Globale Erwärmung

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Die globale Erwärmung ist ein weltweites Klimaphänomen, das den Anstieg der durchschnittlichen, globalen Oberflächentemperatur bezeichnet. Dabei wird nicht die Klimageschichte der Erde in ihrer Gesamtheit betrachtet, sondern insbesondere die letzten 150 Jahre. Um dieses Phänomen zu erklären, werden sowohl natürliche als auch durch den Menschen verursachte Gründe in Betracht gezogen. Die Bezeichnung wurde im Verlauf der 1980er und 1990er Jahre geprägt. Vor dieser Zeit war man in der Wissenschaft vom umgekehrten Effekt, einer langsamen Abkühlung der Erdoberfläche, überzeugt.

Grundsätzliches

Wissenschaftler glauben heute im Allgemeinen, dass die gestiegene Konzentration der vom Menschen emittierten Treibhausgase in die Atmosphäre dabei eine wichtige Rolle spielt. Dies bezeichnet man als anthropogenen Treibhauseffekt, bei dem die Erdatmosphäre die in Wärme umgewandelte Strahlung der Sonne in erhöhtem Maße absorbiert, so dass die Erdoberfläche wärmer wird als bei einer ungestörten Atmosphärenzusammensetzung.

Der natürliche Treibhauseffekt durch naturgegebene Klimagase ist hingegen für die Entwicklung höherer Lebewesen von entscheidender Bedeutung. Ohne diesen seit Entstehung der Erdatmosphäre wirksamen Effekt läge die jährliche Durchschnittstemperatur der Erde bei ca. -18 Grad Celsius. Sie wäre deshalb für die meisten Lebewesen unbewohnbar.

Als Hauptbeweis für die derzeitige globale Erwärmung werden die weltweiten Temperaturmessungen seit 1860 herangezogen. Die Daten zeigen, korrigiert um den städtischen Aufwärmungseffekt, dass die durchschnittliche Temperatur an der Oberfläche im 20. Jahrhundert um 0,6 °C ± 0,2 °C zugenommen hat. Die größte Erwärmung fand in zwei Perioden statt: 1910 bis 1945 und 1976 bis 2000 (Quelle: IPCC).

Es sei beachtet, dass Klimakurven, wie die oft verwendete des US-Wissenschaftlers Michael Mann, gewissen Annahmen unterstellt sind. Solche Klimakurven versuchen, das Klima der vergangenen Jahrhunderte, als es noch keine Klimaaufzeichnungen gab, aus Baumringen und anderen natürlichen Beobachtungen zu rekonstruieren. Es gab jedoch immer wieder Kritik an solchen Modellen, etwa vom deutschen Forscher Hans von Storch, der zu anderen Klimakurven kam, die ein optimistischeres Bild zeigen. Allen Modellen gemeinsam ist jedoch die Erkenntnis, dass der Treibhauseffekt zu einer mehr oder weniger stark ausgeprägten Erwärmung geführt hat und weiter führen wird.

Weitere Indizien sind die beobachteten Veränderungen des Umfangs von Schneedecke und Eis an den Polen, des globalen Meeresspiegels, des Niederschlags, der Wolkendecke, El Niño, Gletscherschmelze und extreme Wetter-Ereignisse im 20. Jahrhundert. Satellitendaten zeigen beispielsweise eine zehnprozentige Verringerung der Schneedecke seit den späten 1960ern, die Ausdehnung des Packeises im Frühling und Sommer der nördlichen Hemisphäre hat seit den 1950ern um 10 % bis 15 % abgenommen, und es gab einen ausgedehnten Rückzug der Berggletscher in nicht polaren Regionen im ganzen 20. Jahrhundert. (Quelle: IPCC)

Ursachen

Veränderungen des Erdklimas treten hauptsächlich durch die Veränderlichkeit der Sonneneinstrahlung auf. Die Sonneneinstrahlung verändert sich im Wesentlichen durch die elfjährigen Sonnenfleckenzyklen, durch die Überlagerung verschiedener Präzessions-Bewegungen der Erdachse sowie durch die wechselnde Wolkenbedeckung der Erdoberfläche. Sporadisch auftretende Ereignisse, wie Vulkanausbrüche oder Meteoriteneinschläge haben in der Klimageschichte der Erde teils dramatische Auswirkungen gehabt. Als weiterer wichtiger Einflussfaktor gilt die landwirtschaftliche und industrielle Tätigkeit des Menschen.

Ein weiterer Einflussfaktor betrifft die Wolkenbildung durch die Bildung von Kondensationskeimen durch kosmische Höhenstrahlung. Untersuchungen des Max-Planck-Institutes für Aeronomie (ETH Zürich) zufolge ist der Anteil von in der Erdatmosphäre eintreffenden kosmischen Partikeln stark abhängig von Wechselwirkungen zwischen dem Magnetfeld der Sonne, dem Erdmagnetfeld und dessen Verformung durch den Sonnenwind. Starke Sonnenaktivität führt zu einer Verringerung der auf die Erde treffenden kosmischen Strahlung. Damit nimmt auch die Bewölkung ab, so dass die Temperatur dort ansteigt. Bei schwacher Sonnenaktivität und einem schwächeren solaren Magnetfeld kann permanent vorhandene, energiereiche Strahlung aus dem Weltall tiefer in die Erdatmosphäre eindringen und dort zur Bildung von Höhenwolken beitragen. Dies hat zur Folge, dass die solare Einstrahlung sinkt und die Erde tendenziell abkühlt. 1 2

Diese Zusammenhänge sind komplex und wurden lange vernachlässigt, insbesondere auch deshalb, weil gängige Rechenmodelle Einflussfaktoren wie Höhenwolken und die dadurch verringerte Sonneneinstrahlung weitgehend außer Acht lassen. Über die planetare Wolkenbedeckung standen und stehen nur sehr spärliche Daten zur Verfügung.

Menschengemachte Faktoren sind verknüpft mit der Veränderung der Umwelt durch den Menschen, zum Beispiel durch die Emission von sogenannten Treibhausgasen, durch die Verminderung der Ozonschicht in der Stratosphäre, durch Abholzung der Regenwälder und die Emission von Aerosolen wie Sulfate (Quelle: IPCC).

Weitere Einflüsse entstehen durch die Verbrennung von natürlichen und kohlendioxidneutralen Brennstoffen (Holz, Dung), welche einen erheblichen Aerosoleintrag bewirken. Insbesondere Asien, Indien und Afrika sind davon betroffen. Schwebende Kohlenstoffpartikel verhindern eine Wolkenbildung und erhöhen so die örtliche Einstrahlung.

Wissenschaftler stimmen zu, dass innere Faktoren und natürliche äußere Faktoren zu signifikanten Änderungen des Klimas führen können. Im vergangenen Jahrtausend gab es eine Warmzeit im Mittelalter sowie eine kleine Eiszeit, deren Ausschläge vergleichbar waren mit denen der momentanen Erwärmung. Die kleine Eiszeit ist gewöhnlich verknüpft mit der Reduktion der Sonnenaktivität oder mit den Auswirkungen eines großen Vulkanausbruchs. In der Vergangenheit haben einige Wissenschaftler behauptet, dass die beobachtete Erwärmung nur eine „Erholung“ von der kleinen Eiszeit ist (Quelle: The Sceptical environmentalist).

Seit Beginn der Industriellen Revolution wurden große Mengen an Treibhausgasen durch den Menschen emittiert. Seit 1750 ist die Kohlenstoffdioxidkonzentration um 31 % gestiegen, Methan sogar um 151 %, Stickstoffoxide um 17 % und bodennahes Ozon um 36 %. (Quelle: IPCC) Zu etwa 20% trägt Methangas zur globalen Erwärmung bei. Es entstammt hauptsächlich dem Verdauungsvorgang der in Massentierzucht gehaltenen Rinder, Schafe und Ziegen; diese stoßen häufig auf und entlassen das Gas dabei an die Umwelt. Auch der Reisanbau ist wesentlicher Mitverursacher der Methangasemmisionen, zusammen mit der Tierzucht werden hier ca. 90% des Methangasaufkommens erzeugt.

Der größte Teil dieser Gase wurde durch Verbrennung von fossilen Brennstoffen verursacht. Auch die Abholzung von Wäldern in Sibirien, Nordamerika, Südeuropa oder in den Tropen hat wahrscheinlich dazu beigetragen, denn alte Wälder speichern viel Kohlenstoff. Jedoch tragen junge Wälder in Nordamerika und Russland dazu bei, Kohlenstoffdioxid zu absorbieren und seit 1990 ist die Menge des aufgenommenen Kohlenstoffs größer als die durch Abholzung freigesetzte Menge. Nicht der ganze Kohlenstoffdioxidausstoß sammelt sich in der Atmosphäre an. Die Hälfte wird durch Wälder und Meere aufgenommen. Ausserdem muss erwähnt werden, dass die Aufnahme von Kohlenstoffdioxid durch Pflanzen zunimmt, wenn der Kohlenstoffdioxidgehalt in der Atmosphäre steigt. In manchen Treibhäusern nutzt man diesen Umstand, um das Pflanzenwachstum zu fördern. (Siehe Kohlenstoffkreislauf). Ca. 20% Anteil haben die Abgase von Verbrennungsmotoren von Autos.

Klimamodelle

Klimasimulationen zeigen, dass die Erwärmung von 1910 bis 1945 durch natürliche Phänomene erklärt werden kann (Schwankungen der Sonnenstrahlung), aber die Erwärmung von 1976 bis 2000 ist nur im Zusammenhang mit menschgemachten Treibhausgasen erklärbar. Deshalb ist eine Mehrheit der Wissenschaftler heute davon überzeugt, dass der Großteil der Erwärmung wahrscheinlich auf die steigenden Treibhausgas-Konzentrationen zurückzuführen sind.

Diese Folgerung beruht auf der Genauigkeit der Modelle und der richtigen Einschätzung der äußeren Faktoren. Die Mehrheit der Wissenschaftler stimmt zu, dass wichtige Klimabesonderheiten nicht in den Klimamodellen berücksichtigt werden, dass sich aber mit besseren Modellen nicht unbedingt die Voraussage ändert.

Klimakritiker verweisen auf die Mängel der Modelle und ungenügend berücksichtigte externe Faktoren, die die Schlussfolgerung verändern würden. Aus Sicht der Klimakritiker sind die Klimasimulationen nicht in der Lage, Partikel, Wasserdampf oder Wolken und vor allem dynamische Rückkopplungseffekte (beispielsweise Ein- und Auslagerung von CO2 in Abhängigkeit von Meeres-Strömungen und Wasser-Temperatur, CO2-Absorptionsverhalten von Meeres-Plankton, CO2-Absorption durch Ausweitung von Vegetation und anderem) erfolgreich in die Modelle zu integrieren. Klimakritiker gehen auch davon aus, dass die Sonne einen größeren Einfluss an der globalen Erwärmung hat als bisher angenommen. Einige indirekte solare Effekte könnten sehr wichtig sein, seien aber in den Modellen nicht berücksichtigt. Sie verweisen auf die wechselvolle Klimageschichte der Erde, die sowohl CO2-Konzentrationen bis zu 15 % (heute 0,035 %) sowie extreme Warm- und Kaltzeiten aufweist (zum Beispiel eisfreie Pole). Diese erheblichen Klimaänderungen seien gänzlich ohne menschlichen Einfluss entstanden. Daraus ergebe sich die Schlussfolgerung, dass der menschgemachte Anteil an der globalen Erwärmung niedriger sei als bisher angenommen. (Quelle: The Sceptical Enviromentalist)

Auswirkungen

Datei:AuswirkungTreibhauseffekt.png
Auswirkung der Globalen Erwärmung

Hochrechnungen der Zuwachsraten aller Treibhausgase würden je nach angewandtem Modell bis 2050 die globale Temperatur um 1 bis zu 5 Grad erhöhen.

Aufgrund der potentiellen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, die Wirtschaft und die Umwelt, ist die globale Erwärmung von großem Interesse. Einige Umweltveränderungen wurden schon beobachtet und auf die globale Erwärmung zurückgeführt. Die oben erwähnten abgeleiteten Belege (verringerte Schneebedeckung, steigender Meeresspiegel, Gletscherschmelze, Wetteränderungen) sind Beispiele für jene Konsequenzen der globalen Erwärmung, die nicht nur Aktivitäten des Menschen beeinflussen, sondern auch die Ökosysteme. Steigende Temperaturen weltweit bedeuten, dass Ökosysteme sich verändern. Manche Spezies werden aus ihren Lebensräumen verdrängt (und u.a. solche, die den sich geografisch schnell verschiebenden Vegetationszonen nicht folgen können, aussterben), während sich andere unter den veränderten Bedingungen ausbreiten. Ein vor allem den Menschen direkt betreffendes Problem dieser Verschiebung von Vegetationszonen sind z.T. gravierende Veränderungen der zu erntenden Lebensmittelmengen; insgesamt wird hier eine Verschlechterung erwartet. Jedoch könnte die globale Erwärmung diesbezüglich auch positiv sein, da höhere Temperaturen und höhere Kohlenstoffdioxidkonzentrationen die Produktivität mancher Anbauarten erhöhen. Satellitendaten zeigen, dass die Produktivität sich auf der Nordhalbkugel seit 1982 erhöht hat, was aber vermutlich primär auf einen erhöhten Eintrag von düngewirksamen Stickstoffverbindungen (vor allem NH4+) als Umwandlungsprodukte von Abgasen (NOx) zurückzuführen ist.

Eine andere große Sorge ist die Erhöhung des Meeresspiegels. Der Meeresspiegel ist um 1 cm bis 2 cm pro Jahrzehnt gestiegen, und einige kleine Länder im Pazifischen Ozean befürchten, dass sie im Meer versinken, falls der Anstieg nicht gestoppt wird. Die globale Erwärmung führt zum Anstieg des Meeresspiegels, weil sich das Meerwasser ausdehnt. Außerdem sorgen sich manche Wissenschaftler, dass Gletscher und Polkappen schmelzen könnten. Der Meeresspiegel würde als Konsequenz einige Meter ansteigen.

Durch die Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur steigt die Verdunstung, was zu stärkeren Niederschlägen, Erosion und zur Verstärkung des Treibhauseffektes durch gasförmigen Wasserdampf führt. Der erhöhte Energiegehalt in der Atmosphäre vor allem in Form von Wasserdampf wird voraussichtlich die Zunahme extremer Wetterbedingungen verursachen.

Die globale Erwärmung kann auch weniger offensichtliche Wirkungen haben: Die ozeanischen Ströme, zum Beispiel der Golfstrom, werden davon angetrieben, dass in den Polarmeeren Meerwasser gefriert. Dabei gefriert nur das Wasser, das Salz bleibt im umgebenden Meer zurück, was zu einem grösseren Salzgehalt im umgebenden Wassers führt. Je salziger das Meerwasser, desto höher seine Dichte. Daher sinkt dieses salzigere Meerwasser an den Grund des Ozeans und bildet so die Pumpe für die ozeanischen Ströme. Daher werden durch die Folgen der Klimaerwärmung die ozeanischen Strömungen abgeschwächt. Auf der Erde herrscht durch die unterschiedliche Steilheit der Sonnen-Einstrahlung ein Energiedefizit zwischen den energiereichen Tropen und den energiearmen Polen. Da in einem geschlossenen System ein solches Energieungleichgewicht jedoch nicht existieren kann, muss dieses Ungleichgewicht durch den Transport von Wärme von den Tropen in Richtung Pole ausgeglichen werden. Dies geschieht einerseits durch die ozeanischen Ströme, andererseits durch die oberirdischen Luftströme. Wenn nun die ozeanischen Ströme schwächer werden, müssen sich gezwungenerweise die oberirdischen Luftströme verstärken, was ganz allgemein zu höheren Windgeschwindigkeiten und stärkeren Unwettern führt. Falls sich das Klima weiter erwärmt, könnte es mit der Zeit auch zu einem Versiegen der ozeanischen Ströme kommen. Ein Versiegen des Golfstroms hätte dann einen massiven Kälteeinbruch in ganz Westeuropa und Nordeuropa zur Folge.


Weitere Folgen:

  • Verschiebung des Anteils der Klimazonen: die boreale Zone würde von zur Zeit 23 % auf weniger als 1 % zurückgehen, während die tropische Zone von 25 % auf 40 % ansteigen würde.
  • Verschiebung der Vegetationszonen: Die Tundra würde verschwinden, der Wald würde von 58 % auf 47 % zurückgehen, Savannen und Steppen würden von 18 % auf 29 % zunehmen und die Wüsten würden sich um 3 % vergrößern.
  • Abschmelzen des Nordpolareises und der Gletscher
  • Anstieg des Meeresspiegels, Überflutung von Inseln und dicht besiedelten Küstenregionen
  • Steigerung der Regenfälle durch verstärkte Verdunstung, dadurch Verstärkung des Treibhauseffektes und Zunahme der Bodenerosion
  • Verlagerung der Anbauzonen nach Norden in Gebiete mit schlechteren Böden
  • Verlagerung der trockenen Zonen nach Norden in die dicht besiedelten Gebiete der Erde


Die Arbeit des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change)

Als internationale Institution wurde der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderung Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) eingerichtet. Er untersucht und bewertet für seine Berichte weltweit die Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Klimaänderungen.

Die IPCC-Aussagen basieren auf mehreren Klimamodellen, die 35 verschiedene Emissionsszenarien einbeziehen. Diese Szenarien ergeben sich aus unterschiedlich vorhergesagten Mengen von Treibhausgasen und Aerosolen, die vom Menschen verursacht werden. Die Daten berücksichtigen dabei auch die Vorhersagen von ökonomischen Modellen.

Im letzten IPCC-Bericht wird als Bandbreite aller Modelle und aller Szenarien im Zeitraum von 1990 bis 2100 eine Oberflächentemperaturerhöhung von 1,4 °C bis 5,8 °C und eine Erhöhung des Meeresspiegels von 0,1 m bis 0,9 m projiziert. Das IPCC berücksichtigt auch die von den erwarteten Klimaänderungen verursachten Folgen für die Zivilisation, und wägt die Kosten der erwarteten Folgen gegen die Kosten der vorgeschlagenen Maßnahmen ab.

Die Aussagen des IPCC-Berichts von 2001 werden derzeit nur von einer Minderheit in Frage gestellt. Hauptkritikpunkte sind die unzureichend einbezogene Komplexität der Ozeansysteme und die zu grobe Rasterung der Erdoberfläche. Auch die Zusammenhänge zwischen Klimaerwärmung und Sonnenaktivitäten sind keineswegs vollständig geklärt. Diese methodische Kritik wird oft vermischt vorgetragen mit grundsätzlichen Bedenken gegen mögliche Gegenmaßnahmen, z.B. eine vollständige Versorgung mit Erneuerbaren Energien. Viele in der Öffentlichkeit auftretende Bedenkenträger sind zudem den Hauptemittenten von Treibhausgasen zuzuordnen. Diese Verquickungen machen es schwierig, die offensichtlichen Unsicherheiten in der Klimaberechnung sowohl von Panikmache wie auch von fossiler Ressourcenpropaganda abzugrenzen.

Die Rahmenvereinbarung der UN und das Kyoto-Protokoll

Auch wenn Zweifel über ihr Ausmaß bestehen, wird die globale Erwärmung durch die Allgemeinheit zur Kenntnis genommen und von manchen politischen Führern als Bedrohung angesehen. Es wurden Reduktionen der Emissionen von Treibhausgasen vorgeschlagen. Nur eine weltweite Übereinkunft kann die Emissionen verringern. Das Kyoto-Protokoll wurde von allen industrialisierten Staaten unterschrieben, die darin übereinstimmten, die Emissionen auf einen Pegel unterhalb von 1990 zu reduzieren. Entwicklungsländer wurden von dieser Regel befreit. Die Vertreter der USA – in diesem Land entstehen 1/3 der Treibhausgase – verließen das Kyoto-Protokoll, noch bevor es vom Kongress ratifiziert werden konnte. Diese Entscheidung von Präsident George W. Bush ist international sehr umstritten. Die weltweit größten Emittenten USA, Russland, China und Indien sind zusammen für ca. 50 % der Gesamtemissionen verantwortlich, die beiden letzteren aber bis zum Jahre 2013 von einer Reduzierungspflicht ausgenommen.

