Deister

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Der Deister

Der Deister, auch Großer Deister genannt, ist ein bis zu 405 m ü. NN hoher Höhenzug im Calenberger Bergland an der nördlichen Grenze des Niedersächsischen Berglandes südwestlich von Hannover in den Landkreisen Schaumburg, Hameln-Pyrmont und der Region Hannover. Obwohl der Deister oftmals auch als Teil des Weserbergland es gesehen wird, gehört er im engeren Sinne nicht dazu.

Ausdehnung

Der Deister erstreckt sich zwischen den Orten Bad Nenndorf im Nordwesten und Bennigsen bei Springe im Südosten auf einer Länge von ca. 21 km. In südöstlicher Verlängerung schließt sich der Höhenzug des Kleinen Deisters an. Im Osten zählt man die bei Lüdersen vorgelagerten Berge Süllberg (198,2 m), Wolfsberg (152,1 m) und Vörier Berg (147,6 m) noch mit zum Deister.

Geologie

Der Deister hat eine hercynisch ausgeprägte Streichrichtung. Er bildet den Nordostflügel einer großen Sattelstruktur. Einem Riegel gleich trennt der dichtbewaldete Höhenzug mit dem südöstlich anschließenden Kleinen Deister und dem Osterwald die flache Calenberger Lößbörde von den Siedlungskammern des Ith, des Süntel und der Bückeberge ab.

Die nach Nordosten abdachende Hälfte des Deisters ist von ausstreichenden Sandsteinen, Schluffsteinen und Tonsteinen, zum Teil mit Einschaltungen von Steinkohle gekennzeichnet. Es sind die sogenannten Obernkirchen-Schichten (Wealden) der Unterkreide. Die nach Südwesten abdachende, morphologisch etwas steilere Hälfte ist von ausstreichenden Mergelsteinen, Tonsteinen und Kalksteinen gekennzeichnet. Es sind die sogenannten Münder Mergel des Oberen Juras. Weiter nach Südwesten schließen sich Kalksteine, der sogenannte „Eimbeckhäuser Plattenkalk“, an.

Flora und Fauna

Der Bergzug ist von einem Buchen-Fichten-, teilweise auch Buchen-Eichen-Forst bzw. -Mischwald bedeckt. An der Cecilienhöhe bei Bad Nenndorf, am Grillplatz Lauenau-Feggendorf und südwestlich vom ehem. Forsthaus Köllnischfeld stehen noch mehrere Exemplare der seltenen, hier heimischen Süntelbuchen.

Zu den seltenen Pflanzen des Deisters gehören auch die Hülse (Stechpalme), der Seidelbast, Knabenkräuter, Sonnentau, Trollblume, Gelappter Schildfarn, Großes Schneeglöckchen u. a.

Der Deister beherbergt eine für deutsche Mittelgebirge typische Tierwelt. Rot-, Reh- und Schwarzwild kommen zahlreich vor. Weitere vorkommende Haarwildarten sind Baum- und Steinmarder, Hermelin, Iltis und Mauswiesel sowie der Fuchs. Beheimatet sind die Greifvogelarten Mäusebussard, Habicht und Gabelweihe. Von den selteneren Kleintieren sind hier die Fledermausarten Mausohr und Kleine Hufeisennase zuhause.

Hydrografie

Im Deister entspringen zahlreiche Bäche. Er wird über die Rodenberger Aue, Südaue, Ihme und Haller in die Leine, im Bereich Bad Münder über die Hamel zur Weser entwässert.

Sehenswürdigkeiten

Der Deister liegt im Grenzbereich alter germanischer Gaue, mittelalterlicher Hoheitsgebiete und neuzeitlicher Landkreise. Daher sind im Deister zahlreiche geschichtsträchtige Orte zu finden:

Weitere Wanderziele:

  • Wasserräder am Bruchbach bei Wennigsen.
  • Die Teufelsbrücke (bei Rodenberg)
  • siehe unter Türme

Wichtige Wanderwege

Sport

Radsport

Der Deister ist von zahlreichen Wirtschaftswegen durchzogen, die häufig von Mountainbike-Fahrern genutzt werden. Die Hauptwege sind auch mit Trekkingrädern befahrbar. Bei Rennradfahrern erfreut sich der Nienstedter Pass großer Beliebtheit, da er der einzige Weg über den Deister ist, der für Rennräder geeignet ist. Die steilste rennradtaugliche Auffahrt ist die in Springe beginnende Jägerallee mit einer maximalen Steigung von 15 Prozent. Mit dem Rennrad ist hier eine Deisterüberquerung jedoch nicht möglich.

Wintersport

Im Deister bei Springe gibt es drei Skilifte. Weiterhin werden bei Kölnischfeld bei entsprechendem Wetter Loipen angelegt.

