Bertrand Piccard

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Bertrand Piccard (2018)

Bertrand Piccard (* 1. März 1958 in Lausanne) ist ein Schweizer Psychiater und Umweltpionier.[1] Er umkreiste 1999 im dritten Versuch (zusammen mit Brian Jones) als erster Mensch die Erde nonstop in einem Ballon. Von März 2015 bis Juli 2016 umkreiste ein bemanntes Solarflugzeug (Solar Impulse II) in Etappen die Welt. Einen Teil der Etappen flog Piccard; den anderen Teil flog André Borschberg.

Piccard ist Gründer und Vorsitzender der Solar Impulse Foundation.

Familiengeschichte

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Bertrand stammt aus einer Familie berühmter Forscher und Wissenschaftler:[2] Sein Grossvater, Auguste Piccard (1884–1962), fuhr am 18. August 1932 mit einem Ballon bis auf 16'940 m Höhe in die Stratosphäre. Sein Vater, Jacques Piccard (1922–2008), brach im Bathyscaphen Trieste im Marianengraben 10'916 m unter dem Meeresspiegel den Tiefseetauchweltrekord, baute mit der Auguste Piccard (PX-8) das erste Touristen-U-Boot der Welt, erforschte mit der Ben Franklin (PX-15) 1969 den Golfstrom und setzte sich intensiv für das Leben im Meer ein.

Piccard ist (Stand 2011) verheiratet, Vater dreier Töchter und lebt in der Nähe von Lausanne.[3]

Im Alter von 11 Jahren konnte Bertrand Piccard den Start der Apollo-11-Mission miterleben. Mit 16 Jahren flog Piccard Hängegleiter ('Drachen').[4] Er war später Fluglehrer für Drachenfliegen und Ultraleichtflugzeug und erforschte das Fliegen in all seinen Formen: Distanz, Höhe, Akrobatik, Start von Montgolfièren, Motorflug, Hängegleiter und Fallschirm. Piccard war Europameister im Kunstflug, Inhaber eines Höhenweltrekords und mehrerer „Weltpremieren“. Zum Beispiel überquerte er als Erster die Alpen im Ultraleichtflugzeug in der Richtung SchweizItalien.

Mehr als Rekorde und Abenteuer fesseln ihn beim Fliegen das Studium des menschlichen Verhaltens und die Beobachtung der verschiedenen Bewusstseinsebenen in Extremsituationen. Das Drachenfliegen wurde für ihn zu einem Labor der Psychologie. Er wurde Arzt und spezialisierte sich später auf Psychiatrie und Psychotherapie[4] für Erwachsene, Kinder und Jugendliche sowie die Hypnose. Nach seiner Tätigkeit als Oberarzt in einer Abteilung am Universitätsspital eröffnete Piccard eine eigene Praxis für Psychotherapie, wo er auch Hypnoseausbildungskurse organisiert.

Seit Anfang der 2000er Jahre setzt er sich für erneuerbare Energien ein.[5]

Piccard beteiligte sich 1992[6] als Kopilot, Arzt und Hypnotiseur am Chrysler Challenge, dem ersten transatlantischen Ballonwettbewerb mit Start in den USA. Zusammen mit Wim Verstraeten gewann er dieses historische Rennen und landete nach 5 Tagen und 5000 km in Spanien. Nach 18 Jahren Gleitfliegen, bei dem lokale Aufwinde (Thermik) genutzt werden, entdeckte er bei dieser transatlantischen Ballonfahrt eine neue Art, sich von einem beständig wehenden, nicht nur lokal wirkenden Wind führen zu lassen. Der Traum, die Welt ohne Zwischenlandung, ohne Motor, ohne Steuer, nur vom Wind getrieben zu umkreisen, begann zu keimen.

Non-Stop-Ballonfahrt rund um die Erde

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Bertrand gelang es, die Schweizer Uhrmachermanufaktur Breitling von einer Non-Stop-Ballonfahrt rund um die Erde zu überzeugen, und konnte sie als Hauptsponsor gewinnen. Alle drei Versuche wurden mit Ballons des Typs Rozière unternommen, einer Kombination von Heissluft- und Gasballon, und zielten auf Ausnützen der hohen Windgeschwindigkeit des Jetstreams in der hohen Atmosphäre.

