Firnis

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Firnis (m) ist ein klarer Schutzanstrich, wobei der Begriff je nach Verwendungsart und Epoche eine leicht unterschiedliche Bedeutung hat: In der Anstrichtechnik bezeichnet er das Anstrich- und Bindemittel Leinölfirnis, während man darunter in der Malerei und Gemälderestaurierung einen transparenten Überzug zum Schutz von Gemälden, insbesondere Ölbildern, versteht.

Im 18. Jahrhundert verstand man unter Firnis alle klaren Überzüge, also sowohl Leinölfirnis als auch Harzlösungen (Schellack in Alkohol) und Wasserfirnisse (Gummi arabicum in Wasser oder einfach Hautleim in Wasser), und somit das, was heute als Lack bezeichnet wird. Dieser Begriff kam nämlich erst mit der verstärkten Nutzung von Schellack nach 1800 auf, wobei er das Wort Firnis in die Randbereiche Gemäldefirnis, Leinölfirnis oder als Synonym für Patina verdrängte.

Man unterscheidet Firnisse auf Öl-, Harz-, Terpentinöl- und Alkoholbasis. Eine regionale Eigenart ist Firnis aus Chiaöl, welches in der mexikanischen Malerei besonders geschätzt ist. Im 19. Jahrhundert verwendeten Künstler auch gerne leicht getönte Firnisse, um neue Gemälde vergilbt und somit älter aussehen zu lassen. Daher der moderne Gebrauch des Begriffs Patina, der ursprünglich lediglich der italienische Begriff für „Firnis“ war.

Auch der in der schwarzfigurigen Vasenmalerei verwendete Tonschlicker (Glanzton) bei wird in älterer Literatur als Firnis bezeichnet. Der Malschlicker besteht aus dem gleichen Material wie das Gefäß und unterscheidet sich lediglich in der Partikelgröße; erst nach dem Brand erhält er seine schwarze Farbe.

Etymologie

Firnis ist abgeleitet vom italienischen vernice, über mittellateinisch veronice, vom mittelgriechischen beronike, ausgesprochen veronike, vermutlich von Berenike, dem heutigen Bengasi, einer Stadt in der libyschen Kyrenaika. Von da wurde früher das Naturharz Sandarak importiert, das ursprünglich als Firnis gebraucht wurde[1]. Ins Deutsche kam der Begriff über das französische Wort „le vernis“, von dem übrigens auch die "Vernissage" (Eröffnung einer Kunstausstellung) abgeleitet ist.

Die Herleitung von Firnis oder auch vernis von einem angeblichen Eigennamen „Martin Vernis“ ist dagegen falsch. Der Begriff des „Vernis Martin“ bezeichnet alle französischen Lackarbeiten des 18. Jahrhunderts auf Holz (Täfelungen, Kutschen, Möbel, Dosen etc.). Er geht auf die Brüder Martin (Guillaume, † 1749; Etienne-Simon, † 1770; Julian, † 1783 und Robert, † 1766) zurück. Die Brüder Martin entwickelten einen Lack, der auch als „Cipolin“ bezeichnet wurde und zur Imitation von chinesischen und japanischen Lackarbeiten diente. 1730 (1744 erneuert) erhielten Guillaume und Etienne-Simon das Alleinrecht zur Herstellung von „Vernis Martin“.

Zwischenfirnis

Wenn Bilder in mehreren Schichten aufgebaut sind, kommt es vor, dass die untere Schicht einen Großteil des Bindemittels der oberen Malschicht aufsaugt und diese dadurch matt erscheint. Damit der veränderte Farbeffekt bei weiteren Arbeitsprozessen nicht irritiert, wird ein Zwischenfirnis verwendet, der die Farbe wieder zum Vorschein bringt. Der Zwischenfirnis sollte kein Wachs enthalten.

Schlussfirnis

Der Schlussfirnis ist die oberste Schicht eines Bildes, die dieses schützen und für eine einheitliche Glanzwirkung sorgen soll. Um den Firnis zu erneuern, sollte er abnehmbar sein. Ein guter Firnis konserviert das Gemälde und bringt die Farben zur vollen Entfaltung. Er sollte hochtransparent sein und darf nicht vergilben.

Zwei Materialien eignen sich besonders

  • Dammarfirnis, Dammar ist ein natürliches Harz. Dammar sorgt für eine hochglänzende Oberfläche mit emailleartigem Tiefenglanz, wie ihn die alten Meister bevorzugten.
  • Bienenwachs ist ein natürlicher Konservierungsstoff und sorgt für einen seidenmatten Glanz.

Durch Mischen beider Materialien kann der Effekt gemildert oder verstärkt werden. Beiden ist gemein, dass sie sich in Terpentin lösen und jederzeit wieder entfernen lassen.

Wiktionary: Firnis – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Le (nouveau) Petit Robert, dictionnaire alphabétique et analogique de la langue française, Paris, 2000, ISBN 2-85036-668-4