Stadtbezirk Innenstadt-Nord (Dortmund)

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Stadtbezirk Innenstadt-Nord
Stadt Dortmund
Koordinaten: 51° 32′ N, 7° 28′ OKoordinaten: 51° 31′ 45″ N, 7° 28′ 18″ O
Fläche: 14,42 km²
Einwohner: 53.164 (31. Dez. 2012)
Bevölkerungsdichte: 3.688 Einwohner/km²
Postleitzahl: 44145−44147
Vorwahl: 0231
KarteStadtbezirk AplerbeckStadtbezirk BrackelStadtbezirk EvingStadtbezirk HombruchStadtbezirk HördeStadtbezirk HuckardeStadtbezirk Innenstadt-NordStadtbezirk Innenstadt-OstStadtbezirk Innenstadt-WestStadtbezirk LütgendortmundStadtbezirk MengedeStadtbezirk Scharnhorst
Karte
Lage des Stadtbezirks Dortmund-Innenstadt-Nord innerhalb Dortmunds.

Der Stadtbezirk Innenstadt-Nord ist der nördliche Innenstadtbezirk in Dortmund, welcher umgangssprachlich auch Nordstadt genannt wird. Die Dortmunder Nordstadt gilt mit ihren 53.000 Einwohnern und einer Bevölkerungsdichte von 36,7 Einwohnern pro Hektar als größtes, zusammenhängendes Altbaugebiet des Ruhrgebiets. Der Stadtbezirk ist unterteilt in die statistischen Bezirke Hafen, Nordmarkt und Borsigplatz.

Geschichte

Hoesch-Museum. Ehemalige Hauptverwaltung der Hoesch AG.
Wohnhaus am Borsigplatz

Die Geschichte der Dortmunder Nordstadt begann mit der Eröffnung der Cöln-Mindener Eisenbahn im Jahre 1847. Im Rahmen des Eisenbahnbaus und der beginnenden Industrialisierung siedelten primär osteuropäische Arbeiter zunächst in Baracken nördlich der Eisenbahnlinie. Ab 1858 wurde durch den Stadtbaumeister Ludwig ein rechtwinkliges Straßennetz mit Schmuckplätzen (Steinplatz, Nordmarkt, Borsigplatz) in der Dortmunder Nordstadt errichtet. Mit dem Ausbau der Westfalenhütte durch Leopold Hoesch strömten weitere Arbeiter in die Stadt; das Hoesch-Wohnviertel rund um den Borsigplatz wurde erbaut. Die Eröffnung des Dortmunder Hafens 1899 durch Kaiser Wilhelm II. gilt als weiteres wichtiges Ereignis.

Ihre heutige städtebauliche Gestalt nahm die Nordstadt in den Jahren 1890–1913 an. Es entstanden – neben den reinen Wohnquartieren – das Amüsierviertel rund um den Steinplatz mit Stehbierhallen, sowie die Parkanlagen (Fredenbaumpark und Hoeschpark) zur Erholung der städtischen Bevölkerung.

1909 wurde am Borsigplatz in der Dortmunder Nordstadt der Ballspielverein Borussia Dortmund gegründet. Heute jedoch hat der Verein seinen Sitz am Rheinlanddamm im Süden der Innenstadt, in der Nähe des Signal Iduna Park.

Hochhausruine in der Kielstraße

Der durch die Bahngleise von der restlichen Innenstadt nach Süden abgegrenzte Stadtbezirk beherbergte im Jahre 1914 über 60.000 Menschen, von denen jeder fünfte polnischer Herkunft war. Bis 1939 stieg die Einwohnerzahl auf bis zu 75.000 Menschen an. In der Nordstadt kam es vor der nationalsozialistischen Machtergreifung häufig zu Auseinandersetzungen zwischen der traditionell kommunistischen Arbeiterschaft und den Nationalsozialisten. Bei der "Schlacht" am Nordmarkt starben am 16. Oktober 1932 zwei Menschen, 14 weitere werden verletzt.

Nordausgang HBF mit Blick auf das Cinestar, Steinwache und Auslandsgesellschaft

Im Zweiten Weltkrieg wurden etwa 90 % der Nordstadt durch Luftangriffe zerstört.

Nach dem Wiederaufbau siedelten sich während des Wirtschaftswunders in der Dortmunder Nordstadt viele südeuropäische Gastarbeiter an. Der Ausländeranteil im Stadtbezirk liegt heute bei etwa 42 %. Der multikulturelle Hintergrund sowie der Zuzug eines studentischen Milieus (Kneipen, Programmkinos) prägen heute den Stadtbezirk. Nicht zu verschweigen sind die durch die Schließung der Industrieanlagen entstandenen sozialen Missstände mit sehr hoher Arbeitslosigkeit. 1961 wurde die sogenannte Unionvorstadt im Nordwesten des Stadtbezirkes abgerissen, die eine Erweiterung des Dortmunder Hafens verhindert hätte. Inzwischen wird der Stadtbezirk gelegentlich als "Ghetto" bezeichnet.[1]

Vorderansicht des 1970 erbauten Wohnkomplex Hannibal an der Bornstraße

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Ausgang der U-Bahn-Haltestelle „Glückaufstraße“ mit Wohnhochhäusern im Hintergrund

Bauwerke

Die Denkmalliste der Stadt Dortmund umfasst im Stadtbezirk Dortmund-Innenstadt-Nord 117 Baudenkmale, darunter 65 Wohnhäuser oder -siedlungen, 33 Wohn- und Geschäftshäuser, sechs Sakralbauten, fünf Industrieanlagen, drei öffentliche Gebäude, je zwei Geschäftshäuser und Verkehrsanlagen sowie eine Parkanlage.[2]

Rotlichtviertel

ehemaliger Straßenstrich
Teich im Fredenbaumpark

Ein sehr kleiner Teil der Dortmunder Nordstadt ist zudem Standort der Dortmunder Prostitution: Das Rotlichtviertel in der Linienstraße und die ehemalige Straßenprostitution in der Ravensberger Straße (im Gewerbegebiet Bornstraße-Ost) sind bzw. waren über Dortmund hinaus bekannte Anlaufstellen für Freier. Um den Nordmarkt befand sich früher auch die Dortmunder Drogenszene, die hier, seit sie von Brückstraße abgewandert war, als das neue Konzerthaus gebaut wurde, einen Platz gefunden hatte, inzwischen aber nach heftigen Bürgerprotesten durch starke Polizeipräsenz kaum noch in Erscheinung tritt. „Hinter Hornbach“ war in Dortmund ein geflügeltes Sprichwort für den Straßenstrich, das jedem Dortmunder, vor allem jugendlichen Dortmundern, bekannt war. Es wurde oft im Kontext eines Witzes benutzt, beispielsweise: „Ich habe dich letztens hinter Hornbach gesehen.“

Seit dem 16. Mai 2011 ist das gesamte Dortmunder Stadtgebiet Sperrbezirk, mit Ausnahme einer Bordellstraße und einzelner Bordelle. Der ehemalige Straßenstrich wird seitdem stark kontrolliert, die seit 2006 aufgebaute Infrastruktur (die so genannten Verrichtungsboxen) wurde sofort nach Inkrafttreten der Sperrbezirksverordnung abgerissen. Insbesondere in der Anfangsphase wurde das Verbot der Straßenprostitution mit einem Großaufgebot an Polizei und Ordnungsamt durchgesetzt.

Gegenwart

In der Nordstadt, gegenüber dem ehemaligen Schlachthof, dem heutigen Standort des Arbeitsamtes, befindet sich die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache mit der ständigen Ausstellung „Widerstand und Verfolgung in Dortmund 1933–1945“. Das Nachbargebäude ist Sitz der Auslandsgesellschaft Deutschland in unmittelbarer Nähe des Multiplexkinos Cinestar am Nordausgang des Dortmunder Hauptbahnhofs. Ebenfalls am Multiplexkino wurde ein Busbahnhof für den Fernbusverkehr in Deutschland geschaffen.

Um den sozialen Problemen zu begegnen und den Strukturwandel positiv zu gestalten wird die Nordstadt seit einigen Jahren durch öffentliche Fördermaßnahmen unterstützt. So wurde am Rand des Hafens zur Förderung der Zukunftsbranchen Logistik und IT der e-port-dortmund als Gründungs- und Kompetenzzentrum aufgebaut. Zudem ist die Nordstadt einer von 12 deutschen Stadtteilen, der durch die EU-Gemeinschaftsinitiative URBAN II unterstützt wurde.

Viele Initiativen, Träger und Vereine sind in der Dortmunder Nordstadt aktiv. Viele Künstlerinnen und Künstler, die in der Nordstadt ihre Ateliere haben, sind in der Kulturmeile Nordstadt aktiv. Künstler wie Boris Gott oder Ilhan Atasoy sind in der Kulturmeile aktiv und unterstützen mit verschiedenen Aktionen den Stadtteil. Im Stadtteil ist auch das Jugendforum Nordstadt aktiv. Im Jugendforum können sich Jugendliche sich mit ihren Ideen einbringen und selbst (politisch) aktiv werden.

Derzeit werden Wohnungen renoviert sowie neue Geschäfte eröffnet.[3][4]

Die Nordstadt im Film

  • Nordstadt. 2005. Regisseur: Michael Kupczyk
  • Rap, Koran und Oma Bonke. Nordstadt - Ein deutsches Viertel. Dreiteilige ZDF-Dokumentation. 2007.
  • Leben im Brennpunkt. Dortmund Nordstadt. 2008
  • Tatort, Folge 848 "Mein Revier", ARD/WDR 2012
  • Deutschlands neue Slums - Das Geschäft mit den Armutseinwanderern, ARD/WDR 2013
Commons: Dortmund Innenstadt-Nord – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hendrik Ankenbrand: Alarm im Getto Dortmund-Nord. faz.net, 12. Oktober 2013, abgerufen am 11. August 2014
  2. Denkmalliste der Stadt Dortmund. (PDF) In: dortmund.de – Das Dortmunder Stadtportal. Denkmalbehörde der Stadt Dortmund, 14. April 2014, abgerufen am 10. Juni 2014 (Größe: 180 KB).
  3. http://www.wdr.de/wdrde_specials/wohnen/infobox/print.php
  4. http://www.dortmund.de/de/leben_in_dortmund/planen_bauen_wohnen/stadterneuerung_nordstadt/projekte_sn/lichtgestaltung/index.html