1. Versuch

Nach drei Jahren Vorbereitungszeit startete der Breitling Orbiter am 12. Januar 1997 in Château-d’Oex. Ein Kerosinverlust beendete diesen ersten Versuch vorzeitig. Die verwendete Kapsel steht jetzt in Château d’Œx.

2. Versuch

Gondel des Breitling Orbiter 2, ausgestellt im Gasometer Oberhausen

Auch der zweite Versuch misslang. Am 8. Februar 1998 musste Breitling Orbiter 2 in Burma wegen eines Überflugverbots Chinas aufsetzen. Er war damit länger als jegliches Luftschiff gefahren, indem er 9 Tage, 17 Stunden und 51 Minuten in der Luft geblieben war.

3. Versuch und Erfolg

Breitling Orbiter 3, ausgestellt im Gasometer Oberhausen

Am 1. März 1999 startete er, zusammen mit dem Briten Brian Jones als Kopilot, mit dem Breitling Orbiter 3 in Château-d’Œx in der Schweiz und landete nach 45'755 Kilometern Fahrt am 21. März 1999 in der Wüste in Ägypten. In 19 Tagen, 21 Stunden und 47 Minuten schaffte er die erste Weltumrundung mit einem Ballon ohne Zwischenlandung. Er hat damit den längsten Flug sowohl in Dauer als auch in Entfernung der ganzen Luftfahrtgeschichte bis dahin verwirklicht und insgesamt sieben Weltrekorde aufgestellt.

Schnellere Erdumrundungen, ebenfalls mit Rozièren, gelangen erstmals 2002 durch Steve Fossett (solo) in etwa 14 Tagen und 2016 durch Fjodor Konjuchow (solo) in 11,5 Tagen.

Stiftung Winds of Hope

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Zusammen mit Brian Jones gründete er im Jahr 2000 die Stiftung Winds of Hope,[7] welche Hilfsorganisationen unterstützt, die gegen wenig bekannte Leiden kämpfen und dabei kaum unterstützt werden. Winds of Hope will die Medien über unakzeptierbare Situationen in der Welt informieren und somit die politischen Instanzen dazu bringen, Notmassnahmen zu ergreifen und sowohl die Öffentlichkeit als auch die Unternehmen für die finanzielle Unterstützung gewisser humanitärer Aktionen aufzurufen.

In erster Linie kämpft Winds of Hope gegen die weitestgehend unbekannte Krankheit Noma, welche vor allem Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren befällt und hauptsächlich im Subsahara-Gürtel Afrikas vorkommt.

Bertrand Piccard war 2005 auch Mitbegründer des Vereins Noma-Hilfe-Schweiz, der sich zur Aufgabe gemacht hat, diese schwer entstellende und tödliche Krankheit zu bekämpfen.

Weltumrundung mit Solar Impulse

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Der Prototyp Solar Impulse HB-SIA bei den ersten Flugversuchen am 3. Dezember 2009 auf dem Militärflugplatz Dübendorf

Von 2015 bis 2016 folgte für Piccard die Erdumrundung mit einem speziell dafür gebauten Solarflugzeug, wobei er dabei von André Borschberg unterstützt wurde. Das Projekt hatte den Namen Solar Impulse. Dieses Flugzeug startete nach 13 Jahren Entwicklung am 9. März 2015 zu einer Weltumrundung. Nach Überwindung von mehr als einem Dutzend Etappen, geflogen durch jeweils einen von zwei Piloten, wurde der Flug am 26. Juli 2016 erfolgreich beendet.[8]

Die Vision des Projekts war es, ein Bewusstsein für aktuelle Herausforderungen der Menschheit zu schärfen: die Umstellung der Wirtschaft zu mehr Energieeffizienz und erneuerbaren Energien, um unabhängig von den begrenzten fossilen Ressourcen zu werden. Der Flug sollte „zeigen, dass mit sauberen Technologien selbst Unmögliches möglich wird.“[9] Das Erreichen eines Weltrekordes sei ausdrücklich nicht das Ziel.[10]

Stiftung Solar Impulse

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Nach der Weltumrundung gründete Piccard 2017 mit Partnern die World Alliance for Efficient Solutions mit dem Ziel, 1000 saubere und effiziente Lösungen gegen die Klimakrise auszuwählen.[11] Die in Solar Impulse Foundation umbenannte Stiftung hat dieses Ziel im April 2021 erreicht[12]. Bis Februar 2024 waren es 1600 rentable und nachhaltige Lösungsvorschläge.

