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John Flamsteed

englischer Astronom

John Flamsteed (* 19. August 1646 in Denby; † 31. Dezember 1719 in Greenwich) war ein englischer Astronom und seit 1675 der erste Hofastronom (Astronomer Royal) des englischen Königshauses.

John Flamsteed, Gemälde von Thomas Gibson (1680–1751) aus dem Jahr 1712
Denkmal in Herstmonceux

Leben und Wirken

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Flamsteed kam als einziger Sohn des Kaufmannes Stephen Flamsteed und seiner ersten Ehefrau Mary Spadman aus Denby in der Grafschaft Derbyshire zur Welt. Obwohl er Theologe wurde, galt sein Interesse der Astronomie. Im Selbststudium brachte er sich bei, Verfinsterungen und Planetenpositionen zu berechnen.

Flamsteed eröffnete seine Laufbahn 1667 mit einer Abhandlung über die Bestimmung der Zeitgleichung (De inaequalitate dierum solarium dissertatio astronomica), die erst sechs Jahre später veröffentlicht wurde. In den Jahren 1666 und 1668 berechnete Flamsteed die Sonnenfinsternisse präzise voraus.

Irgendwie gelangten einige dieser Berechnungen in die Hände von Immanuel Halton (1628–1699). Auch Lord Brouncker, der damalige Präsident der Royal Society, erfuhr davon, und es ergab sich ein Briefwechsel mit verschiedenen Gelehrten in London, zu denen auch Henry Oldenburg, John Collins und William Molyneux gehörten. Als Karl II. einen Astronomen suchte, wurde ihm Flamsteed vorgeschlagen. Am 4. März 1675 wurde dieser durch königlichen Erlass zum The King’s Astronomical Observator, dem „Astronomischen Beobachter des Königs“ ernannt und war damit der erste Astronomer Royal („Königlicher Astronom“). Hofastronom Flamsteed erhielt eine Rente von 100 Pfund im Jahr.

Auf Flamsteeds Vorschlag veranlasste 1675 ein weiterer königlicher Erlass die Gründung des Royal Greenwich Observatory, für das Flamsteed im August den Grundstein legte. Im Juli zog er an das Observatorium, in dem er lebte, bis er 1684 zum Pfarrer der Gemeinde von Burstow in Surrey berufen wurde.

Er machte die erste festgehaltene Beobachtung des Planeten Uranus, den er allerdings für einen Stern hielt und als 34 Tauri in seinen Sternkatalog aufnahm. 1680 beobachtete er den Großen Komet von 1680.

Flamsteed sammelte die Daten von rund 2800 über England sichtbaren Sternen, die er mit zum größten Teil selbst gebauten Instrumenten beobachtete. Mit den „Flamsteed-Bezeichnungen“ ersann er ein System zu ihrer systematischen Benennung, das heute noch verwendet wird. Dieses System tauchte erstmals in seiner Historia coelestis Britannica auf, die 1712 von Newton veröffentlicht wurde, jedoch ohne Autorisierung durch Flamsteed. Nach Flamsteeds Tod erschien 1725 eine von Edmond Halley ergänzte weitere Ausgabe der Historia[1] und 1729 der Atlas coelestis.[2]

Flamsteed ist auch für seinen Streit mit Isaac Newton bekannt, der damals Präsident der Royal Society war. Newton versuchte, einige von Flamsteeds Beobachtungen zu stehlen und als seine eigenen auszugeben, was ihm mit Hilfe eines königlichen Edikts auch gelang; Newton veranlasste die Veröffentlichung der Beobachtungen von Flamsteed. Anschließend veröffentlichte er sie, ohne Flamsteed als Entdecker zu nennen. Jahre später gelang es Flamsteed, die meisten Kopien der veröffentlichten Bücher zurückzukaufen, und er verbrannte sie schließlich öffentlich vor dem Royal Greenwich Observatory.

1720 wurde Flamsteed in Burstow bestattet.

Ehrungen

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Am 8. Februar 1677 wurde Flamsteed als Mitglied („Fellow“) in die Royal Society gewählt. Am 9. November 1709 wurde er, während der Präsidentschaft von Newton, wegen nicht gezahlter Mitgliedsbeiträge, aus der Gesellschaft ausgeschlossen.[3] Seit 1699 war er korrespondierendes Mitglied der Académie des sciences in Paris.[4]

Zu Ehren Flamsteeds wurden der Mondkrater Flamsteed und der Asteroid (4987) Flamsteed benannt.

Schriften (Auswahl)

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  • De inaequalitate dierum solarium dissertatio astronomica. In: John Wallis (Hrsg.): Jeremiae Horroccii […] Opera posthuma. S. 441–464, London 1673 (Digitalisat).
  • Novae theoriae lunaris a Jeremia Horroccio primum adinventae. In: John Wallis (Hrsg.): Jeremiae Horroccii […] Opera posthuma. S. 465–472, London 1673 (Digitalisat).
  • Lunares Numeri, ad novum lunae systema ab astronomo acutissimo Jeremia Horrocio excogitatum. In: John Wallis (Hrsg.): Jeremiae Horroccii […] Opera posthuma. London 1673, S. 473–496 (Digitalisat).

Literatur

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  • Francis Baily: An account of the Revd. John Flamsteed, the first astronomer-royal […]. London 1835 (Digitalisat).
  • Francis Baily: Supplement to the account of the Revd. John Flamsteed, the first astronomer. London 1837 (Digitalisat).

Einzelnachweise

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  1. M. Flamsteed, J. Hodgson (Hrsg.): Historia Coelestis Britannica. London 1725. Teil 1: Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10485039_00005~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D, Teil 2: Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10485040_00005~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D, Teil 3: Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10485041_00005~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
  2. M. Flamsteed, J. Hodgson (Hrsg.): Atlas Coelestis. London 1753; archive.org.
  3. Eintrag zu Flamsteed; John (1646–1719); Astronomer im Archiv der Royal Society, London
  4. Verzeichnis der Mitglieder seit 1666: Buchstabe F. Académie des sciences, abgerufen am 13. November 2019 (französisch).
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Commons: John Flamsteed – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien