Schanzenviertel

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Susannenstraße

Schanzenviertel ist die in den 1980er Jahren aufgekommene Bezeichnung für ein weitgehend geschlossenes Altbauviertel in Hamburg, in den Grenzregionen der Bezirke Altona, Mitte und Eimsbüttel. Je nach Definition umfasst es Teile oder auch das gesamte Gebiet des zum 1. März 2008 neu gegründeten Stadtteils Sternschanze oder bezieht darüber hinaus Straßen der Stadtteile Eimsbüttel, St. Pauli und Rotherbaum mit ein. Herz des Quartiers sind Schulterblatt, Schanzenstraße, Susannenstraße, Bartelstraße, der Bahnhof Sternschanze und der Sternschanzenpark mit dem dortigen Wasserturm. Es gilt als sogenanntes Szeneviertel und wird auch verkürzt Schanze genannt.

Lage

Da das Schanzenviertel kein eigenständiger Stadtteil oder in eine Verwaltungsstruktur eingebunden ist, existieren auch keine festgelegten Grenzen. In der Regel wird das Quartier innerhalb eines Gebiets zwischen dem Schlachthof, dem Schanzenpark, der Altonaer Straße und Max-Brauer-Allee, der Sternbrücke, der Stresemannstraße und dem Neuer Pferdemarkt gesehen. Nach diesem Verständnis liegt es im Wesentlichen im Stadtteil Sternschanze, der 2008 aus Straßenzügen der Stadtteile St. Pauli, Rotherbaum, Eimsbüttel, Altona-Altstadt und Altona-Nord gebildet wurde.[1]

Eine engere Auslegung sieht unter diesem Namen lediglich das Dreieck zwischen Bahndamm, Stresemannstraße und Schlachthof, ein Gebiet das bis in die 1980er Jahre jedoch als Schulterblatt-Viertel bezeichnet wurde.[2] Daneben bestand seit Ende des 19. Jahrhunderts das Eimsbütteler Schanzenviertel jenseits des Bahndamms zwischen Schäferkamp, dem südlichen Ende des Eppendorfer Wegs und der Eimsbütteler Chaussee.[3] Schulterblatt-Viertel und Eimsbütteler Schanzenviertel bildeten bis 1993 den gemeinsamen Postzustellbezirk Hamburg 6.

Im Rahmen der Stadtplanung und damit einhergehend mit der Ausweisung von Sanierungsgebieten wurden nach 2008 größere Gebietsumgrenzungen als Schanzenviertel bezeichnet, diese umfassen neben dem Stadtteil Sternschanze in etwa das alte Eimsbütteler Schanzenviertel zwischen Schäferkampsallee, Bellealliancestraße/Waterloostraße und Eimsbütteler Straße.[4] Das benachbarte Karolinenviertel (Karoviertel), das ebenfalls als Szeneviertel gilt, wird nicht zum Schanzenviertel gezählt.

Beschreibung

Das Schanzenviertel gilt heute als Szeneviertel, das ursprünglich durch alternative Kultur und Multikulturalismus geprägt war. Umstrukturierungen und Stadtentwicklungsmaßnahmen ab Ende der 1990er Jahre führten zur Gentrifizierung. So ließen sich während des Internet-Booms von 1998 bis 2001 zahlreiche Firmen der New Economy in sanierten ehemaligen Fabrikgebäuden nieder. Der Altbau-Wohnungsbestand wurde aufgewertet, hinzu kamen zahlreiche Neubauten. Viele Bars, Restaurants, Kleinunternehmen, Modeboutiquen und die dazugehörige Kundschaft prägen insbesondere an der Schanzenstraße, am Schulterblatt und in der Susannenstraße das Straßenbild.[5]

Geschichte

Die Verteidigungsanlage Sternschanze kurz nach ihrer Errichtung während der dänischen Belagerung 1686

Der Name Schanzenviertel ist angelehnt an die von 1682 bis 1816 auf dem Heydberg von Heimichhude, dem heutigen Schanzenpark, bestehende Sternschanze, eine der Hamburger Stadtmauer vorgesetzte Verteidigungsanlage. Im 17. Jahrhundert war diese Gegend, westlich der Stadt Hamburg gelegen, eine sumpfige Landschaft und nur mäßig bewohnt. Bekannt sind ein Gehöft, der Rosenhof, und eine Schäferei am Schäferkamp. Vom alten Millerntor lief eine Landstraße hindurch zum Dorf Eimsbüttel, an der 1686 ein Gasthaus mit dem Namen Bey dem Schulterblatt eröffnete, nach der die Straße spätestens ab 1745 benannt wurde. Das Schulterblatt war zugleich die Grenze zwischen dänischem und hamburgischen Hoheitsgebiet, da hier die nordöstliche Grenze Altonas, das von 1640 bis 1867 zu Dänemark gehörte, mit dem nördlichen Hamburger Berg, der späteren Vorstadt St. Pauli, und den Ländereien des St. Johannis-Klosters zusammentraf.

Nachdem zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Sternschanze großenteils abgetragen war, entstanden die ersten gemischten Wohn- und Gewerbegebiete an der Schanzenstraße und Bartelsstraße. 1866 wurde der an der Verbindungsbahn zwischen Hamburg und Altona gelegene Bahnhof Sternschanze eröffnet.

Schanzenfest

Das Schanzenfest ist ein seit 1988[6] jährlich stattfindendes links-alternatives Straßenfest, welches jedes Jahr tausende Besucher anzieht.[7] Dazu gibt es am Schulterblatt und in den umliegenden Straßen einen großen Flohmarkt, verschiedene kulinarische Angebote, Straßenkünstler sowie alternative Musik. Seit 2003 kommt es im Anschluss an das in der Regel friedlich verlaufende Fest zu Ausschreitungen zwischen gewalttätigen links-autonomen Randalierern sowie der Polizei.

Literatur

  • Helene Manos: Sankt Pauli. Soziale Lagen und soziale Fragen im Stadtteil Sankt Pauli, Hamburg 1989, ISBN 3-925622-57-8.
Commons: Hamburg-Schanzenviertel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 53° 34′ N, 9° 58′ O

Anmerkungen

  1. Statistik Nord – Stadtteil-Profile 2008 (PDF, 2,6 MB), abgerufen am 23. Februar 2012
  2. Projektgruppe Wohnen im Stadtteil: Der Schulterblatt. Ein Viertel verändert sich. Hamburg 1982, S. 12 und weitere
  3. Hermann Hipp: Freie und Hansestadt Hamburg. Geschichte, Kultur und Stadtbaukunst an Elbe und Alster. 3. Auflage, Köln 1996, ISBN 3-7701-1590-2, S. 360
  4. steg Hamburg: Sanierungsbeirat Sternschanze, abgerufen am 23. Februar 2012
  5. Kritische Betrachtung „Feldforschung mit Pflasterstein“ (PDF-Datei; 232 kB)
  6. Digitaz vom 16. Juli 2009: Ein Fest wird kommen (abgerufen am 17. September 2009)
  7. http://www.welt.de/hamburg/article1207365/Schanzenfest_endet_in_wuester_Strassenschlacht.html (abgerufen am 16. September 2009)