Wiesen-Labkraut

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. Juni 2020 um 19:18 Uhr durch Miniminimax (Diskussion | Beiträge) (Änderung 201281592 von Special Circumstances rückgängig gemacht;). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wiesen-Labkraut

Wiesen-Labkraut (Galium mollugo agg.)

Systematik
Asteriden
Euasteriden I
Ordnung: Enzianartige (Gentianales)
Familie: Rötegewächse (Rubiaceae)
Gattung: Labkräuter (Galium)
Art: Wiesen-Labkraut
Wissenschaftlicher Name
Galium mollugo
L.
Wiesenlabkraut (Galium mollugo agg.)

Das Wiesen-Labkraut (Galium mollugo), auch Klein-Wiesen-Labkraut, Weißes Waldstroh, Grasstern oder Gemeines Labkraut genannt, ist eine Pflanzenart in der Familie der Rötegewächse (Rubiaceae). Zusammen mit Galium album bildet sie die Artengruppe Galium mollugo agg. Diese ist weit verbreitet und in Mitteleuropa eine häufige Pflanze, die auf sonnigen Wiesen, Weiden und an Wegrainen mit nährstoffreichen, lehmigen Böden gedeiht.

Ähnliche Arten

Das Wiesen-Labkraut (Galium mollugo) und das Weiße Labkraut (Galium album) sind zwei nahe verwandte Arten, die auch häufig miteinander verwechselt werden. Sie besitzen aber verschiedene Chromosomenzahlen. Galium album hat 2n = 44, Galium mollugo 2n = 22. Beide zusammen bilden die Artengruppe Galium mollugo agg. Da Galium mollugo in Mitteleuropa viel seltener ist als das häufige Galium album, muss jede Angabe zu Galium mollugo erst überprüft werden, ob sie auch für diese spezielle Art zutrifft. Denn allgemein kann unter dem Begriff Wiesen-Labkraut nur die Artengruppe gemeint sein.[1]

Standorte und Verbreitung in Mitteleuropa

Das Wiesen-Labkraut braucht nährstoffreichen, frischen Lehmboden.

Es ist eine Art feuchter, nährstoffreicher Wald- und Waldsaumgesellschaften, auch von Bergwiesen.[2] Da es weniger schattenverträglich ist, bevorzugt es lichte Bestände, sowie Rand- und Lichtungsbereiche und Fettwiesen; seltener findet man es in lichten Auenwäldern. In den Allgäuer Alpen steigt es im Tiroler Teil zwischen Dürnau (Gemeinde Reutte) und Vorderer Mutte bis zu einer Höhenlage von 1800 Metern auf.[2]

Beschreibung

Das Wiesen-Labkraut wächst als sommergrüne, ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von bis zu 1 Meter erreicht. Am kahlen, vierkantigen Stängel tragen sie Blattquirle, die aus meist acht lanzettförmigen, am Rand scharfen Einzelblättern bestehen. An den Blattquirlen zweigen Nebenäste vom Hauptstängel ab.

Die Blütezeit reicht von Mai bis August. An den Spitzen der Haupt- und Nebenstängel sitzen traubenförmige Blütenstände mit zahlreichen kleinen, vierstrahligen weißen Blüten. Im Gegensatz zum Weißen Labkraut (Galium album) besitzt das Wiesen-Labkraut Blüten mit einem Durchmesser von 2 bis 3 mm, deren Stiele 3 bis 4 mm lang sind. Die Stängel sind vierkantig, glatt, meistens verästelt. Ihr Fruchtstand ist durch stark spreizende Stiele locker. Im Winter ist die Schaftpflanze durch Schutzpigmente oft braunrot.

Die Bestäubung erfolgt durch kurzrüsselige Insekten, insbesondere durch Hummeln.

Die Früchte werden meist zufällig durch Grasfresser ausgebreitet.

Verwendung

Die Wurzeln von Galium mollugo agg. dienten früher zur Herstellung von roter Farbe für Textilien, ähnlich wie die Wurzeln des Färberkrapps. Die Pflanze enthält das Enzym Lab, das auch im Kälbermagen vorkommt und bei der Käseherstellung verwendet wird. In landwirtschaftlich genutzten Wiesen wird das Wiesenlabkraut bekämpft, da Heu, das zu viel Wiesen-Labkraut enthält, vom Vieh verschmäht wird.

Verwendung in der Küche

Wiesenlabkraut ist in der Küche vielseitig verwendbar. Im Frühjahr schmecken die jungen Blätter, die roh als auch gekocht verwendet werden. Der Geschmack erinnert an eine Mischung aus Rucola und Kopfsalat. Sie werden für Pestos, Salate, Smoothies, Suppen und Soßen eingesetzt. Von Mai bis September können die weißen Blüten gesammelt werden, die einen süßlich bis honigartigen Duft haben. Sie können zur Dekoration von Speisen und zum Aromatisieren von Getränken verwendet oder zu Gelee, Sirup und Desserts weiterverarbeitet werden. Im August und September reifen die Samen, die geröstet ein aromatischer Kaffeeersatz sind.[3][4]

Bilder von Galium mollugo agg.

Literatur

  • Dietmar Aichele & Marianne Golte-Bechtle: Was blüht denn da?, 54. Auflage, Kosmos Verlag 1991.
  • Wiesen-Labkraut. auf FloraWeb.de
  • Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
  • Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas, Franckh-Kosmos-Verlag, 2. überarbeitete Auflage 1994, 2000, Band 3, ISBN 3- 440-08048-X
  • Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi, Arno Wörz (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 5: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Asteridae): Buddlejaceae bis Caprifoliaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart 1996, ISBN 3-8001-3342-3

Einzelnachweise

  1. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 766.
  2. a b Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 514.
  3. Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft: Essbare Wildkräuter: Wiesenlabkraut (PDF; 235 kB). Abgerufen am 3. Dezember 2015
  4. Bundeszentrum für Ernährung:Wiesenlabkraut. Abgerufen am 29. April 2020.
Commons: Wiesen-Labkraut (Galium mollugo) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien