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Die
Erfindung betrifft ein Weitwinkelobjektiv gemäß Anspruch 1 sowie eine Weitwinkelkamera
nach Anspruch 20.
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Bei
Kraftfahrzeugen, insbesondere bei Nutzfahrzeugen werden immer mehr
Kameras zur Überwachung
der unmittelbaren Fahrzeugumgebung eingesetzt. Derartige Überwachungskameras
werden üblicherweise
starr an dem Fahrzeug montiert, so dass die Kamera ein weites Blickfeld
erfassen muss. Hierzu werden üblicherweise
Kameras mit vergleichsweise preiswerten Weitwinkelobjektiven eingesetzt.
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Diese
Weitwinkelobjektive erfassen einen sehr großen Feldwinkel von 100° oder mehr.
Jedoch wird dieses große
Blickfeld bzw. dieser große
Feldwinkel durch eine starke Verzeichnung und durch eine geringere Helligkeit
im Randbereich des Bildes erkauft. Unter Verzeichnung versteht man,
dass gerade Linien im Randbereich gekrümmt abgebildet werden. Man
unterscheidet zwischen einer tonnen- und einer kissenförmigen Verzeichnung,
wobei bei Weitwinkelobjektiven eine tonnenförmige Verzeichnung bzw. in
Prozenten ausgedrückt
eine positive Verzeichnung auftritt – siehe 3. Für die Verzeichnung
(y' – y)/y' mit y' als Bildhöhe ohne Verzeichnung
und mit y als tatsächliche
Bildhöhe
mit Verzeichnung. In der Regel wird nur die radiale Verzeichnung,
d. h. die Längenänderung
durch die Abbildung entlang der Speichen eines Rades berücksichtig.
In der vorliegenden Anmeldung beziehen sich die %-Angaben zur Verzeichnung
auf diese radiale Verzeichnung.
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Bei
Objektiven also auch bei Weitwinkelobjektiven treten eine Vielzahl
von Abbildungsfehlern auf, die so genannten sieben Seidelschen Bildfehler.
Die Seidelschen Bildfehler sind in drei Gruppen einzuteilen: Schärfefehler
(die sphärische
Aberration, Koma, Astigmatismus), Lagefehler (Bildfeldwölbung, Verzeichnung) und
Farbfehler (Farblängsfehler
und Farbquerfehler). Jede Linse eines Objektives besitzt verschiedene
Eigenschaften wie Glassorte, wie Krümmung (Radius der beiden Linsenflächen) und
Dicke der Linse. Die Anordnung einer Mehrzahl von Linsen in einem
Objektiv wird auch durch die Abstände der einzelnen Linsen voneinander, der
Lage der Blende und der Schnittweite, d. h. dem Abstand der letzten
Linsenfläche
zur Bildebene charakterisiert. Diese Eigenschaften werden Parameter
oder Freiheitsgrade genannt. Nach der Theorie kann jede dieser Freiheitsgrade
benutzt werden um einen Bildfehler zu korrigieren. Umgekehrt ist
auch jeder Freiheitsgrad an allen Bildfehlern beteiligt. Dies bedeutet,
dass bei der üblichen
Verwendung von Optikrechnern für
jede einzelne Fläche
die Bildfehler anteilig zuordnen kann.
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Was
das bedeutet, lässt
sich anhand eines Beispiels nachvollziehen. Dieses Beispiel ist
sehr wichtig, weil es darstellt, wie ein Entwickler eines Objektives,
ein Optikrechner vorgeht und warum die Kreativität noch so eine große und entscheidende
Rolle spielt. Man kann also die sieben Aberrationen korrigieren
mit minimal acht unabhängigen
Systemparametern (Freiheitsgraden). (Die Brennweite ist ebenfalls
zu berücksichtigen). Ein
Triplet (dreilinsiges Objektiv) könnte im Prinzip genügen. Ein
Triplet ist normalerweise aus zwei sammelnden Außengliedern (Kronglas) und
einem inneren Zerstreuungsglied (Flintglas) aufgebaut. Das ergibt
sechs Radien und zwei Abstände
zwischen den einzelnen Linsen. Als Anfang nimmt der Optikrechner
Systemparameter wie Glasart, Dicke der Linse, Abstand zwischen den
Linsen und Krümmung
(Radius) der Glasflächen. Wir
haben sechs Linsenflächen
und können
nun für
jede Fläche
berechnen, wie groß der
Anteil der Bildfehler ist. Als Beispiel könnten wir (sehr vereinfacht)
feststellen, dass in diesem Fall die Radien der zweiten Fläche (der
ersten Linse) die sphärische
Aberration und die chromatischen Fehler erzeugt, und die Radien
der dritten Fläche
Koma und Astigmatismus.
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Der
Optikrechner muss nun entscheiden, wie er diese Aberrationen korrigiert.
Er könnte
versuchen, die Krümmung
der ersten Linse so zu ändern,
dass die sphärische
Aberration berücksichtigt
werden kann. Aber die Krümmung
bestimmt auch die Brennweite, die soll sich ja nicht ändern. Es
kann auch der Fall sein, dass mit der Krümmung zwar der sphärische Fehler
verringert wird, jedoch gleichzeitig der Anteil der Koma ansteigt.
Er kann sich auch so entscheiden, dass die Korrektion über mehrere
Systemparameter verteilt wird, um die Empfindlichkeit zu verringern.
Wenn man einem Systemparameter die Aufgabe erteilt, eine Aberration so
gut wie möglich
zu korrigieren, hat man ein Problem, wenn bei der Fertigung gerade
dieser Para meter nicht innerhalb der Toleranz liegt. Oder man kann
auch feststellen, dass die Toleranz zu klein ist und in der Fertigung nicht
eingehalten werden kann.
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Der
Optikrechner wird die Systemparameter so lange ändern, bis die Korrektur der
sieben Aberrationen so ausgelegt ist, dass die Fehlerreste ganz
klein sind. Auch wird er versuchen, jeden Bildfehler mit verschiedenen
Freiheitsgraden gleichzeitig zu korrigieren. Die „Last" der Korrektur wird
dann über
die verschiedenen Flächen
verteilt und das ganze System wirkt entspannter. Der Entwickler
kann innerhalb bestimmter Grenzen die Glasarten und die Krümmung wählen, aber
jede Kombination wird eine andere Art der Gesamtkorrektur hervorrufen.
Hat man nun das Triplet so konfiguriert, dass es den Anforderungen
ungefähr
genügt, wird
man zum Beispiel feststellen, dass der Astigmatismus am Rand des
Bildes fast verschwunden ist, aber im Feld noch ziemlich kräftig mitspielt.
Hier stoßen
wir auf ein neues Problem. Die sieben Seidelsche Bildfehler sind
leider nicht die einzigen optischen Aberrationen. Man bezeichnet
die Seidelsche Aberrationen als Bildfehler der dritten Ordnung.
Es gibt logischerweise noch mehr Bildfehler höherer Ordnungen. Die wichtigsten
sind die Fehler der fünften
und siebten Ordnung. Diesen Fehlergruppen begegnet man nur, wenn
die erste Gruppe (dritter Ordnung) gut korrigiert ist.
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Theoretisch
wird ein sehr kleiner Gegenstandspunkt auch als ein sehr kleiner
Bildpunkt dargestellt. In der Praxis stimmt das nicht, weil es diese
Aberrationen gibt, die das Spiel verderben. Ein Punkt wird nicht
als Punkt, sondern als eine kleine Scheibe mit unterschiedlicher
Helligkeitsverteilung abgebildet. Siehe auch die Abbildung: Lichtberg.
Sobald diese Scheibe einen bestimmten Durchmesser unterschreitet,
werden die Bildfehler höherer
Ordnung sichtbar. Das ist eine vereinfachte Darstellung. In Wirklichkeit
wirken diese Fehler immer, aber man bemerkt sie nur, wenn der Restfehler
der dritten Ordnung klein ist.
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Das
Triplet-Beispiel, bei dem der Astigmatismus im Feld noch sichtbar
ist, zeigt den Effekt dieser Bildfehler höherer Ordnung. Man kann einen
bestimmten und ganz gut kontrollierten Rest der Seidelschen Bildfehler
benutzen, um diesen Fehler der fünften/siebten
Ordnung zu kompensieren. Das geht natürlich nur in beschränktem Maße und ein
Triplet hat nur dann eine akzeptable Bildqualität, wenn der Feldwinkel und/oder
die Blende klein sind.
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Dieser
Satz ist sehr wichtig. Ein bestimmtes optisches System (Anzahl und
Konfiguration der Linsen) hat eine beschränkte Möglichkeit für die Korrektion der Bildfehler.
Das bedeutet im Klartext, dass der Optikrechner nur mit viel Erfahrung
und Kenntnis die richtige Wahl treffen kann, wenn eine neue Rechnung
gefragt ist.
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Computer
und numerischer Methoden werden eingesetzt, um die wichtigen Abbildungsfehler
besser zu kontrollieren und sie werden auch verwendet, um ein optisches
System zu optimieren. Dieser Reichtum an Information kann aber auch
seine eigenen Probleme herbeiführen.
Dennoch ist die Aufgabe des Designers oder Optikrechners nicht unbedingt
einfacher geworden. Mit Hilfe von Computern kann er lediglich mehr
Parameter berücksichtigen
und schneller und genauer rechnen.
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Es
besteht ein gewisses Verhältnis
zwischen der Anzahl von Objektivparametern (Linsenkrümmung, Linsendicke,
Abstand, Brechungsindex usw.), sprich Freiheitsgraden, und dem Grad
der Korrektur eines optischen Systems. Mit mehr Freiheitsgraden
hat der optische Rechner entsprechend mehr Möglichkeiten, ein System zu
korrigieren. Wenn ein Rechner mehr optische Elemente einsetzt, könnte eine
bessere Korrektur erreicht werden. Das hat aber erhebliche Kostensteigerungen
zur Folge, noch dazu könnte
das System stark auf Fertigungstoleranzen oder Gewichtssteigerungen
reagieren.
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Der
Entwickler muss dann ein sehr gutes Verständnis der grundsätzlichen
optischen Möglichkeiten
einer bestimmten Konstruktion erarbeiten. Alle Konstruktionen benötigen eine
Optimierung nach einer anfänglich
viel versprechenden Skizze. Wenn eine Konstruktion nicht für einen
Feinabgleich geeignet ist, kann der Entwickler nur ein minderwertiges
Produkt erreichen.
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Ein
sechslinsiges Objektiv hat 10 freie Linsenflächen (Radien), sechs Linsendicken
(eine pro Linse) und vier Abstände
zwischen Linsen. Zusätzlich
hat jeder Glastyp einen Brechungsindex und eine Dispersionsnummer.
Auch muss die genaue Lage der Blende bestimmt werden. Mit diesen
36 Parametern (oder Freiheitsgraden) muss der Entwickler mehr als
60 (!) verschiedene Abbildungsfehler korrigieren. Jeder Parameter
kann ungefähr
10.000 einzelne Werte betragen und wir müssen mehr als 6.000 verschiedene
Strahlengänge
für jede Änderung
eines Parameters berechnen.
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Die
36 Freiheitsgrade sind auch nicht ganz unabhängig. Einige müssen kombiniert
werden, andere sind stark von anderen Parametern eingeschränkt. Demzufolge
sind die 36 Freiheitsgrade auf ungefähr 20 reduziert, wodurch die
Aufgabe noch komplizierter wird. Angesichts der gegebenen Bedingungen
und Überlegungen
ist es nicht überraschend,
dass hunderte, wenn nicht tausende von Konstruktionen erarbeitet
werden können,
welche alle der gewünschten
Lösung
sehr nahe liegen. Es ist geschätzt
worden, dass eine komplette Bewertung eines sechslinsigen Objektivs
unter Einsatz sehr schneller Computer, die Strahlengänge mit
einer Geschwindigkeit von 100.000 Oberflächen pro Sekunde berechnen
können,
10 Jahre beanspruchen würde.
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Das
ist selbstverständlich
nicht möglich.
Um die beste Lösung
aus dieser unendlichen Auswahl zu ermitteln, muss der Optikrechner
eine gründliche
Kenntnis der Effekte aller Abbildungsfehler auf die Bildqualität besitzen.
Zusätzlich
muss er fähig
sein, diejenigen Faktoren der Bildqualität zu erkennen, welche die gewünschten
Merkmale des optischen Systems herbeiführen können.
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Bei
dem Einsatz von Weitwinkelobjektiven zur Überwachung der unmittelbaren
Umgebung um ein Fahrzeug soll einerseits ein möglichstes großes Bildfeld
erfasst werden, da die Kameras üblicherweise
starr am Fahrzeug montiert werden, und zum anderen sollen die zwangsläufig auftretenden
Bildfehler das Erkennen von Hindernissen mit diesem Weitwinkelobjektiv
nicht über
Gebühr
beeinträchtigen.
Darüber
hinaus darf das Weitwinkelobjektiv nicht zu konstruktiv aufwendig
werden, da es dann für
Anwendungen im Kraftfahrzeugbereich zu teuer werden würde.
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Es
ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung ein preiswertes Weitwinkelobjektiv
anzugeben, dessen Bildfehler die Erkennung von Hindernissen im Bereich
um das Fahrzeuge nicht über
Gebühr
beeinträchtigt.
Weiter ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung eine entsprechende
Weitwinkelkamera anzugeben.
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Die
Lösung
dieser Aufgabe erfolgt durch die Merkmale des Anspruchs 1 bzw. 20.
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Es
wurde erkannt, dass ein wesentliches Problem beim Einsatz von Weitwinkelobjektiven
im Kraftfahrzeugbereich die mit Weitwinkelobjektiven einhergehende
Verzeichnung ist. D. h. insbesondere durch die Verzeichnung wird
das einfache und schnelle Erkennen von Hindernissen erschwert. Bei
einem diagonalen Feldwinkel von α von
142° ± 10°wir daher
die Verzeichnung erfindungsgemäß durch
das Weitwinkelobjektiv selbst auf <17%
und vorzugsweise <15%
beschränkt.
Obwohl der automotive Einsatzbereich der vorliegenden Erfindung
aus Kostengründen
den Einsatz von aufwendigen Weitwinkelobjektiven ausschließt, wird
dennoch die Korrektur der Verzeichnung durch entsprechende Ausgestaltung
des Weitwinkelobjektivs und nicht durch elektronische Nachbearbeitung
der aufgenommenen Bilder erreicht. Es hat sich überraschend gezeigt, dass dies mit
vertretbarem Kostenaufwand möglich
ist.
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Gemäß einer
vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung erfolgt diese Reduzierung
der Verzeichnung vor allem durch eine asphärische Linse. Diese asphärische Linse
ist vorzugsweise eine konkav-konvexe Biasphäre und ist die letzte Linse
in dem Weitwinkelobjektiv vor dem Bildsensor bzw. vor der Bildebene.
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Gemäß einer
vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird die optische Baulänge des
Objektivs auf 21,4 mm ± 5
mm beschränkt.
Dies erzwingt zum einen eine einfache Konstruktion und zum anderen
ergibt sich ein Weitwinkelobjektiv, das für den Einsatz im Kraftfahrzeug
klein genug ist.
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Gemäß einer
weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung enthält das Weitwinkelobjektiv
maximal fünf
Linsen, wobei die erste Linsengruppe maximal drei und die zweite
Linsengruppe maximal zwei Linsen enthält. Diese Linsenzahl bietet
einen guten Kompromiss zwischen Komplexität des Objek tives und damit
dem Preis und der Möglichkeit
Bildfehler ausreichend zu korrigieren.
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Gemäß einer
weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist die optische
Blende vom Eintrittsfenster aus betrachtet im Bereich um die 75% ± 10% der
optischen Baulänge
angeordnet. Es hat sich gezeigt, dass die Anordnung der Blende an
dieser Stelle bzw. in diesem Bereich besonders geeignet ist, bei
der geringen Anzahl der verwendeten Linsen die Linsenfehler und
insbesondere die Verzeichnung zu reduzieren.
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Gemäß einer
weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung sind zumindest
die Linsen der ersten Linsengruppe in direktem Kontakt zueinander
ohne Abstandselemente angeordnet. Auf diese Weise wird eine besonders
geringe optische Baulänge
ermöglicht.
Auch Toleranzen lassen sich dadurch besser einhalten, da die Abstandselemente
fehlen.
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Gemäß einer
weiteren bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung beträgt
die optische Blende 0,85 mm ± 0,5
mm. Durch diese Dimensionierung wird die gewünschte Reduzierung der Verzeichnung
besonders begünstigt.
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Gemäß einer
besonders bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung umfasst die erste
Linsengruppe drei Linsen und die zweite Linsengruppe zwei Linsen.
Diese Kombination von einzelnen Linsen, ihre Anordnung und Dimensionierung
bewirkt ein sehr großes
Bildfeld und eine sehr kleine Verzeichnung. Auch die übrigen Bildfehler
halten sich in tolerierbaren Grenzen.
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Die
Dimensionierung der fünf
Linsen gemäß der vorteilhaften
Ausgestaltung der Erfindung nach Anspruch 12 mit den dort angegebenen
Toleranzen liefern zufrieden stellende Resultate hinsichtlich der
Reduzierung der Verzeichnung und der sonstigen optischen Eigenschaften
des Weitwinkelobjektivs gemäß der vorliegenden
Erfindung.
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Gemäß einer
vorteilhaften Ausgestaltung nach Anspruch 19 wird die Blende durch
eine kreisrunde Öffnung
in einer zylindrischen Bohrung realisiert. Durch diese Maßnahme werden
störende
Reflexionen durch streifenden Lichteinfall wie bei einer üblicherweise
verwendeten konischen Bohrung verhindert.
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Gemäß einer
weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird eine planparallelen
Platte anstelle der üblicherweise
für solche
Kameras verwendeten sphärischen
oder dome-förmigen
Abdeckungen vorgesehen. Dies bedingt zwar, dass die optischen Eigenschaften
der Platte bei der Berechnung des Weitwinkelobjektives mit berücksichtigt
werden müssen,
dieser zusätzliche
Aufwand wird aber durch die wesentlich geringeren Kosten der planparallelen
Platte im Vergleich zu einer sphärischen
Abdeckung mehr als wett gemacht.
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Gemäß einer
weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist die erste
Linse der zweiten Linsengruppe besonders zur Korrektur der Bildfeldwölbung ausgelegt.
Durch diese Korrektur wird die räumlich gekrümmte Bildfläche des
Weitwinkelobjektivs auf die plane Sensorfläche des Bildsensor angepasst
bzw. es werden daraus resultierende Bildfehler korrigiert und verringert.
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Die
weiteren Unteransprüche
beziehen sich auf weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung.
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Weitere
Einzelheiten, Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus
der nachfolgenden Beschreibung einer bevorzugten Ausführungsform
anhand der Zeichnungen.
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Es
zeigt:
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1 eine
Schnittdarstellung einer beispielhaften Ausführungsform einer Weitwinkelkamera
mit einer elektronischen Bildaufnahmeeinheit gemäß der vorliegenden Erfindung,
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2 ein
optisches Funktionsschaltbild der beispielhaften Ausführungsform
nach 1 mit einer Darstellung der Strahlengänge aus
verschiedenen Feldwinkeln, und
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3 eine
schematische Darstellung der Verzeichnung als einen der Seidelschen
Bildfehler.
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Die 1 und 2 zeigen
eine beispielhafte Ausgestaltung der Erfindung. 1 zeigt
eine Weitwinkelkamera mit einem Weitwinkelobjektiv gemäß der vorliegenden
Erfindung in Längsschnitt
entlang der optischen Achse des Objektivs und 2 zeigt
die Strahlengänge
durch das Weitwinkelobjektiv nach 1 unter verschiedenen
Feldwinkeln α.
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Licht
von einem aufzunehmenden Objekt trifft über den Feldwinkel α auf eine
erste Linsengruppe 2, die eine Eintrittsöffnung 4 festlegt.
In Richtung des von dem aufzunehmenden Objekt einfallenden Lichtes
hinter der ersten Linsengruppe 2 ist eine optische Blende 6 angeordnet.
Hinter der optischen Blende 6 ist eine zweite Linsengruppe 8 vorgesehen.
Hinter der zweiten Linsengruppe 8 ist eine ebene Bildfläche 10 vorgesehen,
in der eine elektronische Bildaufnahmeeinheit in Form eines CCD-Sensors 12 mit
einer Mehrzahl von Pixeln angeordnet ist. Zwischen dem CCD-Sensor 12 und
der zweiten Linsengruppe 8 ist ein IR-Cut-Filter 14 angeordnet.
Durch den IR-Cut-Filter 14 wird IR-Strahlung ausgefiltert,
die zu einer Verschlechterung der Bildqualität führen würde. Dies gilt vor allem für die Farbdarstellung
bei Farbkameras, da bei höherem
IR-Anteil die Farbwirkung beeinträchtigt wird.
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Die
erste Linsengruppe 2 umfasst eine erste Linse 16-1,
eine zweite Linse 16-2 und eine dritte Linse 16-3.
Die zweite Linsengruppe 8 umfasst eine vierte Linse 16-4 und
eine fünfte
Linse 16-5. Die Linsen 16-1, 16-2 und 16-3 der
ersten Linsengruppe 2 sind unmittelbar aneinander angeordnet,
d.h. es sind keine Abstandselemente dazwischen vorgesehen. Zwischen
der vierten und der fünften
Linse 16-4, 16-5 ist ein nicht dargestellter Distanzring
mit einer Dicke von 0,7 mm angeordnet. Alle fünf Linsen 16-1 bis 16-5 werden
durch eine Linsenhalterung 18 gehalten. Hierbei greift
die Linsenhalterung 18 jeweils an den radialen Rändern der
fünf Linsen 16-1 bis 16-5 an.
Die Öffnung
der Linsenhalterung 18 definiert auch die Größe des Eintrittsfensters 4. Bei
der beispielhaften Ausführungsform
besitzt das kreisrunde Eintrittsfenster 4 einen Durchmesser
von 15,6 mm.
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Die
optische Blende 6 befindet sich unmittelbar vor der vierten
Linse 16-4 und weist einen Durchmesser von 0,85 mm auf.
Die Blende 6 ist physisch in der Linsenhalterung 18 ausgebildet,
die sich in den Raum zwischen der dritten und der vierten Linse 16-3, 16-4 erstreckt.
Die Blende 6 wird durch eine Ausnehmung in einer Sackbohrung 20 definiert,
die symmetrisch um die optische Achse des Objektivs in der Linsenhalterung 18 ausgebildet
ist. Die Sackbohrung 20 definiert eine kreisförmige Eintrittsöffnung 22 und
im Boden der Sackbohrung 20 ist eine kleinere kreisförmige Austrittsöffnung 24 vorgesehen.
Die Austrittsöffnung 24 ist
unmittelbar vor der vierten Linse 16-4 angeordnet und ihre
Größe bestimmt
die Größe der Blende 6.
Bei der beispielhaften Ausführungsform
der Erfindung beträgt
der Durchmesser der Austrittsöffnung 24 und
damit der der optischen Blende 6 0,85 mm. Durch die nicht-trichterförmige Ausgestaltung
der Bohrung 20 wird streifender Lichtdurchtritt durch die
Blende 6, was zu unerwünschten
Reflexionen führt,
vermieden. Die vierte Linse 16-4 ist unmittelbar auf die
Blende 6 aufgesetzt.
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Die
erste Linse
16-1 ist konvex-konkav geformt und weist einen
Radius R
11 und einen zweiten Radius R
12 auf die Krümmungsradien der einzelnen
Linsen sind aus der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen. Die zweite
Linse
16 ist ebenfalls konvex-konkav geformt mit einem
ersten Radius R
21 und einem zweiten Radius R
22. Die dritte Linse ist bikonvex mit einem
ersten Radius R
31, einem zweiten Radius
R
32. Die vierte Linse ist bikonvex geformt
mit einem ersten Radius R
41 und einem zweiten
Radius R
42. Die fünfte Linse ist eine konkav-konvex
asphärische
Linse. Die Dicken, Durchmesser Radien und Brechzahlen der fünf Linsen
16-i sowie deren
Abstände
zueinander sind aus nachfolgenden Tabelle 1 zu ersehen.
| | Radien/mm | Dicken/mm | Brechzahl nd/587
nm | Durchmesser/mm |
erste
Linse | R11 | +13,73 | 0,84 | 1,77 | 16,00 |
16-1 | R12 | –4,75 | | | |
Luftabstand | | | 3,11 | | |
zweite
Linse | R21 | +153,44 | 0,72 | 1,79 | 11,00 |
16-2 | R22 | –6,04 | | | |
Luftabstand | | | 1,62 | | |
dritte
Linse | R31 | ∞ | 3,66 | 1,85 | 9,50 |
16-3 | R32 | +8,54 | | | |
Luftabstand | | | 3,74 | | |
Blende | | | 0,01 | | |
vierte
Linse | R41 | +6,80 | 1,24 | 1,75 | 4,00 |
16-4 | R42 | +4,22 | | | |
Luftabstand | | | 0,83 | | |
fünfte Linse | R51 | –0,42 | 1,24 | 1,53 | 2,10 |
16-5 | R52 | +0,59 | | | 2,72 |
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Die
Durchmesserangaben zu der fünften
Linse beziehen sich auf die optisch wirksamen Durchmesser. Als räumliches
Bauteil weist die fünfte
Linse 16-5 einen Durchmesser von 7 mm auf.
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Die
Asphärenkoeffizienten
c
i und die konischen Konstanten K der fünften Linse
16-5 sind
aus der nachfolgenden Tabelle 2 zu ersehen.
Asphärenkoeffizienten | C2 | C4 | C6 | C8 | konische
Konstante K |
R51 | 0.92546 | 0.17160 | 0.22119 | –0.00761 | –0.88956 |
R52 | 0.32994 | 0.18753 | –0.03589 | 0.06766 | –0.83027 |
Tabelle
2
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Zu
der Darstellung der asphärischen
Flächen
der fünften
Linse 16-5 wird auf das Fachbuch Naumann/Schröder, Bauelement
der Optik, Taschenbuch der technischen Optik, 5. Aufl., 1987, S.
145ff verwiesen.
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Die
fünfte
Linse 16-5 besteht aus Kunststoff, ist einstückig ausgebildet
und besitzt einen Linsenteil 26 und einen Halteteil 28.
Der Linsenteil 26 stellt eine asphärische, konkav-konvexe Linse
dar, die die optische Funktion der fünfte Linse 16-5 bereitstellt.
