Gauliga Nordthüringen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Gauliga Nordthüringen
Voller Name Gauliga Nordthüringen
Verband VMBV
Erstaustragung 1909
Letzte Austragung 1933
Hierarchie 1. Liga
Mannschaften 6 – 13
Rekordsieger SC Erfurt (10)
Qualifikation für mitteldeutsche Fußballmeisterschaft
Region Erfurt und UmgebungVorlage:InfoboxFußballwettbwerb/Wartung/Kartenformat
↓ 2. Klasse

Die Gauliga Nordthüringen war eine der obersten Fußballligen des Verbandes Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine (VMBV). Sie wurde 1909 zusammen mit der Gauliga Ostthüringen als Aufspaltung der Gauliga Thüringen gegründet und bestand bis zur Auflösung des VMBV 1933. Der Sieger qualifizierte sich für die Endrunde der mitteldeutschen Fußballmeisterschaft.

Zur Spielzeit 1909/10 wurde der Gau Thüringen in die Gaue Nordthüringen und Ostthüringen aufgeteilt, in denen fortan der Spielbetrieb für die Thüringer Mannschaften organisiert wurde. Die Gauliga Nordthüringen startete mit sechs teilnehmenden Mannschaften. In der folgenden Saison wurden die Mannschaften in zwei Staffeln mit je fünf Teilnehmern eingeteilt, die beiden Staffelsieger spielten in einem Finale die Gaumeisterschaft aus. Dieser Spielmodus wurde bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges beibehalten. Im Sommer 1911 wechselten die Vereine aus Nordhausen, Sangerhausen, Eisleben und Helfta in den neu gegründeten Gau Kyffhäuser. Mitte November 1913 wurde der westliche Teil des Gaus Nordthüringen abgetrennt und dem neu zu gründenden Gau Wartburg zugeteilt.

Mit Beginn des Ersten Weltkrieges stockte vorerst der Spielbetrieb. Am 14. Oktober 1914 wurde von den Vereinsvertretern beschlossen, dass Verbandsspiele bis auf weiteres ausfallen sollen. An deren Stelle traten Gauspiele ohne Punktewertung. Die Gothaer und Mühlhausener Vereine wechselten 1915 in den Gau Wartburg. Die weiteren Kriegsspielzeiten fanden statt. In den Saisons 1916/17 und 1917/18 war der Gaumeister Nordthüringens nicht mehr direkt für die mitteldeutsche Fußballendrunde qualifiziert, sondern spielte zuerst gegen die Meister der anderen Thüringer Gauligen die Thüringer Fußballmeisterschaft aus. Nur dieser Sieger durfte dann an der mitteldeutschen Fußballendrunde teilnehmen.

Ab der Spielzeit 1918/19 war die Gauliga Nordthüringen nur noch zweitklassig. Mit der Kreisliga Thüringen wurde eine neue oberste Spielklasse geschaffen, die neben dem Gau Nordthüringen noch die Gaue Kyffhäuser, Ostthüringen, Südthüringen, Wartburg und Westthüringen beinhaltete. Der VMBV entschloss sich dann 1919, auch die restlichen Gaue im Verbandsgebiet zu Kreisligen zusammenzufassen. Zur Spielzeit 1923/24 wurden die Kreisligen wieder abgeschafft, die Gauliga Nordthüringen war fortan wieder erstklassig und wurde bis zur Auflösung mit zehn Teilnehmern ausgespielt.

Im Zuge der Gleichschaltung wurde der VMBV und demzufolge auch die Gauliga Nordthüringen, wenige Monate nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 aufgelöst. Der Gaumeister und der Vizemeister der Spielzeit 1932/33 erhielten einen Startplatz in der zukünftig erstklassigen Gauliga Mitte, die weiteren Mannschaften wurden in den unteren Spielklassen eingeordnet.

Die Gauliga Nordthüringen wurde von den Erfurter Vereinen dominiert. Bis zur Zusammenlegung zur Kreisliga Thüringen konnte der SC Erfurt sechs der acht ausgespielten Meisterschaften gewinnen. In den 1920ern stieg die Spielstärke der restlichen Erfurter Vereine an, so dass sich neben dem SC Erfurt auch die SpVgg Erfurt und der VfB Erfurt die Gaumeisterschaft sichern konnten. Als einzige Vereine außerhalb Erfurts kamen der SV 01 Gotha und der SC Stadtilm zu Meisterschaftsehren.

Die übermäßige Anzahl an erstklassigen Gauligen innerhalb des VMBVs hatte eine Verwässerung des Spielniveaus verursacht, es gab teilweise zweistellige Ergebnisse in den mitteldeutschen Fußballendrunden. Die Vereine aus der Gauliga Nordthüringen gehörten anfangs zu den spielstärkeren Vereinen im Verband. Der SC Erfurt konnte 1909/10 ins Finale der mitteldeutschen Fußballendrunde vordringen, verlor das am 3. April 1910 ausgetragene Spiel jedoch gegen den VfB Leipzig mit 1:4. In den kommenden beiden Jahren wurde jeweils das Halbfinale der Endrunde erreicht. In den 1920er sank die Spielstärkere jedoch im Vergleich zu den anderen Gaumeistern. Oftmals scheiterte der Gaumeister Nordthüringens nun bereits in der ersten oder zweiten Runde der Endrunde. Die SpVgg Erfurt konnte 1929/30 nochmals in das Halbfinale vordringen, verlor dieses jedoch deutlich mit 0:5 gegen den Dresdner SC.

In der ab 1933 eingeführten erstklassigen Gauliga Mitte konnte sich die SpVgg Erfurt acht Jahre und der SC Erfurt sieben Jahre lang halten, ohne nennenswerte Erfolge zu erzielen. Anderen Vereinen aus der ehemaligen Gauliga Nordthüringen gelangen bis 1944 nicht der Sprung in die Gauliga Mitte.

Meister der Gauliga Nordthüringen 1910–1933

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Jahr Gaumeister
Nordthüringen
Abschneiden
mitteldt. Meisterschafta
Mitteldeutscher Meister
1909/10 SC Erfurt Finale (3) VfB Leipzig
1910/11 SC Erfurt Halbfinale (3) VfB Leipzig
1911/12 SC Erfurt Halbfinale (3) SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1912/13 SV 01 Gotha Viertelfinale A (1) VfB Leipzig
1913/14 SC Erfurt Achtelfinale (2) SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1914/15 keine Verbandsspiele keine mitteldeutsche Endrunde
1915/16 SpVgg Erfurt 1. Zwischenrunde (2) FC Eintracht Leipzig
1916/17 SC Erfurtb Halbfinale (3)b Hallescher FC 1896
1917/18 SC Erfurtb keine Teilnahmeb
1918/19 Kreisliga Thüringen Hallescher FC 1896
1919/20 VfB Leipzig
1920/21 FC Wacker Halle
1921/22 SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1922/23 SV Guts Muts Dresden
1923/24 SC Erfurt 1. Runde (1) SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1924/25 SpVgg Erfurt 2. Runde (2) VfB Leipzig
1925/26 SpVgg Erfurt 2. Runde (2) Dresdner SC
1926/27 SC Erfurt 1. Zwischenrunde (2) VfB Leipzig
1927/28 VfB Erfurt 2. Vorrunde (2) FC Wacker Halle
1928/29 SpVgg Erfurt 2. Vorrunde (2) Dresdner SC
1929/30 SpVgg Erfurt Halbfinale (4) Dresdner SC
1930/31 SC Stadtilm 2. Vorrunde (2) Dresdner SC
1931/32 SC Erfurt 1. Vorrunde (1) PSV Chemnitz
1932/33 SC Erfurt Viertelfinale (3) Dresdner SC
a 
In Klammern ist die erreichte Spielrunde als Zahl angegeben.
b 
1916/17 und 1917/18 musste sich der Gaumeister Nordthüringens zuerst in der Thüringer Fußballmeisterschaft gegen die anderen Vereine aus den Thüringer Gauen durchsetzten, um an der mitteldeutschen Fußballendrunde teilzunehmen. Dies gelang dem SC Erfurt in der Spielzeit 1916/17.

Rekordmeister der Gauliga Nordthüringen ist der SC Erfurt, der den Titel zehn Mal gewinnen konnten.

