sine ira et studio
Sine ira et studio (so viel wie: ohne Zorn und Eifer) lautet die Maxime, gemäß welcher der römische Historiograph Tacitus (ca. 58–120) in seinem Werk vorgehen wollte. Diese Redewendung stammt aus dem Proömium der „Annalen“[1].
Dieser Sentenz entspricht im „Agricola“-Proömium der Satz „sine gratia et ambitione“ (so viel wie: ohne Dankbarkeit und Ehrgeiz), ebenso verspricht Tacitus zu Beginn der Historien, dass er „neque amore quisquam et sine odio“[2] (also: über niemanden mit Zuneigung und von jedem ohne Hass) sprechen werde..
Ziel der Geschichtsschreibung sollte demgemäß sein, möglichst ohne Parteilichkeit über geschichtliche Ereignisse und Personen zu berichten. Nach Tacitus’ Ansicht loben die Historiker in ihren Büchern einen Herrscher zu dessen Lebzeiten aus Furcht vor Bestrafung. Schreiben sie aber im Rückblick über einen verstorbenen Tyrannen, so schreiben sie oft aus Zorn und verunglimpfen den Herrscher – teilweise auch zu Unrecht.
Sine ira et studio wird vielfach als Aufforderung an eine wertfreie Geschichtsschreibung – oder an die Wissenschaft allgemein – zitiert. Dieser Grundsatz wurde jedoch von Tacitus selbst, der durchaus oft Partei ergriff, keinesfalls eingehalten.
Seine Kritiker hielten diese Sentenz eher für die in Einleitungen nicht unübliche captatio benevolentiae (Gewinnung des Wohlwollens der Leser). Derartige Beteuerungen waren so zahlreich, dass sie auch ironisch verwendet wurden: So verspricht etwa Seneca in der Einleitung der Apocolocyntosis: „nihil nec offensae nec gratiae dabitur.“ (Nichts, weder Hass noch Sympathie soll mich dabei auch nur im geringsten lenken..[3]
Siehe auch
- Wiktionary: sine ira et studio – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen