Gotthold Ephraim Lessing

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Gotthold Ephraim Lessing

Gotthold Ephraim Lessing (* 22. Januar 1729 in Kamenz (Sachsen); † 15. Februar 1781 in Braunschweig) war der wichtigste deutsche Dichter der Aufklärung. Mit seinen Dramen und seinen theoretischen Schriften hat er die weitere Entwicklung der deutschen Literatur wesentlich beeinflusst.

Leben

Lessing wuchs als zweitältester[1] Sohn von zwölf Kindern des protestantischen Pfarrers und Verfassers theologischer Werke Johann Gottfried Lessing (1693-1770) und Justine Salome Feller (1703-1777) in der ostsächsischen Kleinstadt Kamenz auf. Nach dem Besuch der städtischen Lateinschule in Kamenz seit 1737 und dem Wechsel an die Fürstenschule St. Afra in Meißen am 22. Juni 1741, für die er ein Stipendium bekommen hatte, studierte er ab dem 20. September 1746 in Leipzig Theologie und Medizin. 1748 brach er sein Studium ab. Im November zog er nach Berlin und begegnete dort 1750 Voltaire.

Von 1751 bis 1753 arbeitete er für die Berlinische Privilegierten Zeitung, die spätere Vossische Zeitung, als Rezensent und Redakteur.

Am 29. April 1752 erlangte er in Wittenberg die Magisterwürde.

Als er im November 1752 nach Berlin zurückkehrte, machte er Bekanntschaft mit Karl Wilhelm Ramler, Friedrich Nicolai, Ewald Christian von Kleist, Johann Georg Sulzer und schloss Freundschaft mit Moses Mendelssohn. Im Oktober 1755 kehrte er nach Leipzig zurück. Im folgenden Jahr begann er eine auf mehrere Jahre angelegte Bildungsreise durch die Niederlande, England und Frankreich als Begleiter von Johann Gottfried Winkler, die er jedoch wegen des Siebenjährigen Krieges bereits in Amsterdam abbrechen musste. Im selben Jahr begegnete er Johann Wilhelm Gleim, Friedrich Gottlieb Klopstock und Conrad Ekhof.

1758 zog er erneut nach Berlin, wo er mit Friedrich Nicolai und Moses Mendelssohn zusammen die Briefe, die neuste Literatur betreffend veröffentlichte.

Lessinghaus Wolfenbüttel

Von 1760 bis 1765 war er in Breslau als Sekretär beim General Tauentzien beschäftigt. 1765 kehrte er zurück nach Berlin, um dann 1767 für drei Jahre als Dramaturg und Berater an das Hamburger Nationaltheater zu gehen, welches aber bereits 1769 aus finanziellen Gründen wieder geschlossen wurde. In dem Theater wurde Lessings Stück Minna von Barnhelm aufgeführt. Während seiner Tätigkeit am Hamburger Theater machte er unter anderem Bekanntschaft mit Friedrich Ludwig Schröder, Philipp Emanuel Bach, Johann Melchior Goeze und den Familien Reimarus und König. Dabei lernte er seine spätere Frau Eva König kennen, deren Mann Engelbert König zu diesem Zeitpunkt noch lebte. Im selben Jahr wurde er zum auswärtigen Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften gewählt.

In Wolfenbüttel wurde er am 7. Mai 1770 Bibliothekar in der Herzog August Bibliothek. Dort entdeckte er das hochmittelalterliche Werk Schedula diversarum artium des Theophilus Presbyter, das er 1774 unter dem Titel Vom Alter der Ölmalerey aus dem Theophilus Presbyter herausgab.

