And Franz Rogowski To Star In Andrea Arnold’s Next Film 'Bird'. In: deadline.com, 19. Mai 2023.
  9. a b Joe Utichi: 'Bird' Review: Andrea Arnold’s Dabble With Fantasy Offers A Sunlit Ray Of Hope In A Bleak Existence. In: deadline.com, 16. Mai 2024.
  10. Melanie Goodfellow, Andreas Wiseman, Zac Ntim und Max Goldbart: From 'Megalopolis' To 'Maria', 'Furiosa: A Mad Max Saga' To 'Joker: Folie A Deux': 63 Movies From Around The World That Could Light Up Film Festivals In 2024. In: deadline.com, 2. Januar 2024.
  11. https://twitter.com/IndieWire/status/1742919762148278689
  12. Alex Langridge: Oscar winner Andrea Arnold filming movie Bird in The Hive, Northfleet starring BAFTA winning actor Barry Keoghan. In: kentonline.co.uk, 30. Juni 2023.
  13. Keely Greenwood: Oscar winner Andrea Arnold filming big screen movie Bird in Page Close in Bean. In: kentonline.co.uk, 28. Juni 2023.
  14. Megan Carr: Oscar winner films Bird blockbuster in Leysdown, Sheppey. In: kentonline.co.uk, 31. Juli 2023.
  15. The Screenings Guide of the 77th Festival de Cannes. In: festival-cannes.com, 8. Mai 2024 (abgerufen am 8. Mai 2024).
  16. Jesse Whittock: Andrea Arnold Deal; Brosnan First Look; Disney+ CEE Original; Mark Rylance Theater Casting; Brit Horrors Debut In Cannes Market; ITV Diversity Label. In: deadline.com, 14. Mai 2024.
  17. https://www.telluridefilmfestival.org/
  18. 51. Telluride Film Festival. In: amazonaws.com. Abgerufen am 4. September 2024. (PDF; 6,91 MB)
  19. https://deadline.com/2024/07/2024-toronto-film-festival-lineup-movies-list-1236017283/
  20. a b Arnold, Audiard, Baker, Coppola, Courcol, Elliot, Fargeat, Hong, Kapadia, Rasoulof, Salles, Schrader and Sorrentino to compete in San Sebastian Festival’s Perlak section. In: sansebastianfestival.com, 16. August 2024.
  21. Filme auf der 24. Filmkunstmesse Leipzig 2024. In: filmkunstmesse.de. Abgerufen am 2. August 2024. (PDF; 544 KB)
  22. Dana Gee: Just announced: Vancouver International Film Festival 2024 lineup. In: vancouversun.com, 28. August 2024.
  23. Ehrenpreise für Arnold und Audiard. In: filmfesthamburg.de, 3. September 2024.
  24. Jacob Stolworthy: London Film Festival 2024 line-up announced with Nightbitch, Anora, Conclave and many more set to screen. In: independent.co.uk, 4. September 2024.
  25. Rechteverkauf: Cannes-Film „Bird“ landet bei MFA. In: Blickpunkt:Film. 5. Juni 2024, abgerufen am 23. August 2024 (englisch).
  26. Bird. In: Filmstarts. Abgerufen am 30. Juni 2024.
  27. Bird. In: Rotten Tomatoes. Abgerufen am 24. August 2024.
  28. Bird. In: Metacritic. Abgerufen am 24. August 2024.
  29. Michael Gasch: Filmkritik zu Bird. In: uncut.at, 17. Mai 2024.
  30. Maria Wiesner: Streuner und Starkstromdichter. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 21. Mai 2024, S. 13.
  31. https://cineuropa.org/en/newsdetail/465422
  32. Tim Dams: Queer Palm reveals eligible titles from 2024 Cannes lineup. In: screendaily.com, 9. Mai 2024 (abgerufen am 11. Mai 2024).
  33. Festival de Cannes 2024: le Prix de la Citoyenneté attribué à „Bird“, le Belge Frédéric Sojcher dans le jury. In: lavenir.net, 25. Mai 2024. (Französisch)