Großer Nordischer Krieg

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Großer Nordischer Krieg
Datei:Nordic war bse.jpg
Datum 1700 bis 1721
Ort Schweden, Finnland, Polen und Litauen, Sachsen, Russland, Dänemark und Vorpommern
Ausgang Niederlage der Schweden
Friedensschluss Frieden von Traventhal
Altranstädter Friede
Frieden von Frederiksborg
Frieden von Nystad
Konfliktparteien

Schweden
das Osmanische Reich
Kosaken
polnische Truppen

Russland
Sachsen/Polen-Litauen
Dänemark-Norwegen
Preußen (ab 1713)
Hannover (ab 1713)

Befehlshaber

Karl XII.
Ahmed III.
Iwan Mazeppa
Stanislaus I. Leszczyński

Peter der Große
August der Starke
Friedrich IV.

Vorlage:Linkbox Großer Nordischer Krieg

Der Große Nordische Krieg war ein Krieg um die Vorherrschaft im Ostseeraum in den Jahren 1700 bis 1721.

Vorgeschichte

Am Ende des 17. Jahrhundert beherrschte Schweden einen großen Teil der Ostseeküsten. Die Hanse hatte ihren Einfluss fast völlig verloren. Seit 1617 waren auch die ehemals russischen Herrschaftsgebiete Ingermanland und Karelien in schwedischer Hand.

Russlands Seeweg nach Westeuropa war einzig über den Hafen Archangelsk möglich, der nur wenige Monate im Jahr eisfrei war. Peter I. hatte aber 1696 die Festung Asow am Schwarzen Meer erobert. Mit dem Frieden von Karlowitz verschaffte er sich Ruhe im Süden seines Reiches.

Im August 1698 trafen sich Peter I. und August II., Kurfürst von Sachsen und König von Polen, in Rawa, einer kleinen Stadt nördlich von Lwow, und trafen Absprachen für eine Allianz gegen Schweden. Johann Reinhold von Patkul, ein livländischer Adliger, sicherte August II. die Hilfe des livländischen Adels im Kampf gegen Schweden zu.

König Friedrich IV. von Dänemark und Norwegen schloss sich der Allianz an, um verloren gegangenen Einfluss in der Ostsee wiederzugewinnen. Die Dänen mobilisierten ihre Flotte und zogen ihr Heer an der Grenze der gottorfschen Teile der Herzogtümer Schleswig und Holstein, eines schwedischen Verbündeten, zusammen.

Der Vertrag von Preobraschenskoje setzte den Schlusspunkt unter die von Patkul zuwege gebrachte Allianz.

Der Beginn des Krieges

Am 12. Februar 1700 fiel die sächsische Armee ohne Kriegserklärung in Livland ein. Doch der livländische Adel stellte sich nicht auf die Seite der Sachsen. Die Einnahme der Festung Riga scheiterte. Die militärischen Erfolge waren sehr bescheiden.

Die polnische Adelsrepublik, die Rzeczpospolita fühlte sich von August betrogen und erklärte, dass Polen sich nicht im Krieg mit Schweden befände. Nur einige polnische Magnaten wie Fürst Hieronim Augustyn Lubomirski schlugen sich anfangs auf seine Seite.

Am 11. März erklärte Dänemark Schweden den Krieg und marschierte in das schleswig-holsteinische Teilherzogtum Holstein-Gottorf ein.

Erste Erfolge Schwedens

Der erst 18 Jahre alte schwedische König Karl XII. ordnete die Mobilmachung an. Die schwedische Armee war kein Söldnerheer wie in anderen Ländern üblich. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts betrug die Truppenstärke ungefähr 80.000 Soldaten. Die Soldaten der einzelnen Einheiten lebten in Friedenszeiten als Bauern in ihren Dörfern (sog. Indelningsverket). Da sie einander kannten, hielten sie im Kampf eng zusammen. Fahnenflucht war in der schwedischen Armee so gut wie unbekannt. Frankreich unter Ludwig XIV. unterstützte Schweden finanziell, welches damals mit Holstein-Gottorp, Finnland, Karelien, Ingermanland und Livland nur circa 3 Millionen Einwohner hatte. Jedes Jahr zahlte der Sonnenkönig über 1.000.000 Livres.