Weltumrundung Climate Impulse

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Anfang Februar 2024 enthüllte Piccard den Plan, mit einem Wasserstoffflugzeug die Welt nonstop zu umrunden. Er wolle ein Zeichen setzen gegen „Pessimismus und Untätigkeit in Sachen Umweltschutz“. Der Flug könnte bis 2028 machbar sein, die Arbeit am Projekt habe schon drei Jahre zuvor begonnen.[13] Piccard arbeitet mit Industriepartnern zusammen wie Airbus, Daher, Capgemini oder Ariane Group.[14]

2021 wurde er zum assoziierten Mitglied der Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique gewählt.[17]

  • „Der Ballon Marathon“ – Ein Film von Garfield Kennedy, 2. Dezember 2004.
  • „Bertrand Piccard - Das Leben als Ballonfahrt“ – Ein Film von Otto C. Honegger. 26. Oktober 2006.
Commons: Bertrand Piccard – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Bertrand Piccard – Von Höhenflügen und vom Scheitern
  2. Gerd Kulhavy: Profil Dr. Bertrand Piccard. Speakers Excellence Deutschland Holding GmbH, 2016, archiviert vom Original am 29. Dezember 2016; abgerufen am 14. Januar 2017.
  3. Weltrekordler, Forscher und Vater. In: SonntagsZeitung vom 2. Oktober 2011, S. 23.
  4. a b Boris Messig: Bertrand Piccard übers Entdecken: „Ich wollte das Fliegen studieren“. Der Abenteurer Bertrand Piccard hat zweimal die Welt umrundet: mit Heißluftballon und Solarflugzeug. Jetzt möchte er uns aus der Klimakrise retten. In: taz.de. Die Tageszeitung, 29. Juni 2021, abgerufen am 16. August 2021.
  5. «Ich habe die Nase voll von all dem Pessimismus»
  6. Bertrand Piccard: Diese 3 Pionierleistungen machten den Schweizer zur Legende
  7. Winds of Hope
  8. Landung in Abu Dhabi: „Solar Impulse 2“ gelingt historische Weltumrundung. In: Spiegel Online. 26. Juli 2016, abgerufen am 30. September 2018.
  9. Bertrand Piccard – Von Höhenflügen und vom Scheitern Minute 8
  10. Bertrand Piccard: Bertrand Piccard’s solar-powered adventure. (Flash-Video, 17:24 Minuten) In: TED-Konferenz. Juli 2009, abgerufen am 24. Januar 2010 (englisch).
  11. 1000 solutions that protect the environment in a profitable way - the countdown has begun! solarimpulse.com, Pressemitteilung vom 14. November 2017. Abgerufen am 1. September 2022.
  12. Keystone-SDA/ts: Team behind solar plane identifies 1,000 eco-solutions. Abgerufen am 2. Juni 2021 (englisch).
  13. «Ich habe die Nase voll von all dem Pessimismus»
  14. Mit Wasserstoff: Bertrand Piccard enthüllt neues Um-die-Welt-Projekt
  15. Dies academicus 2009. Universität Freiburg, 14. November 2011, abgerufen am 16. Januar 2012.
  16. Champions of the Earth – 2012 Laureates. Umweltprogramm der Vereinten Nationen, archiviert vom Original am 12. November 2012; abgerufen am 30. September 2018 (englisch).
    Champions of the Earth – 2012 Laureate: Inspiration & Action. Umweltprogramm der Vereinten Nationen, archiviert vom Original am 18. August 2013; abgerufen am 30. September 2018 (englisch).
    Bertrand Piccard erhält den Champion of the Earth Award der Vereinten Nationen. Solar Impulse Foundation, 5. Juni 2012, archiviert vom Original am 2. April 2015; abgerufen am 30. September 2018.
  17. Membre associé: Bertrand Piccard. Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique, abgerufen am 8. November 2023 (französisch).