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Der Begriff ''Wunder'' umfasst all diejenigen Ereignisse, die dem Eingreifen einer [[Gottheit]] oder metaphysischen Kraft zugeschrieben werden.
 
Die philosophische [[Metaphysik]] und die [[Theologie]] – besonders in der vom [[Christentum]] geprägten [[Geschichte Europas]] – sehen hinter solchen Ereignissen unter Umständen eine unbekannte bzw. unsichtbare Ursache höherer Ordnung, die auf das Wirken einer nicht den Naturgesetzen unterworfenen Macht verweist. Jedoch unterscheidet die Theologie selbst verschiedene Wunderbegriffe: Sie bezeichnet isolierte, punktuelle – tatsächliche oder scheinbare – Ausnahmen vom Kausalgesetz oft als „Mirakel“, im Unterschied zu einem Wunder, das auf göttliches Eingreifen zurückgeführt wird.
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Der [[Theismus]] rechnet grundsätzlich mit der Möglichkeit von Wundern. Der [[Pantheismus]] setzt das Welt- und Naturgeschehen mit dem Wirken Gottes unmittelbar in eins, so dass das Dasein der Welt selbst als Wunder erscheint.
 
In einer [[Naturalismus (Philosophie)|naturalistisch]] reflektierten Sicht auf die Welt sind Wunderberichte der Ausdruck für die ungeprüfte Annahme, es mit einer punktuellen Durchbrechung von Naturgesetzen und des Kausalzusammenhangs im Geschichtslauf zu tun zu haben. Für solche Ereignisse prägt die [[Philosophie]] auch den Begriff der [[Kontingenz (Philosophie)|Kontingenz]] und räumt damit die prinzipielle Möglichkeit von naturwissenschaftlich (noch) unerklärbaren Ereignissen als „nicht notwendig, aber auch nicht unmöglich“ ein. Dazu zählt etwa das postulierte Phänomen der ''starken [[Emergenz]]'', welches das vollkommen unerklärliche (will sagen: nicht auf Einzelfaktoren oder deren Eigenschaften zurückführbare) Erscheinen gänzlich neuer Eigenschaften bezeichnet. Emergenz spielt vor allem eine Rolle bei der Entstehung von Bewusstsein in der [[Philosophie des Geistes]]. Da die starke Form jedoch (abgesehen von der fehlenden Annahme einer metaphysischen Ursache) stark einem Wunder ähnelt, wird sie vielfach für unmöglich gehalten.<ref>Heinrich Päs: ''Gibt es den freien Willen? Und: Was ist Realität?'' Beitrag auf Spektrum.de SciLogs vom 16. Januar 2018, [https://scilogs.spektrum.de/das-zauberwort/gibt-es-den-freien-willen-und-was-ist-realitaet/ online] abgerufen am 29. Februar 2024.</ref><ref>Robert Prentner: ''Die Entstehung der Objekte. Überlegungen zu einer exakten Wissenschaft von Bewusstsein.'' Dissertation ETH Zürich, Nr. 24329, 2017, [https://www.research-collection.ethz.ch/bitstream/handle/20.500.11850/186325/Dissertation_e-collection.pdf?sequence=1&isAllowed=y PDF], abgerufen am 29. Februar 2024, S.&nbsp;51.</ref>
 
Im Rahmen der [[Geschichtswissenschaft|Geschichtsforschung]] werden Wunderberichte grundsätzlich mit Skepsis betrachtet.<ref>Das wird diskutiert bei [[Franz Graf-Stuhlhofer]]: ''Auf der Suche nach dem historischen Jesus. Über die Glaubwürdigkeit der Evangelien und die Zweifel der Skeptiker.'' Leun 2013, S. 18–20: „Ist es glaubwürdig, dass damals so viele Wunder geschahen?“</ref> Trotz der Häufigkeit solcher Berichte in antiken und mittelalterlichen Quellen widmet sich die [[Geschichtstheorie]] kaum diesem Thema.<ref>Begriffe wie „Wunder“, „Mirakel“, „Paradoxon“ oder ähnliche fehlen in Registern einschlägiger Werke, z.&nbsp;B. [[Klaus Bergmann]] u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Handbuch der Geschichtsdidaktik''. 5. Auflage, Seelze-Velber 1997, oder Chris Lorenz: ''Konstruktion der Vergangenheit. Eine Einführung in die Geschichtstheorie''. Köln u.&nbsp;a. 1997.</ref>
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* Die reformatorische Theologie sah die endgültig geschehene Vergebung durch Kreuz und [[Auferstehung Jesu Christi|Auferweckung Jesu Christi]] als das Hauptwunder, das allen übrigen Wundern Ziel und Sinn gebe.
* Ähnlich wie die historische Forschung gegenüber Wunderberichten generell skeptisch ist<ref>Graf-Stuhlhofer: ''Auf der Suche nach dem historischen Jesus.'' 2013, S. 18–20.</ref>, so auch die neuere [[liberale Theologie]] gegenüber Berichten von Wundern und Vorhersagen: Sie interpretiert biblische Wunderberichte oft im übertragenen Sinn (z.&nbsp;B. jemandem die Augen und Ohren öffnen, weil er blind und taub war gegenüber der Rede Jesu vom Reich Gottes, das zum eigentlichen Menschsein und Gottvertrauen befreie). In diesem Sinne werden Wunder gattungsgeschichtlich als eine Form betrachtet, mit der eine Botschaft des Vertrauens (ein [[Kerygma]]) vermittelt werden soll. Dieser Ansatz wird von [[Klaus Berger (Theologe)|Klaus Berger]] kritisiert, da in einer neutestamentlichen, an antiken Wahrnehmungen orientierten [[Formgeschichte]] eine derartige Gattung keinen Platz habe.
* [[Rudolf Bultmann]] ging von dem naturwissenschaftlich geprägten Weltbild der Neuzeit aus, das er mit dem [[Mythos|mythischen]] Weltbild der Antike für unvereinbar hielt. Er sah das eigentliche Ärgernis der christlichen Botschaft im unbedingten Entscheidungsruf zu einem neuen Selbstverständnis, das nicht mehr am Weltlichen hafte. Um diesen Kern freizulegen, vertrat er das Programm einer „Entmythologisierung“ des Neuen Testaments. Bekannt wurde sein Ausspruch: „Man kann nicht elektrisches Licht benutzen, moderne medizinische Mittel in Anspruch nehmen und gleichzeitig an die Geister- und Wunderwelt des Neuen Testamentes glauben.“<ref>''Neues Testament und Mythologie. Das Problem der Entmythologisierung der neutestamentlichen Verkündigung.'' In: H.&nbsp;W. Bartsch (Hrsg.): ''Kerygma und Mythos I.'' Hamburg 1967, S. 17f.</ref>
: „Man kann nicht elektrisches Licht benutzen, moderne medizinische Mittel in Anspruch nehmen und gleichzeitig an die Geister- und Wunderwelt des Neuen Testamentes glauben.“<ref>''Neues Testament und Mythologie. Das Problem der Entmythologisierung der neutestamentlichen Verkündigung.'' In: H.&nbsp;W. Bartsch (Hrsg.): ''Kerygma und Mythos I.'' Hamburg 1967, S. 17f.</ref>
 
=== Wunder in Heiligenlegenden ===
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==== Wunder im Bahaitum ====
Die Wunder der [[Manifestation Gottes|Manifestationen Gottes]] in der Bahai-Religion werden spirituell gedeutet. So wird etwa die [[Auferweckung des Lazarus]] durch Jesus als die Auferweckung aus dem spirituellen Tod – und nicht aus dem körperlichen Tod – interpretiert. Zwar könnten die Manifestationen kraft ihrer göttlichen „Vollmacht“ außernatürliche Wunder bewirken, sie täten dies jedoch nicht, da dies weder den Anspruch der Manifestationen legitimierte, noch die Menschen spirituell erziehe. Überdies seien solche Wunder nur für diejenigen überprüfbar, die Zeugen des Wunders sind. Die [[Bahai-Religion]] gibt in ihren heiligen Texten eine durchgängige Interpretation der Symbolik in den Wundern Jesu und anderer Offenbarer (z.&nbsp;B. [[Jona|Jonas]], [[Mose]], [[Mohammed]]) an; siehe dazu [[Wunder Jesu in der Bahai-Religion]].
 
== Siehe auch ==