Lessings Grab auf dem Magni-Friedhof in Braunschweig

Am 14. Oktober 1771 wurde Lessing in die Freimaurerloge Zu den drei Rosen in Hamburg aufgenommen, in einer abgewandelten Zeremonie in der Wohnung des Logenmeisters von Rosenberg, und in alle drei Grade eingeführt. Er war zwar bis 1780 Mitglied, besuchte die Loge aber nie wieder. Er schätzte die Freimaurerei hoch, wie an seinem 1778 und 1780 erschienenen Werk Ernst und Falk zu sehen, nicht aber die reale Freimaurerei, wie sie sich damals zeigte.[2]

1771 verlobte er sich mit der 1768 verwitweten Eva König. 1775 wurde seine Arbeit in der Bibliothek unterbrochen durch mehrere Reisen zu Eva Königs jeweiligen Aufenthaltsort, nach Wien über Leipzig, Berlin, Dresden und Prag und einer Audienz bei Kaiser Joseph II. Als Begleiter des Braunschweiger Prinzen Leopold reiste er nach Italien mit Aufenthalten in Mailand, Venedig, Florenz, Genua, Turin, Rom, Neapel und auf Korsika.

Am 8. Oktober 1776 heirateten er und Eva König in Jork bei Hamburg. Am Weihnachtsabend 1777 gebar sie einen Sohn (Traugott), der aber am folgenden Tag starb. Am 10. Januar 1778 starb auch Eva Lessing an Kindbettfieber.

1779 verschlechterte sich Lessings Gesundheitszustand. Am 15. Februar 1781 starb Lessing an einem Schlaganfall bei einem Besuch in Braunschweig im Hause des Weinhändlers Angott nach vierzehntägiger Krankheit. Er wurde auf dem Braunschweiger Magnifriedhof beigesetzt. Sein Grab wurde 1833 von dem Braunschweiger Privatgelehrten Carl Schiller wiederaufgefunden.

Wirken

Beispiel einer Werkausgabe des Dichters

Lessing war ein vielseitig interessierter Dichter, Denker und Kritiker. Als führender Vertreter der deutschen Aufklärung wurde er zum Vordenker für das neue Selbstbewusstsein des Bürgertums. Seine theoretischen und kritischen Schriften zeichnen sich aus durch einen oft witzig-ironischen Stil und treffsichere Polemik. Das Stilmittel des Dialogs kam dabei seiner Intention entgegen, eine Sache stets von mehreren Seiten zu betrachten und auch in den Argumenten seines Gegenübers nach Spuren der Wahrheit zu suchen. Diese erschien ihm dabei nie als etwas Festes, das man besitzen konnte, sondern stets als ein Prozess des sich Annäherns.

Schon früh interessierte er sich für das Theater. In seinen theoretischen und kritischen Schriften zu diesem Thema, wie auch in seinen eigenen Arbeiten als Autor, versuchte er beizutragen zur Entwicklung eines neuen bürgerlichen Theaters in Deutschland. Er wandte sich dabei gegen die herrschende Literaturtheorie Gottscheds und seiner Schüler. Insbesondere kritisierte er die bloße Nachahmung des französischen Vorbilds und plädierte für eine Rückbesinnung auf die klassischen Grundsätze von Aristoteles, insbesondere mit der Einführung der Katharsis in seinen Tragödien (siehe auch: Poetik); sowie für die Anlehnung an die Werke Shakespeares. Lessing war es, der die Shakespeare-Rezeption in Deutschland überhaupt begründete. Er arbeitete mit mehreren Theatergruppen zusammen (z.B. mit Friederike Caroline Neuber).

Seine eigenen Arbeiten erscheinen uns heute wie die Prototypen für das sich später entwickelnde bürgerliche deutsche Drama. Miss Sara Sampson und Emilia Galotti gelten als erste bürgerliche Trauerspiele, Minna von Barnhelm als Vorbild für viele klassische deutsche Lustspiele, Nathan der Weise als erstes weltanschauliches Ideendrama. Seine theoretischen Schriften Laokoon und Hamburgische Dramaturgie setzten Maßstäbe für die Diskussion ästhetischer und literaturtheoretischer Grundsätze.

In seinen religionsphilosophischen Schriften verteidigte er die Gedankenfreiheit des gläubigen Christen. Er argumentierte gegen die Offenbarungsgläubigkeit und das Festhalten am „Buchstaben“ der Bibel durch die herrschende orthodoxe Lehrmeinung. Dem gegenüber vertraute er als Kind der Aufklärung auf ein „Christentum der Vernunft“, das sich am Geist der Religion orientierte. Er glaubte, dass die menschliche Vernunft (angestoßen durch Kritik und Widerspruch) sich auch ohne die Hilfe einer göttlichen Offenbarung entwickeln würde. Um eine öffentliche Diskussion gegen die orthodoxe „Buchstabenhörigkeit“ anzuregen, veröffentlichte er 1774-1778 sieben Fragmente eines Ungenannten, was zum so genannten Fragmentenstreit führte. Sein Hauptgegner in diesem Streit war der Hamburger Hauptpastor Johann Melchior Goeze, gegen den Lessing unter anderem als Anti-Goeze benannte Schriften von Hermann Samuel Reimarus herausgab.[3]

Außerdem trat er in den zahlreichen Auseinandersetzungen mit den Vertretern der herrschenden Lehrmeinung, (z.B. in den Anti-Goeze), für Toleranz gegenüber den anderen Weltreligionen ein. Diese Haltung setzte er auch dramatisch um (im Nathan der Weise), als ihm weitere theoretische Veröffentlichungen verboten wurden. In der Schrift Die Erziehung des Menschengeschlechts legte er seine Position zusammenhängend dar.

Der Gedanke der Freiheit (für das Theater gegenüber der Dominanz des französischen Vorbilds; für die Religion vom Dogma der Kirche) zieht sich wie ein roter Faden durch sein ganzes Leben. Folgerichtig setzte er sich auch für eine Befreiung des aufstrebenden Bürgertums von der Bevormundung durch den Adel ein. In seiner eigenen schriftstellerischen Existenz bemühte er sich ebenfalls stets um Unabhängigkeit. Sein Ideal eines Lebens als freier Schriftsteller ließ sich jedoch nur schwer gegen die ökonomischen Zwänge durchsetzen. So scheiterte in Hamburg das Projekt einer „Buchhandlung der Gelehrten“, das er 1768 mit Johann Christoph Bode durchzuführen versuchte.

Werke (Auswahl)

Teil der Skulptur „Der moderne Buchdruck“ beim Berliner Walk of Ideas zur Erinnerung an Gutenbergs Erfindung
  • Gedichte
    • Lieder [Ausgabe 1771]
    • Oden [Ausgabe 1771]
    • Sinngedichte [Ausgabe 1771]
    • Sinngedichte [Nachlese]
  • Fabeln
    • Fabeln und Erzählungen [Ausgabe 1771]
    • Fabeln. Drei Bücher [Ausgabe 1759]
    • Fabeln [Nachlese]
  • Dramen
  • Dramenfragmente
  • Ästhetische Schriften
    • Rezensionen
    • Briefe
    • Vorreden
      • Des Herrn von Voltaire Kleinere historische Schriften
      • G. E. Lessings Schriften. Erster Teil
      • G. E. Lessings Schriften. Dritter Teil
      • Gotth. Ephr. Lessings Theatralische Bibliothek
      • Vermischte Schriften des Hrn. Christlob Mylius
      • Gleim, Preußische Kriegslieder
      • Friedrichs von Logau Sinngedichte
      • Das Theater des Herrn Diderot
    • Abhandlungen von dem weinerlichen oder rührenden Lustspiele
      • Betrachtungen über das weinerlich Komische
      • Des Hrn. Prof. Gellerts Abhandlung für das rührende Lustspiel
    • Über das Lustspiel »Die Juden«
    • Ein Vade mecum für den Hrn. Sam Gotthl. Lange. Pastor in Laublingen
    • Rettungen des Horaz
    • Briefwechsel über das Trauerspiel
    • Abhandlungen [über die Fabel]
    • Briefe, die neueste Literatur betreffend
    • Laokoon
    • Hamburgische Dramaturgie
    • Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können ...
    • Wie die Alten den Tod gebildet
    • Leben und leben lassen
    • Selbstbetrachtungen und Einfälle
  • Theologiekritische und philosophische Schriften
  • Gedanken über die Herrnhuter
    • Das Christentum der Vernunft
    • Pope ein Metaphysiker!
    • Über die Entstehung der geoffenbarten Religion
    • Über die Wirklichkeit der Dinge außer Gott
    • Durch Spinoza ist Leibniz nur ...
    • Eine Parabel
    • Anti-Goeze
    • Ernst und Falk
    • Daß mehr als fünf Sinne für den Menschen sein können
    • Gespräche über die Soldaten und Mönche
    • Die Religion Christi
    • Die Erziehung des Menschengeschlechts
    • [F. H. Jacobi über seine Gespräche mit Lessing]