Das Schwedische Reich um 1700

Wilhelm III., damals zugleich König von England, Schottland und Irland sowie Statthalter der Niederlande, wünschte die Erhaltung des Friedens in Nordeuropa und garantierte den Status Quo. Da Dänemark der Angreifer war, stellte er sich auf die Seite Schwedens und schickte unter Admiral Rooke ein englisch-holländisches Geschwader mit 25 Linienschiffen zur Unterstützung Schwedens nach Göteborg. Schweden verfügte über eine Flotte von 38 Linienschiffen und 12 Fregatten, Dänemark hatte 33 Linienschiffe und 7 Fregatten. In einem kühnen Manöver gelang der schwedischen Flotte die Durchfahrt durch die kleinere der beiden Fahrrinnen im Sund, außerhalb der Reichweite der Kanonen der dänischen Sundfestungen. Die schwedische Flotte vereinigte sich mit dem englisch-holländischen Geschwader, und der dänischen Flotte von 33 Schiffen stand jetzt ein mächtiges Geschwader von mehr als 60 Schiffen gegenüber, so dass der dänische Admiral keine Seeschlacht wagte.

Unter dem Schutz dieser Flotte konnte Karl XII. am 23. Juli 1700 auf der dänischen Hauptinsel Seeland landen, Kopenhagen einschließen und im August mit der Belagerung der dänischen Hauptstadt beginnen.

Der dänische König Friedrich IV. sah sich jetzt in einer katastrophalen Lage: Seine Flotte stand einer viel stärkeren feindlichen gegenüber, seine Hauptstadt stand unter Belagerung, während sein Heer gegen Herzog Friedrich IV. von Holstein-Gottorp weit weg in Holstein operierte. Friedrich IV. musste seine Niederlage eingestehen und schloss am 18. August 1700 mit Schweden den Frieden von Traventhal. Der erste Feldzug im Großen Nordischen Krieg endete somit schnell und fast unblutig. Der Status Quo Ante wurde wieder hergestellt, und Dänemark schied aus der Koalition gegen Schweden aus.

Die Gründe für die Anfangserfolge der meist zahlenmäßig unterlegenen Schweden lagen unter anderem in ihrer Disziplin und gegenseitigen Unterstützung im Kampf

Inzwischen hatte Russland am 19. August Schweden den Krieg erklärt und bedrohte die estländische Stadt Narva. In der Schlacht von Narva errangen jedoch die zahlenmäßig weit unterlegenen schwedischen Truppen einen überwältigenden Sieg.

August hatte mit ansehen müssen, wie seine Verbündeten Dänemark und Russland von Karl XII. geschlagen worden waren. August bot Karl Friedensverhandlungen an, doch Karl lehnte ab. Im Februar 1701 trafen sich August und Peter erneut, um ihr Bündnis zu erneuern. Peter brauchte Zeit, seine Armee zu reorganisieren und aufzurüsten, August brauchte einen starken Verbündeten im Rücken der Schweden.

Am 19. Juli 1701 standen sich sächsische und schwedische Soldaten bei Riga an der Düna gegenüber. Der sächsische Oberbefehlshaber Adam Heinrich Graf von Steinau ließ sich durch Ablenkungsmanöver täuschen und zersplitterte seine Einheiten. So gelang es der schwedischen Infanterie, den Fluss zu überqueren und einen Brückenkopf zu bilden. Die sächsische Armee erlitt eine Niederlage, konnte sich aber sammeln und geordnet zurückziehen.

Karl besetzte mit seinen Truppen Mitau, die Hauptstadt des Herzogtums Kurland, das zu Polen gehörte.

Der Feldzug in Polen

Im Oktober 1701 führte Karl XII. sein Heer nach Kurland. Die Rzeczpospolita, die polnisch-litauische Republik, protestierte gegen die Verletzung des polnischen Hoheitsgebietes, denn nicht diese (vertreten durch den polnischen Reichstag) befand sich im Krieg mit Schweden, sondern nur der König von Polen. August der Starke bot Karl XII. erneut Verhandlungen an. Karls Ratgeber rieten ihm, mit dem König von Polen Frieden zu schließen. Doch Karl blieb starrsinnig und verlangte vom Sejm die Wahl eines neuen Königs. Dies lehnte die Mehrheit des polnischen Adels ab.

Im Januar 1702 verlegte Karl das schwedische Heer von Kurland weiter nach Süden, nach Litauen. Am 23. März 1702 verließ Karl XII. das Winterquartier in Litauen und marschierte in das eigentliche Polen ein. Am 14. Mai 1702 ergab Warschau sich kampflos. Es wurde zur Zahlung einer hohen Kontribution gezwungen, bevor Karl seinen Marsch nach Süden, nach Krakau, fortsetzte.