Das Halteteil 28 erstreckt sich ringförmig von dem Rand des Linsenteils 26 weg,
wobei in Schnittdarstellung – siehe 1 – das Halteteil 28 aus
zwei T-förmigen
Elementen besteht, die sich nach oben und unten von dem Rand des
Linsenteils 26 wegerstrecken. Folglich besteht das Halteteil 28 aus
einem kreisringförmigen
ersten Abschnitt 28-1 mit rechteckigem Querschnitt, der
sich unmittelbar an den Rand des Linsenteils 26 anschließt, und
einem kreisringförmigen
zweiten Abschnitt 28-2 mit rechteckigem Querschnitt, der
sich an den ersten Abschnitt 28-1 anschließt und quer
zu diesem angeordnet ist. Der erste Abschnitt 28-1 dient
als Anlagefläche
für die
vierte Linse 16-4, die ohne Abstandselemente direkt an
der fünften
Linse 16-5, genauer an dem ersten Abschnitt 28-1 des
Halteteils 28 anliegt. Durch den die Austrittsöffnung 24 der
trichterförmigen
Bohrung 20 umgebenden Teil der Linsenhalterung 18 wird
die vierte Linse 16-4 gehalten. Auch die erste, zweite
und dritte Linse 16-1, 16-2, 16-3 stützen sich
in ihrem Randbereich aneinander ab und werden in radialer Richtung
durch die Linsenhalterung 18 gestützt.
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Vor
der ersten Linse 16-1 ist eine lichtdurchlässige Schutzabdeckung
in Form einer planparallelen, transparenten Platte 30 vorgesehen,
die das Weitwinkelobjektiv vor Umwelteinflüssen schützt. Das Vorsehen der planparallelen
Platte 30 anstelle der üblicherweise
für solche
Kameras verwendeten sphärischen
oder dome-förmigen
Abdeckungen bedingt zwar, dass die optischen Eigenschaften der Platte 30 bei
der Berechnung des Weitwinkelobjektives mit berücksichtigt werden müssen. Dieser
zusätzliche
Aufwand wird aber durch die wesentlich geringeren Kosten der planparallelen
Platte 30 im Vergleich zu einer sphärischen Abdeckung mehr als
wett gemacht. In 1 ist auch die optische Baulänge OBL
des Objektivs, d. h. der Abstand zwischen der Außenseite der transparenten
Schutzabdeckung 30 und der Oberfläche des Bild-Sensors 12 eingezeichnet. Die
optische Baulänge
OBL beträgt
bei der beispielhaften Ausführungsform
der Erfindung 21,4 mm.
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2 stellt
das optische Funktionsschaltbild der Ausführungsform nach 1 dar
und zeigt die Anordnung der fünf
Linsen 16-1 bis 16-5 auf der optischen Achse OA
des Weitwinkelobjektives gemäß der vorliegenden
Erfindung. In 2 sind fünf verschieden Strahlengängen 32-1 bis 32-5 aus
unterschiedlichen vertikalen Feldwinkeln α mit Werten für α von 130°, 100°, 80°, 60° und 30° eingezeichnet
(in 2 sind jeweils die Werte für α/2, d. h. der Winkel zwischen
optischer Achse OA und dem jeweiligen Einstrittsstrahl eingezeichnet).
Zusätzlich
sind in 2 auch die Dicke und die radiale
Ausdehnung der einzelnen Linsen 16-1 bis 16-5 eingezeichnet
und angegeben.
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- α
- Feldwinkel
- OBL
- optische
Baulänge
- OA
- optische
Achse
- 2
- erste
Linsengruppe
- 4
- Eintrittsfenster
- 6
- optische
Blende
- 8
- zweite
Linsengruppe
- 10
- Bildfläche
- 12
- Bild-Sensor
- 14
- IR-Cut-Filter
- 16-1
- erste
Linse
- 16-2
- zweite
Linse
- 16-3
- dritte
Linse
- 16-4
- vierte
Linse
- 16-5
- fünfte Linse
- 18
- Linsenhalterung
- 20
- Sackbohrung
in 18
- 22
- Eintrittsöffnung
- 24
- Austrittsöffnung
- 26
- Linsenteil
- 28
- Halteteil
- 28-1
- erster
Abschnitt von 28
- 28-2
- zweiter
Abschnitt von 28
- 30
- transparente
Schutzabdeckung
- 32-i
- Strahlengänge