Chräbeli

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Anischräbeli, Badener Chräbeli oder oft auch nur Chräbeli, ist ein traditionelles, schweizer Anisgebäck, das vor allem während der Weihnachtszeit gegessen wird. Es unterscheidet sich von anderen traditionellen Anisgebäcken durch seine typische Form, bestehend aus einem ungefähr 5cm langen und 1,5cm breiten Teigzylinder, welcher mehrfach eingeschnitten ist. Die Einschnitte variieren dabei traditionell zwischen 2-4 Einkerkerbungen, sogenannten "Füsschen".

Zubereitung

Der Teig besteht aus Eier, Puderzucker, Mehl, Anissamen und Kirsch.

Eier und Puderzucker werden zuerst schaumig geschlagen. Anschliessend werden die trockenen Zutaten hinzugefügt. Der Teig soll dabei so fest sein, dass man ihn mühelos zu einer Kugel formen kann. Danach soll der Teig über Nacht an einem kühlen Ort ruhen. Am nächsten Tag werden die Chräbeli geformt und wieder zum trocknen an einen kühlen Ort gestellt. Die Chräbeli sollten dabei von oben trocknen, weswegen es sich empfielt, das Backblech auf eine kühle Oberfläche, wie bspw. eine Kommode mit Marmor- oder anderen Steinaufsatz, zu stellen.[1] Die Chräbeli sollten nicht bewegt werden während dem Trocknen, nur so bilden sie schöne Füsschen.[2] An schön gebildeten Füsschen sollte man "die Backkünstlerin bzw. die tüchtige Hausfrau" erkennen können[1]. Nach dem Trocknen werden die Chräbeli kurz bei niedriger Temperatur gebacken und sind danach für längere Zeit als Vorrat haltbar.[3]

Verbreitung

Chräbeli sind die Spezialität der Stadt Baden und werden das ganze Jahr über verkauft und verspeist. In der restlichen Deutschschweiz werden Chräbeli als traditionelles Weihnachtsgebäck gegessen. Chräbeli sind nicht zu verwechseln mit anderem traditionell alemanischem Anisgebäck, wie das Anisbrötchen, auch Springerle genannt, welche in eine Form gepresst werden oder andere regionale Anisgebäcke wie der Uristier, die Stanser Anisstange, die Graubündner Änisguäteli oder die pains d'anis aus dem Kanton Freiburg. Letzteres wird auf ähnliche Weise zubereitet, enthält jedoch mehr Änis und wird nicht nur an Weihnachten, sondern auch zum regionalen Fest Bénichon gegessen.

Geschichte

Das Chräbeli solle erstmals während einer Badenfahrt um das Jahr 1710 erwähnt worden sein.[4][5]

In der Enzyklopädie von Krünitz aus dem Jahr 1773 wird die Herstellung von Chräbeli beschrieben. Man solle aus dem aus dem festen Teig längliche Stücke rollen und mit einem dünnen spitzigen Messer in die Länge über, aber nicht ganz durch schneiden.[6]

Anisgebäck wurde als Ersatz für kostbares Marzipan, welches im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit sich nur die Oberschicht leisten konnte, verwendet und oft auch als "gemeines Marzipan" oder "Bauernmarzipan" bezeichnet.[7] Später vermutlich auch, weil Chräbeli, genau wie Marzipan, mehr getrocknet als gebacken werden.

Ethymologie

Chräbeli haben ihren Namen von ihrer Form. "Chräbel" ist ein schweizer Mundartwort für die Kralle eines Tiers.[7]

Literatur

  • Schweizerisches Idiotikon. Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache, Staub, Friedrich et al...
  • Krünitz (2017): Oekonomische Encyklopädie, Hansebooks Verlag, Norderstedt 2017, 978-3-7446-8073-8

Badener Chräbeli in der Datenbank von Kulinarisches Erbe der Schweiz

Wienachtsguetsli

Anisum Ausdruck von der Oeconomischen Encyclopädie (1773 - 1858) von J. G. Krünitz

Weihnachtsguetzli - Woher haben die Guetzli ihre Namen? von Radio SRF 1

Einzelnachweise

  1. a b gesammelt und hrg. von Marianne Kaltenbach (Hrsg.): Ächti Schwizer Chuchi : Schweizer Küchenrezepte rund ums Jahr. Hallwag, Bern / Stuttgart 1977, ISBN 3-444-10189-9, S. 465–466.
  2. Straub Lieselotte, Verlag Betty Bossi: Das neue Guetzlibuch : klassische Weihnachtsguetzli mit neuen Kreationen und die feinsten Schoggiguetzli zum Verwöhnen : köstliche Guetzli, schnell gemacht und eine Auswahl der besten Vollkornguetzli : dazu Ideen für hübsche Verpackungen. Hrsg.: Betty Bossi. 1. Auflage. Betty Bossi Verlag, Zürich 1996, S. 32.
  3. Elisabeth Fülscher: Kochbuch. 2. Auflage. Hier + Jetzt, Verlag für Kultur und Geschichte, Baden 2013, ISBN 978-3-03919-300-4, S. 519.
  4. Kulinarisches Erbe der Schweiz Patrimoine culinaire. Abgerufen am 7. Juli 2024.
  5. Badener Chräbeli · Rezepte & Spezialitäten · Geniessen · Aargau Tourismus. Abgerufen am 7. Juli 2024.
  6. Anisum. Abgerufen am 7. Juli 2024.
  7. a b Christoph Landolt: Wienachtsguetsli (oder -guetsi, -güetsi, -gueteli, -gutzi) – die Klassiker. In: Schweizerisches Idiotikon. 15. Dezember 2016, abgerufen am 7. Juli 2024.

Kategorie:Feine Backware Kategorie:Schweizer Küche