Auf dem Weg dorthin stellte sich ihm das polnisch-sächsische Heer entgegen, und am 9. Juli 1702 kam es zur Schlacht bei Klissow, südlich von Kielce. Die Polen und Sachsen unterlagen erneut gegen die Schweden. 2.000 Sachsen wurden getötet oder verletzt, und mehr als 1.000 gerieten in schwedische Gefangenschaft. Auf schwedischer Seite wurden nur 900 Soldaten getötet oder verletzt. Die Schweden erbeuteten die gesamte sächsische Artillerie und den gesamten Tross mit Augusts Feldkasse mit 150.000 Reichstalern und seinem Silbergeschirr. August sammelte die verbliebenen Einheiten seines Heeres und zog sich in die östlichen Landesteile von Polen zurück.

August bot den Schweden nach dieser Niederlage abermals Friedensverhandlungen an. Er wollte den schwedischen Forderungen so weit als irgend möglich entgegenkommen, nur König von Polen wünsche er zu bleiben. Auch der Kardinal-Primas unterbreitete im Namen der Republik Polen Vorschläge für einen Frieden. Er bot Schweden polnisch Livland, Kurland und eine hohe Kriegsentschädigung. Karl XII. müsse lediglich auf die Absetzung des Königs verzichten. Ein weiteres Mal zeigte Karl sich starrsinnig (König Eisenkopf) und beharrte auf der Absetzung Augusts.

August zog sich mit seinem Hof nach Sandomierz zurück. Dort bildete der polnische Adel eine Konföderation zur Unterstützung von August II.. Sie kämpften gegen die schwedische Besetzung Polens und gegen den von Schweden geforderten neuen König. Mit Partisanenaktionen verwickelten sie die schwedischen Truppen in Gefechte und schwächten so ihre Kampfkraft.

Am 12. Juli 1704 wurde gegen den Willen der Mehrheit des polnischen Adels unter dem Schutz der schwedischen Armee Stanislaus I. Leszczyński zum König gewählt.

Aber auch in Sachsen gab es Widerstand gegen die Polenpolitik des Kurfürsten. August führte eine Akzisesteuer ein, um seine Kriegskasse zu füllen und die Armee aufrüsten zu können. Das brachte die sächsischen Stände gegen ihn auf. Außerdem erregte er den Unmut der Bevölkerung durch aggressive Methoden der Rekrutenwerbung.

Die Rückkehr Russlands in den Krieg

Peter I. hatte inzwischen unter enormen Anstrengungen seine Armee wieder aufgerüstet. So hatte er z.B. aus Kirchenglocken neue Kanonen gießen lassen. Er nutzte die Abwesenheit von Karl XII. und des schwedischen Hauptheeres, die in Polen Jagd auf August machten, um das Baltikum anzugreifen. Gleichsam hinter Karls Rücken brachte er dem kleinen schwedischen Heer, das zur Verteidigung der baltischen Provinzen zurückgeblieben war, zwei Niederlagen bei und kontrollierte ab 1702 Estland und Livland mit Ausnahme der schwedischen Festungen. Am 11. Oktober 1702 fiel die Festung Nöteborg, die Peter in Schlüsselburg umtaufte, am 14. Juli 1704 Dorpat und am 9. August Narva.

Im sumpfigen Delta der Newa begann Peter 1703 noch während des Krieges mit dem Aufbau seiner neuen Hauptstadt Sankt Petersburg.

Im Dezember 1705 überschritten 20.000 russische Truppen unter Feldmarschall Georg Benedict Ogilvy die polnische Grenze, um sich mit den sächsischen Truppen zu vereinigen. Karl zog ihnen mit dem Hauptteil seiner Armee aus fast 30.000 Mann entgegen. Ein Heer von 10.000 Mann unter Carl Gustaf Rehnskiöld wandte sich gegen die Sachsen, die inzwischen wieder eine Stärke von 19.000 Soldaten hatten. Die russische Armee verschanzte sich in der Festung Grodno und wartete auf Entsatz. Unterdessen kam es am 3. Februar 1706 zwischen der sächsischen und der schwedischen Armee zur Schlacht bei Fraustadt, in der die Schweden unter Rhenskiöld den Sachsen unter General von der Schulenburg eine vernichtende Niederlage zufügten. Da die russische Armee in Grodno nicht mehr auf Hilfe hoffen konnte, wagte sie einen Ausbruch. Sie entkamen den Verfolgern und konnten sich über die Grenze retten. Karl erkannte, dass er eine Entscheidung in Russland herbeiführen musste. Dafür brauchte er aber Rückenfreiheit.

Die Besetzung Sachsens

Am 27. August 1706 rückte die schwedische Armee in Sachsen ein. Sie eroberte Zug um Zug das Kurfürstentum und erstickte jeden Widerstand im Keim. Karl XII. sicherte der sächsischen Bevölkerung zu, dass keine Übergriffe und Repressalien stattfänden, wenn sie den Anordnungen der Besatzungsmacht Folge leisten.

August, der seit der Schlacht bei Fraustadt keine nennenswerten Truppen mehr in Polen hatte, bot Karl Friedensverhandlungen an. Seine Unterhändler unterzeichneten am 24. September 1706 in Altranstädt einen Friedensvertrag. Mit der Drohung auf Seiten Ludwigs des XIV. von Frankreich in den Spanischen Erbfolgekrieg einzugreifen, erreichte Karl außerdem, dass den Lutheranern in der damals noch habsburgischen Provinz Schlesien eine begrenzte Religionsfreiheit zugestanden wurde.

Die Schlacht bei Kalisch

In der Schlacht bei Kalisch schlugen nach dem Friedensvertrag zwischen Schweden und Sachsen die verbündeten russischen, sächsischen und polnischen Truppen die schwedischen Truppen unter General Mardefelt. Die schwedischen Truppen wurden in der Schlacht völlig vernichtet. Über 100 Offiziere (unter ihnen auch polnische Magnaten) und General Mardefelt gerieten in Gefangenschaft.

August lehnte trotzdem eine Annullierung des Friedensvertrages ab und kehrte nach Sachsen zurück. Am 19. Dezember ratifizierte er den Friedensvertrag.

Der schwedische König Karl wandte sich im September 1707 gegen seinen alleinigen Gegner Russland. Als er Polen verließ, hatte er seine Armee auf 34.000 Mann vergrößert, neu eingekleidet und mit neuen Waffen ausgerüstet. Seine Kriegskasse war um mehrere Millionen Taler größer. In Polen stießen 8.000 schwedische Rekruten zu ihm.

In Polen allerdings weigerte sich die Konföderation von Sandomierz unter dem Hetman Adam Sieniawski, dem reichsten Mann Polens und Schwiegersohn Fürst Lubomirskis, die Abdankung Augusts II. und die Thronbesteigung Stanislaus Leszczynskis anzuerkennen. Der russische Zar schlug den Polen neue Thronkandidaten vor und auch Leszczynski versuchte seine Gegner für sich zu gewinnen. Dies scheiterte aber an der Frage der Verteilung von Pfründen und Posten. Die Konföderation hatte allerdings nur geringen militärischen Wert; ihre Truppen konnten allenfalls den Nachschub der Schweden stören.

Die Wende des Krieges bei Poltawa

Schlacht bei Poltawa
Teil eines Mosaiks von Michail Wassiljewitsch Lomonossow

Nun stand Peter I. praktisch allein der schwedischen Großmacht gegenüber. 1708 erschienen erneut russische Truppen in Polen. Ihnen gelang es während des außergewöhnlich harten Winters 1708/1709, in der Schlacht bei Lesnaja am 22. September 1708 den Tross der schwedischen Armee zu erbeuten, die damit von ihrer Versorgung abgeschnitten war. Auch die erwartete Verstärkung durch die mit Schweden verbündeten Kosaken unter Ataman Iwan Mazeppa blieb aus. So war zu Beginn des Frühjahrs 1709 nur noch ein Drittel der schwedischen Armee mit wenigen Kanonen einsatzbereit. Besonders die in Deutschland angeworbenen Soldaten hatten die Kälte nicht verkraftet. Dennoch wagte es Karl XII. tief auf russisches Gebiet vorzudringen. Am 8. Juli 1709 kam es in der Ukraine zur entscheidenden Schlacht bei Poltawa. Die Schweden erlitten eine vernichtende Niederlage; Karl XII. floh nach Süden ins Osmanische Reich.

