Das Märchen vom letzten Gedanken
Das Werk Das Märchen vom letzten Gedanken des deutschen Schriftstellers Edgar Hilsenrath handelt vom Völkermord an den Armeniern im Jahre 1915. Das in Form eines Märchens verfasste und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Epos gilt als eines der bedeutendsten literarischen Werke über dieses historische Ereignis. Im Jahr 2006 erhielt der Dichter für das Werk den Preis des Präsidenten der Republik Armenien.
Inhalt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Märchen vom letzten Gedanken ist die Geschichte eines anatolischen Dorfes, das von den Türken vernichtet wird. Hauptfigur des Romans ist der Armenier Wartan Khatisian, dessen Sohn Thovma im Sterben liegt. Seinem letzten Gedanken – der letzte Gedanke eines Menschen, so heißt es im Märchen, stehe außerhalb der Zeit – wird die Geschichte seiner Vorfahren erzählt, der Leidensweg des armenischen Volkes. Der Märchenerzähler Meddah führt den letzten Gedanken Thovmas entlang der Lebensspuren seines Vaters, die aus einem kleinen idyllischen Bergdorf in die Folterkammern der türkischen Machthaber führen, und lässt ihn zum Zeugen des großen Pogroms an den Armeniern im Jahr 1915 werden.
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für sein Epos Das Märchen vom letzten Gedanken erhielt der Dichter zahlreiche Ehrungen. 1989 überreichte ihm Günter Grass den renommierten Alfred-Döblin-Preis. Im Jahr 2006 zeichnete der Präsident der Republik Armenien, wo Hilsenrath als Nationalheld gefeiert wird, ihn mit dem Armenischen Nationalpreis für Literatur aus. Ebenfalls 2006 erhielt Hilsenrath für sein Werk die Ehrendoktorwürde der Staatlichen Universität Jerewan.
Rezeption und Debatte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach der Erstveröffentlichung 1989 schrieb der Kritiker Alexander von Bormann in der Neuen Zürcher Zeitung mit Bezug auf Die vierzig Tage des Musa Dagh von Franz Werfel, der bis dahin als bester Armenierroman der Weltliteratur galt: „Doch finde ich Hilsenraths Roman dem Werfels bedeutsam überlegen: er ist historischer und poetischer zugleich.“
Manfred Orlick urteilte: „Immer wieder hieß es: so kann man über dieses Thema nicht schreiben. Der Autor hat es jedoch geschafft, die Grausamkeiten in zahllosen Kurzdialogen aufzuschlüsseln, sie auf berührende Weise zu schildern und dabei historische Fakten zu vermitteln. Ein unmenschliches Märchenbuch, wie es wohl nur Hilsenrath schreiben kann.“[1]
Hörspiele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1991: Edgar Hilsenrath: Das Märchen vom letzten Gedanken – Regie: Peter Groeger (Hörspiel – SFB/HR)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Monografien
- Dietrich Dopheide: Das Groteske und der schwarze Humor in den Romanen Edgar Hilsenraths. Berlin 2000, ISBN 978-3-934479-36-4. Zugl. Diss. Freie Universität Berlin. (weissensee-verlag.de PDF)
Aufsätze
- Susanna Amirkhanyan: Edgar Hilsenrath und Armenien In: Armenisch-Deutsche Korrespondenz. Nr. 114 (2001), H. 4.
- Silke Hassler: Das Märchen vom letzten Gedanken. Zu Edgar Hilsenraths historischem Roman aus dem Kaukasus, Amsterdamer Beiträge zur neueren Germanistik, Reisende durch Zeit und Raum. Der deutschsprachige historische Roman, herausgegeben von Osman Durrani und Julian Preece, S. 423–433. (openurl.ingenta.com Abstract).
Weitere Publikationen
- Susanna Amirkhanyan: Wenn Ziel, Begeisterung und Wille vorhanden sind. Eine Deutsch-Armenische Theaterkoproduktion. In: Armenisch-Deutsche Korrespondenz. Nr. 133–134 (2006), H. 3 & 4, S. 45 f.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Buchvorstellung auf der Homepage von Edgar Hilsenrath
- Armenischer Artikel mit Foto von Edgar Hilsenrath, der den Armenischen Nationalpreis für Literatur vom Präsidenten der Republik Armenien entgegennimmt.
- Manfred Orlick: Hilsenrath, Edgar: Das Märchen vom letzten Gedanken auf buchinformationen.de
- Gregor Ziolkowski: „Das Märchen vom letzten Gedanken“. Roman über den Völkermord an den Armeniern., Deutschlandradio Kultur am 17. Mai 2005.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Manfred Orlick: Hilsenrath, Edgar: Das Märchen vom letzten Gedanken, buchinformationen.de abgerufen am 1. Juli 2008.