[go: nahoru, domu]

Person Wortform
Präsens ich trage vor
du trägst vor
er, sie, es trägt vor
Präteritum ich trug vor
Konjunktiv II ich trüge vor
Imperativ Singular trage vor!
Plural tragt vor!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
vorgetragen haben
Alle weiteren Formen: Flexion:vortragen
 
[1] Die Rockband In Extremo trägt mittelalterliche Lieder vor.

Worttrennung:

vor·tra·gen, Präteritum: trug vor, Partizip II: vor·ge·tra·gen

Aussprache:

IPA: [ˈfoːɐ̯ˌtʁaːɡn̩]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild  vortragen (Info)

Bedeutungen:

[1] ein künstlerisches Werk einem Publikum durch eigene Darbietung nahebringen
[1a] ein Gedicht rezitieren
[1b] ein Musikstück auf einem oder mehreren Musikinstrumenten vorspielen
[1c] ein Lied singen, vorsingen
[2] ein Anliegen, eine Bitte oder Forderung jemandem vorbringen, an jemanden herantragen
[3] eine Ausarbeitung oder Überlegung mündlich darlegen
[4] umgangssprachlich: nach vorne tragen
[5] in der Buchhaltung: einen Saldo auf eine neue Seite übernehmen, eine Summe auf ein anderes Konto buchen

Herkunft:

Etymologie: [1–4] von mittelhochdeutsch vortragen → gmh, vürtragen → gmh, althochdeutsch furitragan → goh[1]
Wortbildung: gebildet aus der Partikel vor als Verbzusatz und dem Verb tragen

Synonyme:

[1] darbieten, wiedergeben, zum Besten geben
[1a] aufsagen, deklamieren, interpretieren, lesen, skandieren, vorlesen, rezitieren
[1b] aufführen, geben, vorspielen, zur Aufführung bringen
[1c] singen, vorsingen
[2] anfragen, erbitten, fordern, herantragen, vorbringen, wünschen
[3] äußern, berichten, darlegen, erzählen, mitteilen, reden über, referieren, sagen, Vortrag halten
[4] vorbringen
[5] übertragen, umbuchen

Gegenwörter:

[1] für sich behalten
[1a] lautlos lesen, still memorieren
[1b, 1c] Musik hören, zuhören
[2] verschweigen, verzichten
[3] verheimlichen
[4] zurücktragen

Oberbegriffe:

[1] wiedergeben
[2] begehren, bitten
[3] informieren
[4] tragen
[5] kontieren, buchhalterisch agieren, Buchhaltung durchführen

Unterbegriffe:

[1c] pfeifen, trällern

Beispiele:

[1a] Umbreen ist sauer, weil sie ihr Gedicht nicht vollständig vortragen darf.[2]
[1b, 1c] Der Wut-Pop von heute wirkt dagegen etwas künstlich – gerade wenn er mit so einer brachialen Bildermacht vorgetragen wird wie von der Band Rammstein, die direkt bei Leni Riefenstahl gelernt hat, einer, wenn man so will, sehr frühen Exponentin des Pop.[3]
[1c] Aber schon im Intro von Lasst uns froh und munter sein, das im Bild zwei Schafe vortragen, erhöht er das Tempo und stellt den beiden Kinderstimmen eine schnelle Gitarre und Percussions zur Seite.[4]
[2] Die Menschen verlieren sichtbar an Furcht, sich politisch auch öffentlich zu positionieren und ihre Forderungen vorzutragen.[5]
[2] Aber manche haben auch Beschwerden vorzutragen, manche geben Ratschläge.[6]
[2] Die kurdische Großmutter musste auf dem Amt nicht mehr auf Türkisch radebrechen, sondern konnte ihre Sorgen in der Muttersprache vortragen.[7]
[3] Die Argumente gegen die Union werden so lustvoll vorgetragen, damit auch ja kein Anhänger oder Wähler auf die Idee kommt zu glauben, die Grünen hätten das linke Lager verlassen.[8]
[3] Eine Delegation soll den Beschluss in der Pariser Nationalversammlung vortragen.[9]
[3] Im Gegenteil: Als ich im letzten Jahrzehnt diese Überzeugung immer wieder auch vor medizinischen Vereinigungen vortrug, sagten mir einzelne Experten nach der Diskussion: Dies können Sie ruhig so vortragen, Sie haben gute Gründe.[10]
[4] Beim Erntedankgottesdienst forderte der Pfarrer die Kinder auf, die mitgebrachten Feldfrüchte zum Altar vorzutragen, wo er sie dann segnete.
[5] Das Unternehmen kann die nicht abziehbaren Zinsen unbefristet vortragen und in späteren Jahren – im Rahmen der neuen Vorschriften – steuersparend vom Gewinn abziehen.[11]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1a] Balladen, Gedichte, Kinderreime, Reime, Verse, Weihnachtsgeschichte vortragen
[1b] Kammermusik, Musikstück, Oper, Operette vortragen
[1c] Arien, Lied, Schlager, Song vortragen
[1c] breit, gebunden, hervorgehoben, kurz, langsam, leise, rhythmisch, ruhig, schnell vortragen
[2] Anliegen, Anspruch, Begehren, Einwand, Sache, Sorgen, Wunsch vortragen
[2] persönlich vortragen
[3] Argumente, Fachwissen, Meinung, Präsentation, Referat, Standpunkt, Tatsachen, Texte, Thema vortragen
[3] auf der Konferenz, Tagung; auf dem Seminar vortragen
[4] einen Angriff vortragen
[5] Gewinn, Saldo, Verlust vortragen

Wortbildungen:

vorgetragen, Vortrag, Vortragekreuz, Vortragen, vortragend

Übersetzungen

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[1b, 1c, 2–5] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „vortragen
[1–5] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „vortragen
[1–4] Uni Leipzig: Wortschatz-Portalvortragen
[1–5] Duden online „vortragen

Quellen:

  1. Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 1873, Eintrag „vortragen“.
  2. Norman Ohler: Sprich dich aus, denn deine Lippen sind frei. Volksdichtung. In: Zeit Online. Nummer 50/2007, 10. Dezember 2007, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 16. Dezember 2012).
  3. Wer freihändig einen Berg herunterfährt. Pop. In: Zeit Online. 14. Februar 2008, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 16. Dezember 2012).
  4. Isabelle Erler: Süßer die Glocken. Weihnachten. In: Zeit Online. Nummer 48/2007, 21. November 2007, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 16. Dezember 2012).
  5. Alain-Xavier Wurst: Fidel Castro: "Eine Ära geht zu Ende". Interview mit Bert Hoffmann. In: Zeit Online. 19. Februar 2008, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 16. Dezember 2012).
  6. Gabriele Venzky: Gedemütigt, aber nicht gebrochen. Zurückgeblättert. In: Zeit Online. 20. Januar 2008, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 16. Dezember 2012).
  7. Michael Thumann: Staatsfeinde Q, W, X. Türkei. In: Zeit Online. Nummer 49/2007, 29. November 2007, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 16. Dezember 2012).
  8. Frank Drieschner und Brigitte Fehrle: Freie Radikale. Schwarz-Grün. In: Zeit Online. Nummer 07/2008, 9. Februar 2008, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 16. Dezember 2012).
  9. Jörg Schweigard: Reise in die Freiheit. Weltbürger. In: Zeit Online. Nummer 07/2008, 7. Februar 2008, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 16. Dezember 2012).
  10. Karl Kardinal Lehmann: Im Zweifel für das Leben. Stammzellen. In: Zeit Online. Nummer 04/2008, 1. Oktober 2009, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 16. Dezember 2012).
  11. Unternehmensteuer Reform 2008. www.stb-peiffer.de, abgerufen am 16. Dezember 2012.

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: vertragen
Anagramme: vorgarten, Vorgarten, vorragten