Die Schlacht am Pruth

Peter schickte seinen Botschafter nach Istanbul und forderte die Auslieferung Karls. Ahmed III. ließ den Botschafter ins Gefängnis werfen. Daraufhin fiel Peter mit seiner Armee ins Osmanische Reich ein. Die osmanischen Truppen kesselten ihn bei Huşi, einem kleinen Ort am Pruth ein. Sie nutzten jedoch ihre überlegene Position nicht aus und ließen ihn ehrenvoll abziehen. Im Frieden vom Pruth verpflichtete Peter sich, die Festung Asow abzutreten und sich aus den Gebieten der Kosaken zurückzuziehen.

Nach der Niederlage der Schweden bei Poltawa kündigte August den Friedensvertrag von Altranstädt. Am 20. August 1709 marschierten erneut sächsische Truppen in Polen ein. Die schwedischen Truppen mit 9.000 Mann zogen sich nach Stettin und Stralsund zurück. Stanislaus Leszczynski floh ins Ausland.

Neue Bündnispartner

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Schwedische Armee in der Schlacht bei Gadebusch
Die Seeschlacht bei Hangö am 27. August 1714

Am 28. Juni 1709 erneuerten Dänemark und Sachsen ihren Bündnisvertrag. Auch andere Staaten griffen in den Krieg ein. Das Kurfürstentum Hannover erhob Anspruch auf Bremen und Verden. Preußen wollte sich der schwedischen Gebiete in Pommern bemächtigen – Stettin, Usedom, Wollin.

Ende 1709 besetzte die dänische Armee mit 14.000 Soldaten die südschwedische Provinz Schonen, wurden jedoch drei Monate später von den Schweden unter dem Kommando von Magnus Stenbock wieder zurückgeschlagen. 1711 scheiterte ebenfalls ein Angriff von Dänen, Sachsen und Russen auf die Städte Stralsund und Wismar.

1712 versuchte Schweden noch einmal, das Kriegsglück zu seinen Gunsten zu wenden. Magnus Stenbock setzte mit 16.000 Soldaten nach Rügen über, um in Polen einzumarschieren. Doch die dänische Flotte zerstörte vor Hiddensee sein Nachschubgeschwader. Trotzdem gelang ihm am 20. Dezember 1712 in der Schlacht bei Gadebusch ein Sieg über die verbündeten sächsischen und dänischen Truppen. Die verloren 6.000 Soldaten und mussten sich fluchtartig zurückziehen. Im Januar 1713 ließ Stenbock die Stadt Altona niederbrennen.

1712 besetzte Dänemark das schwedische Herzogtum Verden und verpfändete es 1715 an Hannover.

Im September 1713 wurde Stettin von Feldmarschall Menschikow besetzt. Trotz der Aufforderung des Zaren, Stettin an Dänemark zu übergeben, entschied sich der Oberbefehlshaber der russischen Streitkräfte in Deutschland für Preußen (dies war vor allem durch die mangelnde Unterstützung seitens des dänischen Königs Friedrich IV. bei der Belagerung von Stettin bedingt). Zwar führte die Entscheidung zu einer Verstimmung in den Beziehungen zu Dänemark, erwies sich jedoch später doch als ein Glücksfall, da dies den Kriegseintritt von Preußen begünstigte.

Als 1713 der preußische König Friedrich I. starb, trat sein Sohn Friedrich Wilhelm I. in das Bündnis gegen Schweden ein.

Peter I. sicherte seine Gebietsgewinne im Ostseeraum. Im Sommer 1713 hatte er Südfinnland erobert. Zu Wasser waren die Schweden mit ihren großen Schiffen, die viele Geschütze tragen konnten, der russischen Flotte aber weit überlegen. Peters einzige Chance war eine Schlacht in Küstennähe. Unter Aufbietung aller Mittel verdoppelte er seine Ostseeflotte und stellte sie unter das Kommando erfahrener Venezianer und Griechen. Im August 1714 lagen sich die beiden Flotten bei Hangö gegenüber. Während einer anhaltenden Flaute kämpften sich die kleineren, aber wendigen russischen Schiffe durch den schwedischen Geschützhagel und enterten die unbeweglichen schwedischen Schiffe eins nach dem anderen. Damit herrschte die russische Flotte über die nördliche Ostsee.