Umstritten sind andererseits auch die Berechnungsmethoden im Kyoto-Protokoll: Hier wurde nicht nur die Höhe des Kohlenstoffdioxid-Ausstoßes pro Staat festgeschrieben, sondern auch dessen Absorption durch die Biosphäre (hier: Felder, Wälder und Wiesen) einbezogen. Wie viel Kohlenstoffdioxid die Biosphäre bindet und über welchen Zeitraum diese Bindung wirksam ist, ist wissenschaftlich allerdings ungeklärt. Russland wurde angesichts seiner großflächigen Wälder im Kyoto-Protokoll dennoch eine Gutschrift von jährlich 17 Megatonnen Kohlenstoffdioxid zugestanden. Dieses Angebot wurde im Laufe der Verhandlungen auf das Doppelte erhöht. Eine wissenschaftliche Basis für diese Zahlen gibt es nicht. Diese Anrechnung von Waldflächen wurde nachträglich hinzugefügt, um Zweifler zu überzeugen.

Weitere Zusammenhänge

Befürworter von Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen stellen diese Maßnahmen in Zusammenhang mit anderen Initiativen zum Umweltschutz, und weisen hin auf positive Nebeneffekte bei der Luftreinerhaltung (etwa in Städten).

Gegner von Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen (Klimakritiker) halten nicht nur den Einfluss des Menschen auf die globale Erwärmung für vernachlässigbar, sondern sie betonen auch, dass der Mensch keinesfalls diese Änderungen aufhalten kann. Es wird bemängelt, dass erhebliche finanzielle Mittel in einem „aussichtslosen“ Projekt gebunden werden, obwohl sie an anderer Stelle nötiger gebraucht würden.

Sie weisen auf die Kosten für die Industrie und den Einzelnen hin und sagen ein vermindertes wirtschaftliches Wachstum voraus. Ein kritischer Punkt ist vor allem, dass im allgemeinen Bewusstsein der Bevölkerung nicht präsent ist, wie erheblich der Verzicht auf fossile Brennstoffe sein müsste, um eine signifikante Änderung des Klimas zu bewirken.

Der als Idealfall vorzustellende vollständige Verzicht von fossilen Brennstoffen führt nach gängiger Lehrmeinung wegen der Trägheit des Abbaus von Klimagasen mindestens noch eine Generation lang (ca. 50 Jahre) zu weiterem Temperaturanstieg. Der Verzicht dürfte aber praktisch jeden Anwendungsfall menschlicher Technologie außer Betrieb setzen. Die Folgen für die Zivilisation wären unkalkulierbar. Ersatztechnologien müssten mit Hilfe fossiler Brennstoffe noch vor deren Ende entwickelt und gebaut werden, was viele Experten schon heute für unmöglich halten. Der gänzliche Verzicht auf klimarelevante, fossile Energieträger würde das heutige Wirtschaftssystem kollabieren lassen.

Befürworter führen ins Feld, dass die Vorräte der fossilen Energieträger sowieso in kurzen (Öl: 25 Jahre) bis mittleren (Kohle: 200 Jahre) Zeiträumen erschöpft sind, was eine Umstellung auf regenerative Energiequellen notwendig macht. Auch mit bereits entwickelten Technologien kann das Problem gelöst werden, ohne dass der Untergang droht. Entscheidend ist, dass die Effektivität des Energieeinsatzes erhöht wird. Aber auch dass ist eher politisch-organisatorische als eine technische Frage, wie folgendes Beispiel zeigt: um 100 km mit dem PKW zu fahren kann man 25 l oder 4 l verbrauchen.

Situation in Deutschland

In Deutschland wurden im Jahr 2003 temperaturbereinigt 844 Millionen Tonnen CO2 emittiert. Bei einer Bevölkerungsanzahl von 82,5 Millionen entspricht dies einer rechnerischen Pro-Kopf Emission von 10,2 Tonnen CO2 pro Bundesbürger. Die Bundesregierung hat eine nationales CO2-Reduktionsziel aufgestellt: In diesem wird angestrebt, die deutschen Emissionen des Jahres 1990 (temperaturbereinigt: 1021,1 Mio. Tonnen) bis zum Jahr 2005 um 25 % zu senken. Dies entspricht einer Emissionsmenge von 759,1 Mio. Tonnen für ganz Deutschland beziehungweise 9,2 Tonnen pro Bundesbürger im Jahr 2005.