Berge

Der Deisterkamm ist zwischen 277 m (Nienstedter Pass) bis über 400 m hoch. Der höchste Punkt ist mit 405 m ü.NN. der Bröhn.

  • Bröhn (405 m ü. NN) – mit Annaturm
  • Höfeler (395 m ü. NN) – mit Flugsicherungsanlage
  • Reinekensiekskopf (382 m ü. NN) – mit Nordmannsturm
  • Hohe Warte (379 m ü. NN)
  • Fahrenbrink (376 m ü. NN)
  • Großer Hals (361 m ü. NN) – mit Fernmeldeturm
  • Ebersberg (355 m ü. NN)
  • Bielstein (Steilfelsen, 344 m ü. NN) mit Schutzhütte
  • Egge (339 m ü. NN)
  • Kniggenbrink (312 m ü. NN)
  • Kalenberg (310 m ü. NN)
  • Strutzberg (198 m ü. NN) – mit Belvedereturm

Türme

  • Annaturm (29 m) auf dem Bröhn: Die erste aus Holz gebaute Turm wurde 1833 auf Veranlassung von Carl Friedrich Gauß 1833 als Trigonometrischer Punkt zur Landvermessung erstellt und später mehrfach erneuert – Richtfunkstelle, Flugbeobachtungspunkt während des Zweiten Weltkriegs, in den 1950er Jahren Standort einer Flugsicherungsstelle der Bundesanstalt für Flugsicherung. Der heutige (2008) fünfte Annaturm wurde 1982 als Aussichtsturm in Betonröhrenbauweise gebaut; daneben befindet sich eine Ausflugsgaststätte. Der Turm ist außer Montags täglich von 10.00 - 17.00 Uhr geöffnet.
  • Belvedereturm auf dem Strutzberg, 1852 erbaut, 1987 erhöht.
  • Fernmeldeturm (139 m – mit Antenne 150 m) auf dem Großen Hals (361 m ü. NN), 1967-69 erbaut.
  • Nordmannsturm (19 m) auf dem Reinekensiekskopf (382 m ü. NN): 1862/63 vom hannoverschen Maurer- und Steinhauermeister Constantin Nordmann (1805-1889) errichtet (Namensgeber der Nordmannpassage in Hannover) – 1881 durch Blitz zerstört/1882 neu erbaut, 2000 renoviert – mit Gaststätte (Montag geschlossen).
  • Radarstation der Deutschen Flugsicherung (DFS) auf dem Höfeler (395 m ü. NN): Eine von bundesweit sechs SRE-M-Anlagen: Plattform 26 m hoch/mit Antenne 38,5 m, 1981/82 als Betonturm gebaut (Ersatz für eine alte Stahlgitterkonstruktion). Die Reichweite beträgt etwa 145 NM (Nautischen Meilen entspricht 270 km).

Ortschaften am Deister

Nienstedt ist die einzige größere Ansiedlung im Inneren des Deisters. Am Rande des Deisters liegen:

Redensart

Die Redensart „über den Deister gegangen“ kann für "verschwunden", aber auch "verstorben" stehen: Im norddeutschen Sprachgebrauch wird der Ausdruck „über den Deister gehen“ verwendet wie „Den Bach herunter gehen“ oder auch "über den Jordan gehen". Einen Menschen, mit dem man nichts mehr zu tun haben will, würde man am liebsten „über den Deister schicken“, damit er endlich verschwindet.

Die Redensart entstand wahrscheinlich durch die Abwanderung vieler junger Leute aus dem südwestlich vom Deister gelegenen Schaumburger Land in die wachsende Stadt Hannover im 19. und frühen 20. Jahrhundert: diese liegt "über'n Deister" auf der nordöstlichen Seite des Höhenzugs. Eine andere Theorie aus dem Touristikbereich vermutet, dass die Redenart durch die Menschenopfer an der Alten Taufe entstand. (Es ist jedoch historisch umstritten, ob an dem Stein tatsächlich Menschenopfer stattgefunden haben.)

Literatur

  • Udo Mierau: Unterwegs im Deister-Süntel-Tal, Fürsten Mirski-Verlag – Udo Mierau, 2000. ISBN 3-00-006589-X
  • Günther Klapproth: Gedenksteine im Deister, Landbuch Verlag Hannover 2003, ISBN 3-7842-0664-6
  • Horst Krenzel: Erinnerungen an den Steinkohle-Bergbau im Deistergebirge, Geiger-Verlag Horb 1999, ISBN 3-89570-195-5
  • Ralf Orlowski: "Der Deister", Fotobildband, ISBN 978-3-00-022586-4

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