Die Rückkehr des schwedischen Königs

Der Tod Karls XII. bei der Belagerung von Frederikshald ist bis heute ein großes Rätsel. Auch in dieser für Schweden äußerst kritischen Lage lehnte Karl XII. mehrere Friedensangebote ab. Er war im November 1714 aus Bender in die Festung Stralsund zurückgekehrt. Als er erste Erfolge gegen die preußische Armee erzielte, wurde er von den vereinigten russischen, sächsischen, preußischen und dänischen Truppen in der Festung eingeschlossen. Nach monatelanger Belagerung von Stralsund ergaben sich die eingeschlossenen Schweden am 23. Dezember 1715. Karl konnte in einem Fischerboot über die Ostsee entkommen.

Am 30. November 1718 fand er bei der Belagerung der norwegischen Festung Frederikshald unter bis heute ungeklärten Umständen den Tod durch eine Kugel in die Schläfe.

Das Ende des Krieges

Im Januar 1719 verbündete sich August der Starke mit Österreich und England, die ihm Hilfe gegen einen Angriff Russlands auf Polen-Litauen zusicherten. Im November 1719 löste er die Allianz mit Peter I. auf und schloss einen Waffenstillstand mit Schweden. Ulrike Eleonore erkannte ihn als König von Polen an. Auch Hannover, Preußen und Dänemark stellten die Kriegshandlungen ein. Hannover erhielt Bremen und Verden; Preußen gewann Vorpommern mit Stettin, Usedom und Wollin.

Um die Unterzeichnung des Friedensvertrags voranzubringen, entschied sich Peter I., eine Landeoperation im schwedischen Kernland durchzuführen. Im August 1719 erfolgte eine gleichzeitige Landung südlich und nördlich von Stockholm. An der Operation waren 20 Linienschiffe, einige hundert Ruderschiffe sowie 26.000 Mann Landungstruppen beteiligt. Im Verlauf der Operationen wurden 8 größere Städte (u.a. die damals zweitgrößte Stadt Norrköping) zerstört.

Am 1. Februar 1720 (21. Januar nach julianischem Kalender) kam es nach langwierigen Verhandlungen zum Frieden von Stockholm zwischen Preußen und Schweden; am 3. Juli 1720 beendeten Dänemark und Schweden den Krieg mit dem für Schweden nachteiligen Frieden von Frederiksborg. Im Sommer 1720 erfolgte die nächste russische Landung, wobei die Stadt Umeå zerstört wurde.

Als England erkannte, dass es nicht möglich war, eine Koalition gegen Russland zu bilden, drängte nun auch das Vereinigte Königreich darauf, die Friedensverhandlungen mit Russland so schnell wie möglich aufzunehmen. Infolge eines Finanzcrashs war es für den englischen König Georg I. nicht mehr möglich, die Schweden finanziell zu unterstützen. Die nordeuropäischen Herrscher (mit Ausnahme August II. von Sachsen/Polen) verweigerten, weitere Kriegshandlungen gegen Peter I. auch nur in Betracht zu ziehen. Somit blieb Schweden nichts anderes übrig, als mit Russland am 28. April, in Nystadt, in direkte Friedensunterhandlungen zu treten.

Im Friedensvertrag von Nystad trat Schweden die Gebiete Ingermanland, Livland, Estland, die Inseln Ösel und Dagö sowie Südkarelien an Russland ab. Dafür erhielt es Finnland zurück, das Peter I. 1714 erobert hatte.

Im Hamburger Vergleich (1729) erkannte Schweden die Abtretung des Herzogtums Verden an Hannover an.

Fazit

Russland ging aus diesem Krieg als neue Großmacht in Europa hervor. Seine neue Hauptstadt entstand an der Ostsee, geschützt durch breite Küstengebiete. Schweden verlor seine Großmachtstellung in Nordeuropa und musste das Teilherzogtum Holstein-Gottorp in Schleswig und Holstein als Bundesgenossen aufgeben.Die polnische Adelsrepublik sah sich zu einem russischen Protektorat herabgewürdigt, die Souveränität des Landes ging verloren [1]

Verfeindete Vettern

Friedrich III. (König von Dänemark und Norwegen)
Johann Georg III. (Kurfürst von Sachsen) Anna Sophie Christian V. (König von Dänemark und Norwegen) Ulrike Eleonore Karl XI. (König von Schweden)
August II. (Kurfürst von Sachsen, König von Polen, Großherzog von Litauen) Friedrich IV. (König von Dänemark und Norwegen) Karl XII. (König von Schweden)

Einzelnachweise

  1. Norman Davis, S. 277

Literatur

  • Norman Davies: Im Herzen Europas: Geschichte Polens. München2000
Commons: Großer Nordischer Krieg – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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