Béla Kiss
Béla Kiss (* 1877; † nach dem 4. Oktober 1916) war ein ungarischer Serienmörder, dem die Morde an mindestens 23 jungen Frauen zugeschrieben werden. Die Leichname seiner Opfer lagerte er in großen Metallbehältern auf seinem gemieteten Besitz.
Die Taten
BearbeitenKiss lebte als Blechschmied in Cinkota (damals Österreich-Ungarn, heute ein Teil von Budapest). Er wurde von seinen Nachbarn als sehr umgänglich geschildert. Er war Amateurastrologe und vermutlich auch an okkulten Lehren interessiert. 1912 begann seine Frau Marie Kiss eine Affäre und verschwand kurz darauf mit ihrem Liebhaber. Daraufhin stellte er eine Haushälterin namens Jakubec ein und begann, mit einer Anzahl attraktiver Frauen zu korrespondieren.
In der Stadt bemerkte man, dass Kiss riesige Metalltonnen sammelte. Kiss behauptete, er sammele darin Benzin für den sich abzeichnenden Krieg und für den dann wahrscheinlichen Fall der Rationierung. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde er eingezogen und überließ sein Haus der Obhut von Frau Jakubec.
1916 hieß es, Kiss sei gefallen. Der Hausbesitzer fragte bei der Polizei an, was er mit den sieben Metalltonnen machen solle, die er vorgefunden habe. Ein Polizist erinnerte sich an Kiss’ Aussage, dass Benzin in den Behältern sei und machte Meldung an die Armee. Als die Soldaten einen der Behälter öffnen wollten, kam ihnen ein verdächtiger Geruch entgegen. Die Sache wurde der Polizei übergeben; die Untersuchungen leitete Károly Nagy, der gegen den Protest von Frau Jakubec die Tonnen öffnete. Es fanden sich die Leichen von Marie Kiss und ihrem Liebhaber, dem einzigen männlichen Opfer, sowie die Leichname 17 weiterer Frauen, konserviert in Alkohol. Die Opfer waren erwürgt oder vergiftet worden.
Nachforschungen ergaben, dass die Nachricht von Kiss’ Tod auf einer Namensverwechslung beruhte. Nagy informierte das Militär mit der Bitte um sofortige Verhaftung, was jedoch erfolglos blieb. Kiss war es entweder gelungen, mit neuer Identität zu fliehen oder er war in Kriegsgefangenschaft geraten oder tatsächlich gefallen.
Anfangs wurde Frau Jakubec der Komplizenschaft verdächtigt, da sie in Kiss’ Testament bedacht war. Sie wurde verhaftet, und die Post wurde angewiesen, alle Briefe an Kiss abzufangen. Frau Jakubec versicherte, dass sie nichts über die Morde gewusst habe. Sie zeigte der Polizei ein Geheimzimmer, das zu betreten Kiss ihr verboten hatte. In diesem Zimmer befanden sich Regale voller Bücher und ein Schreibtisch mit Briefen von 74 Frauen sowie ein Fotoalbum. Viele der Bücher handelten von Giften oder Würgetechniken.
Aus den Briefen, der älteste von 1903, ersah Nagy, dass Kiss sich in Heiratsanzeigen unter dem Namen „Hoffmann“ als einsamer Witwer ausgegeben hatte („Warmherzige, alleinstehende Frau gesucht“). Er suchte speziell Frauen ohne Freunde und ohne nahewohnende Familie aus, umwarb sie und überredete sie, ihm Geld zu schicken. Wenn die Sache ernst wurde, lockte er sie auf sein Grundstück und erwürgte sie. Es fanden sich auch alte Gerichtsakten, nach denen zwei Opfer einen Prozess angestrengt hatten, da Kiss sie um ihr Geld gebracht habe. Beide Frauen verschwanden, und der Prozess wurde eingestellt.
Am 4. Oktober 1916 erhielt Nagy einen Brief, nach dem Kiss in einem serbischen Krankenhaus liege. Als Nagy ankam, war Kiss bereits geflohen, in seinem Bett lag die Leiche eines anderen Soldaten. Nagy alarmierte die gesamte ungarische Polizei, jedoch vergeblich.
Gerüchten zufolge soll Kiss sich in den folgenden Jahren an unterschiedlichen Orten aufgehalten haben. So soll er in Rumänien wegen Einbruchs im Gefängnis gesessen und in der Türkei in der Fremdenlegion gedient haben.
1924 berichtete ein französischer Fremdenlegionär über einen Legionär namens Hoffmann, der geprahlt habe, wie gut er mit der Würgeschlinge umgehen könne und auf den Kiss’ Beschreibung passte. „Hoffmann“ war jedoch bereits desertiert, als die Polizei ankam.
1932 war ein Beamter der Mordkommission, Henry Oswald, sicher, Kiss aus der U-Bahn-Station Times Square in New York kommen gesehen zu haben. Er soll auch Gerüchten zufolge als Hausmeister in New York gelebt haben.
Béla Kiss’ Schicksal blieb unbekannt.
Der Fall in der Populärkultur
Bearbeiten- Das Stück 23 von Antonin Artaud wurde durch das Schicksal von Kiss inspiriert.
- Kiss’ Lebensgeschichte bildete auch die Grundlage für den deutschen Horrorfilm Bela Kiss: Prologue aus dem Jahr 2013.
- Die österreichische Horrorbilly-Band Bloodsucking Zombies from Outer Space veröffentlichte 2018 ein Lied namens Bela Kiss.
Literatur
Bearbeiten- Michael Newton: Die große Enzyklopädie der Serienmörder. 5. Auflage, Stocker, Graz 2009, ISBN 978-3-85365-240-4
Weblinks
Bearbeiten- Bela Kiss auf murderpedia.org. In: murderpedia.org. Abgerufen am 28. März 2013 (englisch).
Personendaten | |
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NAME | Kiss, Béla |
KURZBESCHREIBUNG | ungarischer Serienmörder |
GEBURTSDATUM | 1877 |
STERBEDATUM | 20. Jahrhundert |