[[Datei:Platdietse streek.PNG|miniaturmini|Lage der Plattdeutschen Gemeinden innerhalb der [[Provinz Lüttich]]]]
[[Datei:Meuse-Rhenish-nl.png|mini|Das Plattdeutsche Sprachgebiet: "Platdiets"|mini„Platdiets“]]
Als '''Plattdeutsche Gemeinden''',<ref>Gottfried Eisermann, Jürgen Zeh, 1979: ''Die deutsche Sprachgemeinschaft in Ostbelgien: Ergebnisse einer empirischen Untersuchung''. (= ''Bonner Beiträge zur Soziologie,. Band.'' 17). Enke, Stuttgart 1979, ISBN 3-432-90461-4.</ref><ref name="horn">Jörg Horn, 2004: ''Ortsnamenkonflikte: Lösungswege für mehrsprachige Gebiete.'' 2004. ([http://books.google.de/books?id=WeifAAAAMAAJ&q=%22plattdeutschen+gemeinden%22 google-Vorschau])</ref>, '''Altbelgien-Nord''',<ref>Michael Elmentaler, Peter Lang, 2009: ''Deutsch und seine Nachbarn.'' 2009. ([http://books.google.de/books?id=w7F-50aEwA4C&pg=PA203&dq google-Vorschau])</ref>, '''Montzener Land''' oder '''Platdietse Streek''' wird eine Region im Nordosten [[Belgien]]s bezeichnet, die offiziell zum [[Französische Gemeinschaft Belgiens|französischen Sprachgebiet]] gehört, traditionellin der von Alters her aber auch [[deutsche Dialekte]] sprichtgesprochen werden. Das Gebiet liegt rund 5 bis 20 Kilometer südwestlich von [[Aachen]] zwischen der flämischen Gemeinde [[Voeren]] und dem Norden der [[Deutschsprachige Gemeinschaft|Deutschsprachigen Gemeinschaft]].
== Abgrenzung ==
Im engeren Sinne besteht Altbelgien-Nord seit der [[Fusion belgischer Gemeinden|belgischen Gebietsreform 1977]] aus drei Gemeinden:
* [[Baelen]] einschließlich des Dorfes [[Membach]]
* [[Plombières]] (Bleyberg) einschließlich der Dörfer [[Gemmenich]], [[Homburg (Belgien)|Homburg]], [[Montzen]], [[Moresnet (Plombières)|Moresnet]], [[Moresnet-Chapelle]] (Eikschen) und [[Sippenaeken]]
* [[Welkenraedt]] einschließlich des Dorfes [[HeinrichskapelleHenri-Chapelle]] (Heinrichskapelle)
Insgesamt haben diese drei Gemeinden rund 24.000 Einwohner. Teilweise wurde auch die Gemeinde [[Aubel]] zu den plattdeutschen Gemeinden gezählt, wenngleichobgleich diesesie schon seit vielen Jahrzehnten fast vollständig französisiert ist.
== Bevölkerung und Sprache ==
[[Datei:Platdietsestreek.png|mini|''Platdietse streek'' (orange), Gemeinden von Nord nach Süd: [[Plombières]]/Bleyberg/Blieberg, [[Welkenraedt]]/Welkenrath/Welkenraat, [[Baelen]]/Balen. Westlich angrenzend [[Voeren]]/Fourons, östlich benachbart La Calamine/[[Kelmis]], [[Lontzen]], [[Eupen]] – ebenfalls [[Platdiets]] sprechend – und noch weiter östlich [[Raeren]]/Raren]]
Die traditionelle Mundart der [[Regionalsprache|autochthonen]] Bevölkerung zählt zu den [[ostlimburgisch]]-[[Ripuarische Dialekte|ripuarischen]] Übergangsdialekten.<ref>José Cajot und, Hartmut Beckers, 1979: [http://www.dbnl.org/tekst/cajo001zurd01_01/cajo001zurd01_01_0001.php ''Zur Diatopie der deutschen Dialekte in Belgien.''] 1979.</ref> Die Bewohner bezeichnen ihren Dialekt als [[Platdiets|Plattdütsch]]. (Dies ist nicht zu verwechseln mit Plattdeutsch im Sinne von [[Niederdeutsche Sprache|Norddeutsch/Niederdeutsch]], sondern entspricht der auch im Köln-Aachener und Eifler Raum üblichen Bezeichnung der lokalen dialektal geprägten Volkssprache als Platt oder Plattdeutsch.) DerselbeDer gleiche Dialekt wird auch in den unmittelbar östlich angrenzenden Gemeinden [[Lontzen]], [[Eupen]] und [[Kelmis]] gesprochen, die im offiziellen deutschen Sprachgebiet Belgiens ([[Deutschsprachige Gemeinschaft]]) liegen.
Seit der Grenzöffnung aufgrund des [[Schengener Abkommen|Schengener Abkommens]] und der damit verbundenen [[Unionsbürgerschaft#Freizügigkeit: Recht auf Aufenthalt und wirtschaftliche Betätigung|Freizügigkeit]] für Staatsangehörige der Mitgliedstaaten der Europäischen Union sind viele deutsch- und niederländischsprachige Bürger in die plattdeutschen Gemeinden gezogen. Von den 9781 Einwohnern Bleybergs waren im Jahr 2008 über 23 Prozent Ausländer. Größte Gruppe waren die 1303 deutschen Staatsbürger, gefolgt von 720 Niederländern.<ref>[http://statbel.fgov.be/de/statistiken/zahlen/ Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation]: [{{Webarchiv|url=http://statbel.fgov.be/fr/binaries/31114_fr_tcm326-82310.xls |wayback=20130726180347 |text=''Bevölkerung am 1. Januar 2008 nach Nationalität.''] }} (Excel-Datei) </ref> Dies brachte im Sprachgebrauch eine Aufwertung des [[Standarddeutsch|Hochdeutschen]], aber in gewissem Umfang auch des einheimischen Dialekts mit sich. Ein großer Teil der Einwanderer stammt aus dem Aachener und [[Vaals]]er Raum, wo verwandte Dialekte gesprochen werden. Auch aus dem benachbarten [[Eupener RaumLand]] zugezogene Deutschsprachige haben zur Stabilisierung der autochthonen Mundart beigetragen.<ref name="horn" />
Somit ist heute ein Teil der Bewohner der Region ausschließlich französischer Muttersprache, ein anderer Teil spricht nebenFranzösisch demals deutschenSprache Dialektdes öffentlichen Lebens und die dortige Mundart als StandardspracheMuttersprache. FranzösischEin Teil der Mundartsprecher beherrscht zusätzlich zur französischen Schul- und einVerwaltungssprache dritterdas TeilHochdeutsche oder/und das Niederländische, die als Schulfach gelehrt werden und durch die Medien präsent sind. Die aus Deutschland oder der DG zugewanderte Wohnbevölkerung spricht neben demder Muttersprache Deutsch meist auch das im öffentlichen Leben vorherrschende Französisch als Fremdsprache. Unter der frankophonen belgischen Bevölkerung sind zudem wallonische DialektMundarten Standarddeutschpräsent.
Das belgische Radioprogramm [[Belgischer Rundfunk#Sender|BRF2]] sendet Beiträge in verschiedenen [[Platdiets|Mundarten]] der Plattdeutschen Gemeinden Ostbelgiens.
== Geschichte ==
Die plattdeutschen Gemeinden gehören bereits seit 1830 zu Belgien. Sie wurden daher – im Gegensatz zu dem "''Neubelgien"'' genannten Gebiet der [[Deutschsprachige Gemeinschaft|DGDeutschsprachigen Gemeinschaft]] um [[Eupen]] und [[Sankt Vith]], das erst 19191925 zubelgisches BelgienStaatsgebiet kamwurde – als ''Altbelgien-Nord'' bezeichnet. Die weiteren deutschsprachigen Gebiete Belgiens, Bocholz (Ortsteil der sonst französischsprachigen Gemeinde [[Gouvy]]) und das [[Areler Land]] ([[Luxemburgische Sprache|luxemburgischsprachig]]), wurden als ''Altbelgien-Mitte'' und ''Altbelgien-Süd'' bezeichnet.
[[Datei:MoresnetSchild 9511a.jpg|miniatur|rechtsmini|Mehrsprachiges Hinweisschild in [[Wallfahrtsstätte Moresnet-Chapelle|Moresnet]]]]
Um 1910 sprach noch die große Mehrheit der alteingesessenen Bevölkerung Deutsch. Umgangssprache im privaten Bereich war das "Plattdeutsche"Plattdeutsch, als Kirchen- und Kultursprache diente Hochdeutsch. Infolge des Einmarschs deutscher Truppen im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] entstanden in den Gemeinden starke antideutsche Gefühle, und als Zeichen des belgischen Patriotismus wurde nach dem Krieg das DeutscheDeutsch im öffentlichen Bereich weitgehend durchsdurch FranzösischeFranzösisch ersetzt. Im privaten Bereich jedoch hielt sich die traditionelle Mundart. Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] schloss das [[Großdeutsches Reich|Großdeutsche Reich]] die plattdeutschen Gemeinden dem Deutschen Reich gewaltsam an. Nach derendem BefreiungEnde der Besatzung war eine noch stärkere Zurückdrängung des Deutschen dasdie ResultatFolge. Viele Bürger des GebietsGebietes wechselten auch im privaten Bereich immer mehr zum Französischen.<ref>Goebl, Hans; NeldeGoebl, Peter H.; StaryNelde, Zdenek; WölckStary, Wolfgang, 1997Wölck: ''Kontaktlinguistik/Contact Linguistics/Linguistique de contact.'' 1997. ([http://books.google.de/books?id=1cWcxCLjtI0C&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q=altbelgien&f=false google-Vorschau])</ref><ref>Johannes Kramer, 1984: ''Zweisprachigkeit in den Benelux-Ländern.'' 1984. ([http://books.google.de/books?id=rHZtibOQnnQC&pg=PA128&dq=altbelgien google-Vorschau])</ref>
Während in der städtisch geprägten Gemeinde Welkenraedt die Französisierung sehr viel stärker fortschrittfortgeschritten ist, konnte sich das Platt in den kleineren Dörfern besser halten. Insbesondere in den unmittelbar an die DGDeutschsprachige Gemeinschaft, Deutschland und die Niederlande angrenzenden Orten Gemmenich, Moresnet, Membach und Sippenaeken hat sich das Platt bis in die Gegenwart hinein eine starke Stellung erhaltenbewahrt. Im gesamten Gebiet gibt es zahlreiche deutsche Ortsnamen und Flurbezeichnungen (z. B. ''Brandweg, Bienenheide, Völkerich, Droegweide'' in Gemmenich oder ''Hockelbach, Auweg, Kinkenweg, Vogelsang'' in Welkenraedt).
Die plattdeutschen Gemeinden wurden 1963 durch die [[Sprachgesetzgebung in Belgien#Festlegung der Sprachgrenze|Festlegung der Sprachgrenzen]] dem frankophonen Sprachgebiet zugeteilt, dessen äußerste nordöstliche Ecke sie bilden. Für Baelen, Plombières und Welkenraedt wurde jedoch per Gesetz die Möglichkeit geschaffen, [[Fazilitäten-Gemeinde|Fazilitäten]] in Verwaltungsangelegenheiten für Niederländisch- und/oder Deutschsprachige einzurichten ''(Ruhende Fazilitäten)''. Offiziell wurde in den Verwaltungen dieser Gemeinden kein Gebrauch von diesen Spracherleichterungen gemacht, jedochdoch wurde beschlossen die drei Gemeinden, mit Rücksicht auf ihre deutschsprachigen Minderheiten, Fazilitäten auf freiwilliger Basis einzuführen. Auch im Bereich des Schulunterrichts gelten für nichtfrankophone Einwohner der Gemeinden Baelen, Plombières und Welkenraedt Spracherleichterungen. AubelHingegen zählt jedochAubel nicht zu den Gemeinden mit »freiwilligen Fazilitäten«.
== Siehe auch ==
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[[Kategorie:Deutschsprachige MinderheitSprachinsel]]
[[Kategorie:Deutsche Diaspora]] ▼
[[Kategorie:Provinz Lüttich]]
▲[[Kategorie: DeutscheSprache Diaspora(Belgien)]]
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