Verein Titel Jahr
SC Erfurt 10 1909/10, 1910/11, 1911/12, 1913/14, 1916/17, 1917/18, 1923/24, 1926/27, 1931/32, 1932/33
SpVgg Erfurt 5 1915/16, 1924/25, 1925/26, 1928/29, 1929/30
SV 01 Gotha 1 1912/13
VfB Erfurt 1 1927/28
SC Stadtilm 1 1930/31

Berücksichtigt sind alle überlieferten Spielzeiten der erstklassigen Gauliga Nordthüringen bis 1933 inklusive der zwischen 1910/11 und 1913/14 stattfindenden Finalspiele zwischen den Staffelmeistern. Aus der Spielzeit 1909/10 sind nur die teilnehmenden Mannschaften überliefert. Da es in der Spielzeit 1912/13 zu zwei Spielen kam, die als Niederlage für beide Mannschaften gewertet wurden, gibt es mehr Gegenpunkte als Pluspunkte.

Pl. Verein Jahre Sp. S U N T+ T- Diff. Punkte Ø-Pkt. Titel Spielzeiten
 1. SC Erfurt 18  249  184  27  38 854 284 +570 395:103 1,59 10 1909–1914, 1915–1918, 1923–1933
 2. SpVgg Erfurt 15  230  151  28  51 679 351 +328 330:130 1,43 5 1912–1914, 1915–1918, 1923–1933
 3. FC Britannia Erfurt/
VfB Erfurt
18  244  121  31  92 639 478 +161 273:215 1,12 1 1909–1914, 1915–1918, 1923–1933
 4. FV Germania Ilmenau 12  186  85  25  76 459 419 +40 195:177 1,05 0 1912–1914, 1923–1933
 5. SC Stadtilm 9  162  82  24  56 424 307 +117 188:136 1,16 1 1924–1933
 6. MTV 1897 Erfurt/
Sportring BV 1897 Erfurt
17  232  68  33  131 368 627 −259 169:295 0,73 0 1909–1914, 1915/16, 1917/18, 1923–1936
 7. SpVgg 1907 Arnstadt/
SuS 07 Arnstadt/
BC Arnstadt
8  144  52  17  75 320 423 −103 121:167 0,84 0 1923–1930, 1931/32
 8. SV 09 Arnstadt 9  162  43  25  94 260 462 −202 111:213 0,69 0 1923/24, 1925–1933
 9. FC Borussia Erfurtb 10  119  45  14  60 244 258 −14 104:134 0,87 0 1910–1914, 1915–1918, 1923–1926
10. TSV Schwarz-Weiß Erfurt 5  90  29  8  53 168 260 −92 66:114 0,73 0 1926–1931
11. FC 01 Gotha 4  39  26  8  5 133 67 +66 60:18 1,54 1 1910–1914
12. TSG Gispersleben 4  72  18  11  43 138 233 −95 47:97 0,65 0 1929–1933
13. TV 1905 Ilversgehofen/
SV 1905 Erfurtb
4  54  19  7  28 83 99 −16 45:63 0,83 0 1909/10, 1923–1926
14. VfB Sömmerda 4  72  14  13  45 108 234 −126 41:103 0,57 0 1928/29, 1930–1933
15. FC Germania Mühlhausen 4  33  17  5  11 77 61 +16 39:27 1,18 0 1910–1914
16. FC Teutonia Mühlhausen 4  35  16  2  17 75 97 −22 34:36 0,97 0 1910–1914
17. FC Saxonia Erfurt 5  47  13  1  33 71 135 −64 27:67 0,57 0 1912–1914, 1915–1918
18. SC Erfurt Ib 2  15  12  1  2 52 17 +35 25:50 1,67 0 1912–1914
20. Erfurter Turnerschaft/
Wacker Erfurt
3  48  7  5  36 39 138 −99 19:77 0,4 0 1915/16, 1923–25
21. Post SV Erfurt 2  36  4  7  25 47 118 −71 15:57 0,42 0 1927/28, 1932/33
22. BC 1900 Erfurt 3  23  5  2  16 29 100 −71 12:34 0,52 0 1910–1913
23. BC Teutonia Erfurtc 3  14  4  1  9 24 54 −30 9:19 0,64 0 1909–1912
24. FC Germania Erfurtc 3  16  3  2  11 29 55 −26 8:24 0,5 0 1909–1912
25. BC 1918 Erfurt 1  18  0  3  15 11 54 −43 3:33 0,17 0 1926/27
b 
Fusionierten 1926 zum TSV Schwarz-Weiß Erfurt (in Tabelle gesondert aufgeführt).
c 
Fusionierten Ende 1912 zur SpVgg Erfurt (in Tabelle gesondert aufgeführt).