Kryotherapie

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Blasenbildung nach Kryotherapie einer Warze
Kältekammer für Therapie bei −110 °C
Kryotherapiepatienten bei der Vorbereitung der Behandlung (ca. 3 Minuten)
Behandlung mit einer Nitroglycerinspray auf die beiden Tonsillen bei −196 °C

Als Kryotherapie bezeichnet man den gezielten Einsatz von Kälte, um einen therapeutischen Effekt zu bewirken. Dabei wird die lokale Anwendung von Gefriertechniken von der generalisierten Kältebehandlung des ganzen Körpers unterschieden.

Kryochirurgie

Als lokales Verfahren, auch Kryochirurgie bezeichnet, kommen Gefriertechniken zum Einsatz, um eine Zerstörung krankhaft veränderter Gewebe zu erreichen. Man unterscheidet geschlossene Verfahren, bei denen eine Kältesonde von außen mit dem Gewebe in Kontakt gebracht wird, von offenen Verfahrensweisen, bei denen Kühlmittel direkt ins Gewebe eingebracht werden (häufig flüssiger Stickstoff bei −196 °C). Der Arbeitsbereich liegt bei −70 °C bis −200 °C. Derartige Verfahren werden in der Dermatologie angewandt, um Tumoren, Warzen (Viruspapillome), überschießendes Narbengewebe (Keloid) und verschiedene andere Gewebserkrankungen zu entfernen.[1][2] Darüber hinaus findet die Kryochirurgie auch bei interventionellen Therapieverfahren von anderen Tumoren Anwendung, wie etwa zur Therapie von Lebermetastasen[3] sowie eventuell bei Lungen- oder Prostatatumoren.[4]

Kältekammer

Bei der generalisierten Anwendung der Kälte in einer Kältekammer, Ganzkörperkältetherapie (GKKT), wird ein Patient für wenige Minuten einer Temperatur von etwa −110 °C ausgesetzt. Dadurch sollen Stoffwechselvorgänge auf Zellebene beeinflusst werden. Als Anwendungsgebiete wird eine Vielzahl von Erkrankungen angegeben, insbesondere der Gruppe der rheumatischen Erkrankungen, jedoch auch aus dem psychiatrischen Bereich (wie Angst, Panikattacken[5] und Schlafstörungen[6]). Die Wirkung der Methode ist umstritten, trotz verschiedener positiver Untersuchungen liegen keine ausführlichen Studien vor.[7] Sportler wenden Kryotherapie zur Vorbeugung vor Muskelkater an. Bei dieser Anwendung sind die äußeren Körperteile vor Erfrierung zu schützen (Akrenschutz). Da die positive Wirkung der Kältetherapie ca. drei Stunden anhält, wurde sie auch in Trainingslagern vor der intensiven Trainingsbelastung (bei −120 bis −150 °C) eingesetzt. Während ohne Kältetherapie die Werte der Kreatinkinase als Indikator für körperliche Belastung um 250 % anstiegen, waren es mit Kältetherapie nur 13 %.[8] Eine der Erklärungen hierfür scheint zu sein, dass die Kryotherapie bei entsprechender Kälte die körpereigene Testosteron-Ausschüttung stimuliert.[9]

Andere Anwendungen

Neben diesen Verfahren kommt die Anwendung von Kälte in vielen anderen Gebieten der Medizin zum Einsatz, etwa der physikalischen Therapie, Schmerztherapie sowie intensivmedizinischen Verfahren wie der therapeutischen Hypothermie und zur Diagnostik als Kälteprovokationstests. Diese arbeiten jedoch mit weitaus geringerer Kälte.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Kryotherapie in der Dermatologie (PDF; 357 kB): Empfehlungen der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG), bei AWMF online
  2. Worret, Vogt: Narbentherapie in der Dermatologie. Dtsch. Arztebl. 2004; 101: A 2819–2824 [Heft 42]
  3. Seifert JK, Springer A, Baier P, Junginger T: Liver resection or cryotherapy for colorectal liver metastases: a prospective case control study. In: International Journal of Colorectal Disease 2005 Nov;20(6):507-20. PMID 15973545.
  4. Shelley M, Wilt TJ, Coles B, Mason MD: Cryotherapy for localised prostate cancer. Cochrane Database Syst Rev. 2007 Jul 18;(3):CD005010. PMID 17636783
  5. Ice Bath Treatment for Anxiety http://www.articlesnatch.com
  6. Ice Bath Benefits www.icebath.org 2011
  7. Krasuski M, Tederko P: Cryotherapy in contemporary rehabilitation: a review. Ortop Traumatol Rehabil. 2005 Feb 28;7(1):60-5. PMID 17675958
  8. Wozniak, A.; Mila-Kierzenkowska, C.; Szpinda, M. et al. (2014). Whole body cryostimulation and oxidative stress in rowers: preliminary results. Arch. Med. Sci 9(2): 303 - 308
  9. Arnd Krüger (2014). Ganzkörperkältetherapie. Leistungssport 44(5): 25-26