Levo Leve

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Levo Leve, auch Leve Leve, Levo Leven, Leno Leve (falsche Namensform)[1] (* um 1450 auf der Insel Strand; † nach 1495 in Lübeck) war ein deutscher römisch-katholischer Geistlicher, Domherr in Schleswig und Lübeck und von 1475 bis 1492 Propst von Eiderstedt.

Levo Leve war der zweite Sohn des Strander Stallers Laurens Leve und dessen Frau Eyge oder Ide Wunkesen († nach 1492). Seine Familie besaß seit Generationen Privilegien, die sie dem Adel gleichstellten. 1461 erhielt sie durch König Christian I. die Adelsanerkennung und ein Wappen, das zwei goldene, als Schragen gekreuzte Schwerter im roten Wappenschild zeigt.

Der 1522 als Staller erwähnt Laurens Leve der Jüngere war vermutlich Levo Leves älterer Bruder. Von seinen vier Schwestern heiratete Anneke (von Lewen) den Lübecker Bürgermeister Johann Wickinghof,[2] Vater des Lübecker Ratsherren Lambert Wickinghof. Die Wickinghofs gehörten der Zirkelgesellschaft an. Auch seine Schwester Katharina († 1519) heiratete in das Patriziat der Hansestadt ein als Ehefrau des Mitglieds der Zirkelgesellschaft Johann Lüneburg.[3] Eine dritte Schwester war mit Edleff Knudsen aus einer anderen bedeutenden Strander Familie verheiratet, der 1472 für seine Beteiligung am Aufstand Gerds von Oldenburg gegen seinen Bruder König Christian I. hingerichtet wurde.

Domherr in Schleswig und Lübeck

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1459 stiftete sein Vater für ihn eine Vikarie am Schleswiger Dom, die Levo 1464 schon innehatte. 1465 immatrikulierte er sich an der Universität Rostock.[4] 1468 erwarb sein Vater durch eine Dispens von Papst Paul II. dem noch unmündigen Sohn das Anrecht auf weitere geistliche Stellen. Levo Leve wurde Domherr in Schleswig und Lübeck und Pfarrherr (Pleban) der Lübecker Jakobikirche.[5] 1468/69 wurde er in Rostock zum Bakkalar promoviert[6] und 1471/72 zum Magister.[7] Mitte bis Ende der 1470er Jahre hielt er sich zum Studium des Kirchenrechts an der Universität Perugia auf, das er mit der Promotion zum Doctor abschloss. Von 1475 bis 1492 war Levo Leve Propst von Eiderstedt.

Erste Seite des von den Leves finanzierten Missale Slesvicense mit dem Proprium für den 1. Adventssonntag

In Perugia lernte er 1480 Steffen Arndes kennen und arbeitete erstmals mit ihm zusammen.[8] In Lübeck begegnete er um 1485 dem Drucker wieder und vermittelte ihn an seinen Vater, der das Missale Slesvicense finanzierte. Laurens Leve und Steffen Arndes gingen eine Gesellschaft ein, die erst 1494 in gegenseitigem Einvernehmen aufgelöst wurde, wobei Levo Leve in der Auseinandersetzung der Gesellschaft als Bevollmächtigter seines Vaters auftrat. Als Teil des im Lübecker Niederstadtbuch beurkundeten Auflösungsvertrages[9] erhielt Arndes die Werkstatt mit allem Zubehör, Laurens Leve aber 37 Papier- und fünf Pergament-Exemplare des Missale in Rohbögen, 90 gebundene Exemplare des ebenfalls von Arndes gedruckten Breviarium Slesvicense[10] sowie 400 Exemplare des Plenars im Wert von insgesamt ~700 Lübische Mark. Weitere je 1000 Exemplare des Plenars sowie einer wohl niederdeutschen Ausgabe der Legenda aurea überließ Arndes den Leves 1498.[11]

1488 gehörte Levo Leve zu den Schleswiger Domherren, die Enevold Sövenbröder gegen den Willen von Papst Innozenz VIII. zum Bischof von Schleswig wählten.[12] Der nächste Papst Alexander VI. verhängte über die widerständigen Domherren die Exkommunikation und setzte so den päpstlichen Kandidaten Bischof Eggert Dürkop durch. Vermutlich als Konsequenz der Auseinandersetzungen um die Bischofswahl gab Levo Leve im Mai 1492 sein Schleswiger Kanonikat zusammen mit der Praepositur in Eiderstedt zugunsten von Kerstianus (Karsten/Christian) Leve[13] auf und erhielt dafür dessen Schleswiger Vikarie am Altar der heiligen Maria und der Heiligen Philippus und Jacobus.[14]

Als Kapitular des Lübecker Domkapitels wurde er im Lübecker Dom begraben. Seine nicht erhaltene Grabplatte befand sich im südlichen Chorumgang nahe der Skulptur der Geißelung Jesu[15] (retro Chorum in latere australi prope bajulationem nostri salvatoris).[16] Seine Kurie ging vermutlich 1515 an den späteren Domdekan Johannes Brandes (1467–1531).[17]

Einzelnachweise

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  1. "Das in den zeitgenössischen Quellen als u geschriebene intervokalische v des Vornamens (gelegentlich auch des Nachnamens) ist in einigen Papsturkunden … und bei Johann Henrich von Seelen … als n verlesen …" (Lohmeier: Missale Slesvicens. (Lit.), S. 33, Anm. 26).
  2. Georg Wilhelm Dittmer: Genealogische und biographische Nachrichten über Lübeckische Familien aus älterer Zeit. Lübeck 1859, S. 101 (Digitalisat).
  3. Sie wurde unter einer dokumentierten, aber nach dem Abbruch 1806 nicht mehr erhaltenen steinernen Wappengrabplatte mit dem Lewenschen Wappen im Chor der Klosterkirche des St.-Johannis-Klosters begraben. Johannes Baltzer, Friedrich Bruns, Hugo Rahtgens: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Hansestadt Lübeck. Band IV: Die Klöster. Die kleineren Gotteshäuser der Stadt. Die Kirchen und Kapellen in den Außengebieten. Denk- und Wegekreuze und der Leidenweg Christi. Lübeck: Nöhring 1928, Faksimile-Nachdruck 2001 ISBN 3-89557-168-7, S. 32; Klaus Krüger: Corpus der mittelalterlichen Grabdenkmäler in Lübeck, Schleswig, Holstein und Lauenburg 1100–1600., Jan Thorbeke Verlag, Stuttgart 1999, S. 796/797 ISBN 3-7995-5940-X.
  4. Eintrag 1465 im Rostocker Matrikelportal.
  5. Erwähnt in Jakob FranckLouwe, Joachim. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 19, Duncker & Humblot, Leipzig 1884, S. 293 f., dort insbesondere die Korrektur der ADB
  6. Eintrag 1468/69 im Rostocker Matrikelportal.
  7. Eintrag 1471/72 im Rostocker Matrikelportal.
  8. Dieter Lohmeier: Neues über Steffen Arndes. In: ZVLGA 82 (2002), S. 45–58, hier S. 51
  9. Abgedruckt bei Carl Wilhelm Pauli: Beiträge zur Geschichte der ersten Buchdruckerei in Lübeck. In: ZVLGA 3. (1876), S. 254–269, hier S. 267–269
  10. Keine Exemplare erhalten, siehe GW.
  11. Dieter Lohmeier: Die Frühzeit des Buchdrucks in Lübeck. In: Alken Bruns und Dieter Lohmeier (Hrsg.): Die Lübecker Buchdrucker im 15. und 16. Jahrhundert. Buchdruck für den Ostseeraum. Boyens, Heide in Holstein 1994, ISBN 3-8042-0668-9, S. 11–53, hier S. 36; ausführlich zu Umfang und Motivation der Zusammenarbeit siehe Wolfgang Undorf: From Gutenberg to Luther – Transnational Print Cultures in Scandinavia 1450–1525. Diss. phil. Berlin 2012 Volltext, S. 38–45.
  12. Ernst Joachim von Westphalen: Monumenta inedita rerum Germanicarum praecipue Cimbricarum et Megapolensium. Band 3, Leipzig: Martini, S. 314.
  13. Bei diesem Kerstianus Leve könnte es sich um Kerstianus Liuonis aus Flensburg handeln, der sich 1482 in Rostock immatrikulierte. Klaus Krüger: Corpus der mittelalterlichen Grabdenkmäler in Lübeck, Schleswig, Holstein und Lauenburg 1100–1600. Jan Thorbeke Verlag, Stuttgart 1999 ISBN 3-7995-5940-X, S. 649, LÜDO*215 erwähnt zwei Brüder NN und Kerstian, wovon Kerstian auch Domherr in Lübeck war, unter Hinweis auf das Memorienregister des Doms in Codex diplomaticus Lubecensis, Urkundenbuch des Bistums Lübeck, Band 4, Nr. 2503, S. 578. Vermutlich handelte es sich um den Sohn von Laurens Leves Bruder und damit um Levo Leves Vetter.
  14. Acta Pontificum Danica IV, 3290 (1492 Mai 14); 3294
  15. Vom Dom 1915 an das St. Annen Museum Lübeck abgegeben und bei Uwe Albrecht, Jörg Rosenfeld, Christiane Saumweber: Corpus der Mittelalterlichen Holzskulptur und Tafelmalerei in Schleswig-Holstein, Band I: Hansestadt Lübeck, St. Annen-Museum. Ludwig, Kiel 2005, ISBN 3-933598-75-3 nicht mit aufgeführt.
  16. Johannes Baltzer, Friedrich Bruns: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Freien und Hansestadt Lübeck. Herausgegeben von der Baubehörde. Band III: Kirche zu Alt-Lübeck. Dom. Jakobikirche. Ägidienkirche. Verlag von Bernhard Nöhring, Lübeck 1920, S. 9–304. (Unveränderter Nachdruck 2001: ISBN 3-89557-167-9), S. 201, Anm. 2; vermutlich identisch mit Klaus Krüger: Corpus der mittelalterlichen Grabdenkmäler in Lübeck, Schleswig, Holstein und Lauenburg 1100–1600. Jan Thorbeke Verlag, Stuttgart 1999 ISBN 3-7995-5940-X, S. 649, LÜDO*215.
  17. Stefan Petersen: Benefizientaxierungen an der Peripherie. Pfarrorganisation – Pfründeneinkommen – Klerikerbildung im Bistum Ratzeburg. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001. ISBN 3-525-35312-X, (Studien zur Germania Sacra 23), S. 306 unter Verweis auf das Urkundenbuch des Bistums Lübeck IV, S. 557, Nr. 2503, Z. 3898.