Ehrungen

Lessing-Denkmal in Braunschweig

Lessing wurden mehrere Denkmäler gesetzt:[4]

Zu Lessings Ehren wurden unterschiedliche Lessing-Preise gestiftet:

Die nach ihm benannte Lessing-Akademie widmet sich Lessings Werk und der Aufklärungsepoche.

Literatur

  • Franz Mehring: Die Lessing Legende. 1893, ISBN 3-320-00468-9
  • P. Rilla: Lessing und sein Zeitalter. 1968
  • Jürgen Schröder: Gotthold Ephraim Lessing. Sprache und Drama, Wilhelm Fink, München 1972
  • D. Hildebrandt: Lessing. Biographie einer Emanzipation, 1982, ISBN 3-423-34049-5
  • Monika Fick: Lessing-Handbuch. Leben - Werk - Wirkung. 2., durchges. und erg. Aufl., Metzler, Stuttgart 2004. ISBN 3-476-01885-7
  • Ludwig Börne: Theaterkritik: Emilia Galotti, 1820, Sämtliche Schriften. Band I, Düsseldorf 1964.
  • Ingrid Strohschneider-Kohrs, M. Niemeyer: Vernunft als Weisheit. Studien zum späten Lessing.
  • Eva J. Engel, Claus Ritterhoff (Hrsg.): Neues zur Lessing-Forschung. 1997
  • Alberto Jori, Herausgeber: G.E. Lessing, Die Juden, Mailand 2002 ISBN 8845292134 (dt.-ital., mit einem Vorwort von Jutta Limbach)
  • Friedrich Niewöhner: Veritas sive Varietas. Lessings Toleranzparabel und das Buch von den drei Betrügern, 1988
  • Redlich: Lessing, Gotthold Ephraim. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 19, Duncker & Humblot, Leipzig 1884, S. 756–802. (+ Korrektur in Bd. 45, S. 669)
Commons: Gotthold Ephraim Lessing – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Gotthold Ephraim Lessing – Quellen und Volltexte

Vorlage:PND

Einzelnachweise

  1. http://www.derkanon.de/dramen/lessing.html
  2. Eugen Lennhoff, Oskar Posner, Dieter A. Binder: Internationales Freimaurer Lexikon. 5. überarbeitete und erweiterte Neuauflage. Herbig 2006, ISBN 178-3-7766-2478-6, S. 506-508
  3. siehe auch Artikel Religionskritik
  4. vgl. Hermann Maertens: Die deutschen Bildsäulen-Denkmale des XIX. Jahrhunderts. Stuttgart 1892
  5. vgl. Hartwig Fiege: Hamburger Denkmäler erzählen Geschichte. Hamburg 1980 und Thieme-Becker: Allgemeines Künstler-Lexikon. Band 24, Artikel Schaper, Fritz