Um dieses Ziel zu erreichen, müsste jeder Bundesbürger folglich zwischen 2003 und 2005 rechnerisch genau eine Tonne CO2 einsparen. Dies könnte man folgendermaßen erreichen: Bei einem jährlichen Stromverbrauch von 1300 kWh und den durchschnittlichen Emissionen des deutschen Kraftwerkparks (rund 620 Gramm CO2 pro kWh Strom) lässt sich rund eine halbe Tonne CO2 einsparen, wenn man seinen Strom von einem Ökostromanbieter (mit einem Emissionwert von 200 Gramm CO2 pro kWh Strom) bezieht. Eine weitere halbe Tonne könnte man einsparen, wenn man im Jahr 2005 220 Liter weniger Benzin verbraucht als im Jahr 2003.

Aktuelle Forschungen

Im Januar 2005 veröffentlichte die mit dem Programm Climate Prediction arbeitende Gruppe erste Ergebnisse ihres mit SETI@home vergleichbaren Client-Projektes in der Fachzeitschrift Nature (Ausgabe vom 27. Januar 2005). Darin ergaben sich Reichweiten einer zukünftigen Erwärmung zwischen 2 und 11 Kelvin. Die großen Unsicherheiten in der Voraussage lassen aber noch keinen Schluss über die wahrscheinlich tatsächlich eintretenden Veränderungen zu. Dafür seien präzisere Modelle nötig, so der Artikel (Link siehe unten).

Individuelle Methoden zur Verringerung des CO2-Ausstoßes

Jeder Einzelne trägt einen Teil zum Treibhausgasausstoß bei. Dieser kann jedoch durch Änderung des persönlichen Verhaltens beeinflußt werden. Die größten Potentiale zur Verringerung des ergeben sich beim Kohlendioxid. Es entsteht vor allem bei der Verbrennung fossiler Energieträger. Mittel zur Reduzierung sind:

  • die Nutzung alternativer Energieformen beispielsweise erneuerbare Energie
    • Verkehr
      • Autos mit nachwachsenden Rohstoffen (Biodiesel/Pflanzenöl) betreiben. Erdgas ist ebenfalls ein fossiler Brennstoff und damit Miterzeuger der globalen Erwärmung, aber bei gleicher Fahrstrecke wird wesentlich weniger CO2 emittiert als bei einem Betrieb mit Benzin oder Diesel.
    • Haushalt
    • Erneuerbare Energien verwenden
  • im Garten
    • weniger Düngemittel oder Pestizide benutzen
    • im Urlaub
      • nicht das Flugzeug benutzen
      • keine langen Autoreisen/Motorradreisen durchführen
    • im Beruf
      • Wohnen und Arbeiten in räumlicher Nähe
      • Kollegen zu klimafreundlichen Verhalten anhalten
      • öffentliche Verkehrsmittel nutzen
    • im Konsumverhalten
      • auf stark verarbeitete Produkte verzichten
      • Produkte aus Holz anstelle aus Kunststoffen bevorzugen (außer bei Wärmedämmung, da zählt die Dämmleistung)
      • Vegetarische Nahrungsmittel anstelle Fleisch
      • Wenn Fleisch lieber Huhn als Schwein oder Rind
      • keine Flugananas und keine anderen per Flugzeug transportierte Nahrungsmittel erwerben
      • Wegwerfartikel vermeiden (Verpackung sparen bringt übrigens wenig, wobei natürlich exzessive Verpackungen zu vermeiden sind – das, was IN der Verpackung steckt ist ausschlaggebend)

Großtechnische Lösungsansätze


Literatur

  • Harald Kohl: Neuer Bericht zum Weltklima: Künstliche Heißzeit. Physik in unserer Zeit 33(5), S. 232 - 238 (2002), ISSN 0031-9252
  • R. Zellner: Klimawandel: Eine Herausforderung für Wissenschaft und Gesellschaft. Chemie Ingenieur Technik 75(8), S. 983 ff. (2003), ISSN 0009-286X
  • C.D. Schonwiese: Globaler Klimawandel im Industriezeitalter. Geographische Rundschau 56(1), S. 4 - 9 (2004), ISSN 0016-7460

Siehe auch